• Apropos Platzkarten: Ich frag mich heute, wie das ohne Computer eigentlich ging. Wie wurden die denn verwaltet? Gabe es irgendwo eine zentrale Stelle, an die sich die Fahrkartenschalter gewandt haben, um einen Platz zu reservieren? Oder hatten sie Kontingente für die einzelnen Züge?

    Viele Grüße,
    Eckhard

  • Hallo zusammen ,

    ist jemanden vielleicht noch das D-Zug Paar D 900 / D 901 bekannt ( Dresden-Katzhütte ) ?? Gruß Knut ! :wink:

  • Meinen Bahnhof Eilenburg erreichte der Fahrdraht 1986 zuerst aus Richtung Halle. Und wie es so war, umgespannt wurde dann auch in Eilenburg, denn der Bürger sollte die Sinnhaftigkeit der Elektrifizierung sofort erkennen.

    So wurden die Reisezüge Halle - Falkenberg dann auf einmal gebrochen und ab Eilenburg per 132 weiterbefördert. Im Güterverkehr lief es ähnlich, aber da gab es auch zahlreiche Durchläufer mit Diesel auch unter Fahrdraht. Der Abschnitt Leipzig - Eilenburg folgte in den nächsten zwei Jahren.

    Eilenburg war lange Zeit Start - und Endpunkt der Eilzuglinie Eilenburg - Nordhausen - (Leinefelde). Das war schon ein Novum, dann als Start- und Endpunkt hat die kleine Stadt an der Mulde eher nur Umsteigebedeutung, länger wollte man sicherlich nicht bleiben. In den 70ern wurde dieses Angebot eingestellt, bekam aber 1990 nochmals ein kleines Revival, als es eine Eilzugverbindung Eilenburg - Kasssel W. gab.

    Leider habe ich zu jener Zeit nicht darauf geachtet und kann nicht sagen, was für Lok - und Wagenmaterial.

    Aber dieses Angebot gab es nicht lange.

    Die Elektrifizierung war schon im vollen Gang in Richtung Torgau. Durch die Arbeiten im Bereich des Bahnbetriebswerkes, konnten die Loks nicht gedreht werden. 1986

    Manchmal musste "König" Dampf noch aushelfen und die Züge wurden per Dampf auf den nicht elektrifizierten Abschnitt geschleppt, bis dann die Schnittstelle zur Strippe erreicht wurde. Falkenberg 1987

    Strom war jetzt da, aber es fehlte noch an genügend Lokomotiven. 528120 zog eines ihrer letzten Planzüge für die EST Eilenburg und auch die Tage der 132 vor dem Dg55630 waren gezählt. 5/1987

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas

  • Das ist ja mal cool! Erinnert ein wenig an das letzte Jahr, als die ICEs per Diesel über den Schwarzwald gezogen werden mussten......

    Tolle Sachen, die Du hier zeigst Thomas!

  • Aber für mich auch die schmerzliche Zeit, dann ab 1986 begann das Sterben der Dampfleistungen. Die Elektrifizierung sorgte natürlich auch für den nötigen Dieselloküberhang. So fiel 1985 der erste Umlauf Falkenberg (Fak) - Eilenburg (EB) weg, 1986 dann der zweite von Torgau besetzte Umlauf und im Mai 1987 dann auch die Eilenburger Planlok. Die Engelsdorfer hielten sich noch bis Mai 1988.

    Und während unten noch Dampflokomotiven im Einsatz standen, wurden per Hubschrauber Masten gesetzt, die Strippe gezogen. Alt und Neu waren eng zusammen.

    Die Eilenburger 528120 mit Ihren Nachmittäglichen Ng66615 bei Doberschütz. man sieht die nackten Fahrleitungsmasten und sogar noch Telegrafenleitungen.

    Das ist 528041 des BW Engelsdorf mit dem abendlichen Ng66624, auch hier stehe nur die nackten Masten in Richtung Leipzig.

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas

  • Ich frag mich heute, wie das ohne Computer eigentlich ging.

