Umsetzen in Putbus

  • Hallo zusammen,

    beim Betrachten des Gleisplans von Putbus fiel mir auf, dass es keine Umfahrungsmöglichkeit (mehr?) für Normalspurzüge gibt. Wenn ich das richtig sehe, muss daher zum Umsetzen immer eine zweite Lok zum Einsatz kommen. Und für längere Züge dürfte kein geeignetes Ausziehgleis vorhanden sein. War das schon immer so? Ich erinnere mich an diverse Sonderzüge in Putbus. Kommen die dann immer mit Loks an beiden Zugenden? Wie wird das gehandhabt?

    Viele Grüße,
    Eckhard

  • Hallo Eckhard,

    das ist völlig richtig. Es gibt auf der Regelspur zwischen Bergen auf Rügen und Lauterbach Mole keine Umsetzmöglichkeiten mehr. Dieser Zustand besteht seit 1998 (Lauterbach) bzw. 1999 (Putbus), als der Abschnitt Putbus - Lauterbach Mole und der Bf. Putbus saniert und als Dreischienengleis umgebaut wurden.

    Zum Umsetzen wird also immer eine zweite Lok benötigt, die in Form einer 204, 346, 363 oder zunächst 312 der PRESS auch schon seit Jahren ständig in Putbus vorgehalten und in der Region eingesetzt wird. Sämtliche Reisezüge verkehren also als Triebwagen, mit Zug- und Schlusslok, oder als Wendezug (2017 als Ersatzverkehr während der HU des 650). Eine Ausnahme ist beim historischen Verkehr mit 86 ein Mittagszug, der zwischen Putbus und Bergen auf Rügen ohne Schlusslok, nur mit Diesellok verkehrt, während die Dampflok zum Restaurieren in Putbus verbleibt und später Lz nach Bergen folgt.

    Übergaben, etwa die regelmäßig ausgetauschten Schlackewagen dürfen als geschobener Zug ab Bergen mit batteriebetriebenen Lampen an der Spitze, besetzter Spitze, Luftbremskopf und Funkverbindung zur Lok verkehren. Dies ist aber keine ortsspezifische Besonderheit und wird auch andernorts, häufig mit Bau- und Materialzügen tagtäglich praktiziert. Auf meiner Heimatstrecke Velgast - Barth wurden auf diese Weise vor einigen Jahren große Steine zum Bau einer neuen Hafenmole angeliefert, die während der Nachtstunden sogar an der freien Strecke entladen werden mussten.

    In Putbus gibt es derzeit 3 nutzbare Stumpfgleise unterschiedlicher Länge, ein viertes ist im Bau, aber bislang ist noch keine Umsetzmöglichkeit geplant.

    Wenn die Insel für den Tourismus wieder offen ist, solltest Du Dir das gern mal ansehen. Zur Zeit ist eine V 60 im klassischen DR-Look in Putbus stationiert.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo André.

    wenn's weiter nichts ist. Die Lok hab ich auch schon ganz drauf, sogar im Reisezugdienst.

    Ausfahrt aus Putbus mit Schlusslok 86 1333-3 am 11.7.2019. Die Schmalspurgleise im Vordergrund führen nach Göhren (ganz links), zu den Gleisen des früheren Pommerschen Kleinbahnmuseums und zur Tankstelle und rechts steigend auf die Verladerampe. Die V 60 war im Rahmen des historischen Verkehrs zur Messe Lebensart unterwegs.

    Ebenfalls am 11.7.2019 ist die Lok als Schlusslok kurz vor dem Hp. Lauterbach (Rügen) unterwegs. Der Haltepunkt ist ganz rechts am Bildrand anhand des ehemaligen EG des früheren Bf. Lauterbach (Rügen) auszumachen.

    Einfahrt in den Bf. Putbus aus Lauterbach Mole kommend (13.7.2019). Unter dem rechts sichtbaren Gras verbarg sich das ehemalige Ladegleis. Die Tankstelle entstand Ende der 90er auf dem Gelände der Ladestraße. Dieses Gleis wurde Ende 2019 wieder saniert, ist aber bislang noch nicht wieder an die Gleisanlage des Bahnhofes angeschlossen. Ganz links ist das regelspurige Gleis 7 zu erkennen, das an die Kohlenbanse führt.

