Hallo liebe Eisenbahnfreunde,
manch einer von Euch wird sicher wissen, dass meine Wiege in der kleinen Boddenstadt Barth stand.
Wer heute mit einem Zug der Usedomer Bäderbahn in Barth eintrifft, kann sich wohl kaum noch vorstellen, welch ein Leben auf den Gleisen in Barth einst herrschte.
Barth wird Bahnknoten
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Barth zu einem florierenden Industriestandort.
Die Lage am Barther Bodden begünstigte die Entstehung von Werften und Reedereien, auch wenn die hier gebauten hochseefähigen Segler ihren Heimathafen später im Allgemeinen nie mehr erreichten.
Die Schiffe wurden halb fertig, teilweise in Schräglage getrimmt, damit sie durch den flachen Bodden auf die freie See geschleppt werden konnten. Erst auf der Ostsee wurde die Ausrüstung abgeschlossen und die Schiffe somit vollends untauglich für die flachen Boddengewässer.
Schließlich siedelte sich die Pommersche Eisengießerei an, die vor allem landwirtschaftliche Maschinen herstellte. Dazu kam noch eine Fischfabrik und eine Möbelfabrik.
1863 begann in Vorpommern mit der Einweihung der Bahnlinie Angermünde – Stralsund das Eisenbahnzeitalter.
Auch weitere Projekte wurden konkret, etwa der Anschluss der Insel Rügen, der dann 1883 folgte, aber auch eine zweite Strecke nach Berlin, die als „Nordbahn“ schon 1878 Stralsund erreichte.
Nun wurde eine Verbindung der preußischen Küstenstädte mit Rostock in Mecklenburg projektiert.
Über den Streckenverlauf herrschte zunächst keine Einigkeit.
Einerseits wurde Stralsund – Barth – Damgarten – Rostock der Vorzug gegeben, weil die Wirtschaftszentren so direkt verbunden worden wären.
Die kürzeste Linie, die schließlich dann auch gebaut wurde, sollte von Stralsund über Starkow nach Damgarten bzw. Rostock führen.
Die südliche Variante über Richtenberg bzw. Franzburg wurde vor allem von den Grundbesitzern in dieser Gegend zur Entwicklung ihrer Landwirtschaft gefordert.
Barth hätte jeweils einen Anschluß durch eine Stichstrecke bekommen.
Am 1. Juli 1888 wurde schließlich die Strecke Stralsund – Ribnitz und der Abzweig Velgast – Barth eröffnet.
1888 war das so genannte Dreikaiserjahr. Am 15. Juni war gerade Kaiser Friedrich III verstorben, der nur ganze 99 Tage regiert hatte.
Die Staatstrauer überschattete die Einweihung der Eisenbahn nach Barth, so dass es keine offizielle Einweihungsfeier gab.
Barth entwickelte sich sehr schnell weiter und 1892 wurde eine Zuckerfabrik am Bodden eröffnet, die vom Bahnhof her ein Anschlussgleis bekam, das gleich zum Hafen weiter geführt wurde. Diese Anschlussbahn maß im Stammgleis 2,5 km. Abzweigend gab es in der Folge einige Anschlüsse, etwa zur Zuckerfabrik, zum Gaswerk, zur Kornmühle, Fischfabrik und zu einer Jutespinnerei.
1895 eröffnete die Franzburger Kreisbahn AG die meterspurigen Strecken Barth – Damgarten, Barth – Stralsund und Alten Pleen – Clausdorf.
Das Anschlussgleis zum Hafen, das nunmehr als Dreischienengleis ausgeführt war, wurde alsbald komplett durch die FKB betrieben, auch die Regelspur.
Aber auch die Badeorte an der Ostseeküste auf den Halbinseln Darss und Zingst erblühten um die Jahrhundertwende, so dass 1910 die Verlängerung der Regelspur zwischen Barth und Prerow eingeweiht wurde.
Im dritten Reich wurde in und um Barth die militärische Aufrüstung vorangetrieben.