    Hallo Eckhard,

    der Reisende gab seinen Platzkartenwunsch per Postkarte auf, dort waren die wichtigsten Angaben von Reisetag über Zugnummer bis hin zum Einsteigebahnhof abgefragt. Dieser Bestellpostkarte hing direkt die Antwortpostkarte an, beide Postkarten musste vom Reisenden freigemacht werden, also jeweils 10 Pfennige. Diese "Doppelkarte" wurde dann per konventioneller Briefpost an die für den Zug zuständige Platzkartenreservierungsstelle geschickt. Welche Platzkartenreservierungsstelle für welchen Zug "zuständig" war, entnahm man dem Kursbuch.

    Eine gewisse Zeit später traf dann die von der Platzkarten-Reservierungsstelle ausgefüllte Antwortpostkarte beim Reisenden ein, der diese dann bei Kauf der Fahrkarten bei der Fahrkartenausgabe vorlegte und dort bezahlte und alles ausgehändigt bekam.

    Nehmen wir mal als Beispiel einen der in den Ferien ab Barth laufenden D-Züge. Wenn ich mich jetzt richtig erinnere, dann waren Zusteigebahnhöfe Barth, Velgast, Stralsund, Greifswald und Züssow - nur von diesen Bahnhöfen ab konnten Platzkarten bestellt werden (um im Beispiel zu bleiben: eine Reservierung ab Pasewalk war nicht möglich). Und der Reisende musste innerhalb von 10 MInuten ab Abfahrt des Zuges vom betreffenden Zusteigebahnhof seinen Platz aufgesucht und in Anspruch genommen haben, sonst war die Reservierung automatisch erloschen.

    Alternativ konnte der Reisende beim Zugbegleitpersonal entweder beim Zustieg auf dem Bahnsteig noch eine Platzkarte erwerben (so noch welche vorhanden waren) oder spätestens dann während der Fahrt bei der Fahrkartenkontrolle. Grundlage dafür war die Karte der Platzkartenreservierungsstelle, die das Zugbegleitpersonal vor der Abfahrt ausgehändigt bekam und wo dann die reservierten Plätze entsprechend gekennzeichnet waren.

    Viele liebe Grüße von der Ostseeküste
    und von Peter

    Einmal editiert, zuletzt von Anschlussbahner (22. Juli 2019 um 13:06)

  • Hallo Peter,

    genauso war's und ich habe diesen Service manchmal, aber eigentlich selten selber benutzt. Meine Eltern aber häufiger, wenn sie zur Verwandtschaft wollten.

    Wenn ich mich richtig erinnere, war an den Eingangstüren zum Abteil oder zum Großraum auch eine Karte in einen Halter gesteckt, auf der die reservierten Sitzplätze verzeichnet waren. Man konnte sich ohne Platzkarte also problemlos einen Platz suchen, auf dem es keine Probleme gab.

    Ich weiß aber nicht mehr, ob das in allen Schnellzügen und überall so war.

    In dem Zusammenhang erinnere ich mich an meine erste Fahrt in den "Westen", genauer nach Berlin (West). Das war nicht gleich nach dem 9.11., sondern einige Wochen später.

    Mein Freund hatte schon ausbaldowert, dass der Frühzug (natürlich Schnellzug) über Pasewalk schon ab Stralsund täglich zu 100% besetzt war, aber der etwa 20 Minuten später verkehrende D 642 (Stralsund - Berlin - Halberstadt) über die Nordbahn ab Einstieg in Stralsund noch realistische Chancen auf Sitzplätze bot.

    Er belegte dann auch rechtzeitig (er wohnte ja in Stralsund und konnte früh zum Bahnhof gehen) zwei schöne Fensterplätze in einem Bmh-Wagen. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, waren sie sogar als reserviert deklariert. Der Zug wurde dann ab Grimmen, Demmin usw. immer voller. Die Gangplätze neben uns mussten von ihren Okkupanten geräumt werden, weil zwei Zusteiger ihren berechtigten Vorrang beweisen konnten. So saßen wir in Erwartung der rechtmäßigen Sitzplatzinhaber auch wie auf Kohlen, aber es kam keiner. So hatten wir im Chaos des völlig überfüllten Zuges wunderbare Fensterplätze und verhältnismäßige Ruhe. Die Rückfahrt verlief dann ähnlich erfolgreich, allerdings wohl auf einem Gangplatz, denn ich erinnere mich, dass sich fortwährend irgend welche Leute mit ihren Einkäufen (Südfrüchte und Kassettenrekorder) an mir vorbei drängten und mir beim Ausweichen immer ihre Einkaufstaschen vor die Knie schlugen.

