Reise ins Molliland 1986

  • Vom besagten Modellbahngeschäft hast du nicht zufällig ein Foto gemacht?

    Hallo Robert,

    hatte ich ja noch völlig vergessen. Nein, das Modellbahngeschäft habe ich natürlich nicht fotografiert. Wenn ich mich richtig erinnere, hieß der Betreiber Schaft oder Schacht oder so. Das habe ich mir so genau nicht gemerkt. Ich weiß nur, dass ich dort war, auch irgend etwas für mein Taschengeld gekauft habe. Ich weiß aber natürlich nicht mehr, was es war.

    Wenn ich mich richtig erinnere, war der Herr auch eine große Nummer in dem Molliverein.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo Achim,

    tolle alte Fotos von der Molli. Ich finde, so alte Fotos haben etwas eigenes.

    Das ist das, was den heutigen Fotos etwas fehlt.
    Aber das ist meine ganz persönliche Meinung.

    Gruß

    Wasserkran

  • Der Molli wird 100

    Wie schon im ersten Teil berichtet, stand das Jahr 1986 beim Molli ganz im Zeichen des 100. Geburtstags der Bahn. Am 9.Juli 1886 ging der erste Teilabschnitt der heute als Molli bekannten Strecke zwischen Bad Doberan und Heiligendamm in Betrieb. Die Erweiterung bis Arendsee (heute Kühlungsborn West) folgte erst 1910. Von Anfang an war die neue Strecke eine reine Bäderbahn, zunächst ohne Güterverkehr und wurde zunächst auch nur in der Sommersaison betrieben.

    Bekanntestes Kennzeichen der Strecke war und ist die Stadtdurchfahrt, quasi als Straßenbahn, in Bad Doberan. Das brachte dem Lokomotivpark spezielle Besonderheiten ein. So wurden die Dampfloks lange Zeit sogar mit zwei Läutewerken betrieben, um den Straßenverkehr zu warnen. Die ersten Lokomotiven waren Kastenlokomotiven mit einem Abdampfkondensator auf dem Dach, der nicht nur den Abdampf niederschlug, sondern auch Wasser zurückgewinnen konnte.

    Die Profileinschränkungen in der Stadt bescherten den heute eingesetzten zwei Loktypen stark abgeschrägte Führerhausoberteile, damit den Lokpersonalen eine ausreichende Sicht gegeben wurde.

    Während sich andernorts in der DDR Arbeitsgemeinschaften des Deutschen Modelleisenbahnverbandes DMV der Traditionspflege verschieben hatten und entsprechende Jubiläen und Sonderveranstaltungen organisieren halfen, war dies beim Molli etwas anders gelagert. Die heute bekannte Verein zur Traditionspflege des Molli e.V. bestand damals als Interessengemeinschaft des Kulturbundes der DDR und engagierte sich schon zu DDR-Zeiten maßgeblich für einen Traditionszug, die Präsentation von Sachzeugen und die Durchführung von Sonderfahrten. So waren auch die Veranstaltungen zum 100. Jubiläum von der IG gemeinsam mit der DR organisiert worden.

    Großer Bahnhof für den Molli

    Vom 5. - 13. Juli 1986 fand die bei Einwohnern und Eisenbahnfreunden lange ersehnte Festwoche beim Molli statt. Zusätzlich zum ohnehin dichten Planverkehr gab es tägliche Sonderfahrten mit dem gerade entstandenen Traditionszug der Bäderbahn und ein großes Bahnhofsfest in Bad Doberan. Vorab war mir gar nicht bekannt, dass es sogar einen dampfbetriebenen Zubringerverkehr auf der Regelspur zwischen Rostock bzw. Wismar und Bad Doberan geben würde. Das war dann eine gewisse Überraschung für mich. Im ohnehin dampfmäßig nicht verwöhnten Norden war dies ein Großereignis und natürlich ein Pflichttermin für jeden Bahnfan.

    So verabredete ich mich mit einem Dresdner Freund zum 11. Juli und wir schauten uns in Bad Doberan und Kühlungsborn ausgiebig um.