Im Barther Wald wurde eine Munitionsfabrik errichtet, die sich vor allem mit der Herstellung chemischer Kampfstoffe beschäftigte. Eine Flakschule entstand bei Barth und südlich der Stadt wurde ein Militärflughafen erbaut, auf dem Bomberpiloten mit ihren Flugzeugen, aber auch zeitweise eine Stuka-Einheit stationiert waren.
Mit dem Ende des zweiten Weltkriegs endete auch der Betrieb zwischen Barth und Prerow und auf den Anschlussbahnen zum Flughafen und zur Munitionsfabrik.
Alle Gleise dieser Strecken wurden als Reparationsleistung für die Sowjetunion demontiert.
Schließlich wurden zwischen 1961 und 1971 auch die Schmalspurstrecken der ehemaligen FKB stillgelegt und abgebaut.
Übrig blieben die recht umfangreichen Anlagen des Regelspurbahnhofes Barth mit zweigleisigem Lokschuppen, der jetzt nur noch regelspurigen Werkstatt der FKB, Anschlüssen zur Bäuerlichen Handelsgenossenschaft ( BHG ) und Arochemisches Zentrum ( ACZ ), der Gärtnerei ( Öl- später Kohleversorgung zur Heizung ) und der Hafenbahn.
An der Ladestraße herrschte täglich große Ladetätigkeit und vor allem die Nationale Volksarmee, aber auch die Gesellschaft für Sport und Technik nutzten das Gleis der ehemaligen Prerower Strecke jährlich mehrfach, das 1967 wieder bis Bresewitz vorgestreckt wurde.
So war der Eisenbahnbetrieb in Barth auch ohne Schmalspur ein recht reger und abwechslungsreicher.
Meine Zeit in Barth, das Dieselzeitalter
Die letzten Dampfloks der BR 03.0, die ich als Kind noch vom elterlichen Garten beobachten konnte, rosteten ab 1979 / 80 nur noch auf den Abstellgleisen am Lokschuppen vor sich hin.
Schon Anfang der 70er hatte die 110 das Regiment im Nahpersonen und Güterverkehr übernommen.
Nach der 03 brachte nun die 132 die in der Saison verkehrenden Schnellzüge mit den sonnenhungrigen Urlaubern, die nach Zingst und Prerow nunmehr mit Bussen fahren mussten.
Aber auch 120, 118 und natürlich 142 ließen sich in Barth sehen. Einmal täglich kam der LVT der BR 172 aus Tribsees zum Tanken nach Barth, manchmal auch ein zweiter LVT als Dienstpersonenzug, nämlich immer wenn eine bestimmte Brigade im 4-Brigadeplan in Stralsund Frühschicht hatte.
Die 106 rangierte emsig auf dem gesamten Bahnhof und in allen Anschlüssen und manchmal bekam man sogar die V 10 B der Zuckerfabrik zu Gesicht, nämlich wenn sie zum Raw musste.
Meine Jugend verbrachte ich zu einem großen Teil auf dem Bahnhof, im Sozialgebäude der Lokeinsatzstelle, wo unser Modellbahnclub zu Hause war, oder auf dem Fahrdienstleiterstellwerk, wo ich neugierig den Fahrdienstleitern bei der Arbeit zuschaute und mit viel Glück auch mal eine Weiche stellen durfte.
Dort oben auf Stellwerk B 1 verbrachte ich manchen Nachmittag nach Berufsschule oder nach Feierabend. Wenn der Bahnhofsvorsteher mich auch so manches Mal dort erwischte und die Fahrdienstleiter einen „Anschiss“ bekamen. Ich bemerkte sein Augenzwinkern, denn auch er musste dort auf dem „Turm“ so manche Schicht schieben und rief mich dann auch zu sich.
Dort lernte ich viele Barther Lokführer kennen, die oft auch noch die hinter dem „Turm“ vorbeiführende Kleinbahn geführt hatten.
Gerade vor ein paar Tagen traf ich einen der lieben Barther Kollegen wieder.
Hallo, Hallo… Fahrdienstleiter Kurt Uecker hielt die Tür für mich immer offen. Weil es keinen Streckenblock gab, wurden alle Züge telefonisch dem Fahrdienstleiter in Velgast gemeldet und umgekehrt. Zwischen Fahrdienstleiter und Weichenwärter auf dem Bf. gab es aber eine Blockabhängigkeit.