    An eine geregelte Fahrkartenkontrolle war bei diesen Zuständen nicht zu denken, aber zum Glück leerten sich die Gänge ab Neustelitz und Neubrandenburg dann merklich.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Wenn ich mich richtig erinnere, war an den Eingangstüren zum Abteil oder zum Großraum auch eine Karte in einen Halter gesteckt, auf der die reservierten Sitzplätze verzeichnet waren. Man konnte sich ohne Platzkarte also problemlos einen Platz suchen, auf dem es keine Probleme gab.

    Ich weiß aber nicht mehr, ob das in allen Schnellzügen und überall so war.

    Hallo,

    Ob in Berlin oder Bützow, Rudolstadt oder sonstwo - wer erinnert sich nicht noch an die teils ellenlangen Ansagen vor Bereitstellung am Abfahrtsbahnhof bzw. Ankunft der Schnellzüge auf den Unterwegsbahnhöfen?

    Da hatte die Aufsicht bei langen Zügen so ungefähr 5 min lang zu tun, die "heutige" Wagenreihung durchzusagen.

    "Ich geben nun die Wagenreihung des D ... nach ... bekannt. An der Spitze des Zuges Wagen 1, 2. Klasse, platzkartenfrei, es folgt Wagen 2, 2. Klasse, platzkartenfrei, es folgt Wagen 4, 2. Klasse, Platzkartenwagen, es folgt Wagen 5, 2. Klasse, Platzkartenwagen, ...." usw. Und dann: "ich wiederhole die Wagenreihung des Schnellzuges D ... ...". Es war blöd, wenn da für die Aufsicht betriebliche Pflichten dazwischen kamen.

    Bezüglich der Reservierungen kam es in den 1980er-Jahren doch noch zu Weiterentwicklungen. Es wurde die EPLA eingeführt - die elektronische Platzreservierung. An diese waren aber nur wenige, sich nur langsam vermehrende, große Bahnhöfe angeschlossen. Dort konnte auch "sofort" reserviert werden, maximal 1 oder 2 Monate im Voraus (weiß ich nicht mehr genau auswendig, müßte dazu erst nachlesen). Die nicht angeschlossenen Fahrkartenausgaben konnten (wenns denn funktionierte) per BASA fernmündlich oder ersatzweise schriftlich die zentrale Reservierungstelle oder die Fka eines solchen "Großbahnhofs" in Anspruch nehmen und schrieben dann manuell die entsprechenden Platzkarten gemäß den telefonisch oder schriftlich übermittelten Angaben aus.

    Gruuß

    217 055

    3 Mal editiert, zuletzt von 217 055 (22. Juli 2019 um 14:22)

  • Hallo,

    der Fernverkehr nach Wernigerode wurde in den siebziger/achtziger Jahren im Sommerhalbjahr teilweise bis Ilsenburg verlängert. So gab es einen Eilzug Leipzig - Ilsenburg u. in der Gegenrichtung den D 943 Ilsenburg - Dresden.

    Anfang der siebziger Jahre verbrachte ich drei Ferienwochen in Passow/Meckl. an der Südbahn. Die Hinfahrt verlief klassisch im D-Zug von Halle Richtung Wismar. In Ludwigslust würde dann auf die Südbahn umgestiegen. Eine 50 beförderte eine Schlange

    zwei- u. dreiachsiger Rekowagen. Die Rückfahrt begann entgegengesetzt von Passow nach Karow. Dort verließ uns ein Mitschüler, der noch zu Verwandten in Wismar wollte.

    Der Zug nach Wismar war sehr kurz, u. bestand nur aus einer V 100, zwei Rekowagen u. Gepäckwagen. Wir bestiegen in Karow einen D-Zug, der über Plau a. See, Pritzwalk, Wittenberge, Magdeburg, Köthen nach Halle fuhr. Dieser Zug stellte eine tolle Verbindung aus Mitteldeutschland in die Meckl. Seenplatte u. bis nach Rostock dar.

    Viele Grüße

    Holger