    Also bitte einsteigen und die Türen schließen!!!

    In Rostock hieß es, wie üblich, umsteigen. Der Personenzug nach Bad Doberan kam aus Güstrow an den Bahnsteig gerollt. Heute ärgere ich mich, dass ich meinen Fotoapparat nicht in Schussposition hatte. Der Zug wurde von der letzten mit einer GFK-Kanzel ausgerüsteten 118 der DR gebracht, die planmäßig eigentlich für die Traktion bis Bad Doberan zuständig war. Das Bw Güstrow beheimatete damals noch die 118 131-2, die wegen ihres futuristischen Aussehens auch als "Starfighter" in die Eisenbahngeschichte eingegangen war. Wir machten es uns im Zug bequem und fassten den Plan, diese Lok unbedingt in Doberan zu fotografieren. Dass sich irgendwo im Rostocker Hauptbahnhof die Güstrower 64 007 bereit gemacht hatte, war uns entgangen. So konnte ich in Bad Doberan statt der besonderen Diesellok, die ebenso interessante Dampflok fotografieren. Ob die dampfbespannten Zubringerfahrten überhaupt irgendwo angekündigt waren? Jedenfalls war ich total ahnungslos. Internetforen gab es damals ja noch nicht.

    Bevor wir uns auf dem Bahnhof Bad Doberan die ausgestellten Dampfloks näher ansehen, unternehmen wir eine Fahrt auf der Jubiläumsstrecke. Die Eisenbahner hatten ihre Loks hübsch herausgeputzt, teilweise neu lackiert und alle mit einem großen Schild an der Rauchkammertür ausgestattet, das auf den besonderen Anlass hinwies.

    Im Plandienst waren erwartungsgemäß zwei Einheitsloks der BR 99.32 anzutreffen, nämlich die frisch lackierte 99 2322-8 und die ebenso gepflegte 99 2323-6, allerdings letztere mit ihrer Ursprungsnummer 99 323.

    Das Wetter an diesem Juli-Freitag war zunächst noch etwas wechselhaft, besserte sich aber später noch.

    Erkennbar nass von oben war es, als 99 2322-8 ihren Zug an die Küste bespannte. Angesichts der vielen Eisenbahnfreunde war es angeraten, schon beizeiten die beliebten Plätze auf der ersten Plattform einzunehmen. Der Regenschauer hielt zum Glück nicht lange an und wir konnten die Fahrt hinter der Lok genießen. Eine Charakteristik der Molli-Einheitslokomotiven ist der knallende laute Auspuffschlag aus dem engen Schornstein. Der setzte freilich erst an der Stadtgrenze ein. Zunächst klang das Knorr-Druckluftläutewerk in den Ohren.

    Ausstieg in Kühlungsborn Ost. Die Sonne hat die Regenwolken vertrieben und ein schönes Wolkenbild hinterlassen. Das Stumpfgleis links hatte die Interessengemeinschaft für Ausstellungszwecke errichtet. Es ist heute deutlich länger und der Bahnhof hat nach der Wende sein Kreuzungsgleis zurück bekommen. Zu Fuß ging es auf den Spuren des Molli weiter zum Endbahnhof.

    Unmittelbar hinter dem Haltepunkt Kühlungsborn Mitte begegnete uns der Molli-Traditionszug. Er war mit der Wismut-Lok 99 2332-7 bespannt, die mit Girlanden und Schild noch geschmückter daher kam. Im Nachschuss ist der neue Molli-Salonwagen noch angeschnitten.

    In Kühlungsborn West trafen wir wieder auf die 99 2322-8, die vom Zugführer offenbar mit zusätzlichem Schmuck ausgestattet wurde.

    Durch ihren selbst erzeugten Nebel brechend, bricht die 22 anschließend wieder nach Bad Doberan auf. Sie kam nicht etwa frisch aus der Hauptuntersuchung. Angeschrieben ist ein Datum von 1984. Sie wurde für das Jubiläum eigens neu lackiert.

