Fotos retuschieren?

  • Ich habe von 1983 bis 1989 mit S/W-Negativfilmen und von 1989 bis 2015 mit Diafilmen fotografiert. Aktuell (seit Monaten) bin ich dabei, die 42 Negativfilme und 18.000 Dias zu scannen. Ich bearbeite die Scans nur nach, eine Retuschierung nehme ich nicht vor, diese würde das tatsächliche Bild ja verfälschen.

    Nachbearbeitung:

    - Ausrichten

    - einheitliches Zuschneiden auf Format 2x3

    - Kontrast und Helligkeit korrigieren (meist mit Autokorrektur)

    - Farbabgleich (falls erforderlich bei farbstichigen Filmen)

    - Staubfussel und Flecken entfernen (sofern die UV-Abtastung beim Scannen das nicht erkannt und selbst entfernt hat)

    Gruß

    Toralf

  • Hallo zusammen,

    tolle Diskussion, weil hier im Forum überfällig, konträre Meinungen prallen aufeinander.

    Meine Meinung; Ja, Nachbearbeitung ist richtig und wichtig, um ein Foto entstehen zu lassen. Warum sollten wir uns die Möglichkeiten der Digitalfotografie entgehen lassen.

    Daher stimme ich Achims Post zu, was fotografieren wir denn gern? Richtig: Gestellte und bezahlte Veranstaltungen, die einen Schein von Vergangenem erwecken sollen! Warum soll mann dann nicht eingreifen, wenn man die Chance zum Optimieren hat?

    Ich bin recht radikal und sehe die Original-Aufnahme, ob jpeg oder raw, nur als Datei, das Foto entsteht in der Bearbeitung, Beschnitt, Beseitigung stürzender Linien, Tonwertkorrektur, Tiefen- und Lichterkorrektur, Anpassung Sättigung, selektive Farbkorrektur, alles unabdingbar, um wirkliche Fotos zu erlangen. Passen wir nicht an, können wir uns wie viele unserer ungeliebten Zeitgenossen, per Händi den vorbereiteten Foto- und Videografen ins Bild quetschen. DAS ist keine Fotografie, welche manche Zeitgenossen neben Malerei, Bildhauerei, Schauspielerei durchaus als Kunstform verstehen. Jüngste Beispiele sehen wir in einigen der letzten Rügen-Fotos hier im Forum: Schatten von Fotografen im Bild. Was soll das? Weg damit! Ein paar Mausklicks, nicht mehr.

    Bei den angesprochenen verpflanzten Büschen bleibe ich hartnäckig: Wenn ich in der Fotolinie keine Chance auf gestalterische Entfernung von Störendem habe, muß ich in der Nachbereitung am Rechner tätig werden, warum auch nicht. Warum soll ich auch nicht bei bei Schietwetter nicht zu strukturierendem Himmel zu Hause nachhelfen? Macht Spaß und sorgt für ansehnliche Bilder, unansehnliche gibt es zuhauf, Fratzenbuch und Co. lassen grüßen.

    Lasset die Diskussion voranschreiten,

    Jörg

    Einer acht's, der andre betracht's, der dritte verlacht's, was macht's.

  • Hallo Achim,


    deswegen verstehe ich nicht, warum das Retuschieren hier jetzt so verteufelt wird. Jahr für Jahr, Monat für Monat pilgern Fotografen zu Fotofahrten, bei denen nichts anderes gemacht wird, als etwas „vorzugaukeln“, was für die Gegenwart unauthentisch ist.

    Für mich macht es keinen Unterschied, auf welchem Weg die Unauthentizität erreicht wird.

    Hallo Johannes,

    ich persönlich verteufle das überhaupt nicht. Weder das Nachstellen von Szenen bei Veranstaltungen, noch das nachträgliche Verändern der Fotos.

    Ich würde mir allerdings wünschen, dass es ehrlicherweise dann auch offen zugegeben würde, dass das Foto verändert, oder die Situation gestellt war.

    Denn sonst kommen die Forscher in 30 oder 50 Jahren an den Punkt, dass sie ein falsches Geschichtsbild der heutigen, oder auch der vergangenen Zeit erhalten.

    Es gibt in den Foren häufiger Beiträge, in denen die Bildautoren dies offen zugeben, indem sie anmerken, dass sie einen Warnwestenträger usw. eliminiert haben.

