Betrieb der Harzer Schmalspurbahnen 2020

  • Hallo Michael,

    man kann sich die Lage auch schönreden. Für mich ist es einfach nur noch katastrophal, was dort im Harz abläuft. Und das seit Jahren.

    Keiner kann die Coronalage vorhersehen, aber bis Ende April gleich mal Schluss zu machen ist in meinen Augen eine Kapitulation.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo Achim,

    ich rede mir nichts schön, dem Laden steht finanziell das Wasser bis zum Hals, das merkt man schon seit Jahren an verschiedenen Dingen, u.a. gerade an den HU die eben nicht durchgeführt werden. Ich behaupte auch gar nicht dass mir dass gefällt so wie es jetzt läuft, ich sage halt nur dass es gute Gründe geben kann. Zum Beispiel eben dass man in der ohnehin verkehrsärmeren Zeit nicht noch Geld zum Fenster raus wirft (was man ohnehin zu wenig hat) um leere Züge zu fahren und Menschen ein Freizeitangebot zu bieten dass es nach politischem Willen im Moment eigentlich nicht gehen soll.

    Versteh mich auch bitte nicht falsch, ich kann verstehen dass du vom Standpunkt des Vollblut-Betriebseisenbahners das so siehst wie du es schreibst. Ich beschäftige mich halt jeden Tag mit "langweiligen" Zahlen (und nur in meiner Freizeit mit der lieben Bimmelbahn) und kann daher gut nachvollziehn dass vom betriebswirtschaftlichen Standpunkt das einfach die beste der denkbaren Varianten sein kann. Die Berichterstattung über die Werkstatt zeigt ja zumindest dass man den Kopf nicht völlig in den Sand steckt, sondern die Zeit durchaus sinnvoll nutzt, sodass wir uns wenn es dann wieder losgeht hoffentlich nicht wieder im Wochentakt über Zugausfälle und Fahrzeugengpässe unterhalten dürfen.

    Gruß Michael

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  • Hallo Michael,

    Dein Wort in Gottes Ohr. Den ersten Lockdown hat man ja auch nicht gerade dafür genutzt, die im Betriebsbestand befindlichen Fahrzeuge möglichst störfest zu machen.

    Es hat weniger mit meiner Haltung als Eisenbahner zu tun. Es hat damit zu tun, dass man seit Jahren ein massives Personalproblem hat und dies durch solche Maßnahmen ganz sicher nicht löst. Da sehe ich auch den Betriebsrat der HSB in der Pflicht, gerade im Hinblick auf Kurzarbeit und dessen Folgen. Und da hat der Betriebsrat durchaus Möglichkeiten.

    Wir haben jetzt Lockdown light bis in den Januar. Ich kann gut nachvollziehen, wenn ein Unternehmen bis dahin den Verkehr einstellt und die wenigen Tage mit geringen Lockerungen zum Weihnachtsfest vielleicht mal auslässt. Aber was bis Ende April Lage ist, kann nun wirklich kein Mensch vorhersagen.

    Betriebswirtschaftlich mag manches ratsam sein. Ob es denn gut ist, steht auf einem anderen Blatt. Ich hab schon viel zu viel geschrieben. Ich werde das Thema HSB auf jeden Fall weiter beobachten.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Zum Glück stellen nicht alle Schmalspurbahnen den Betrieb komplett ein.

    Diese Pandemie wird die Gesellschaft verändern, selbst wenn alte Traditionen jetzt gebrochen werden müssen, soziale Kontakte unerwünscht sind und auch vor religiösen Festen die Vorschriften nicht mehr Halt machen.

    Das Problem in dieser veränderlichen Zeit, man kann sich damit auch die HSB abgewöhnen. Anders als in Oschatz sehe ich wenig begeisterte Einheimische diese Züge nutzen. Vielleicht wäre es jetzt die Chance für ein Grundangebot und das auch mit Dampf für die regionale Bevölkerung? Denn wenn Corona vorbei ist, lechzen die Menschen nach Freizeit und Urlaub und mit Sicherheit werden nicht wenige dem teuren Urlaubsland Deutschland dann den Rücken kehren. Corona sei dank wird es vor allem im osten Deutschlands eine Pleitewelle im Einzelhandel und Hotel/Gaststättengewerbe geben. Der strukturschwache harz ist davon sehr betroffen. das birgt die Gefahr, dass weniger Touristen in den Harz kommen und weniger dann die HSB nutzen. Sie ist ja ohnehin schnell ins Vergessen geraten.

    Aber ich gebe den anderen Vorrednern recht, man könnte auch die Chance nutzen und mit geballter Dampfkraft durchstarten.

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas

  • Den Ansatz finde ich gut.