Ein Teil der Hebelbank des Stellwerks B 1 im November 1988. Von hier unsichtbar, verbirgt sich in der Fensterecke die Winde für die Schranken an der Bahnhofseinfahrt.
Ende der 80er kündigten sich große Veränderungen für die Eisenbahn in Barth an.
Gleise wurden begradigt und der Spurplan verändert.
Die Strippenzieher hatten sich angemeldet, aber darüber mehr im nächsten Teil.
Nun lade ich Euch ein, Euch mit mir an die letzte große Zeit der Eisenbahn in Barth zu erinnern.
In Barth fanden sich lange die abgestellten Dampfloks des Bw Stralsund. Waren das zunächst nur Reserveloks oder Raw-Kandidaten, so standen ab 1979 die letzten 03.0 hier bis zur Verschrottung abgestellt.
Die letzte Hinterbliebene war 03 0020-2, die eigentlich als 15000. Borsiglok für den Verkauf in die Bundesrepublik vorgesehen war. Da sich dieser Verkauf letztlich zerschlug, endete sie noch 1985 unter dem Schneidbrenner in Putbus.
Das Foto zeigt die Lok im Februar 1985 noch am Lokschuppen in Barth.
Wer in den Barther Bahnhof einbog, erblickte bis in die Wendezeit diesen Wasserturm. Hinter dem Lokschuppen stand er und sicherte die Wasserversorgung für die Wasserkräne am Lokschuppen und am Bahnsteig.
Eigentlich entstanden fast alle der nun folgenden Bilder nebenbei, ohne besonderen Anlass. Dabei wurde einfach draufgehalten, ohne besondere Motivwahl. Daher ist zwar einiges fotografiert worden, aber es gibt auch schmerzliche Lücken in meiner Sammlung. Es war ja alltäglich und für mich auch nicht so besonders interessant.
Ich habe z.B. nie einen richtigen Saisonschnellzug in Barth fotografiert, aber seht selbst.
Rangieren in Barth
Rangiert wurde viel. Den ganzen Tag war die 106, meist ein Exemplar der ersten Bauform, auf dem Bahnhof und in den Anschlüssen unterwegs.
Täglich 3 planmäßige Nahgüterzüge mussten behandelt werden. Dazu kamen noch Bedarfszüge, wie bspw. die recht häufige Braunkohlenfuhre für das HKW der Gärtnerei und einige vor allem in der Zuckerrübenzeit als PmG gefahrenen Personenzüge.
Zeitaufwändig war natürlich auch immer die Bedienung der Anschlüsse an der Hafenbahn, die wohl auch fast täglich mindestens einmal befahren wurde. Häufig musste die 106 sogar mehrmals am Tage zum Hafen.
Wenn mal Not am Mann war, musste die 106 auch mal einen Personenzug nach Velgast oder sogar nach Stralsund bringen. Häufige Übung war auch das Nachschieben der recht schweren Nahgüterzüge auf der Steigung in Richtung Kenz.
Arbeit genug also für eine 24-stündige Besetzung der Rangierlok.
Tägliches Bild in Barth. Die Rangierlok passiert die ehemalige Hauptwerkstatt der
Franzburger Kreisbahn und der Franzburger Südbahn am Kenzer Landweg.
In diesem Fall ist es 106 040, die lange die Planrangierlok in Barth war. Feb. 1985
Selbe Stelle, andere Lok. 106 021 ist mit einer Rangierabteilung in Richtung Hafen aufgebrochen. Frühjahr 1986
Am Barther Güterschuppen holt 106 073 den Expressgutwagen ab. Reisende in Richtung Darss und Zingst konnten ihr Reisegepäck auf diesem Wege mit der Eisenbahn in die Badeorte transportieren lassen. Rechts ist gerade ein LKW zur Gepäckbeförderung angekommen.
Geschichte ist auch die Zuckerfabrik Barth. Ihre Eröffnung im Jahr 1892 war Anlass zum Bau der Hafenstrecke. 106 498 ( mit Stromabnehmer zur Justierung der Oberleitung ) kommt hier im Winter 1991 am Werkstor vorbei. Sie ist auf dem Weg zum Hafen.