    Und das mag uns heute noch völlig unvorstellbar sein. Aber wie betrachten wir denn heute Fotos von vor 50 Jahren? Wir vertrauen dem Gesehenen. Und wir machen uns ein Bild der Zeit. Wo geht nun das Verfälschen los? Ist es verzeihlich, wenn ich ein Auto verschwinden lasse, weil es mir nicht gefällt? Es hätte ja auch keins dagewesen sein können.

    Aber was denkt der Betrachter in 50 Jahren? Autofreie Zeit 2019? Wie sieht es in 50 Jahren aus? Steht alles voller Autos, oder was es dann für Fortbewegungsmittel gibt?

    Wir können heute schon an der Geschichtsschreibung der Zukunft mitwirken. Gehen wir verantwortungsvoll damit um?

    Ich meine nicht das Wählen des "richtigen" Bildausschnitts und damit das Ausblenden unerwünschter Details. Das macht jeder Fotograf und das haben Fotografen zu allen Zeiten getan.

    Und Toralf, das Optimieren der Fotos, wie Nachbelichten, Abdunkeln, Nachschärfen, Entfusseln, Kratzerentfernung usw. wird wohl nicht gemeint sein.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo Achim,

    in der heutigen Zeit muß sich von den engagierten Foto- und Videografen wohl kaum einer Gedanken um Authentizität machen, wenn man sich die Fülle an Schrott in den asozialen Medien vergegenwärtigt. Die Aufgabe unserer Nach-Nachfahren ist daher turmhoch, kaum zu bewältigen. Deshalb verteidige ich die gestalterische Entfernung von Störendem nochmals nachdrücklich, sehe unsere Rolle als Geschichtsschreiber als nicht vordergründig relevant.

    Gute Nacht,

    Jörg

    Einer acht's, der andre betracht's, der dritte verlacht's, was macht's.

  • Hallo Achim,


    wenn ich die Zeit finde, Fotos zu machen, dann ist es für mich zu viel wert, als dass ich ein Foto einfach in den Papierkorb werfen könnte. Da kommt es eben auch mal vor, dass ich ein Auto entferne. Das ist in meinen Augen aber keine Verfälschung der Geschichte. Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich es einfach Tag für Tag aufs Neue probieren, bis es passt. Da ich die aber nicht habe, erzeuge ich diese Möglichkeit eben einfach digital. Und es ist ja nun auch nicht so, dass auf den Straßen neben unseren Schmalspurbahnen ununterbrochen ein Auto nach dem anderen kommt. Da ist es also durchaus authentisch, wenn in 50 Jahren jemand auf so ein Bild schaut und dort kein Auto mit drauf ist. Wie gesagt, ich betreibe keine Geschichtsverfälschung von Jahren oder Jahrzehnten sondern von Sekunden oder Minuten.

  • Hallo Johannes,

    ich verstehe Dich gut. Das sei Dir auch völlig unbenommen. Und meine Bemerkung nach der Recherche in 50 Jahren ist sicher auch etwas überspitzt. Ich bin ja nun auch nicht immer so ehrlich, dass ich nicht auch schon mal Kleinigkeiten an meinen Fotos verbessere (in meinen Augen). Das sieht man ja an dem Foto weiter oben mit der 99 568 in Posewald.

    Ich freue mich aber, dass wir dies hier mal diskutieren können.

    Ich lasse auch Jörg seinen Spaß, der nach Lust und Laune an seinen Fotos herumgestaltet. Dabei schließe ich nach wie vor die Nachbearbeitung einer Rohdatei durch Nachbelichten, Schärfen, Ausrichten, Beschneiden usw. aus.

    Das mache ich zur Zeit gerade mit meinen Urlaubsfotos, also aus einer RAW-Datei durch einige Klicks und dem Verschieben einiger Regler ein ansehnliches Äußeres zu geben, ohne aber Personen und Bilddetails zu ändern.

    Es geht hier bitte einzig und allein um das Verändern in Form von Hinzufügen oder Entfernen, natürlich auch Verschieben von Bilddetails, oder meinetwegen auch das Ändern der Farbe eines Details (orange Warnkleidung bspw.).

    Und wenn Jörg es gern so handhabt und das hier ganz offen sagt, so ist das für mich ehrlich und ich weiß, woran ich bin. Ich weiß, dass die abgebildete Situation unter Umständen etwas anders gewesen sein könnte.

    Es ist dann nur noch die Frage, wie umfangreich die Veränderung nun war und ob ich der abgebildeten Situation nun überhaupt einigermaßen vertrauen kann. Ab wann wird es also problematisch?

