Vorbei: Aus für Deutschlands letztes Schieferbergwerk in Mayen i.d. Eifel

  • Micha schrieb:

    "das Natursteinwerk Theuma gehört wohl nicht zu Deutschland, weil es im Vogtland liegt?"

    Ja, das wird dann wohl so sein, wenn Du das schon feststellst. Vogtland mit der Haupststadt Plauen ist ja umgeben von den vier Staaten Tschechien (Böhmen), Bayern , Thüringen und Sachsen, in die es tlw. naturräumlich hinreinragt. (Zwei der namensgebenden Vögte stammen bekanntlich aus Greiz bzw. Gera) Dann liegt Theuma vmtl. auch nicht in Deutschland ;-))

    -railfox-

  • Hallo Railfox!

    Darf ich mal fragen, was daran schlimm ist, dass es keine Grubenbahnen mehr gibt, die an der Förderung bzw. Beförderung der Erze, Kohle und anderen Sachen die Unter Tage liegen beteiligt sind? Ohne dir jetzt zu nahe treten zu wollen, ich möchte dich jetzt hier nicht reizen in irgendeiner Weise! Es ist nur meine Unwissenheit die mich treibt.

    Wenn ich dich richtig verstanden habe zählen Museumsbergwerke nicht mit dazu, die noch ein Stück mit der Grubenbahn unter Tage fahren, aber ich bilde mir ein das es noch ein paar wenige Museumsbergwerke, die die Grubenbahn betreiben, gibt... Ich lasse mich natürlich gerne eines besseren belehren.

    Grüße


    Paul

  • Schlimm, schlimm.....

    Hallo Paul,

    wo habe ich eigentlich das Wort "schlimm" benutzt?

    Ja, ich finde es als eisenbahn- und technikinteressierter Mensch bedauerlich, daß

    - in Deutschland keine aktiven Steinkohlenbergwerke mehr existieren

    - immer mehr Stahlfachwerkbrücken durch schlichte Betonbauwerke ersetzt werden

    - die Anzahl der Gasometer kontinuierlich schwindet

    - in Deutschland nur noch 5 aktive Kokereien existieren

    - in Deutschland nur noch 8 Hochofenwerke für Rohseisen existieren

    - das neue Schiffshebewerk in Henrichenburg (Bj. 1962 ) stillund leise vor sich hin gammelt

    - bis heute kein 360-Grad- Ringlokschuppen der deutschen Staats-Eisenbahn dauerhaft gesichert ist

    - Industriedenkmäler diverser Art in Nacht- und Nebelaktionen verschwinden

    - traditionelle Industrien aufgrund einer ausufernden und verfehlten "Globalisierung" verschwinden müssen

    - mir keine aktiven Dampfmaschinen bekannt sind, die nicht für museale Zwecke an ihrem Originalstandort erhalten werden. Die letzte aktive Dampfmaschine (nicht mit Druckluft angetrieben, nicht vor sich hinrostend, nicht in ein Museum transloziert )habe ich um 2000 herum bei den Steinkohlegruben an der Saar gesehen


    - aktive Grubenbahnen im Untertagebereich nahezu verschwunden sind (Museumsgrubenbahnen üben auf mich nunmal keinen Reiz aus und interessieren mich nicht)

    - ich habe beruflich diverse aktive Gruben bzw. Zechen in Deutschland befahren, wer wie ich aktive Bergwerke und ihr eigenes "Flair" kennengelernt hat, und dann Museumsbergwerke aufsucht (habe ich auch), wird einen Unterschied wie Tag und Nacht feststellen. Daher interessieren mich auch "Museumsbergwerke" nicht wirklich - sie sind für mich schlicht uninteressant und reizlos.

    Wenn ich Dich richtig verstehe, wäre ja dann auch eine Umstellung der sä. ÖPNV-Schmalspurbahnen auf Busse ja nicht "schlimm", denn mit der Preßnitztalbahn, Schönheide und Rittersgrün sind ja bereits hervorragende Schmalspurmuseumsbahnen bzw. -museen vorhanden, oder?

  • Entschuldige bitte das ich Frage. Ich wollte dich wirklich nicht reizen.

    Also: Nein, du hast das Wort nicht benutzt, erst in deiner Antwort auf meine Frage. Ich bitte mein Irrtum in meiner Interpretation zu entschuldigen. Es kann alles mal passieren. Es ist auch einleuchtend was du mir erklärst, sehe ich ein und gehe auch in einigen Punkten mit dir mit. Zum Beispiel, dass es Traditionen gibt, die gewahrt werden müssen. Auch in einigen weiteren Punkten möchte ich dir Recht geben. Dennoch gibt es Punkte, denen ich Widerspreche in meiner persönlichen Meinung.

