Friedmann-Injektoren bei Einheits-/Neubauloks

  • Hallo,

    beim näheren betrachten von Fotografien der beim Öchsle beheimateten 99 788 fiel mir der nun an der Lok installierte Friedmann-Injektor auf.

    Ein Los der Schwartzkopff-Einheitsloks war ja von Werk her ebenfalls mit diesen Injektoren ausgerüstet. Laut der Literatur haben sich die Loks mit diesen Injektoren gut bewährt, aber wurden aus Gründen der Vereinheitlichung zugunsten der Speisepumpen umgebaut.

    Nun meine Frage: welche Vorteile hat der Friedmann gegenüber den "normalen" Injektoren? Ist der Betrieb der 788 nach dem Umbau wirtschaftlicher geworden oder kam der Umbau eher dem Personal (Geräuschkulisse) zugute?

    :wink:

    Mit freundlichen Grüßen!
    Jan Hübner

  • Hallo Jan,

    das ganze ist ein bisschen nach dem eigenen Geschmack des Lokbauers, respektive den heutigen Lokbetreibern geschuldet.

    Einen "normalen" Injektor gibt es nicht, aber ich gehe davon aus, du meinst den saugenden Injektor Bauart Strube.
    Friedmann Injektoren gibt es sowohl als nichtsaugenden, aber auch als saugenden Injektor. Meist bezeichnet der Überbegriff Friedmann aber die nichtsaugenden Injektoren.

    Generell kann man das ganze mit den Vor- und auch Nachteilen mal aufzählen.

    Saugender Injektor:
    +frostsicher im Führerstand montiert

    +bessere Zugänglichkeit, da im Führerstand

    -große Hitzequelle im Führerstand

    -Wasser muss angesaugt werden, was eine einwandfreien Düsenstock voraussetzt (Wartungsaufwand) und einiges Fingerspitzengefühl des Heizers fordert

    Beim saugenden Injektor fällt auch auf, dass die 125 l/min Variante deutlich störungsanfälliger als die 250 l/min Variante ist, was meist auf die feinere Ausführung des Düsenstocks zurückzuführen ist. Ich kenne da eine 52er und eine 64er, wo die Injektoren wie Tag und Nacht sind.

    Nichtsaugender Injektor:

    +Läuft gut an (Sozusagen nur Wasser und kurz danach Dampf aufdrehen)

    +Wartungsärmer, da Düsenstock einfacher aufgebaut

    -Frostgefahr

    -bei kleinen Loks oder beweglichen Triebwerken nur schwer unterzubringen

    Diese Punkte sind mir auf die schnelle eingefallen. Da gibt es aber sicher auch noch weitere Punkte und vielleicht auch andere Sichtweisen.

    Generell kann man mit beiden Varianten gut zurecht kommen, solange der Injektor in gutem Zustand ist. In Württemberg sind die meisten Länderbahn-Lokomotiven mit Friedman-Injektoren ausgerüstet -> möglicherweise mag dies ein Indiz sein.

    Vielleicht meldet sich auch noch ein Lokführer der Öchsle-Bahn, der hier im Forum aktiv ist, zu Wort.

    Ich hoffe, ich konnte ein wenig Licht ins Dunkle bringen.

    Viele Grüße aus Stuttgart

    Daniel

  • Hallo,

    der Einbau während der Bestellzeit geht bestimmt auf einen Auftrag des Bestellers zurück.

    In der Anschaffung ist ein Injektor sicher günstiger, als eine Speisepumpe mit Oberflächenvorwärmer. Der Wartungsaufwandt unterscheidet sich auch erheblich...ich denke, es ging ums liebe Geld.

    Gruß Micha

  • Hallo Jan,

    wirtschaftliche Gründe spielen bei einer im Museumsbahnbetrieb sicher nur eine zweitrangige Rolle, obwohl wir hier natürlich bemüht sind die Ersatzteilhaltung zu vereinheitlichen.

    So erhielt die 788 analog zur 716 die Nichtsaugenden Strahlpumpe, so wie auch die Reichsbahn-Luftpumpe gegen eine modernere eben falls bei der 716 vorhandene Bauart getauscht wurde.

    Der Umbau der 788 hatte aber auch technische Gründe, obwohl Ersatzteile für Saugende Strahlpumpen wesentlich einfacher zu bekommen sind.

    Durch die hohen Einbauort der zweiten Saugenden Strahlpumpe bei der NBL, war diese weitaus schwieriger ans laufen zu bekommen, was einerseits durch die größere Erwärmung, im Bezug auf den Einbauort und andererseits durch die größere Höhe der aufzubauenden Wassersäule begründet ist.