    Mal ein Extrembeispiel. Ein Fotograf fotografiert einen Zug von der Seite in der Landschaft. Es ist ein Personenzug mit drei gleichartigen Wagen. Aus einigen Fenstern schauen Köpfe und auch hinter einzelnen Fensterscheiben sind Menschen zu sehen. Per Photoshop fügt er nun eine beliebige Anzahl Wagen hinzu, so dass er womöglich einen Zug mit 9 Wagen präsentiert. Außerdem vervielfältigt er auch die Anzahl der sichtbaren Fahrgäste.

    Wir haben nun eine völlig andere Situation. Denkt Euch selbst, was man in dieses Bild hineininterpretieren kann, wofür man es nutzen könnte.

    Geht natürlich auch andersrum.

    Für mich ist das höchst problematisch. Es ist nichts weiter als eine Lüge.

    Ist Johannes entferntes Auto nicht weiter schlimm, ist Jörgs Busch, der einen störenden Fotografen am Gleis digital verdeckt nicht weiter schlimm, ist dieses Extrembeispiel, das ich einfach mal konstruiert habe, einfach nur eine Fälschung. Was meint Ihr?

    Ich weiß nicht, ob es nützlich ist, die ernsthafte Retusche eines Fotos mit irgend welchen digitalen Spielchen der heutigen Zeit zu vergleichen. Wenn wir das Thema auf Snapchat usw. erweitern, begeben wir uns wohl in einen Bereich, der nicht gemeint war.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo,

    da die meisten Bahnen heute eh nicht mehr im traditionellen DR Outfit unterwegs sind, sondern groß und unübersehbar die heutigen Betreiberlogos tragen, finde ich aktuelle Autos auch nicht als störend, vielleicht denkt man bei dem ein oder anderen Kfz in ein paar Jahren gern zurück. Die Fotos sehe ich als Zeitdokumente und manchmal entdeckt man auch später noch im Umfeld Details, die man zum Zeitpunkt der Aufnahme einfach nicht beachtet hat und die im Nachhinein auch ein vielleicht nicht ganz so perfektes Foto noch für einen "wertvoll" erscheinen lassen. Ich finde man sollte die Fotos original belassen, höchstens leichte Korrekturen bei Schärfe und Helligkeit, ansonsten sollte man sich auch im heutigen digitalen Zeitalter, im Voraus mehr Gedanken zum Motiv und dessen Umsetzung machen, wenn ich da an die Zeit vor der Digitalfotografie zurückdenke, da wäre die heutige Knipserei ein verdammt teurer Spaß geworden, da wurde vorher überlegt, wie man das optimale Foto bekommt.

    Gruß Michael

  • Hallo Jörg,

    Du zählst zur Bildbearbeitung u. a. auf: "Beschnitt, Beseitigung stürzender Linien, Tonwertkorrektur, Tiefen- und Lichterkorrektur, Anpassung Sättigung, selektive Farbkorrektur, alles unabdingbar, um wirkliche Fotos zu erlangen."

    Da sind wir uns einig - und das läuft auch nicht auf Bildfälschungen hinaus - sprich, die aufgezählten Dinge sind allesamt legal und in guten Redaktionen gelebter Alltag. Es handelt sich um Arbeitsschritte der Bildbearbeitung - Bildoptimierung, die die Bildaussage nicht verfälschen.

    "Bei den angesprochenen verpflanzten Büschen bleibe ich hartnäckig: Wenn ich in der Fotolinie keine Chance auf gestalterische Entfernung von Störendem habe, muß ich in der Nachbereitung am Rechner tätig werden, warum auch nicht."

    Warum nicht? Wenn es Dich glücklich macht - mach es!

    ABER: Wenn Du den Bildinhalt derart verfälschst, dann gibt es presserechtlich die Pflicht, eine Montage als Montage zu kennzeichnen. Du musst dafür nicht aufzählen, wie viele Personen, Bäume, Masten etc. Du gelöscht, versetzt oder was auch immer hast, sondern Du musst einfach anstatt "Foto Jörg Mustermann" angeben: "Montage Jörg Mustermann".

    Wenn Du das in Hobbyforen oder im Privatbereich unterlässt, wird Dich niemand verklagen - erinnert sei an: Wo kein Kläger, da kein Richter.