    Die zweite Planlok 99 2323-6 war mit extra angefertigten Schildern 99 323 in der Ursprungsausführung und mit Messingziffern unterwegs. Die Wartezeit zwischen den Zügen nutzen wir zur Besichtigung einer interessanten Modellbahnausstellung in der Nähe des Westbahnhofs, die den Molli auch in Miniatur zeigte, Fotos habe ich dort allerdings nicht gemacht.

    Schief und krumm, aber dieser Schuss von der letzten Plattform zeigt die Kreuzung mit dem rückkehrenden Traditionszug in Heiligendamm. Dies war der Grundstock des heutigen 100jährigen Zuges der Mecklenburgischen Bäderbahn Molli GmbH.

    Ausstieg am Haltepunkt Bad Doberan Goethestraße und schnell noch ein Foto der abfahrenden 99 2322-8 angefertigt.

    Wir schlenderten durch die Stadt zurück zum Bahnhof .

    Nicht ganz chronologisch, sondern deutlich später am Tag, begegnete uns die 22 nochmals beim Überqueren des heutigen Alexandrinenplatzes. Wie hieß der damals? Ernst Thälmann-Platz???

    Jetzt war die Zeit gekommen, die regelspurigen Lokomotiven auf dem Bahnhof Bad Doberan genauer zu besichtigen. DR und IG war da eine recht authentische Mischung an Ausstellungsfahrzeugen gelungen, wie ich Euch in den Bildunterschriften versuche, zu erklären. Fast alle Lokomotiven hatten einen mehr oder weniger engen Bezug zur Region.

    Gleich am Eingang zur Lokausstellung empfing die unter Dampf stehende 50 3506-8 die Besucher und lud zur Führerstandsmitfahrt ein. Ich bin auch mitgefahren. Die "Fahrkarte" wurde nicht etwa durch einen Zangenabdruck entwertet, sondern durch einen öligen Fingerabdruck des Lokführers. 50 3506-8 gehörte 1986 zum Bw Hagenow Land und war dort bis Ende Mai 1986 im Plandienst unterwegs gewesen, jetzt zunächst noch mit Dispodiensten betraut und wurde dann zum Heizlokdienst an das Bw Reichenbach abgegeben.

    Die BR 50.35 war für Bad Doberan absolut typisch. Noch bis 1985 setzen sowohl die Bw Rostock und Wismar einzelne Loks dieser BR auf der Strecke zwischen diesen beiden Städten ein. Bis zur Ölkrise 1981 waren auch die ölgefeuerten Reko-50 hier unterwegs. Das Bw Wismar beheimatete übrigens auch die heute noch betriebsfähige Chemnitzer 50 3648-8.

    An diesem Tag war die Saalfelder Traditionslok 01 1531-1 kalt und in der Ausstellung zu betrachten. Sie war an mindestens einem Tag auch zwischen Rostock und Wismar unterwegs. Die 01 1531-1 war als Öllok längere Zeit im Bw Wittenberge beheimatet und somit Dauergast in Mecklenburg. Aber auch das Bw Rostock beheimatete ölgefeuerte 01.5 und u.a. die heute noch betriebsfähige 01 0509-8 war zeitweise Heizlok in Schwerin.

    Die bekannte Dresdner Traditionslok 03 001 repräsentiert die bekannte Einheitslokbaureihe, die natürlich auch in Mecklenburg heimisch war, so z.B. im Bw Rostock und in Wittenberge. Letztere kamen bis Ende der 60er regelmäßig bis nach Hamburg.

    Die preußische S 10.1 "Osten 1135", alias 17 1055 repräsentiert die berühmte preußische Schnellzuglok. Die BR 17.10-11 war natürlich auch auf der Lloydbahn von Berlin nach Warnemünde unterwegs. Um die moderne Traktion hinter der S 10.1 habe ich mich nicht gekümmert. Links neben der Dampflok erkennen wir die damalige Wagenwerkstatt im kombinierten Lokschuppen für Normal- und Schmalspur. Hier übernachtete die Doberaner Rangierlok der BR 101 oder 102.