Am Hafen war Anfang 1991 auch nicht mehr viel los. Am Kühlhaus der Barther Fischfabrik konnte ich 106 498 nochmals erwischen. Ich bin froh, überhaupt am Hafen noch einmal fotografiert zu haben.
Man musste schon im Sommer 1990 Glück haben, am Barther Hafen eine Lok anzutreffen. Die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion bescherte der DR den ersten Einbruch im Güterverkehr und dem Barther Hafen mehr Ruhe. 106 311 hat den Kohlehandel aber wohl nochmals bedient.
Heute ist der Hafen ein reiner Erholungsort, wunderschön hergerichtet und Ausgangspunkt für Schiffstouren durch die Boddengewässer.
An den reinen Wirtschaftshafen Barth erinnern nur noch die Speicher an der Ostseite. Ein Speicher ist heute allerdings Hotel. Gleise liegen hier nicht mehr.
Auch die Gebäude der Zuckerfabrik sind fast alle abgerissen worden.
Das tägliche Geschäft
Den Löwenanteil des Betriebsmaschinendienstes bewältigten ab Anfang der 70er die Loks der BR 110 bzw. 112.
Die Barther Planloks genossen dabei meist die aufmerksamste Pflege ihrer Lokführer.
Ab Mitte der 80er waren folgende Loks längere Zeit Planlok in Barth:
112 209, 112 289, 112 385, 112 439 und 112 475
Darüber hinaus tauchten immer wieder etliche Aushilfen auf, auch so manche 110, die aber wegen des starken Güterverkehrs von den Personalen nur ungern besetzt wurden.
So mussten die Barther Lokführer neben den täglich 10 – 12 Zugpaaren Barth – Velgast oder Barth – Stralsund auch andere Bahnhöfe ansteuern. Die Dienst- und Umlaufpläne enthielten viele weitere Wendebahnhöfe, die von Jahr zu Jahr aber auch wechselten.
Einige Beispiele: Saßnitz, Wolgast Hafen, Rostock, Grimmen
Sogar in Putbus habe ich mit einzelnen Leistungen während einer Streckensperrung 1990 Barther V 100 gesehen.
Eine 110 in Barth war für die Eisenbahner zu dieser Zeit weit weniger angenehm als für mich. 110 026, die den nachmittäglichen Nahgüterzug gebracht hatte und nun etwas ausruhen konnte, dürfte mit dem abendlichen Lumpensammler ordentlich zu tun gehabt haben. Das war wohl wieder Arbeit für die 106, die den Zug schieben musste. Juni 1989
Noch eine 110. Der Eindruck täuscht. Diese Loks waren Ende der 80er in Barth schon selten und wurden gerade darum von mir gern ins Bild genommen. Links sehen wir übrigens einen der früher im Sommer verkehrenden Saisonschnellzüge.
110 798 war auch im Bw Stralsund nur kurz beheimatet. Sommer 1989
Ein Personenzug ist in Barth angekommen und Zuglok 112 447 setzt um. Geradeaus ging es weiter nach Prerow bzw. nach Bresewitz, weshalb dort etliche Schrankenbäume in die Luft ragen.
Über Gleis 3 und dann über eine Verbindung und Gleis 4 gelangt 112 447 zum Tanken in die Einsatzstelle. Gut sichtbar sind auch die vielen an der Ladestraße zur Beladung bereitgestellten Güterwagen. Mit mehreren Kränen wurde hier täglich ein umfangreiches Ladegeschäft vollbracht. beide Fotos April 1988
Im Sommer 1989 kommt ein besonderer Zug in Barth an. P 8167, der hier mit 112 209 und einer Schwestermaschine an der Spitze am Bahnsteig 2 zum Stehen kommt, ist die Verlängerung des D 914 Dresden – Stralsund. Somit ein weiterer Saisonschnellzug nach Barth, der in der Kursbuchtabelle kaum auffiel.