    Aber wenn Du eine derartige Fotomontage in den Medien veröffentlichst, weil die Redakteure die Montage nicht bemerkt haben - aber ein Betrachter bemerkt den "Betrug", dann kann er sich beim Verlag/der Medienanstalt über diese Bildlüge beschweren. Als Konsequenzen sind mir zahlreiche Fälle bekannt, in denen der Presserat dem betreffenden Verlag eine Rüge ausgesprochen hat.

    Dabei geht es um Verstöße gegen die journalisitsche Sorgfaltspflicht.

    Ob die Fotografen, die eine Montage ohne einen Hinweis darauf, dass sie eine Montage eingereicht haben, mit Bußgeldern belegt worden sind, weiß ich nicht, kann ich mir aber bei sensiblen Themen (Politik - z.B. Kriegsberichterstattung) gut vorstellen.

    Ich erinnere mich an die Reemtsma-Aussstellung zu den Greueltaten der Wehrmacht, deren Veröffentlichung eine große Diskussion über Bildfälschungen lostrat, wenngleich sich machen Vorwürfe später als in vielen Fällen unbegründet herausstellten (wobei geschickte Bildausschnitte nicht als Fälschungen klassifiziert worden sind, sondern lediglich als Fotos mit "fehlerhafter Bildunterschrift".

    Fazit: Mache privat, was Du denkst - aber sprich über die Veränderungen, wenn Du Deine unter dem Strich zweifelsfrei verfälschten Bilder jemals zur Veröffentlichung in den Medien anbietest, mit den Redakteuren über den Umfang Deiner Montagen.

    Denn es gibt eine Grauzone: Hast Du nur einen Möwensch... auf einer Rauchkammertür überstempelt, dann wird man das Bild als "Aufnahme: Jörg Mustermann" veröffentlichen. Hast Du Bäume versetzt, Masten oder zeitgenössische (politische) Parolen, Werbung etc. überstempelt, dann erfordert das Presserecht eine Veröffentlichung als "Fotomontage: Jörg Mustermann".

    Ob das Entfernen des eigenen Schattens oder der Schatten von anderen Fotografen im Bildvordergrund unter die Gruppe der Bildfälschungen fällt, kann ich offen gestanden nicht sagen.

    Auf jeden Fall handelt es sich um ein sensibles Thema!

    Manipuliere an Deinen Fotos so viel Du denkst - aber sei Dir und allen Betrachtern gegenüber ehrlich: Benenne ein markant manipuliertes Bild als "bearbeitet", "Fotomontage" oder ähnlich. Das tut nicht weh - sichert Dich aber im Zweifelsfrei ab - und erspart nachgewachsenen Historikern in 100 Jahren unerquickliche Diskussionen, ob im Bahnhof xy im Jahr 2020 nun 5 oder 7 Masten zur Bahnhofsbeleuchtung gestanden haben ...

    Rät mit vielen Grüßen

    André

  • Eine tolle Diskussion ist ja hier in gang gekommen und wahrscheinlich auch eine alte Meinungsauseinandersetzung.

    Denn Retusche gibt es ja fast so lange wie die Fotografie.

    Wer erinnert sich nicht an alte SW Fotos, wo eine Kommune stolz einen Bahnhof präsentiert, aber dann fehlte ein Zug. der wurde dann ordentlich hineinretuschiert, manchmal nicht ganz glücklich in den en Proportionen. Da gibt's zu Hauf Postkarten aus der guten alten Zeit.

    Aber für mich ist das eigentlich ein fließender Vorgang.

    Bilder nachbearbeiten, Kontraste verändern - das habe ich schon in der analogen Zeit gemacht.

    Da wird am Inhalt des Bildes ja nichts verändert. Aber manchmal hat man eben was unter- oder überbelichtet

    und per Nachbearbeitung konnte man das Foto dann auch gebrauchen.

    Ich scanne seit Monaten Unmengen an Material, da wird natürlich digital nachgearbeitet. Auch hier wird nur am Erscheinungsbild gearbeitet und evtl. die Farben etwas angepasst. Auch das ist keine Retusche.

    Bislang kam mir auch nicht in den Sinn, alte Scans so zu bearbeiten, wo Bildinhalte verfremdet werden.

    Verfremdung ist dann auch der Ausgangspunkt, welchen ich für die wirkliche Retusche halte.

    In der digitalen Fotografie ist man ja viel großzügiger und drückt auch mal einfach so ab.

