Tender voraus und anderes

  • Die analoge Fotografie zwingt den bewussten Kamerabediener in der Tat, sein Motiv genau zu gestalten. Den einen Versuch, den man hat, will man ja nicht vermasseln.

    So sehe ich das auch. Als ich 1980 von Kleinbild-SW-Negativ auf 6x6 SW (mit einer Pentacon SIX TL, die ich über 10 Jahre benutzte) überging, da war es ein Quantensprung. Plötzlich hatten die Filme nicht mehr 36, sondern nur noch 12 Aufnahmen, und da war man gezwungen, viel mehr auf das Motiv und den Bildaufbau zu achten. Dokumentarische Bilder (z.B. Anlagen, Gebäude und Fahrzeugtypen), Nachschüsse und besonders die Tv-Perspektiven nahmen dadurch rapide ab. Die Filme und ihre Entwicklung waren teuer und als Student saß das Geld nicht so locker. Hier meine ersten beiden Bilder mit der neuen Kamera:



  • Im Prinzip hat eine Lok ein "Gesicht" und in der Regel fotografiert man das an Objekten am liebsten :) Aber es gibt auch die andere Seite und wenn das Motiv nicht zu spitz kommt, kann man Dampfloks auch auf Rückwärtstour fotografieren. Mir ist Vorwärts schon lieber, aber zur Dokumentation zählt auch die Rückwärtsfahrt. Wie bei meinen Bericht Eilenburg - Wurzen erläutert, fuhr die Leistung schon vor 07:00 Uhr ab, als die schule aus war, kam die Fuhre im besten Licht rückwärts wieder in Eilenburg an. Also habe ich dennoch ein paar Fotos von der "besten Seite" gemacht. Wobei es bei einer Wanne nicht so schlimm aussieht, oder?

    Nach einer tollen Ausfahrt gibt es noch einen Nachschuss der 50 3556 aus Blumenberg, eine Großaufnahme des Tender eben

    Kurz nach der Ausfahrt vom 50 3556 kam 50 3606 in Blumenberg an, ich wollte nicht auf diese Aufnahme verzichten

    Mit dem Nahgüterzug aus Wurzen lies sich 52 5660 den Berg herunterrollern,

    hier ist der Tender fast schon zu spitz, aber nur so kenne ich den Lumpensammler….

    Ankunft Eilenburg, hier konnte ich 52 5660 von der Seite auflauern, hier kommt wenigstens der wenig schmucke Zustand der Lok zur Geltung

    In Lutherstadt Wittenberg war ich nicht oft, auch hier fuhren die Planloks zu fotogenen Zeiten rückwärts aus dem Bahnhof und ehe ich leer ausging, da wurde wie hier 52 8034 abgelichtet, das Schild war kaum noch zu entziffern...

    Bei Tenderloks gibt es kaum Grund zum meckern, da sehe ich es nicht so problematisch. Aber auch hier sollte nicht zu Spitz der Aufnahmewinkel sein. 099 736 in Kipsdorf

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas

  • Hallo zusammen, natürlich hat eine Dampflok eine bevorzugte Fahrtrichtung und die ist mit Rauchkammer voraus. Ansonsten würde man sich nicht die Mühe machen, Loks zu drehen. Und daher sind Fotos mit "richtiger" Fahrtrichtung irgendwie immer schöner.

    Aber: Trotzdem kann ein Blick von hinten auf die Lok sehr reizvoll sein, zum Beispiel in Fahrtrichtung wie das erste Foto von Thomas im vorstehenden Beitrag.

    Und wir hatten das Thema Rückansicht von Schmalspurloks schon an anderer Stelle. Auf Schmalspurstrecken wir meist nicht gedreht, daher ist die Hälfte der Fahrten "rückwärts". Und wer hier die Rückansicht nicht mag, fotografiert eben mit dem Zug in Fahrtrichtung.

    Viele Grüße,
    Eckhard

  • Ich denke auch, betrieblich sind Rückwärtsfahrten notwendig und normal, vor allem wenn es nichts zu drehen gibt. Wir Fotografen wollen den Betrieb festhalten oder gar perfekte Motive, hier gibt es dann schon unterschiedliche Ansichten und da sollte es jedem freigestellt sein, was besser gefällt. Bei moderner Traktion ist es wurscht ob V oder H oder 1 bzw. 2 am Führerstand steht. Kennt jemand "Unstoppable" - da breitet sich Panik beim Personal aus, weil der Tfz Führer mit seiner Maschine (US Diesellok Type) Vmax rückwärts fährt.... :)

    Manchmal ist es interessant, was auf den Schlepptendern alles so drauf ist, manchmal Stühle, Tische, Tannebäume, Tonnen mit Dosiermitteln oder wie oben bei der 8034 Leitern.

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas

  • Hallöchen,

    ja, “Unstoppable“ ist schon eine Nummer für sich. Wobei gesagt werden muss, dass das Rückwärtsfahren bei amerikanischen Dieselloks auch nicht so einfach zu betrachten ist. Knackpunkt ist dabei natürlich die Streckensicht, die Vmax ist da egal. Der Führerstand ist nur “nach vorne“ eingebaut, bei längerer Rückwärtsfahrt gibt es Nackenschmerzen.

    Als die Dieselloks aufkamen war es durchaus üblich, mit dem Führerstand “hinten“ zu fahren. Die Lokführer waren es halt gewöhnt, den Kessel vor der Nase zu haben, der Führerstand war in diesen Lokomotiven natürlich andersherum eingebaut.

    Und auch in Deutschland gab es Versuche, die Streckensicht zu verbessern, z.b. die 05 003. Das Drehen der Lokomotiven in den Endbahnhöfen wurde doch vor allem mit Sicherheitsbedenken begründet, je größer die Räder, desto einfacher kann der Spurkranz auf den Schienenkopf aufklettern, deswegen gibt es für Rückwärtsfahrten die Begrenzung der Vmax. Deswegen hat z.B. die BR 62 zwei Nachlaufachsen (die ja auch die Rolle von Vorlaufachsen einnehmen wenn es mal anders herum geht...). Eine technische Ursache gibt es dafür nicht. Den Zylindern ist es doch wurscht, ob der Dampf zuerst in die vordere Kammer strömt, oder in die hintere.

    MfG Ronny