Hallo Leute,
hab's durchaus mitgelesen und zumindest geschmunzelt. Nein, einen Vogel hab ich meinem Laptop nicht gezeigt. Ihr seid ja tatsächlich Laien, schon wenn ich hier lese, wie Ihr Euch die Gewinnung von Wasser für die Dampflok vorstellt.
Okay, mal ganz langsam. Speisewasser führt eine Dampflok der HSB ausschließlich in seitlich neben dem Kessel liegenden Wasserkästen mit. Das heißt, man müsste Unmengen von Schnee einigermaßen gezielt in die Einläufe dieser Wasserkästen werfen und erhielte eine verschwindende Menge Wasser zum Speisen des Kessels, was natürlich voraussetzen würde, dass die Lok immer noch unter Dampf stünde und der Wasservorrat nicht einfriert. Wem will man diese Arbeit unter den Bedingungen des Wetters und des Standorts der Lok zumuten?
Okay, das Wasser im Wasserkasten vor dem Einfrieren zu bewahren, ist mit der Dampfstrahlpumpe möglich, denn man kann sie so einstellen, dass man Dampf in das Speisewasser leitet und damit etwas warm hält. Aber nochmals, welchem Lokpersonal ist das zuzumuten, zumal von der Außenwelt gewissermaßen abgeschnitten bzw. der Gefahr der Unzugänglichkeit ausgesetzt und dann müssten sie sich bei den Wetterbedingungen auch noch schinden, bis dann der Kohlevorrat verbraucht wäre. Außerdem ist irgendwann Feierabend und man müsste Ersatzpersonal an den Ereignisort schaffen.
Da lässt man die Lok wohl in jedem Fall erkalten und schleppt sie später von der Strecke. Das birgt natürlich die Gefahr von Frostschäden. Eine fachgerechte Entwässerung aller Wasser und Dampf (Kondensat!!!) führenden Teile der Lok ist auf der Strecke und unter den gegebenen Bedingungen eigentlich unmöglich.
Gerade jährt sich die Schneekatastrophe 1978/79 zum 40. Mal. Hier beim Rasenden Roland sind damals zweimal Lokomotiven eingeschneit und mussten auf freier Strecke aufgegeben werden. Das Personal hat die Loks damals einfach auf der Strecke entfeuert und hatte danach den Abschlammer geöffnet, so dass das heiße Kesselwasser und der Dampf ausstömten. Es waren die Loks 99 4633 und 4632 und deren Ablasshahn des Wasserkastens ist von außen nicht zugänglich, so dass der Wasserkasten nicht restlos entleert werden kann. So blieb nur die Variante, das Wasser mit der Strahlpumpe und vor dem Ablassen des Kesselwassers einfach auszupumpen (ins Freie). Mehr ging dort vor Ort nicht und völlig leer wird der Wasserkasten dabei auch nicht, allerdings weiß ich nicht, ob die Vorräte angesichts des Kampfes im Schnee nicht ohnehin schon geschwunden waren. Das Personal konnte noch einige Entwässerungshähne (z.B. an den Speiseleitungen) öffnen und musste darauf hoffen, dass die selbsttätigen Entwässerungsventile funktionierten und die Entwässerungsleitungen nicht völlig eingefroren waren.
Unser Personal musste eine Lok in der Nähe von Beuchow, die andere bei Serams aufgeben und brachte sich zu Fuß in Sicherheit.
Andere Möglichkeiten fallen mir für 99 234 jetzt auch nicht ein. Also Feuer aus und soweit zugänglich, das Wasser ablassen, bevor es erkaltet. Es ist zweifellos für den Kessel nicht günstig, einfach ganz schnell Wasser und Dampf abzulassen (wie 1979 auf Rügen), aber die Gefahr der Beschädigung dürfte beim Einfrieren deutlich höher sein. Ein großes Problem ist natürlich das Wasser, das als Eispanzer den Umkreis und auch das Laufwerk der Lok lähmen dürfte. Das erfordert vor dem Abschleppen zusätzliche Auftauarbeit.
Ich gehe davon aus, dass die Kollegen der HSB die in dieser Situation richtigen Entscheidungen getroffen haben und hoffe, dass die Lokomotive keine größeren Schäden davonträgt.
Viele Grüße
Dampfachim