[LV] Torfbahn Seda

  • Die Torfbahn Seda

    Lage und Geschichte

    Seda liegt im Norden Lettlands und wurde ab 1950 als sozialistische Arbeitersiedlung gemeinsam mit einem riesigen Torfwerk errichtet. Der Stadtaufbau ist sehr kompakt, fast alle Gebäude sind im stalinistisch-klassizistischen Stil errichtet - einmalig auf lettischem Gebiet. Besonders beeindruckend ist das Kulturhaus. Lebten Anfang der 1990er Jahre noch über 4000 Menschen in dieser Stadt, sind es heute nur noch etwa 1500.

    Das etwa 7500 Hektar (!!!) große Moor- und Torfabbaugebiet ist nach 70 Jahren großindustriellem Torfabbau nahezu ausgetorft. Die letzten Flächen sollen aktuell noch 2 - 3 Jahre reichen. In den riesigen ausgetorften vernässten Flächen ist eine einzigartige Flora und Fauna entstanden. Zur Vogelbeobachtung wurden in den letzten Jahren zwei Aussichtstürme errichtet.

    Karte (es sind nur die aktuell befahrenen Hauptstrecken dargestellt)

    1 - Bahnbetriebswerk und Werkstatt

    2 - Personenbahnhof

    3 - Entladebrücke für Umladung auf Straße

    4 - Torfwerk

    5 - ehem. Entladebrücke für Umladung auf Breitspur (außer Betrieb, abgrissen)

    6 - Bahnhof "Basis" (Standort der Torftechnik, Tankstelle, Endpunkt des Personenzuges und von Versorgungszügen)

    Fotos (2006)

    Jeden Morgen von Frühjahr bis Herbst verläßt kurz nach 7 Uhr ein Personenzug den Personenbahnhof von Seda und bringt die Arbeiter zur Technikstation "Basis". Auch Angler, Pilzsucher und Vogelbeobachter werden geduldet. Erst am späten Nachmittag fährt er nach Seda zurück. Auf meinem Foto wird TU4-1095 mit ihrem Personenzug im Bahnbetriebswerk gerade vorbereitet. Der Nebel wurde dann aber plötzlich so dicht, daß Fotografieren unmöglich war.

    Bahnhof an der Technikstation "Basis", auch ein Kesselwagen mit Diesel für die Tankstelle (rechts zu sehen) wurde zugestellt. Der Nebel lichtet sich langsam.

    Dutzende von Raupen und anderen Fahrzeugen werden gestartet. Für einige Minuten brennt die Luft, nur ein kleiner Teil ist noch natürlicher Nebel. :zwink:

    "Schienenersatzverkehr"

    Für kleinere Personal- und Inspektionsfahrten stehen zwei Triebwagen des Typs PD1 zur Verfügung.

    PD1-293 auf der Rückfahrt nach Seda.

    PD1-293 im Personenbahnhof Seda. Hier startete am Morgen bei dichtester Nebelsuppe der Personenzug.

    PD1-Parade vor einem der beiden Lokschuppen in Seda.

    Die schwere Streckendiesellok TU7-1529 rückt zum Zugdienst aus.

    Einen sehr sehenswerten Dokumentarfilm über das Leben der Menschen in Seda mit dem Torf und ihrer Schmalspurbahn könnt ihr euch hier anschauen:

    Viele Grüße

    Toralf

    Zum Verzeichnis aller Schmalspurbahnen im Baltikum: Schmalspurbahnen im Baltikum (Archiv)

    2 Mal editiert, zuletzt von Toralf750 (29. März 2020 um 14:03)

  • Vom einst etwa 35km langen Schmalspurnetz sind heute noch knapp 25km in Betrieb, wird aber nur noch von wenigen Zügen am Tag befahren. Früher fuhren auf dem Netz etwa 40 bis 60 Züge täglich, alle Hauptstrecken waren mit Gleisbildstellwerken, Lichtsignalen und ferngestellten elektrischen Weichen ausgerüstet. Noch heute findet man Stellwerksruinen und Lichtsignalleichen an den Strecken. Die ehemals elektrischen Weichenantriebe müssen teilweise zum Stellen gekurbelt werden.

    Viele Grüße

    Toralf

    2 Mal editiert, zuletzt von Toralf750 (7. Juni 2020 um 19:03)

  • N'abend,

    ja, Seda hatte auch etwas besonderes für mich. Schon bei der Anreise durch den im stalinistisch-klassizistischen Stil geprägten Ort. Dann die Torfbahn selbst hat eher den Touch einer Schmalspurbahn. Der kleine Werksbahnhof mit Bahnsteig, der Lokschuppen in der Nähe. Das ganze Ensemble mehr im Ort integriert und nicht als Teil eines Kraftwerksgelände.

    Als wir am 25.05.2005 dort gegen mittag ankamen, herrschte gerade Mittagspause. Der Arbeiterzug war auf dem Torffeld draußen und im Bahnhof war ruhig. Nur ein Werkstattmitarbeiter hat uns erlaubt, auf dem Gelände uns alles anzuschauen.

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    ESU2A-989

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    TU4-800 & ESU2A-1004 (?)

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    TU4-597

    Im Schuppen konnten wir noch ESU2A-686 & TU7-1529 sichten.

    2007 hatten wir dann etwas mehr Glück gehabt, die Bilder muss ich aber erst noch einmal raussuchen.


    VG, Tilo