Betrieb bei der RüBB 2020

  • Hallo allerseits,

    vom 28.09. bis 06.10.2020 begab ich mich nebst interessierter Begleitung endlich zu einem schon lange anvisierten Ziel: eine Reise auf die Insel Rügen. 700 km PKW-Anreise sind für meinen Geschmack zwar grenzwertig, aber die Sehnsucht war halt größer.

    Dazu eine kleine erklärende Vorrede: zum bislang ersten und einzigen Mal weilte ich im September 1992 auf Rügen. In seitdem 28 Jahren hat sich unwahrscheinlich viel verändert, und das Allermeiste davon sehr zum Positiven. Damals lernte ich die Insel noch in nahezu unverfälschtem DDR-Flair kennen, die vorhandene Infrastruktur war dem plötzlichen Ansturm nicht ansatzweise gewachsen und viele versuchten irgendwie und mit irgendeiner guten oder weniger guten Idee, Geld zu machen - es hatte etwas chaotisches. Heute hingegen sieht das alles geordnet und sauber aus, die Infrastruktur wurde ausgebaut, es gibt reichlich Unterkünfte für jeden Geldbeutel, und dennoch ist Rügen eben Rügen geblieben: wunderschön und zutiefst beeindruckend!

    Für uns Eisenbahnfreunde war und ist natürlich das Wichtigste der Rasende Roland: er fährt immer noch, und das viel öfter und sogar auch ein Stückchen weiter als damals. Quartier bezogen haben wir in einer wunderbaren Ferienwohnung in Putbus, wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt, so dass das Auto überwiegend stehen blieb und wir eifrig auch den Roland benutzen. Das wiederum war mit der sehr preisgünstigen Wochenkarte dann auch umso einfacher.

    Vom Roland bin ich hellauf begeistert, und als bekennend-leidenschaftlicher Fan der Schmalspurbahnen im Harz habe ich natürlich auch den einen oder anderen Vergleich ziehen können, insbesondere im Hinblick auf die dort aktuell nicht gerade rosigen Gesamtsituation.

    Was mir und meiner vielleicht sogar etwas objektiver, weil unbefangener schauenden Begleitung beim Roland, auffiel:

    - Fahrzeuge und Anlagen machen (bis auf die EG in Baabe und Philippshagen) einen sehr gepflegten und sauberen Eindruck.

    - Das Umfeld stimmt und passt generell zur Dampflok, lediglich die Verbundpflasterbahnsteige in Binz LB fallen da unschön aus dem Rahmen. Und der moderne und schwere Oberbau auf Schotterbettung - nun ja, wir befinden uns eben im 21. Jahrhundert und nicht mehr in der Zeit der RüKB, da müssen solche Kompromisse wohl sein. Ausgezeichnet wirkt hingegen die im (Wieder)Aufbau befindliche Telegrafenleitung.

    - Erstaunlich hoch ist die Anzahl der betriebsfähigen Dampfloks - für die vergleichsweise kurze Bahn eine wahrlich üppige Ausstattung.

    - Und was die Bahn besonders sympathisch macht, ist das durchweg sehr freundliche, auskunftsfreudige und engagiert wirkende Personal. Hier identifizieren sich die Eisenbahner erkennbar sehr mit "ihrer" Eisenbahn. Man wartete als Fahrgast z. B. förmlich darauf, dass beim Halt in Jagdschloss der markige Ruf des humorvollen Zugbegleiters mit dem Berliner Akzent über den Bahnsteig schallte: "Jaaaagdschlossss" - herrlich!

    - In jedem Zug ist ein offener "Cabriowagen" im Einsatz, worauf man mitunter gar keinen Platz bekam, so beliebt sind diese - wie im übrigen die Auslastung aller Züge und zu fast jeder Tageszeit uns sehr beeindruckt hat.

    Sehr gefreut erfreut war ich auch, Achim Rickelt alias Dampfachim endlich mal zu sehen und sogar ein paar kurze Worte mit ihm wechseln zu können.

    An dieser Stelle möchte ich allen RüBB- und Press-Eisenbahnern ganz herzlich "DANKE!" sagen, Ihr habt unsere Urlaubswoche ungemein bereichert, wenngleich die beileibe nicht nur dem Roland gewidmet war, sondern uns über ganz Rügen und auch hinüber nach Hiddensee führte: von Kranichfahrt bis Kreidefelsen war alles dabei.

    Fazit: es dauert garantiert nicht nochmal 28 Jahre bis zum Wiedersehen - da ist schon eher 2021 mit dem nächsten Besuch zu rechnen.

    So, und jetzt für alle noch ein paar Bilder, und zwar ausnahmslos vom Sa., 03.10.2020, den die RüBB und die PRESS trotz des coronabedingt ausgefallenen Bahnhofsfestes mit einigen Attraktionen bereicherten, mit denen ich vorher gar nicht gerechnet hatte - eine schöne Überraschung. Die Bilder beschränken sich auch deswegen auf diesen Tag, weil wir sonst eher Mitfahrer sind und nicht in erster Linie fotografieren.

