[EST] Torfbahn Puhja

  • Die Torfbahn Puhja

    Lage

    Puhja befindet sich etwa 25km westlich der Stadt Tartu in der Nähe des Vörtsjärv (Wirzsee), dem größten Binnensee Estlands.

    Betrieb

    Am westlichen Ortsrand von Puhja befindet sich die große Brikettfabrik. Neben Torfbriketts wird auch Streutorf für den Gartenbau hergestellt. Die Verbindung zu den Torffeldern bei Sangla stellt eine 8km lange Schmalspurbahn mit 750mm Spurweite her. Als Besonderheit wurden die TU6A-Lokomotiven mit Lkw-Aufbauten versehen. Bahn und werk sind bis heute unverändert in Betrieb.

    Karte

    Fotos

    Die umgebaute TU6A-1789 vorm Lokschuppen in Puhja, hinten die Betriebsfeuerwehr der Brikettfabrik.

    Die umgebaute TU6A-0184 rückt zum Zugdienst aus.

    Rangierlok MD54-4 macht sich an der Enladung nützlich. Vorn sieht man sehr schön das Gestell zum Schließen der Klappen der Selbstentladewagen.

    TU6A-0184 mit einem Zug im Werkbahnhof.

    TU6A-0184 wartet auf Ausfahrt, hinten die Brikettfabrik, davor die verpackten Paletten mit Torfbriketts.

    Für Arbeitszugeinsätze ist noch die Prototyp-Lok TU6A-0019 betriebsfähig, ausgerüstet mit einem beweglichen Schiebeschild.

    TU6A-0019: Aus der Baureihe TU4 wurde später die Reihe TU6A weiterentwickelt. Anfangs erhielten die Loks jedoch noch Aufbauten der TU4.

    TU6A-0184 hat einen Leerzug zur Beladung ins Sangla-Torffeld gebracht.

    Das war der letzte Bericht aus Estland, demnächst sehen wir uns dann in Lettland.

    Viele Grüße

    Toralf

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  • Hallo Toralf,

    wie immer - besten Dank!

    Interessant, mal eine der Prototyp TU6A in Aktion zu sehen. Wieviel gab es eigentlich von denen?

    Ich muss mal schauen, ein paar Bilder von den umgebauten LKW-Loks habe ich auch noch auf der Platte.

    VG, Tilo

  • Hallo Toralf,

    besten Dank auch für diesen Bericht! Diesen umgebauten Loks kann ich allerdings nur ganz schwer was abgewinnen. Das mag technisch interessant sein, aber trotzdem tuts mir bei diesem Umbau schon leid um die Loks.

    Bahn und werk sind bis heute unverändert in Betrieb.

    Da wäre ich mir aber leider überhaupt nicht sicher. Mein Vater war 2018 dort und da waren große Teile der umgebenden Industrieanlagen bereits abgerissen und die Loks standen einsam und verlassen im Schuppen. Nur ein einzelner Arbeiter trieb sich wohl auf dem Gelände rum. Die Gleise wirkten auch nicht so als das dort in den Monaten davor mal was bewegt wurden wäre. Und aktuellere Berichte kenne ich nicht von dort.


    Die umgebaute TU6A-0184 rückt zum Zugdienst aus.

    Das ist allerdings keine Tu6A (was bei der Nummer auch nicht geht), sondern die Tu8-0184.


    Für Arbeitszugeinsätze ist noch die Prototyp-Lok TU6A-0019 betriebsfähig, ausgerüstet mit einem beweglichen Schiebeschild.

    Interessant, mal eine der Prototyp TU6A in Aktion zu sehen. Wieviel gab es eigentlich von denen?

    Bei sowas muss ich immer schmunzeln wenn es um diese Loks geht. Bei ca. 100 gebauten Tu6 und ca. 450 (nur vom Motor unterschiedlichen) Tu6A der ersten Bauform, also ungefähr 550 Loks, fällt es mir persönlich schwer von Prototypen zu sprechen. :zwink: Trotzdem sind das in der Tat ziemlich schöne, aber auch sehr seltene Loks. Von daher ist es auch sehr bedauerlich das die hier zu sehende Tu6A-0019 im Jahr 2012 zerlegt wurde. :sorry:


    TU6A-0019: Aus der Baureihe TU4 wurde später die Reihe TU6A weiterentwickelt. Anfangs erhielten die Loks jedoch noch Aufbauten der TU4.

