Fernzüge der DR

  • Hallo zusammen,

    durch den Hinweis hier im Forum habe mir die Datenbank Fernverkehr unter http://www.grahnert.de/fernbahn/datenbank/ mal genauer angeschaut. Dadurch konnte ich auch einige meiner Zugreisen in den 1980er Jahren nachvollziehen. Was mir dabei auffiel ist die Tatsache, dass die Fernzüge nicht wie heute meist nur zwischen großen Städten verkehrten, sondern auch bis in kleine Orte wie Putbus, Bad Doberan oder Wolgast Hafen durchgebunden waren. Mir war gar nicht bewusst, dass diese Bahnhöfe genug Platz hatten, um diese Züge aufzunehmen. Außerdem muss ein Lokwechsel nötig gewesen sein, weil die Züge die Fahrtrichtung und/oder die Traktionsart ändern mussten. Mit welchen Loks wurde dann nach Putbus, Bad Doberan oder Wolgast Hafen gefahren - BR 13x ? Wurde im Zuge der Elektrifizierung 1988 bei den Zügen zwischen Berlin und Stralsund unterwegs die Lok gewechselt? Und wie war das 1984/85 auf der Strecke Berlin-Rostock?

    Vielen Dank schon mal für eure Erinnerungen!

    Viele Grüße,
    Eckhard

  • Hallo Eckhard.
    Also wir waren ja 1988 in Groß Stresow auf dem Zeltplatz der übrigens von der Reichsbahn betrieben wurde.
    Und da kann ich dir sagen das in meiner Erinnerung es Elektrisch zumindest im Sommer 88 bis Pasewalk ging und dort bis Binz eine 132 unseren Zug zog.
    Kurz darauf wurde aber dann schon bis Greifswald Elektrisch gefahren.

    Gruß André

  • Hallo allerseits,

    ja, heute und seit einiger Zeit sind so was wie Lok- oder Traktionswechsel etwas, das wie eine Unvorstellbarkeit angesehen wird. Da kommt sofort jemand mit Aussagen wie technologischem Aufwand, unzumutbarer Reisezeit, nicht vorhandenen Abstellplätzen usw..

    Es gab Zeiten, da war das alles kein Thema. Einzig das Kostenthema gab es natürlich immer, aber die Gewichtung war eine ganz andere als heute. Es mußte eben sein, wenn Züge in Meiningen, Leinefelde, Katzhütte, Aschersleben, Wernigerode, Thale, Cranzahl, Salzwedel, Wolgast, Putbus, Barth oder Bad Doberan beginnen oder enden sollten.

    Genauso wie es Usus war, daß neu elektrifizierte Abschnitte in aller Regel sofort (ab dem ersten Tag) elektrisch befahren wurden - inklusive Lokwechsel für die meisten Züge aller Gattungen. Da gab es z. B. Lokwechsel in Jüterbog, Ludwigsfelde, Rangsdorf, Geestgottberg, auch in Camburg (Saale), Neudietendorf bzw. Arnstadt - teilweise nur kurze Zeit bis zur Fertigstellung eines nächsten Abschnittes.

    Für Reisende war so ein Lokwechsel-Aufenthalt meist auch die Gelegenheit, an einem Mitropa-Kiosk die Versorgungslage zu prüfen und die eigenen Vorräte zu ergänzen.

    Die Bespannungen waren unterschiedlich, auch abhängig von den Streckenklassen. Nach Bad Doberan fuhren die Schnellzüge zuletzt mit der BR 132, aber auch 118er waren vorstellbar. Das ist letztlich eine Frage, deren Antwort immer abhängig ist vom konkreten Zeitpunkt und der Strecke. Es gab eigentlich alles - von der Dampflok (zuletzt Thale) bis hin zur Elektrifizierung solcher Abschnitte wie nach Wolgast oder Barth. Und somit fuhren auch im Dieselbereich vor solchen Zügen von der V100 bis zur V300 alle Gattungen.

    Die meisten Bahnhöfe hatten mit den Zügen kein Problem, es war ja noch keine zusammengesparte Anlagenbemessung das "wichtigste Kriterium". Damals war es aber auch nur ein kleines Problem, wenn Züge länger als die vorhanden Bahnsteige waren. Das stand im Kursbuch in Form einer Liste, wo die Bahnsteiglänge auf wie viele Wagen beschränkt war. Dann mußte man zum Aussteigen halt vorgehen, das Zugpersonal (war ja immer vorhanden) machte ggf. darauf aufmerksam.

    Ich bin selber als Lehrling noch mit 9 Wagen nach Bad Doberan gefahren, das war dort überhaupt kein Problem. Damals gab es dort auch bei der Regelspur einen richtigen Bahnhof, keinen Krüppel. 9 Wagen Schnellzug, gegenüber 14 Wagen Molli - das war normal! Wobei der Molli auch noch richtig voll war - im Gegensatz zum Schnellzug war das purer Streß im Zugbegleitdienst.