    Herzliche Grüße,

    Thomas


    Bild 1 - Auch auf der Normalspur gab es interessantes zu sehen: 01 509 hatte einen Sonderzug aus Sachsen nach Binz gebracht und kam zum restaurieren nach Putbus.


    Bild 2 - 251 901 wartet auf den nächsten Pendel nach Lauterbach Mole.


    Bild 3 - In der Einsatzstelle Putbus steht kalt die 99 4652.


    Bild 4 - 99 1784 verlässt Putbus mit dem P 106 Richtung Lauterbach Mole, am Zugschluss läuft 251 901 mit.


    Bild 5 - 772 140 und 141 übernahmen den "Zug|b|ringer" von und nach Bergen, hier als PRE 74882 in Putbus einfahrend.


    Bild 6 - Für mich der Höhepunkt des Tages: die beiden Lenz-Schwesterloks 53Mh und 994632 fahren mit P 228 in Putbus ein.


    Bild 7 - 99 4632 im Porträt


    Bild 8 - Desgleichen für die 53Mh, zwei Tage vorher mit frischer HU-Frist versehen


    Beste Grüße aus dem Bergischen Land

    Thomas

  • Hätt'st mich ja mitnehmen können ;)

    Tolle Eindrücke und wow, die 01 scheint ja in einem exzellenten Zustand zu sein. Das habe ich selten so gesehen!

    Viele Grüße,

    Lenni

  • Genau so sehe ich es auch - danke für die Dokumentation in Wort und Bild !

    Sagt jemand, der seit 1990 leider nur interessiert-bewundert, aber nicht dokumentiert hat----

  • Na Thomas das sind doch schöne Bilder..
    Für mich geht es Samstag endlich wieder auf die Insel. Freue mich schon auf die ein oder andere Fahrt mit dem Roland und aufs Wandern.

    Gruß André

  • Oh, danke für Eure positiven Reaktionen (in Wort und mit Smiley), die mich in ihrer Anzahl etwas überraschen.:)

    Um jetzt doch mal den direkten Bezug zu den Harzer Schmalspurbahnen herzustellen: mir machen die Erlebnisse beim Roland gute Hoffnung, dass es auch dort irgendwann wieder besser wird. Der Roland zeigt, dass auch aus einer völlig vermurksten Situation heraus mit starkem Willen und guten Ideen wieder ruhiges Fahrwasser und betrieblicher Erfolg erreicht werden können. Mit einem interessierten Eigentümer und einem geeigneten Betreiber, der auch das operative Personal (wieder) motivieren kann, funktioniert das.

    Vielleicht sollten mal diverse Personen aus der HSB und ihrem Umfeld zwangsweise zwecks Erkenntnisgewinn eine Zeit lang "auf die Insel" geschickt werden?;):S


    Beste Grüße aus dem Bergischen Land

    Thomas

  • Hallo Lenni,

    [...] die 01 scheint ja in einem exzellenten Zustand zu sein [...]

    optisch war das Rennpferd wirklich wie aus dem Ei gepellt.

    Mich persönlich hat diese Begegnung sehr gefreut, da ich seit Jahren keine 01.5 mehr getroffen habe - und genau diese 01-Variante war und ist mein Favorit: die durchgehende Domverkleidung, die etwas höhere Kessellage - totschick, High-End der hohen Achse sozusagen.:) Fehlen nur noch die spitze Rauchkammertür und ein Satz Boxpok-Räder (wobei spätestens da die Geschmacks-Geister bekanntlich schnell in Streit geraten).;)


    Beste Grüße aus dem Bergischen Land

    Thomas

  • Für die Spitze Rauchkammertür Empfehle ich dir die 01 519 der EFZ aus Rottweil. Eigentlich sollte die 519 auch auf die Insel kommen da sich aber die Kessel HU verzögerte wurde die Maschine nicht Rechtzeitig fertig.

  • Hallo Zusammen,

    für mich passen die unförmigen Boxpoks nach Pennsylvania und an den Sherman Hill, haben aber in Putbus und Schöneweide nix zu suchen.

    Über technische Vor- und Nachteile kann ich allerdings nichts sagen.

    Das ist meine Meinung,

    Peter.

  • Hätt'st mich ja mitnehmen können ;)

    Tolle Eindrücke und wow, die 01 scheint ja in einem exzellenten Zustand zu sein. Das habe ich selten so gesehen!

    Viele Grüße,

    Lenni

    Hallo Lenni,

    Vor allem wenn man die 01 509 aus der Zeit kannte, als sie noch den UEF gehörte. Da sah die Lok gar nicht gut aus, sondern regelrecht abgerockt. Letzteres hat man dann auch mit 01 1066 gemacht, wie man auf dem Abschiedsvideo gut sehen und hören kann.

    Gruß Ronald

    Viele Grüße,

    Ronald!