    Vielleicht gibt es ja tatsächlich die Chance die Mitarbeiter über die Zukunft aufzuklären und für neue Ideen zu begeistern.

    In der Zwischenzeit gibt es am Rollmaterial aber auch der Strecke und Infrastruktur sehr viel zu tun.

    Wenn die Mitarbeiter ordentlich informiert werden und viele Arbeiten zusammen bewältigen könnte der Gemeinsinn durchaus gestärkt werden und es müssten nicht alle zuhause abwarten...

  • Hallo Achim, Michael und Thomas,

    danke für die angeregte Diskussion, in der jede Eurer Ansichten richtig ist. Auf den ersten Blick scheint ihr Euch zu widersprechen, bei genauerem Hinsehen trifft aber alles zu und Ihr zeigt damit genau das Dilemma auf, in das das Unternehmen HSB in den letzten Jahren hineinmanövriert wurde. Der Spagat zwischen Geldmangel, Personalmangel, Materialmangel einerseits und dem Anspruch andererseits, unter diesen Bedingungen einen funktionierenden Eisenbahnbetrieb durchzuführen, lässt sich nicht länger durchhalten, dieses "Unternehmensmodell" ist wohl jetzt endgültig gescheitert - die Auswirkungen von Corona waren da nur noch der sprichwörtliche letzte Stoß, um dieses Kartenhaus final einstürzen zu lassen.

    M. E. liegt nun förmlich in der Luft, dass der längst fällige große Schnitt vollzogen werden wird und wir danach eine andere HSB vor uns haben werden. Wie die aussehen wird, bleibt abzuwarten...

    Hoffen wir also inständig, dass die konstruktiv nach vorne sehenden Kräfte die Oberhand behalten und sich durchsetzen werden! Zwei Dinge sind m. E. jetzt besonders wichtig:

    • Soviel wie möglich von dem vorhandenen, erfahrenen Personal "bei der Stange" zu halten.
    • Die lange Pause durch einen intensiven und geschickt organisierten Betrieb der Werkstatt so zu nutzen, dass anschließend der Fuhrpark nachhaltig gestärkt sein wird.

    Beides schließt sich nicht aus, sondern ergänzt sich eher.

    Glück auf, HSB!!!


    Beste Grüße aus dem Bergischen Land

    Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von ThomasKugel (3. Dezember 2020 um 18:01) aus folgendem Grund: Wortdoppelung entfernt

  • Hallo Ihr,

    wenn man den Betrieb bis Ende April 2021 fast komplett einstellt, würde mich interessieren wie es um die Zahlungen der jeweiligen Länder und Kommunen steht?

    Nach meiner Ansicht müssten diese auch fast komplett eingestellt werden......

    Na hoffen wir mal das beste für die Bahn. Und vor allem für die Zukunft......

    Bis dahin

    Sven Weißenborn

  • . Anders als in Oschatz sehe ich wenig begeisterte Einheimische diese Züge nutzen. Vielleicht wäre es jetzt die Chance für ein Grundangebot und das auch mit Dampf für die regionale Bevölkerung?

    Hallo Zusammen,

    das sehe ich bei Beibehaltung des derzeitigen Tarifs - sagen wir mal - skeptisch. Vielleicht wird mal jemand von Sorge nach Benne zum Einkaufen fahren, dort gibt es unmittelbar am Bahnhof einen relativ neuen Supermarkt. Aber sonst...

    Bergmensch hat vor einiger Zeit einen Preisvergleich gepostet, demnach kostet WR-Schierke mit der HSB 13 €, mit dem Bus der HVB 4,90 €. Noch Fragen?

    ThomasKugel : Volle Zustimmung :thumbup:

    Corona sei dank wird es vor allem im osten Deutschlands eine Pleitewelle im Einzelhandel und Hotel/Gaststättengewerbe geben.

    Daran denke auch ich geradezu panisch. Jedes Mal, wenn das thematisiert wird, denke ich mit Schrecken an Anja Macke und ihr Kollektiv, die die Pension & Gaststätte Eisfelder Talmühle in unglaublicher Weise umgebaut, renoviert und zu einem echten Träumchen gemacht haben. Ich glaube, ihr gebt mir Recht, dass dieses Schmuckstück es nicht verdient hätte, schließen zu müssen.

    Wünschen wir alle der HSB und Frau Macke - stellvertretend für die Harzer Gastronomie - alles erdenklich Gute und viel Kraft und Durchhaltevermögen.

    Echt emotionale Grüße,

    Peter

    Einen Kumpeltod möchte ich jetzt nicht, wohl aber werde ich mir jetzt einen Schierker Feuerstein genehmigen.

    Zum Glück sind viele Harzer Spezialitäten (nicht nur in flüssiger Form) auch in NRW zu haben.