    Hier nicht so typisch war die preußische T 12, deren Vertreterin 74 1230 als Traditionslok der DR aber trotzdem ein gern gesehener Gast war. Immerhin habe ich auf der Wikipediaseite für 1946 eine der Vorgängerinnen T 11 im Bw Waren (Müritz) entdeckt. Im angrenzenden Vorpommern beheimateten Stralsund und Saßnitz aber beide Varianten.

    Weit verbreitet, aber auch nicht so typisch war die preußische G 7, deren letzte Vertreterin 55 669 an die Küste gekommen war. In Mecklenburg war sie nicht so typisch, mehr die Nachfolgerin G 8 und G 8.1, aber immerhin scheint in der Nachkriegszeit 1946 eine G 7 in Waren gewesen zu sein.

    Die preußische T 18 78 009 war zunächst auf der Insel Rügen im Bw Saßnitz zu Hause. In der Rbd Schwerin war die T 18 wohl höchstens als Wendelok anzutreffen. Aber 78 009 wurde im Norden oft gezeigt, wurde sie doch im Bw Pasewalk gepflegt.

    Zweimal G 10! Der gedeckte Güterwagen der Gattung G 10, hier in der Ausführung mit Bremserhaus, war natürlich omnipräsent im gesamten Netz der DR. Die Dampflok der preußischen Gattung G 10, deren Vertreterin die Museumslok 57 3297 (hier mit EDV-Nummer) in Bad Doberan dabei war, konnte in großer Stückzahl auch in Mecklenburg genutzt werden. Im Bw Rostock und im Bw Güstrow gehörten die 57er zu den Stützen im Güterverkehr.

    Die Baureihe 44 war im schweren Güterverkehr auch in Mecklenburg heimisch. Sowohl Rostock, als auch Güstrow und Wittenberge beheimateten diese schweren Loks, später auch als Heizloks. Auch das Bw Wismar besaß mit 44 1056-0 eine Heizlok, die 1986 gut gepflegt die Ausstellung ergänzte. Die Lok war mit eigener Kraft fahrfähig, allerdings war der mittlere Zylinder stillgelegt. Allerdings war die mittlere Dampfmaschine nicht ausgebaut (mit Ausnahme des Zylinderblocks), wie es das Raw Meiningen bei vielen 44 in den 80ern machte.

    Die BR 24 wurde ob ihrer geringen Stückzahl bei der DR nur noch wenig wahrgenommen. Mit 24 002, 24 004, 24 009 und 24 021 war der DR nach 1945 nur ein kleiner Bestand geblieben. Umso erfreulicher, dass mit der 24 004 und 009 die Hälfte dieses kleinen Bestandes sogar heute noch erhalten ist. Für Mecklenburg hat die BR 24 durch ihre Einsätze in der Müritzregion durch das Bw Waren (Müritz) Eisenbahngeschichte geschrieben und so war es folgerichtig, dass man die Museumslok zur Ausstellung aus dem Erzgebirge holte.

    Den Abschluss unseres Rundgangs bildet eine alte Bekannte. Museumslok 91 134, eine Lokomotive der preußischen Gattung T 9.2, war 1986 schon wieder im Bw Schwerin zu Hause, aber es dauerte noch 5 Jahre, bis sie wieder dampfte. 91 134 war in den 50ern und 60ern Rangierlok im Bahnhof Schwerin. Die Eisenbahner und Eisenbahnfreunde erreichten es 1985, diese kleine Lok nach Mecklenburg zurück zu holen.

    Wie oft war sie wohl ab 1991 in Bad Doberan unter Dampf zu erleben?

    Alle Fotos (11.7.1986): Achim Rickelt

    Hoffentlich hat Euch mein Bericht genauso gefallen, wie mir damals der Tag beim Molli gefiel. Das sollte dann mein vierter und zunächst einmal mein letzter Besuch dort sein. Aber ich habe den Molli nicht aus den Augen verloren und ihn 1989 wieder heimgesucht.

    Der Erhalt des Molli stand zum Glück auch zu DDR-Zeiten nicht in Frage und so verlagerte ich meine Aufmerksamkeit dann mehr in Richtung Regelspur. Dort war es Ende der 80er dringender.