    Freundliche Grüße

    217 055

    Gruuß

    217 055

    6 Mal editiert, zuletzt von 217 055 (20. Juli 2019 um 12:59)

  • Hallo Leute,

    Für Barth kann ich sagen, dass die durchgehenden Fernreisezüge bis etwa Ende der 70er von der Stralsunder BR 03.10 und in den 80ern planmäßig von der BR 132 unterschiedlicher Bw bespannt wurden. Selten kam in den Sommermonaten auch mal die BR 120. In den 60ern kamen hier sogar Güterzugloks der BR 50.40 zu Schnellzugehren. Die Züge waren allesamt zu lang für den Bahnsteig. Etwa drei Wagen standen immer in der Pampa, aber wie oben schon erwähnt, wurde man schon darauf hingewiesen, dass man im Zug durchgehen musste. Die Elektrifizierung erfolgte 1990 und die Eröffnung des elektrischen Zugbetriebs erst 1991. Bis 1998 gab es dann noch Inter Regio mit BR 143.

    Ab etwa 1987 oder 88 verkehrte der D 914 Dresden - Stralsund als Leerreisezug Lrv 914 zur Abstellung nach Barth. Morgens der Gegenzug Lrz 913. Da waren in Stralsund einerseits die Abstellkapazitäten knapp, andererseits die Reinigungskräfte schon ausgelastet und in Barth gab es Kapazitäten.

    Dieser Lrv 914 wurde im Jahresfahrplan 1989 dann in einen Personenzug ( P 8167) als Kurswagenlauf umgewandelt und mit zwei Barther 112ern bespannt. Morgens kam aber nach wie vor eine Stralsunder 132 und holte den Gegenzug als Leerpark Lrz 913.

    Putbus wurde auch in den 50ern und 60ern schon mit Fernzügen bedient. In den 60ern sind neben den Stralsunder 03.10 auch Lokomotiven der BR 41 aus Stralsund und BR 23.10 aus Neubrandenburg vor Fernzügen gelaufen.

    Nach der Dampfzeit übernahmen planmäßig 118 und später 132 alle Schnellzugleistungen von und nach Putbus.

    Dass man möglichst jeden Kilometer stromführenden Fahrdraht auch mit Elloks benutzte, ist grundsätzlich richtig.

    In Stralsund wurde der elektrische Zugbetrieb aus Richtung Züssow am 17.12.1988 eröffnet. Mit diesem Tag verkehrten ein Teil der Zugleistungen auch elektrisch, aber noch nicht alle. Für den Nordabschnitt der Strecke Berlin - Pasewalk - Stralsund galt eine Oberstrombegrenzung und damit eine Limitierung der zeitgleich eingesetzten Elloks, weil das Bahnstromwerk (Unterwerk) Stralsund noch nicht am Netz war.

    Mit der Eröffnung des elektrischen Zugbetriebs nach Rügen zum Fahrplanwechsel im Mai 1989 stand die volle Leistung dann zur Verfügung.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Ja so war es.Wenn ein Zug besonders pünktlich in Rostock war schaffte man es noch ins Fischgeschäft üm was frisches zu bekommen.Die Fähre nach Rostock Langenort war dann natürlich weg und man konnte oder mußte mit der Straßenbahn fahren.Und das dauerte auch seine Zeit.Den riesen Umweg es war ei großer über 180 Grad Bogen habe ich nicht so genau mehr in Erinnerung wir mußten jedenfalls nach Marienehe.Aber Montags war allgemein Anreisetag.Und Bier mußte beschafft werden denn bei der Mitropa war nix mit Bier für Monteure am Anreisetag.Donnerstag sogar Abends und Nachts sah es anders aus aber dafür waren die Züge gerammelt voll und die Mitropa Bistrowagen oder wie die Dinger hießen waren unser und das bis Dresden im stehen.Man waren wir gut(Grins)Also Montags in Rostock in einem damaligen Bauarbeiterlager mit mehr als Tausend Arbeitern waren Organisationstalent und Beziehungen gefragt.Auch so manches Tauschgeschäft war hilfreich.Wer die Situation kennt weis was ich mit Bier meine.Was es gab und was nicht.Heute unvorstellbar.Ja das Leben als Monteur war manchmal hart.Das Dienstauto war ein Fahrrad aber was für ne Mühle.Schrott war schön dagegen.Aber ne Kiste Bier hats getragen und natürlich unsere Werkzeugtaschen.Welche Zugloks wir hatten weis ich auch nicht mehr aber es waren große Renner wie wir damals sagten.Es war in den 1970 ziger Jahren.

    Gruß
    Harald a.F.

