Am Freitag, den 29.03. endete nach 226 Jahren der Schieferbergbau der Fa. Rathscheck auf dem Bergwerk Katzenberg in Mayen in der Eifel (Rheinland-Pfalz). Nachmittags wurde der letzte Förderwagen mit dem berühmten und namentlich geschützten "Mosel-Schiefer" zu Tage gehoben, der nach dem Verarbeiten der letzten Lagerbestände in Mayen dann nicht mehr erhältlich sein wird.
Damit endete gleichzeitig der Betrieb von Deutschlands letztem Schieferbergwerk, dass zugleich das größte in Mitteleuropa war.
Vorausgegangen war der Schließung ein öffentlich ausgetragener Streit zwischen dem Eigentümer der Fa. Rathscheck, dem in Neuss am Rhein ansässigen Familienkonzern Wilhelm Werhahn KG (u.a. auch Eigentümer der Basalt AG) und der Bergwerkwerkbelegschaft, wo rund 51 Beschäftigte (auch alle Kumpel) ihren Arbeitsplatz verloren. Ein vom Betriebsrat gewünschter Sozialplan kam erst einen Tag vor der Stillegung zustande. Obwohl das Bergwerk "offiziell" erst am 31.03.2019 stillgelegt wurde, war der letzte Tag der Förderung bereits am Freitag, der 29.03.2019, 15.00 Uhr.
Bis Ende 2019 werden untertage Raubarbeiten (= Rückbau) durchgeführt, ebenso werden übertage die Abrißarbeiten beginnen.
Möglicherweise geht ein Großteil zur Weiterverwendung nach Spanien, wo Rathscheck bzw. die Familie Werhahn aus Neuss jetzt das weltgrößte Schieferbergwerk betreibt.
Zu den Gründen der Bergwerksschließung gibt es (wen wunderts?) unterschiedliche Sichtweisen:
1) Der Verwaltungsrat der als öffentlichkeitsscheu bekannten Familie Werhahn erklärte 2018, dass die erst in 2016 aufgefahrene 11. Sohle in 400 m Tiefe (Teufe) aufgrund geologischer Störungen in 2018 kaum Förderung brachte. Zudem sei das Ausbringen deutlich unter die wirtschaftlich erforderlichen 12% gefallen und die Qualität stimme nicht mehr (d.h. von einem unter Tage gewonnenen "Schieferblock" = 100 % - muss nach der Verarbeitung über Tage wenigstens ein Anteil von 12% in guter Qualität "übrig bleiben" und verkauft werden können).
Zudem soll in Kombination mit geologischen Störungen ein extrem hoher Gebirgsdruck zur einer geringeren Förderung geführt haben.
2) Die Belegschaft (nicht nur der Betriebsrat) macht eine andere Rechnung auf: So seien in der 2016 aufgefahrenen 11. Sohle die Vorrichtungsarbeiten teilweise abgebrochen worden und somit sollen gar nicht alle der beabsichtigten Abbaustellen in Förderung gegangen sein.
Zudem soll eine durch Untätigkeit und demotivierende Mitarbeiterführung gekennzeichnete Grubenbetriebsführung das Desinteresse der Eigentümerfamilie am Bergwerk Katzenberg über Jahre zum Ausdruck gebracht haben.
Wie dem auch sei, die Familie Werhahn hat bereits vorgesorgt:
Unter dem Markennamen "Monumentum" wurde ein Ersatzprodukt für den Moselschiefer gefunden bzw. kreiert, der nun bei zwei im spanischen Galicien ansässigen Schieferbetrieben gewonnen wird, die Rathscheck bzw. Werhahn vor 5 bzw. 10 Jahren aufgekauft hat.
Aus unternehmerischer Sicht bieten sich nur Vorteile:
1) Das Lohniveau in Galicien ist etwas "anders" als in der Eifel
2) Der Schiefer wird teilweise auch im Tagebau gewonnen
3) Die Ausprägung der Umweltstandards in Galicien dürfte sich "geringfügig" von denjenigen in der Eifel unterscheiden (trotz EU).
Mit der Schließung der Schiefergrube Katzenberg in Mayen ist damit eine weitere Grubenbahn bzw. Feldbahn im Übertagebereich verschwunden, sodaß ich mich frage, wo gibt es in Deutschland noch Grubenbahnen untertage?
Braunkohle (Tiefbau), Steinkohle, Schiefer, Kupferschiefer, Blei, Zink - alles weg.
Evtl. noch in einem Kalibergwerk oder in einem Tonbergwerk?
Grüße
-railfox-