Der Hintergrund für die Einführung dieses Zuges war aber ein betrieblicher. Schon einige Jahre vorher kam dieser Zug täglich als Leerzug nach Barth zur Übernachtung und Reinigung und wurde als Leerzug zum Gegenzug D 913 morgens wieder nach Stralsund gefahren. Nun hatte die Reichsbahn den Lrv 914 aufgewertet zum Personenzug 8167, der überall zwischen Stralsund und Barth hielt. Dafür waren die Bahnsteige natürlich fast alle zu kurz und in Saatel stand der Zug sogar mit dem Schluss auf der F 105 ( heute B 105 ). Der Lrz 913 verkehrte morgens aber weiterhin nicht öffentlich.
112 276 kommt im Juni 1988 mit einem Nahgüterzug daher und wird gleich das Barther Einfahrsignal erreichen.
Ein Zimmer mit Ausblick
Auch wenn ich sehr häufig zu Gast auf dem Stellwerk B 1 war, so hatte ich doch nur einmal im November 1988 meine Kamera dabei. Der Ausblick von solch einem Platz ist aber in jedem Fall etwas Besonderes und so möchte ich Euch einige Eindrücke davon nicht vorenthalten.
Vom Stellwerksfenster hatte man einen tollen Überblick über die Gleisanlagen. Rechts befand sich bis Anfang der 70er Jahre der Bahnhof der meterspurigen FKB. So manche Schwelle war dort noch zu finden. Das rechte Gleis, das mit den Ea Wagen vollgestellt ist, gehört zur FKB-Werkstatt. Das ehemalige Umladegleis zur FKB ist im Hintergrund auch zu erkennen. Dort wurden viele Güterwagen abgestellt. Das Gleis wurde nach dem Abriss der Schmalspurgleise etwas nach rechts verschwenkt. Den leichten Bogen kann man gut erkennen. 106 073 war nach der 106 040 Ende der 80er die Planlok im Rangierdienst in Barth.
Weiter nach links wandert unser Blick mit der 106. Ein stolzer Bahnhof für eine Kleinstadt, nicht wahr?
Der einzelne Personenwagen wurde damals übrigens mit einer V 100 als Schlusslok dem letzten Personenzug nach Stralsund mitgegeben und kehrte so als Spätverbindung nach Barth zurück.
Der nachmittägliche Nahgüterzug aus Stralsund kommt an. 110 892 schlägt für uns den Bogen zur Schmalspur. Sie wurde für das Bw Wernigerode Westerntor später auf Meterspur umgebaut.
Später kommt 172 123 in den Bahnhof gefahren. Diese planmäßige Personenzugleistung des Tribseer Triebwagens diente zum Tanken.
Während sich 110 892 im Hintergrund wieder etwas ausruhen kann, gibt es wieder Arbeit für die 106 073. Sie muss den Nahgüterzug auseinanderrangieren.
Mit einer Wagengruppe dieses Güterzuges geht es nun zum Hafen. alle Fotos vom Stellwerk Nov. 1988
Die Eisenbahn in Barth feiert Geburtstag
1988 war es so weit. Der 100. Geburtstag der Eröffnung der ersten Bahnstrecke nach Barth stand an.
Seitens der Barther DMV-Arbeitsgemeinschaft wurde ein würdiger Rahmen für die Geburtstagsfeiern organisiert.
Neben einer Modellbahnausstellung, erstmals in einer Turnhalle im Stadtzentrum, sollte auch eine Fahrzeugschau und Sonderfahrten an das Ereignis erinnern.
Die Sache mit den Sonderfahrten stellte sich gar nicht so einfach dar. Auf der Jubiläumsstrecke Stralsund – Barth sollte ein Sonderzug verkehren. Geplant war sogar der Pendel mit diesem Sonderzug zwischen Barth und Bresewitz.
Angedacht war der Einsatz der Güstrower 64 007, in Erinnerung an die 64er Einsätze in den 30er Jahren. Da die 64 nach der HU in Meiningen nur noch als nicht betriebsfähige Ausstellungslok zurückkehrte, zerschlug sich dieses Ansinnen. Auch die Ersatzvariante 74 1230 konnte nicht realisiert werden.
