Mit dem Komarek hinauf zum Erzgebirgskamm

  • Dampftriebwagen entstanden an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, um den Betrieb auf Lokalbahnen mit geringeren Verkehrsbedürfnissen rationeller zu gestalten. Neben der Bauform Kittel im württembergisch-schweizerischen Raum, engangierte sich die Maschinenfabrik Komarek in Wien bei der Entwicklung des Antriebes. Den Wagenkasten stellte hierzu die Waggonfabrik Ringhoffer in Prag bereit. Nur wenige Jahre später wurden sie von Benzoltriebwagen abgelöst, die in Einmann-Bedienung gefahren werden konnte.

    Am 22. Oktober 2019 bestand für eine Reisegruppe die Möglichkeit, von der Außenstelle des Nationalen Technischen Museums in Chomutov (Komotau) hinaus zum Erzgebirgskamm nach Vysluni (Sonnenberg) zu reisen.

    Kurz nach 9 Uhr wurde der Triebwagen aus dem Gelände des NTM auf dem Nahnhof Chomutov (Komotau) bereitgestellt.

    Der Komarek wurde von den kk. österreichischen Staatsbahnen 1904 mit der Nummer 1.0 für die Kleinbahn Böhmisch Leipa - Steinschönau (heute Česká Lípa - Kamenický Šenov) in Dienst gestellt, gleichzeitig mit einem zweiten baugleichen Fahrzeug. Den Wagenkasten lieferte die Waggonfabrik Ringhoffer in Prag, den stehenden Dampfkessel die Maschinenfabrik Komarek in Wien. Beide Fahrzeuge bewährten sich zunächst nicht, so daß 1906 die Dampfkesselanlage vergrößert werden mußte.

    Nach dem Umbau kamen die Fahrzeuge auf den Strecken Laun - Libochowitz (heute Louny - Libochovice) und Opočno–Dobruška zum Einsatz. Ab 1918 erhielt das Fahrzeug die Betriebsnummer M124.001, mit der es bis 1947 zwischen Kutna Hora - Sedlec in Betrieb war. 1949 wurde das Fahrzeug vom Nationalen Technischen Museum NTM in Prag übernommen und 2006 erstmals in České Velenice betriebsfähig aufgearbeitet.

    Der Triebwagen mit der Achsanordnung 1A ist 11,3 m lang und verfügt über ein Leergewicht von 21 Tonnen bei 32 Sitzplätzen. Der Kessel ist als als kombinierter Wellrohr-/Rohrkessel ausgeführt. Als Dampfmaschine dient ein Zweizylinder-Verbundtriebwerk mit außenliegender Joy-Steuerung, welches den Radsatz unter dem Kessel antreibt. Kesselbedienung nd Reglerbedienung obliegen dem Lokführer, der Führerstand am anderen Wagenenede verfügt nur über Betägungszüge für Bremse und Dampfpfeife. An Vorräten werden 1,44 m³ Wasser und 400 kg Kohle mitgeführt.

    Blick in den hinteren Führerstand mit dem stehenden Kessel.

    Kurz nach 9.30 Uhr setzte sich das Gefährt in Bewegung, im großen Linksbogen ging es auf die Strecke nach Krimov und dann weiter nach Vysluni, von 355 m über NN auf 800 m über NN

    Den ersten Fotohalt gab es in Chomutov-Černovice

    Sehr zuverlässig dampte der M124.001 bergan durch die zahlreichen Schleifen immer an Höhe gewinnend. Vor Domina mußte dann aber doch eine Pause zum Dampfkochen eingelegt werden, die mit einer Scheinanfahrt beendet wurde.

    Wenig später war die Ausfahrt aus dem Wald bei Domina erreicht.

    Einen weiteren Fotohalt gab es vor Krimov.

    Im ehemaligen Abzweigbahnhof Krimov (Krima) warerst einmal Wassernehmen angesagt. Gut eine Stunde dauerte es, bis der 1,44 m³ fassende Wasserbehälter mit einem 3/4"-Schlauch befüllt war. Nur gut, daß hier im Herbst keine Züge mehr verkehren. In Krimov zweigte bis 1945 zweigte hier die Strecke nach Reitzenhain ab, nach der Grenzziehung 1945 jedoch ohne Verkehr war und 1972 abgebaut wurde.

    Mit dem M124 ging es weiter nach Vysluni, ein kleiner Haltepunkt mitten im Wald. Der Ort selbst bfindet sich ca. 3 Kilometer südlich vom Haltepunkt.

    Der Herbstnebel hatte sich am Erzgebirge am Morgen zurückgezogen und die Laubfärbung setzten einen schönen Rahmen für das ungewöhnliche Fahrzeug.

    Auf der Rückfahrt gab es nochmals einen Halt bei Nova Ves, bevor es gut 400 öhenmeter wieder hinabging ins Egertal.

    Ein Dank an dieser Stelle geht an den Veranstalter Michael Schneeberger sowie die Kollegen von NTM und KHKD, die diese einmalige Fahrt möglich gemacht haben.

    Falk Thomas

  • Hallo Thomas,

    vielen Dank für die schönen Bilder von diesem urigen Gefährt. Besonders gefallen mir die Bilder 4-6.

    Leider konnte ich den Triebwagenes bis jetzt noch nicht erleben - weder in Aktion noch "kalt". Sind Dir eventuell schon Fahrten im neuen Jahr (am besten erzgebirgsnah?) bekannt?

    Gruß

    Julius