  • Ich habe hier einen Buchfahrplan (Heft 1452 von 1980), da ist der E 2856 Bayreuth - Konstanz drin. Der Zug war von Bayreuth bis Nürnberg mit dem D 458 vereinigt, wurde von einem 218er- Pärchen gezogen bis Backnang, von da von einer 218er bis Stuttgart und dann mit der 110er bis an den Bodensee. Nürnberg ab 7:34 Uhr, Konstanz an 12:57 Uhr. Heute muß man mehrmals umsteigen und ist nicht wesentlich schneller als damals mit den Lokwechseln. Dafür bietet jeder Umstieg die spannende Frage, ob der Anschluß klappt...

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für eure Erinnerungen. Früher gab es offenbar auf vielen Strecken wenigstens eine Direktverbindung auch zu Bahnhöfen, wo es heute gar keinen Fernverkehr mehr gibt (und damit meine ich nicht Chemnitz). Ich muss zugeben, dass ich erst mal schauen musste, wo Katzhütte eigentlich liegt.

    An Ansagen im Zug kann ich mich nicht erinnern, da hat wahrscheinlich der Zugbegleiter die Fahrgäste persönlich darauf aufmerksam gemacht, dass sie durch den Zug gehen müssen, um am Bahnsteig auszusteigen, oder? Und es gab auch längere Unterwegshalte. Ich erinnere mich, dass ich auf der Fahrt von Rostock nach Dresden 1989 beim Halt in Bln-Schönefeld noch einen Briefkasten gesucht habe. Die konnten dann auch genutzt werden, um eine kleine Verspätung wieder aufzuholen. Die heutigen Fahrpläne geben ja eher den Idealfall wieder, der oft nicht eintritt. Daher klingen die Fahrzeiten auch wie die Sonderangebote im Internet: Heute nur 0,99 Euro heißt bei der Bahn: "Ankunft heute um 12:37".

    Viele Grüße,
    Eckhard

  • Hallo Eckhard,

    An Ansagen im Zug kann ich mich nicht erinnern, da hat wahrscheinlich der Zugbegleiter die Fahrgäste persönlich darauf aufmerksam gemacht, dass sie durch den Zug gehen müssen, um am Bahnsteig auszusteigen, oder?

    natürlich, mit guter Dienstauffassung zeigte das DR-Zugbegleitpersonal regelmäßig Präsenz in allen Wagen und machte natürlich direkt von Mensch zu Mensch auf solche Sachen aufmerksam. Nahezu jede Fahrkarte damals nannte den Zielbahnhof - relationsfreie Pauschalangebote gab es eher nicht, zumindest nicht in meiner Erinnerung. Deshalb war die Erkennung und gezielte Ansprache von möglicherweise Betroffenen auch nicht schwer.

    Gruuß

    217 055

  • Ich muss zugeben, dass ich erst mal schauen musste, wo Katzhütte eigentlich liegt.

    Nun, schon der originale Zuglauf des vormaligen D-Zuges Dresden - Jena West - Katzhütte wäre streckenseitig heute gar nicht mehr so fahrbar. Die (kurze) Strecke von Rudolstadt-Schwarza nach Bad Blankenburg existiert nicht mehr.

    Dieser Zug fuhr in der zweiten Hälte der 1980er-Jahre mit einer E-Lok (meist 242) zwischen Dresden und Glauchau, weiter mit einer 118, bald aber schon öfter bzw. planmäßig mit einer 119. Dabei wurde in Jena West die Fahrtrichtung gewechselt und die Lok mußte umfahren.

    Katzhütte und die ganze Gegend rundum dürfte zu den größten Verlierern unter den "alten" Inlandszielen der Urlauber zu zählen sein. Mitten in Deutschland, landschaftlich sehr schön und von Vielen völlig übersehen!

    Gruuß

    217 055

    Einmal editiert, zuletzt von 217 055 (22. Juli 2019 um 13:11) aus folgendem Grund: fehlender Buchstabe wurde ergänzt

  • Hallo Eckhard

    Ansagen in Zügen gab es nicht.Aber Kursbücher fast umsonst.nach einiger Zeit warst du Profi im lesen derselben und du hast anderen geholfen diese zu verstehen.Auch die Eisenbahner haben immer geholfen.Das Wort Personal kannte man nicht.Die Fahrkarten wurden am Schalter im Bahnhof egal wo das war gekauft und gleichzeitig die Platzkarte und das klappte auch.Aber wenn du zu spät kamst konnte es sein das ein Stehplatz in übervollen Zügen sicher war.Spätere konnte man Fahrkarten auch im Reisebüro erwerben.Als Monteure hatten wir den Luxus das die Montageabteilung dies für uns erledigt hat.Ein ganz anderes Kapitel waren die Städteexpresszüge die Speisewagen die Büfetwagen die internationalen Züge.Die Erlebnisse waren vielfältig und manchmal kurios oder auch ziemlich heftig.Ich habe zwei Notbremsungen erlebt.

    Gruß
    Harald a.F.