Hallo liebe Freunde der schmalen Spur,
nachdem wir uns in der zweiten Hälfte der 80er schon in Sachsen und im Harz umgeschaut haben, folgt jetzt in logischer Folge die Strecke Bad Doberan – Kühlungsborn West, auch als Molli bekannt. Möglicherweise sind Euch manche Fotos schon aus einem früheren Beitrag bekannt, der aber wohl heute nicht mehr bebildert ist.
Schon zu DDR-Zeiten führte der Molli im Bewusstsein der Eisenbahnfreunde scheinbar eine Art Schattendasein. Auch als regelmäßiger Leser der Zeitschrift „Modelleisenbahner“ wurde man über den Molli nur relativ selten informiert.
Mir begegnete die Bäderbahn dagegen häufiger in unseren Tageszeitungen aus dem Bezirk Rostock, häufiger als der Rasende Roland. So war es an der Zeit, den Molli auch einmal selbst zu besuchen.
Das erste Mal im Molliland
Im Februar 1986 war es soweit. Das letzte Mal Halbjahreszeugnisse, Winterferien, zu DDR-Zeiten immer 3 Wochen lang. Da müsste doch was zu machen sein.
Von Barth nach Bad Doberan gab es relativ gute Zugverbindungen, aber zweimal umsteigen, in Velgast und Rostock, musste man in Kauf nehmen. Ich war etwas aufgeregt. Den Rasenden Roland hatte ich schon kennen gelernt. Wie würde es beim Molli sein?
Ich habe die damaligen Fahrpläne natürlich nicht mehr zur Verfügung, erinnere mich aber natürlich daran, dass der Fahrplan für den Molli damals auch im Winter den Zweizugbetrieb vorsah. Nach meiner Ankunft in Bad Doberan blieb nicht so viel Zeit, mir den Bahnhof genauer anzuschauen. 99 2321-0 brachte mich nach Kühlungsborn. Dort entstanden meine ersten Fotos dieser Bahn. Das Wetter war kalt und es schneite etwas. Viel Zeit hatte ich mir dort nicht genommen. Ich unternahm einen kleinen Spaziergang in Richtung Strand und kam auch an einem kleinen Modellbahngeschäft vorbei, wo ich auch einige Dinge erstehen konnte.
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Mein erstes Foto beim Molli. 99 2321-0 hat ihren Zug bis Kühlungsborn West gebracht. Das Wetter war an diesem Februartag lichtteschnisch mies, windig, kühl und es schneite etwas. An diesem Tag entstanden nicht allzu viele Fotos.
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Nach dem Wassernehmen ging es wieder an den Zug. Der Aufenthalt am Endbahnhof war auch damals nicht besonders lang. Wenn ich mich recht erinnere, aber doch etwas länger als heute. Ich blieb noch etwas in Kühlungsborn und schaute mich etwas im Ort um.
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99 2331-9 bespannte den zweiten Umlauf. Vom Zug aus konnte ich beobachten, wie sich die Lok wieder in Richtung ihres Zuges in Bewegung setzte. Im Gegensatz zu den deutlich größeren Einheitsloks fiel mir sofort der kleinere Raddurchmesser auf. Die Form der Lok gefiel mir aber schon damals.
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Vor der Abfahrt habe ich dann noch ein Foto vom Bahnsteig aus aufgenommen. Ihr seht schon, ich war als 16 jähriger Bub noch sehr vorsichtig. Außerdem war ich dort noch völlig fremd.
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Nach der Rückkehr konnte ich in Bad Doberan noch eine Einheitslok ohne Schilder fotografieren. Das Foto … naja. Schön ist anders, aber es war mein erstes Bild der 99 2322-8. Einige Monate später konnte ich sie dann erstmals im Zugdienst aufnehmen.
Noch zweimal zum Molli
Im Frühjahr 1986 ergaben sich für mich noch zwei Möglichkeiten, den Molli zu besuchen. Auch diesmal war ich allein unterwegs und nahm mir wenig Zeit am Ziel. An Landschaftsmotive dachte ich überhaupt nicht. Immerhin bot der Fahrkartenschalter in Kühlungsborn West schon damals eine gewisse Auswahl an Andenken, die mir interessant erschienen. Da waren Bilderserien mit Mollimotiven, Ansichtskarten und sicher noch mehr zu bekommen.
1986 stand alles beim Molli im Zeichen der Vorbereitung zum 100. Jubiläum. Im Sommer sollte dann eine ganze Festwoche den Molli würdigen. So entstand im Bahnhof Kühlungsborn Ost ein Nebengleis neu, um dort historische Fahrzeuge zu präsentieren. Die Werkabteilung Perleberg hatte gerade für den Molli den ersten Salonwagen fertiggestellt. Das war ein Modernisierungswagen mit Ausstattung als Buffetwagen, aufgebaut auf dem Fahrwerk eines Güterwagens.
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Diesmal war ich mutiger, fasste mir ein Herz und fragte, ob ich beim Wassernehmen mal zum Lokschuppen rüber dürfte. 99 2331-9 stillte ihren Durst und wurde vom Lokpersonal versorgt.
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Recht schnell stand die Lok dann zur Abfahrt bereit. Was mir damals Ende April 1986 nicht auffiel, einige Wochen danach aber schon. Am rechten Bildrand gab es einen Unterstand für die Bahnsteigkarren. Warum der Ikarus dort stand, kann ich heute nicht mehr erklären.