Auch die einfachste Ersatzlösung mit einer 52.80 des Bw Angermünde konnte nicht realisiert werden. Dort wurde zu diesem Zeitpunkt ja noch 52 8141 betriebsfähig erhalten.
Der Sonderzug Stralsund – Barth kam letztlich gar nicht zu Stande.
Ob nun finanzielle Gründe oder mangelndes Interesse in der Rbd oder dem DMV-BV Greifswald der Grund war, kann ich heute nicht mehr nachvollziehen.
Gleichzeitig organisierte der DMV-Bezirksvorstand Schwerin eine Sonderfahrt Rostock – Barth. Das war in sofern bemerkenswert, weil der Abschnitt Ribnitz – Rostock ja erst am 1. Juni 1889 in Betrieb ging und die Fahrt hinter Damgarten über die Direktionsgrenze ging.
Der BV Schwerin war in der Organisation der Fahrt erfolgreicher.
Nicht nur, dass man aus der Rbd Schwerin die 64 007 ( übrigens mit EDV-Beschilderung als 64 1007-0 ) und V 36 027 zur Fahrzeugschau nach Barth schickte. Nein, auch die Sonderfahrt fand statt, nämlich mit der kurz zuvor von Wittenberge nach Wismar umstationierten heimlichen Traditionslok 50 3545.
So wurde der Bahnhof Barth am 25. und 26. Juni 1988 Ziel vieler Eisenbahnfreunde aus Nah und Fern.
Aus der Direktion Greifswald wurden zur Fahrzeugschau folgende Lokomotiven geschickt:
142 005 ( Bw Stralsund )
250 181 ( Bw Neustrelitz )
03 0090 ( Bw Stralsund )
78 009 ( Bw Pasewalk, VM Dresden )
99 4801 ( Bw Stralsund )
Ein kleiner Eindruck von der Fahrzeugschau, die auf Gleis 8, dem ehemaligen Umladegleis zur Schmalspur aufgebaut wurde. Das Gelände wurde eigens für die Ausstellung planiert. So wurden noch etliche Schwellen und Kleineisenteile der FKB freigelegt.
Das Einfahrsignal nach Barth liegt im Gefälle. Für die Einfahrt des Sonderzuges ein wenig attraktives Motiv. Ich hatte mir aber dieses Motiv unbedingt in den Kopf gesetzt, weil dort 1982 ein Foto mit 50 3511 entstand, das bei uns in den Räumen der Modellbahn-AG hing.
Also wurden die Beziehungen zum Fahrdienstleiter für einen kleinen Eingriff in den Bahnverkehr genutzt.
Nach dem Halt am Signal setzte der Barther Lokführer Horst Burmeister, der eigentlich als Lotse an Bord war, die Lok sehr viel eindrucksvoller als üblich in Bewegung. Die mitreisenden Fans waren etwas enttäuscht. Sie hätten dieses Motiv gerne auch eingefangen.
Übrigens, ich stand auf den Resten der ehemaligen Brücke der FKB über die Regelspur.
„Halt für Rostlok“ steht auf dem Schild. 50 3545 mußte sich aber darüber hinweg setzen, weil sie sonst nicht ans Wasser gekommen wäre. Der letzte Einsatz des Barther Wasserkrans.
Anderer Blickwinkel mit dem Stellwerk B 1 und dem Sozialgebäude der Ensatzstelle Barth des Bw Stralsund im Hintergrund.
112 385 zieht mit einem Planzug an der Szenerie vorbei. Der E 5 - Wagen war lange Zeit an dieser Stelle hinter der Lok zu finden.
Bis zur Rückfahrt des Sonderzuges war noch etwas Zeit, die 50 3545 wartend am Zug verbrachte. Nun hatte die Bevölkerung einmal die Möglichkeit, sich die Lok aus der Nähe zu betrachten. Leider war das Wetter an diesem 25. Juni in Barth etwas trübe.
Alle Fotos: Achim Rickelt
Die große Zeit der Eisenbahn in Barth ist vorbei.
Es gibt aber interessante Pläne.
Wie es weiterging, darüber berichte ich demnächst.
Viele Grüße
Euer Dampfachim