    So kann man das jetzt allerdings nicht sagen. Im Grunde genommen handelt es sich bei den Typen Tu4, Tu5 und Tu6 um vollkommen unterschiedliche Loks welche nach unterschiedlichen Anforderungen Konstruiert wurden. Die dieselmechanische Tu6 bzw. Tu6A mit ihren ca. 100 PS ist definitiv keine Weiterentwicklung der dieselhydraulischen Tu4 mit 250 PS. Das die Loks optisch so ähnlich aussehen ja aber auch ganz klar wenn man bedenkt das die fast zur selben Zeit im selben Konstruktionsbüro entwickelt wurden. Wobei die Aufbauten aber auch nicht einfach tauschbar sind, sondern vollkommen andere Maße besitzen.


    Viele Grüße

    Felix

  • Blix

    Hallo Felix,

    vielen Dank für deine Ergänzungen.

    Ich weiß nicht, wie aktuell die Satellitenbilder bei Google immer sind, meist werden die alle paar Monate aktualisiert. Auf dem "aktuellen" Satellitenbild sieht Werk und Bahn sehr aktiv aus.

    Meine Infos beziehen sich immer auf meine eigenen Reisen und die von Bekannten. Auch (seltene) Berichte im Internet und die Satellitenbilder werte ich aus.

    Daher bitte ich immer um Mithilfe bei der Aktualisierung. Hinweise nehme ich gerne per Konversation oder Email entgegen.

    Wie ich Puhja jetzt einstufen soll, weiß ich noch nicht. Ich warte mal noch, ob jemand was aktuelleres berichtet.

    Gruß

    Toralf

    Einmal editiert, zuletzt von Toralf750 (25. März 2020 um 14:28)

  • Hallo,

    da mir das Thema keine Ruhe gelassen, habe ich mal weiter recherchiert. Hier das Ergebnis:

    - Die Firma Sangla-Torf ist im Frühjahr 2015 pleite gegangen.

    - Im Juni 2016 kaufte Peat Mill die Anlagen und nahm den Betrieb wieder auf.

    - 2018 wurde das alte Kesselhaus abgerissen. Das könnten die Abrissarbeiten sein, die Blix erwähnt hat.

    - Die Internetseite von Peat Mill funkioniert und bietet Blumentorf und Briketts an ... scheint also aktuell zu arbeiten.

    - Das Google-Satellitenbild ist von 2018, das Kesselhaus steht noch teilweise.

    - Das Satellitenbild vom Estnischen Geoportal http://xgis.maaamet.ee/xGIS/XGis?app_…71884304&LANG=1 ist aktueller und zeigt das Kesselhaus "plattgemacht".

    - Die Wagen auf den verschiedenen Satellitenbildern haben sich bewegt.

    Welche Schlüsse man nun daraus zieht, kann ich auch nicht 100%ig sagen. Ich denke, die Bahn ist zumindest zeitweise in Betrieb. Nicht alle Torfbahnen sind ganzjährig in Betrieb, manche nur ein paar Monate im Jahr. Bei meinen Besuchen stand ich auch gelegentlich vor Loks, Wagen und verrosteten und schlammbedeckten Gleisen ... 1 Jahr später war Hochbetrieb. Die Torfbahn Ozoli in Lettland machte sogar mehrere Jahre Pause und galt schon als eingestellt. Heute weilt sie wieder unter den Lebenden und erfreut sie sich "bester Gesundheit"

    Viele Grüße

    Toralf

  • Hallo,

    vielen Dank für eure tollen Berichte. Warum ist man auf die Idee mit den Lkw-Führerhäusern gekommen? Habe ich das richtig verstanden das dann der Motor im Lkw-Führerhaus saß und die Lok antreibt?

    VG Martin

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    Mein Feldbahn-Blog

  • Hallo Martin Hanisch ,

    ich kann dir deine Frage leider nicht wirklich beantworten, äußere aber mal ein Vermutung. Ich denke, daß die Originalmotore der Loks irgendwann verschlissen waren. Da nach der "Auflösung" der Sowjetunion die Ersatzteilversorgung zusammenbrach, wird man auf Lkw-Motore zurückgegriffen haben. Vermutlich um Anpassungsprobleme mit der Steuerung, Getriebe, kupplung, usw. zu vermeiden, die ja vom Lokführerstand aus bedient werden müßten, hat man gleich die ganzen Lkw-Führerhäuser mit darunterliegenden Motor, Getriebe, Kupplung usw. als Ganzens "implantiert"

    Falls ich falsch liegen sollte, dann bitte berichtigen. :zwink:

    Viele Grüße

    Toralf

    P.S.: Puhja ist nicht die einzige Bahn mit diesen "Zwittern". Auch auf der Schmalspurbahn von Lielsalas (Lettland) findet man diese. Dort hat man für den Personenverkehr sogar einen ganzen Bus auf Schienen gesetzt. Darüber berichte ich dann auch in meiner Beitragsreihe.

