Spaziergang zum Schönheider Tunnel

  • Glück Auf!

    Mit einem Kirchberger Heimatfotograf unterwegs im Erzgebirge:

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    Spaziergang zum Schönheider Tunnel. Fünf einfache Schläge am Läutewerk des Schrankenpostens 70 CA sind ertönt. Eibenstock unten hat einen Sonderzug abgelassen.

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    Schrankenwärter Bruno Mitscher hat die Schranken bereits geschlossen und überprüft das Läutewerk der Bauform "Mantelbude". Die Fallscheibe hatte heute schon mehrmals kurze Aussetzer.

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    Gespanntes warten....der Zug ist schon zu hören!

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    Da ist er! Bespannt mit 64 404, welche regulär zwischen Zwönitz und Scheibenberg zu Hause ist, heute für den Sonderzug aber auf der CA eingesetzt wird. So erfahren wir es vom Bruno.

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    Der Zug ist durch, Bruno dreht die Fallscheibe wieder in die waagerechte Grundstellung.Wir steigen indes zum "Tunnelfelsen" empor. Derselbe ist ein Ausläufer des 649 Meter hohen Wilhelmsteines und machte 1875 den Bau des 103 Meter langen Bauwerkes erforderlich. Der Weg ist beschwerlich.

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    Doch oben angekommen, hat man zu beiden Seiten schöne Ausblicke ins Muldental. Uns interessiert natürlich mehr die Szenerie unten am Posten. An den unterschiedlichen Abständen der Schranken zum Gleis sieht man deutlich, daß man früher "zweigleisig" geplant hat.

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    Am späten Nachmittag wieder unten angekommen, lädt uns Frau Mitscher noch zu einer Tasse Kaffee ins Wärterhaus ein. Wir blicken aus dem Fenster zum Tunnel. Neben dem Schranken- und Bahnwärterdienst, muß sich die Eisenbahnerfamilie auch um die Beleuchtung des Vorsignals von Eibenstock unterer Bahnhof kümmern. Die beiden Petroleumlaternen sind täglich zu reinigen und neu zu befüllen. Dabei ist mit großer Sorgfalt vorzugehen. So ist beispielsweise der Docht sauber abzuputzen und beim Anbrennen so einzustellen, daß die Flamme nicht rußt. Das Vorsignal selbst hat auch so seine Macken. Durch die über 1 Kilometer lange Drahtzugleitung bis zum Stellwerk in Eibenstock gibt es oft Hubverschleppungen, besonders natürlich im Winter. Zweifelhafte Signalbilder sind die Folge. Dann muß die Stellwerksbahnmeisterei ran.
    Die Zeit vergeht beim Erzählen wie im Fluge. Inzwischen ist die Dämmerung hereingebrochen.

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    Frau Mitscher hat auch schaurige Geschichten auf Lager, welche von Bahnwärtergeneration zu Bahnwärtergeneration weitergegeben werden: Nachts sollen manchmal geheimnisvolle Lichter im finsteren, feucht-kalten Mundloch erscheinen. Es heißt, es wären die feurigen, toten Augen der beim Tunnelbau hier ums Leben gekommen Arbeiter... . Auch wegen dieser Schauermärchen ist der einsam im Muldental gelegene Dienstposten nicht gerade beliebt. Vorallem nicht nachts und schon gar nicht bei den weiblichen Beschäftigen.
    Dennoch: Dienst ist Dienst, und wie von Geisterhand klappt die große gelbe Scheibe am Vorsignal in die Waagerechte und zwei grüne Lichter erscheinen. Gleich darauf ertönt wieder das Läutewerk... .

    Viele Grüße

    Mike

  • Glück Auf Mike,

    vielen Dank für die Geschichte. Der Spaziergang hat sich ja gelohnt.

    Kam auch der von uns so geschätzte Lokführer und Fotograf Günter Meyer auf seiner G12 vorbei oder hatte er Dienstpause und war auf Fotopirsch?

    Gerne mehr von deinen Ausflügen.

    Gruß Lutz

    Einmal editiert, zuletzt von Lutz 68 (11. August 2019 um 13:58)

  • Glück Auf Mike

    auch von mir herzlichen Dank für Deine Mitnahme in eine schöne Geschichte in eine Zeit, wo die Eisenbahn noch ein "Drumrum" hatte, das es wert war zu beachten.

    Kannste ruhig weitermachen mit solch Geschichten!

    freut sich der Constantin

    hauptsächlich 600mm

  • Und Mike, das Gleis lag da dann im Tunnel auf Mitte und es war wegen der Felsstürze ein Gerüst installiert.
    Mein Vater ist damals noch mit den ersten V180 Langläufen als Beimann von Karl Marx Stadt bis nach Adorf hoch gekommen. War eine schöne Strecke für die er immer geschwärmt hat.

    Gruß André

  • Hallo Mike.

    Mein Vater der uns das sagen könnte, hat uns leider im Dezember vorigen Jahres verlassen.
    Er hat mir das mit dem Gerüst alles erzählt, aber wie s bei vielen Dingen so ist. Man hat es sich nicht aufgeschrieben.
    Er war ja immer da, und man hat gedacht das man noch viel Zeit hat..

    Ich versuche viel von dem was mir mein Vater erzählt und gezeigt hat zu Papier zu bringen.
    Gerade wenn es um "unsere CA" geht.

    Ich finde aber deine Modellumsetzung wirklich schön.
    Ich habe ja auch noch den Plan ein klein wenig Eibenstock auf die Anlage zu bringen.
    Das wird dann bei mir vorerst das einzige Digitalbetriebene Gleisstück der H0-Anlage.
    Hintergrund ist der das mein Vater seine Loks aus Kinder und Jugendtagen stehts bestens geflegt hat und diese heute noch problemlos fahen.
    Und ich somit auch mal eine alte Piko E46 neben einer roten V100 001 über die Anlage fahren lassen kann. Dafür ist das Zeug ja da. :)
    Für Eibenstock mit den geschobenen Wagen und der Rangiermöglichkeiten bietet sich das Digitale fahren mit Digitalkupplung geradezu an.

    Gruß André