    Viele Grüße

    Euer Dampf - Achim Rickelt

  • Lieber Achim,


    vielen Dank für den tollen Bilderbogen! Beim Anschauen und Lesen kam bei mir das Gefühl auf, damals dabeigewesen zu sein. Ich (damals 15) war 1986 wieder mit meinem Eltern in Warnemünde im Urlaub und irgendwie kommt mir das sehr bekannt vor. Vielleicht war ich wirklich dabei.


    Erstaunlich ist, wie viele Normalspur-Dampfloks nach Doberan gebracht wurden. Insgesamt waren damals im Gebiet der DR noch viele unterschiedliche Loks verfügbar, die auf Eisenbahnfesten gern gezeigt wurden. Ich erinnere mich auch an Fahrzeugschauen in Nossen und Freital-Hainsberg im Rahmen der dortigen Jubiläumsfeierlichkeiten. Der Höhepunkt war die berühmte Fahrzeugparade bei Riesa, die wir hier letztens hier schon hatten. Solche Feste findet man heute (gefühlt) nur noch selten und viele der Baureihen sind ausgestorben. Aber vielleicht täuscht der Eindruck auch.

    Viele Grüße,
    Eckhard

  • Hallo Eckhard,

    das stimmt natürlich. Solche Veranstaltungen sind heute natürlich nahezu ausgestorben. Damals hatte die DR ja viele solcher Feste mit ernsten Hintergedanken nach Kräften gefördert. Man brauchte immer dringend Nachwuchs.

    Aber die gezeigten Lokomotivbaureihen sind nicht ausgestorben, wenn man mal von den 44 1056 und 50 3506 absieht, die zwar noch existieren, aber in erbärmlichem Zustand. Dafür gibt es natürlich andere 44er, sogar betriebsfähig und 50.35 auch betriebsfähig.

    Diese Art der Präsentation so vieler kalter Lokomotiven ist heute rein rechtlich auch eigentlich nicht mehr möglich und auf Grund fehlender Infrastruktur auch nicht mehr machbar.

    Einst war es eigentlich kein größeres Problem, ein nicht mehr betriebsfähiges Eisenbahnfahrzeug mit einer einmaligen Lauffähigkeitsbescheinigung unter Auflagen irgendwohin zu schleppen. Heute sind solche Transporte nur noch zu Werkstätten bzw. zum Schrottplatz zulassungsfähig.

    Bei der DR waren das streng genommen in vielen Fällen gar keine betriebsunfähigen Fahrzeuge, denn selbst kalte Ausstellungsloks wurden im Raw Meiningen einer Hauptuntersuchung unterzogen, nur eben ohne Untersuchung des Kessels. An den Loks war dieses Untersuchungsdatum auch angeschrieben.

    Von den in Bad Doberan gezeigten betriebsfähigen Traditionsdampfloks 01 1531-1, 03 001, 64 007 und 74 1230 ist zwar heute keine mehr unter Dampf.

    Heute wird aber noch immer erstaunlich viel geboten. Wer hätte 1986 davon geträumt, 2020 so viele historische Fahrzeuge noch über Deutschlands Schienen fahren zu sehen? Und wer hätte damit gerechnet, dass Molli eine gänzlich neue Dampflok bekommt? Hätte das jemand 1986 aus seiner Glaskugel gelesen, man hätte ihn wohl in die Zwangsjacke gesteckt.

    Nein, bei allen schönen Erinnerungen. Ich freue mich auch 2020 auf neue Dampferlebnisse.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Es ist aber auch das Problem der politisch gewollten Aufgabe der DB AG.

    Das Unternehmen DB präsentiert sich nicht mehr, wie die Deutsche Reichsbahn als Staatsbahn, die DB ist Stolz - angeblich vom Staat unabhängig zu sein.