  • Hallo zusammen,

    ergänzend habe ich auch noch ein paar Bilder vom Juni 2007:

    DSC_5312.jpg

    Bei unserem Besuch war es auch recht ruhig, es fanden ein paar Gleisbauarbeiten statt. Torfzüge waren aber keine zu sehen. Generell wollten wir uns den Betrieb auch noch mal kurz anschauen - irgendwie hatten die Umbauten keinen so wirklichen Reiz auf uns.

    Im Werksgelände war auch nur einer dieser Umbauten zu sehen.

    ref8467.jpg

    ref8465.jpg

    Der MD54-4 stand auch nur noch abgestellt zwischen einigen Wagen. @Toralf: Wann sind denn Deine Aufnahmen vom Einsatz entstanden?

    ref8473.jpg

    Beim anschließenden Besuch auf dem Torffeld konnten wir noch einen ESU2A beim rumwerkeln sehen.

    Bei sowas muss ich immer schmunzeln wenn es um diese Loks geht. Bei ca. 100 gebauten Tu6 und ca. 450 (nur vom Motor unterschiedlichen) Tu6A der ersten Bauform, also ungefähr 550 Loks, fällt es mir persönlich schwer von Prototypen zu sprechen. :zwink:

    Felix, da muss ich Dir natürlich Recht geben. Ich kannte bisher immer nur Ordnungsnummern im ein oder niedrigen zweistelligen Bereich, da war mir die These des Prototypes logisch. Bei den produzierten Stückzahlen sieht es natürlich anders aus. Ich sehe schon, ich sollte die nächste Zeit zu Hause mal nutzen, um eine Bildungslücke zu schließen (Gleiches gilt auch für die ESU2-Familie ;) ).

    Viele Grüße

    Tilo

  • Hallo Leute,

    Welche Schlüsse man nun daraus zieht, kann ich auch nicht 100%ig sagen. Ich denke, die Bahn ist zumindest zeitweise in Betrieb.

    Toralf es würde mich ja freuen wenn die Bahn weiterhin in Betrieb wäre. Das sind ja eben auch nur bei mir die letzten Eindrücke die ich von dort habe. Müsste also mal jemand nachschauen fahren. :zwink:


    Warum ist man auf die Idee mit den Lkw-Führerhäusern gekommen? Habe ich das richtig verstanden das dann der Motor im Lkw-Führerhaus saß und die Lok antreibt?

    Toralf hat das ja schon soweit vollkommen richtig erklärt. Im Endeffekt hat man bei diesen Umbauten den gesamten LKW, inklusive Rahmen, auf die Lok gesetzt und die Kardanwelle des LKWs mit dem Verteilergetriebe der Lok verbunden. Das ursprüngliche Führerhaus der Lok blieb dann wahrscheinlich einfach als geschützte Mitfahrgelegenheit erhalten. Warum man allerdings auf diese doch recht ausgefallene Lösung gekommen ist und nicht einfach nur andere Motoren eingebaut hat kann ich auch nicht sagen.

    Zu beachten ist auch das die verwenden LKWs auf den Loks im laufe der Jahre immer mal gewechselt wurden. So ist Lok Nr.2 auf Toralfs Bildern mit einem blauen Scania ausgestattet. Bei Tilos Besuch dann mit einem grünen.


    P.S.: Puhja ist nicht die einzige Bahn mit diesen "Zwittern". Auch auf der Schmalspurbahn von Lielsalas (Lettland) findet man diese.

    Auch in Russland gibt es in der Zwischenzeit exakt diese Umbauten. Scheint sich also doch irgendwie bewährt zu haben die Idee.


    Felix, da muss ich Dir natürlich Recht geben. Ich kannte bisher immer nur Ordnungsnummern im ein oder niedrigen zweistelligen Bereich, da war mir die These des Prototypes logisch. Bei den produzierten Stückzahlen sieht es natürlich anders aus. Ich sehe schon, ich sollte die nächste Zeit zu Hause mal nutzen, um eine Bildungslücke zu schließen (Gleiches gilt auch für die ESU2-Familie ;) ).

    Tilo auch für mich schließen sich bei dem Thema immer wieder Bildungslücken. :zwink: Die Quellenlage zu dem ganzen Thema ist aber leider halt sehr dürftig und man muss sich vieles zusammen suchen. Dazu kommt noch das leidige Sprach- und Schriftproblem. Die höchste mir bekannte Tu6A der alten Bauform ist die Tu6A-0442 und die niedrigste der neuen Form die Tu6A-0470. Irgendwo dazwischen muss die Umstellung stattgefunden haben.


    Viele Grüße

    Felix