    Gruß


    Paul

  • Railfox ich gebe Dir total Recht, dass das Original fast immer besser ist als die Kopie und mehr Flair hat.

    Der Punkt ist nur: die Dinger (etwas abfällig, entschuldigt) werden ja dicht gemacht, weil der Bedarf nicht mehr da ist. Klar kann man das am Leben halten mit vielen Mitteln (v.a. Geld), aber was ist denn künstlich bewahrte Tradition? Richtig: ein Museum. Da beißt sich doch die Katze in den Schwanz.

    Einzige Lösung wäre: Deutsche kauft mehr deutsche Produkte...aber im Ernst: wer soll denn deutsche Produkte bezahlen? Ich dachte, dass ich halbwegs gut verdiene.....neulich hatte ich dann nen Dachdecker da.....

    Der wird zwar vermutlich etwas weniger verdienen als ich, vielleicht auch etwas mehr, egal: der Punkt ist einfach, dass deutsche Arbeit mit dem ganzen Kladderadatsch der zum Arbeitslohn dazu kommt viel zu teuer ist. Wenn ein Bagger (wohlgemerkt ohne Baggerführer) einen Stundenlohn bekommt, der fast an den Tagessatz eines Musikers, der 24h Stunden von zu Hause weg ist, heranreicht.....

    Oder nehmen wir Meiningen: ich vermute nicht, dass die Beschäftigten dort plötzlich tierisch viel mehr Lohn bekommen. Dennoch scheinen die Preise dort ja in den vergangenen Jahren ziemlich explodiert zu sein.

    Das ist nun etwas abschweifig, was ich sagen möchte: deutsche Produkte sind nur dann marktfähig, wenn sie besser sind als die übrigen. Das ist beim Schiefer nicht der Fall oder zumindest nicht in dem Maße, dass der Mehrpreis gerechtfertigt wäre. So sieht es der Verbraucher.

    Viele Grüße,

    Lenni

  • Hallo Lenni,

    Zitat:

    "neulich hatte ich dann nen Dachdecker da....."

    Sehr schön, womit hat er denn Dein Dach neu eingedeckt? Mit Schiefer aus der Grube Katzenberg oder doch schon mit iberischem Schiefer? :-))

    Zitat:

    " Wenn ein Bagger (wohlgemerkt ohne Baggerführer) einen Stundenlohn bekommt, der fast an den Tagessatz eines Musikers, der 24h Stunden von zu Hause weg ist, heranreicht..."

    Ja, das ist so, hier sind nicht die Ausbildungskosten in Relation zu setzen (Musikerstudium vs. Baumaschinenführerlehrgang), sondern die Anschaffungskosten des "Arbeitsgerätes": Ein in Deutschland (Europa) gefertigter Hydraulikbagger übertrifft bei den Material- und Herstellungskosten eben eine in Deutschland oder China geschnitzte Geige, Fagott, Oboe usw. um ein Vielfaches - besonders die Hydraulik haut bei den Kosten so richtig rein.

    Auf der anderen Seite solltest Du Dir die Frage stellen: Wie lange hättest Du mit Schüppe und Spaten für die Buddelarbeit an Zeit und Nerven aufgewendet?

    Ganz nebenbei: Ich kenne mittlerweile aufwendige Studiengänge (nein, nicht Zahnmedizin oder Jura), wo der Verdienst deutlich unter dem eines Handwerksmeister liegt.

    Zitat:

    "Oder nehmen wir Meiningen: ich vermute nicht, dass die Beschäftigten dort plötzlich tierisch viel mehr Lohn bekommen. Dennoch scheinen die Preise dort ja in den vergangenen Jahren ziemlich explodiert zu sein."

    Ja, das scheint so zu sein. Die Ursache dafür liegt aber beim Eigentümer am Potsdamer Platz in Berlin: Unreralistische Zielvorgaben für eine hohe Ertragsabführung scheinen im DBAG-Vorstand zu dem Irrglauben geführt zu haben, dass Ausbesserungswerk Meiningen sei eine Melkkuh.

    Spätestens, wenn die HSB über eine eigene Werkstatt verfügen, die dann neben den eigenen Fahrzeugen auch jene r Handvoll westdeutscher 1000mm-Fahrzeugen untersuchen könnte, wird das "Dampf"-Eis in Meiningen sehr dünn.

    Mal schauen, wann die ersten chinesischen "Wandersymphoniker" die "teuren" deutschen , in Deutschland ausgebildeten Berufsmusiker ersetzen.

    Der Kämmerer meiner Heimatstadt würde sie sofort engagieren. ;-))

    Geiz ist geil?

    Grüße

    -railfox-