    Und mit der Bahnreform verabschiedete sich die DB auch Stück für Stück von der eigenen Geschichte und Verantwortung. Hat nicht Bahnchef Dürr seinerzeit noch den Slogan herausgerufen: "Zukunft kommt von Herkunft". Alles vergessen. Es gab doch vor der Wende bis leicht in die 90er noch zu Stadtjubiläen, Volksfesten, Streckenjubiläen - Sonderfahrten und Lokausstellungen. Und auch heute müsste die Bahn mit solchen Aktionen um Nachwuchs werben, es gibt einen kulturhistorischen Auftrag und auch Menschen für das Transportmittel Bahn zu interessieren, wäre der richtige Weg.

    Gefühlt verschwindet die Bahn aber im Gedächtnis der Bevölkerung. Im Nahverkehr sind es eher die gleichaussehenden Kästen aus Blech und Kunststoff, die einem mehr schlecht als recht von A nach B bringen und dann eher einen weniger positiven Eindruck hinterlassen.

    Fazit: es ist schade, dass derartige Veranstaltungen aus der Mode gekommen sind.

    Es gibt zum Glück noch Museumseinrichtungen, aber diese sind nicht unbedingt gleich in Deutschland verteilt.

    Ich glaube aber schon, dass wir - die Gruppe der Eisenbahnfreunde - eine zurück schrumpfende menschliche Gattung sind. Viel nachwuchs kommt nicht, was eben auch an fehlenden Zugang zu solchen Lokomotivsammlungen zu begründen ist.

    Trotzdem Achim, Du beschreibst die Szenerien derart plastisch und mit liebe, dass man sich ärgert, nicht vor Ort gewesen zu sein.

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas

  • Hallo zusammen,

    wie ich schon schrieb, ist es ein Gefühl, was mich auch täuschen kann. Und dank vieler Vereine und Privatpersonen haben Loks bis heute überlebt - zum Teil sogar betriebsfähig - , was man vor über 30 Jahren kaum gedacht hätte.

    Die damalige Vielfalt an Lokomotiven war eher historisch bedingt und zum Teil auch ein Grund des Mangels nach dem Krieg. Die Vereinheitlichung hat man schon mit den Einheitslokomotiven viel früher angestrebt.

    Was die Feste betrifft: Natürlich findet man heute noch viele Loks z.B. beim Dampflokfest in Dresden. War es früher die DR, die solche Feste organisierte oder wenigstens unterstützte, liegt dies heute fast ausschließlich in Händen von Vereinen. Und auf einem Bahnhof wie Bad Doberan ist ein solches Fest schon mangels Gleisen nicht mehr möglich.

    Viele Grüße,
    Eckhard

  • Dem kann ich zustimmen. In den Museums BW gibt es noch diverse Veranstaltungen, aber da geht man als interessierter direkt hin und wie schon erwähnt, sind diese Museums BW weniger gleichartig verteilt - leider.

    Bahnhofsfeste hatten den Vorteil - da ging die Bahn auf die Menschen zu.

    Aber es gilt immer wieder den Hut zu ziehen, was damals schon ehrenamtlich erbracht wurde und vor allem was heute in den Vereinen gestämmt wird.

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas

  • Hallo Achim,

    Danke, das Du uns mit auf Deinen Bilder Rundgang nimmst. Wieder tolle Fotos von Dir.
    Dort sieht man auch noch eine 24'er. Eine gibt es davon ja noch in Dresden, aber im Schuppen stehend.

    Wenn man Glück hat, kann man diese dann zum Dresdner Dampflokfest sehen. Wenn man nicht
    gerade vergisst, wie 2019, die Loks ins freie zu ziehen. Ansonsten hat man ja keine Möglichkeit, diese

    Museumshallen zu besuchen. Die zweite 24'er soll ja iregndwo aufgearbeitet werden, nur hört man
    davon nichts mehr. Aber so ist das halt in der Museumsszene, es ist ein ständiges kommen und

    gehen von Loks. Zur Zeit haben wir ja noch eine Auswahl an verschiedenen fahrenden Dampfloks.
    Wie es in 10 - 15 Jahren aussehen wird? Lassen wir uns einmal überraschen. Aber schauen wir einfach
    einmal positiv in die Zukunft. Und freuen uns an Foto Beiträgen, wie der von Achim.

    Gruß

    Norbert