    Erwischt man das Objekt der Begierde dann so, dass z.B. der Telegrafenmast aus dem Schornstein kommen mag, finde ich es gar nicht verkehrt, hier mal das Teil verschwinden zu lassen.

    Auch hässliche Plakate können eine an sich schöne Szenerie stören.

    Ich finde daher die Bildbearbeitung nicht verkehrt.

    Es kommt darauf an, was mache ich mit diesem Bild?

    In der eigenen Sammlung, als Bild für die Wand oder fürs Fotobucherschaffe ich mir meine eigene Szene.

    Fotografieren ist eine Kunstform geworden, in der vieles erlaubt ist.Wir suchen ja schon die Motive nach unseren Vorstellungen. Bimmelbahn soll romantisch und uns an alte Zeiten erinnern. Und wenn es der Fotozug ist, mit historischen Fahrzeugen dann kann man per Photoshop richtig loslegen. Weg mit Windrädern und SUV, weg mit Mc Donalds oder ähnlichen Zeitzeugen der heutigen Zeit.

    Hier erschaffen wir unsere eigene Welt, ähnlich der Modellbahn und bei einer Fotoveranstaltung ist das auch das Ziel.

    Anders ist es bei dem Thema der heutigen Schmalspurbahnen, die RüBB oder die Sachsen sind mit den heutigen Wagenmaterial auch so zu erkennen. Da ist es eher unsinnig eine Szenerie der 70er/80er nachzuahmen. Aber wer es möchte, warum nicht - und wie gesagt, da ragt vielleicht was aus dem Schornstein heraus....

    Wie einige schrieben, wo fängt es an und wo hört es auf, akzeptiert zu werden...? Das wird wohl nicht beantwortbar sein. Retusche gehört heute zur Fotografie dazu und ich denke es wird immer mehr.

    bei den Müll, was heute "Handyfotografen" in Massen produzieren, ist mir ein retuschiertes Fotos sogar sehr willkommen. Da hat sich noch jemand Mühe gegeben. Ein Bild mit Aussagekraft wurde geschaffen.

    Persönliche Grenzen sind aber gegeben, die hat jeder - stärker oder schwächer.

    Werden Loknummern verändert, ganze Züge ausgetauscht. Dann wird es schwierig.

    Aber auch dann gilt, wofür das Bild gedacht ist.

    Für Veröffentlichungen sehe ich Retusche auch OK, solange die Originalszene erhalten bleibt.

    Autos, Büsche, Starkstrommasten sind da Dinge, die man gern verschwinden lassen kann.

    Denn das Hauptmotiv bleibt unverändert und darauf kommt es an.

    Hier ein altes Bild, keine besonders gute Qualität, da kann man doch einiges noch herausholen.

    In einer knappen Minute verschwand ein Mast und Menschen und das nur mit Win10 Mitteln...

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas

  • Hallo,

    ja, Fotos sind Zeitdokumente. Dabei ist es doch egal ob das Foto 1928 oder 2019 entstanden ist. Um Iritationen heute u. Rätselraten in späteren Jahrzehnten zu vermeiden fände ich es nur fair, wenn der Bildautor darauf hinweisen würde, z. B. ^Um den Schmalspurzug hervorzuheben wurden drei Autos entfernt, u. ein Mast versetzt^.

    Fotos wurden ja schon vor 100 Jahren (u. mehr) retuschiert u. Dinge entfernt, um eben andere Dinge hervorzuheben.

    Mir persönlich sind immer Bilder am liebsten, welche die tatsächliche Situation zum Aufnahmezeitpunkt zeigen. Wenn eben der neue Opel eines Eisenbahners vor dem EG parkt, dann ist das zum Aufnahmezeitpunkt eben so.

    Wenn mir z. B. ein Foto der Westerntorkreuzung in Wernigerode vom 10.10.2019 um 13.46 Uhr präsentiert wird, dann besitzt für mich der gesamte Inhalt des Bildes einen dokumentarischen Wert. Wenn ich jetzt erfahre, daß drei Autos am Übergang entfernt wurden, ein Strauch versetzt, u. Graffiti an den Gebäuden entfernt wurden, dann verliert das Foto für mich 80% dieses Wertes.

    Wenn ich vom Bildautor nicht auf diese Manipulationen hingewiesen werde, dann fühle ich mich sogar betrogen. Denn es ist eben NICHT die Situation am 10.10.2019 um 13.46!

    Das ist meine persönliche Meinung zu diesem Thema.

    Beste Grüße u. danke für die faire Diskussion

    Holger