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Nachdem der Zug weg war, riskierte ich einen verstohlenen Blick zur Wagenhalle, vor der noch einige Güterwagen auf bessere Zeiten warteten. Dann vertrieb ich mir die Zeit wohl wieder mit Spazierengehen.
Der Fahrdienstleiter des Bf. Kühlungsborn West wurde auf mich aufmerksam und bot mir an, einmal in den Lokschuppen zu schauen. Planmäßig waren wieder 99 2321-0 und 99 2331-9 unterwegs. Die Schwesterlok der Wismutlok hatte ich bis dahin noch nicht gesehen. Aber im Lokschuppen traf ich die 99 2332-7 dann an und konnte sie fotografieren.
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Im Lokschuppen Kühlungsborn West wartete 99 2332-7 auf neue Einsätze, die bald kommen würden. Zum Glück hatte ich ein leichtes Taschenstativ dabei und konnte ein vernünftiges Dia anfertigen. Auf eine Besonderheit des Molli möchte ich mit diesem Foto hinweisen. Dort fällt (bis heute) nicht nur die Kupplung mit einer lose beigefügten Kupplung (liegt oben auf der Pufferbohle) mit seitlichen Sicherheitsketten auf. Für das Kuppeln der Hauptluftleitung und der Heizleitung gab es 1986 noch separate Schläuche, die beim Ankuppeln jeweils an Lok und Wagen mit einem Hakenschlüssel fest geschraubt werden mussten. Noch zum Ende der 80er wurden dann Schläuche fest angebaut und mit gewöhnlichen Kuppelköpfen versehen. Die stehen aber auf dem Kopf und wegen des engen Pufferabstands ist einseitig immer ein fester Kuppelkopf mit gegenüberliegendem Schlauch zu kuppeln. Die Absperrhähne befinden sich aus Platzgründen hinter der Pufferbohle.
1986 wurde das freie Ende jedes Schlauches jeweils an einen Blindstopfen an der Pufferbohle geschraubt. An 99 2332-7 fehlen hier beide Schläuche. Außerhalb der Heizperiode wurde der Dampfheizungsschlauch (Heizerseite) jeweils weggelassen. Der Ausgang der Heizleitung konnte ebenfalls mit einem Stopfen verschlossen werden.
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Bevor sie mich wieder nach Bad Doberan zog, stand 99 2331-9 dann rechtzeitig am Zug. Während das Lokpersonal die Lok an den Zug kuppelte, konnte ich einen schnellen Blick in den Führerstand wagen.
Beim nächsten Besuch im Mai 1986 hatte die 32 dann den Platz der 31 eingenommen und dampfte mit einer Garnitur im Plan. Mit dem anderen Umlauf war wiederum die 99 2321-0 unterwegs. Ich hatte einige Stunden Zeit und genoss jetzt einen schönen Frühlingstag sowohl am Bahnhof, als auch an der Strandpromenade, wo ich allerdings nicht fotografiert habe.
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Diesmal setzte sich in Bad Doberan die zweite Wismutlok 99 2332-7 an meinen Zug. Eine einstmals dritte Lok dieser Bauart, die 99 333, war als Naßdampflok nicht erhalten worden. Die 99 2332-7 ist seit etlichen Jahren nicht mehr betriebsfähig und wird in Kühlungsborn West als Denkmal gezeigt.
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In Kühlungsborn West konnte ich noch eine Aufnahme des Fahrwerks anfertigen, bis wieder ein Diafilm eingelegt wurde.
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Das gehört dazu. Wenn dem Kesselspeisewasser im erforderlichen Umfang die entsprechenden Chemikalien (bei der DR Soda + Natriumbikarbonat in unterschiedlichem Mischungsverhältnis entsprechend der Wasserhärte und Skiantan) beigegeben werden, bildet sich im Kessel ein Schlamm, der regelmäßig abgeschlammt werden kann. Dazu fuhr die Lok auf die Untersuchungsgrube vor dem Lokschuppen. Als sich der Dampf verzogen hatte, tauchten hinter der Lok die Umrisse der Schwesterlok 99 2331-9 auf.
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Als die Lok wieder an den Zug setzt, schweift der Blick auch auf den Bahnsteig. Das Dach für die Bahnsteigkarren ist eingestürzt und hat offenbar auch eine Karre unter sich begraben. Ob die noch zu retten war? Robert, weißt Du das?
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Vor der Wagenhalle erblickte ich den erwähnten Salonwagen, der gerade aus Perleberg beim Molli angekommen war. Zum 100. Jubiläum war er dann im Einsatz und wird noch heute gern zur Bewirtung der Gäste genutzt.
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Scheinbar sollte in Bad Doberan eine Dampflok angeheizt werden, denn ein Eisenbahner schichtete eine entsprechende Menge Anheizholz auf der Pufferbohle zwischen den Loklaternen der 99 2321-0 auf.
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Nach der Rückkehr riskierte ich in Bad Doberan vom Regelspurbahnsteig noch einen Blick hinüber zur Bekohlung. Alles andere als optimal war sie von dort zu beobachten. Rechts ist noch eine Einheitslok angeschnitten. Ob sie angeheizt wurde und auch ihre Nummer habe ich nicht erkannt. Alle Fotos: Achim Rickelt
Meine ersten Besuche beim Molli waren schön, konnten mir aber noch nicht das ganze Spektrum dieser Bahn näher bringen.
Beim nächsten Mal hieß es dann „Herzlichen Glückwunsch!“, der Molli wird 100.
Viele Grüße
Euer Dampf – Achim Rickelt