    Zudem hatte im Süddeutschen Raum traditionell der Nichtsaugende Friedmann Strahlpumpe, gegen die saugende Preußischen Strahlpumpe schon immer den Vorrang erhalten.

    So war z.B. in den 90er Jahren im den Angeboten des DLW Meiningen für die Aufarbeitung der 99 716 der Ersatz, der nicht genormten Strahlpumpen enthalten, da die DR ja komplett auf Saugende Pumpen umgestellt hatte.

    Der Ausage von Daniel, das Nichtsaugende Strahlpumpen Wartungsärmer wären kann ich nicht teilen, da der Düsenstock wesentlich empfindlicher für Kalkansatz ist.

    Hoffe ich konnte dir die Gründe etwas näherbringen, Grüße aus Oberschwaben, vom Thomas

  • Durch die hohen Einbauort der zweiten Saugenden Strahlpumpe bei der NBL, war diese weitaus schwieriger ans laufen zu bekommen, was einerseits durch die größere Erwärmung, im Bezug auf den Einbauort und andererseits durch die größere Höhe der aufzubauenden Wassersäule begründet ist.

    Hallo Thomas,

    die obere Pumpe der Neubaulok ist genauso zuverlässig und genauso gut anzustellen, wie die untere Pumpe. Eigentlich sogar noch besser, falls Eure Heizer auch die Angewohnheit haben, lieber die untere - weil leisere - Pumpe zu wählen und die obere Pumpe nur zwischendurch mal nutzen. Dadurch werden die oberen Pumpen deutlich weniger zugekalkt und lassen sich zumeist besser anstellen, wenn die untere Pumpe mal nicht will. Natürlich immer vorausgesetzt, die Pumpen sind technisch beide in einem ordentlichen Zustand. Dem Kessel ist es völlig egal, weil das Wasser ja zuerst in den Speisedom gelangt und dort über den sogenannten Frosch verwirbelt wird.

    Technisch sind beide Pumpen identisch und lassen sich daher auch genauso gut bedienen. Man muss bei der oberen Pumpe tatsächlich etwas mehr Geduld haben, weil es etwas länger dauert, bis die Wassersäule bis in die Pumpe ansteigt. Aber das sollte kein Grund für einen Umbau sein, denn diese Zeit hat jeder.

    Ich habe seit fast 30 Jahren fast täglich mit saugenden und zwischendurch zeitweise auch mit nichtsaugenden Strahlpumpen zu tun und ziehe die saugende Variante deutlich vor. Allerdings beobachte ich immer wieder und überall einen geradezu hektischen und unqualifizierten Umgang der Personale mit den Strahlpumpen. Je ruhiger man mit der Pumpe arbeitet, umso besser wird sie ihren Dienst tun. Es gibt keinen Grund für Hektik und man erreicht das Gegenteil. Eine Strahlpumpe will gefühlvoll behandelt werden und tut ihren Dienst dann viel besser.

    In meinen Augen hat sich die Öchslebahn mit der 99 788 ein durchaus umstrittenes Alleinstellungsmerkmal geschaffen, für das es aus meiner Sicht keinen technischen Grund gibt. Der ganze Umbau hat die Lok völlig verändert, aber besser ist sie dadurch ganz bestimmt nicht geworden. Es ist eben nur Geschmackssache.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Zitat

    In meinen Augen hat sich die Öchslebahn mit der 99 788 ein durchaus umstrittenes Alleinstellungsmerkmal geschaffen, für das es aus meiner Sicht keinen technischen Grund gibt. Der ganze Umbau hat die Lok völlig verändert, aber besser ist sie dadurch ganz bestimmt nicht geworden. Es ist eben nur Geschmackssache.

    Ja, jeder hat da seine Vorlieben. Die Kuchenbleche unter der Rauchkammer bei den Rügen-Neubauloks sind auch nicht jedermanns Geschmack,da sie das Äußere der Maschinen genauso massiv verändert haben. Notwendig sind die ja auch nicht, trotzdem hält man daran fest.

    Da kocht jeder sein regionales Süppchen.

    :wink:

    Mit freundlichen Grüßen!
    Jan Hübner

  • Hallo Jan,

    an optische Dinge habe ich dabei weniger gedacht, mehr an die technischen Veränderungen, die in meinen Augen unnötig waren.

    Das Blech hat unsere Loks ja technisch nicht verändert. Die technischen Änderungen bezogen sich ja auf den Umbau auf Druckluftbremse, die Änderung des Heizanschlusses und den Entfall der elektrischen Zugbeleuchtung. Wir sind auch schon ohne gefahren: https://www.inselbahn.de/index.php?nav=…62&action=image

    Aber ich fand sie dadurch nicht wirklich schöner. Es sah so nackt aus.

    Viele Grüße

    Dampfachim