    Alle Fotos: Achim Rickelt

    Eckhard: Ich hoffe, die Situation ist Dir etwas klar geworden. In Putbus geht es nur noch mit etwas Rangieraufwand, aber das hat uns noch nie geschockt und seit die PRESS hier agiert, ist der Betrieb auf der Strecke Bergen auf Rügen - Lauterbach Mole um ein Vielfaches abwechslungsreicher geworden. Auch die Fahrgastzahlen sind gestiegen.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Ja Achim, da war ich mir schon fast sicher das du ordentliche Bilder der Lok hast. Mein Bild war auch mehr eine Gedankenstütze wegen der Nummer die mir aus Espenhain vom Zerlegeplatz noch bekannt war. Wir hatten uns da ja mal geschrieben.

    Gruß André

  • Achim was mir auf dem unteren Bild gerade so ins Auge fällt. Das sieht doch schwer nach einem Hilfszug-Gerätewagen aus.
    Dürfte ja der ehemalige Saalfelder 40 80 940 0917-7 sein.

    Gruß André

  • Hallo André,

    die PRESS hat (mindestens) 2 dieser Wagen im Bestand. Der von Dir genannte ist dabei und war (zusammen mit dem zweiten) im letzten Jahr mit auf Ostseetour. Aber welcher von beiden das auf dem Bild ist kann ich nicht sagen.

    VG
    Julius

  • Sind das beides Gerätewagen oder ist der andere der dazugehörige Stromversorgungswagen?
    Ich weiß das der Mannschaftswagen nicht mit dabei war. Als ich 1997 im Bw Chemnitz in der "Düse" (gemeint ist die Werkstatt zum aufarbeiten und einstellen der Einspritzdüsen, aufarbeiten von Ölfiltern und Herstellung von Schmierdochte) zum Schulpraktikum weilte, gehörte auch das Wechseln des Trinkwassers und das Probestarten des Dieselgenerators im Hilfszug mit zur Aufgabe. War für mich als Schüler doch recht spannend.

    Kleine schmalspurige Anekdote dazu...
    Bei einem der Hilfszugeinsätze meines Vaters habe ich ihn dann sogar des Nachts in deine Heimatstadt begleitet. dort hatte man einen Wagen an der letzten Weiche vorm Fichtelberg rausgeschmissen, den dann die mittels Transporter angereiste Hilfszugmannschaft vom Bw Chemnitz mit den Hilfszugeräten der Fichtelbergbahn wieder eingleiste. Das war im Winter, es war Schweinekalt und irgendwann so 1995-1996 rum. Ich bin mir nur nicht sicher ob der jetzige Werkstattleiter der PRESS damals der Einsatzleiter beim Eingleisen war. Is ja auch ein paar Jahre her.

    Gruß André

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für die Antworten und Fotos! Die erzeugen bei mir gleich wieder neue Fragen und Gedanken:

    Die Deutsche Bahn hat viele Nebenbahnen, die sie nicht stillgelegt hat, auf ein Minimum von Infrastruktur zurückgebaut. Diese sind meist für einen reinen Triebwagenbetrieb optimiert. Das ist nicht nur im Osten so. Wenn ich mir beispielsweise die Weschnitztalbahn von Weinheim nach Fürth (im Odenwald) anschaue, dann gibt es auf der 16,5 km langen Strecke (außer im Startbahnhof Weinheim) zusammen genau vier Weichen in zwei Unterwegsbahnhöfen, um dort Züge zu begegnen. Weitere Ausweichmöglichkeiten oder Abstellgleise gibt es nicht mehr. Der Endbahnhof in Fürth ist gar keiner, sondern nur ein Haltepunkt. Das hat der Strecke fast jedes Potential für Sonderfahrten oder anderen Verkehr genommen. Bei Bauarbeiten gibt es kaum Ausweichmöglichkeiten.

    Auch wenn es uns Eisenbahnfans interessant scheint, ist der Aufwand für die beschriebenen Fahrten mit Lok am Zugschluss ja schon erheblich. Eine einfache Umsetzmöglichkeit würde vieles deutlich vereinfachen. Gerade für Putbus, wo durch den Anschluss zur RüBB regelmäßig häufig mehr Verkehr anfällt, als nur der reine Triebwagenverkehr von Bergen nach Lauterbach. Aber das ist der DBAG vermutlich egal. Das Gleis am Kohlebansen könnte man an das Gleis nach Lauterbach anschließen, dann wäre aber die Abstellmöglichkeit dahin. Nach meinem Gefühl könnte Putbus ein paar mehr Regelspurgleise vertragen.

    Ein paar Fragen zum Betrieb: Nach welchem Betriebsverfahren wird der Betrieb von Bergen nach Lauterbach durchgeführt? Ist das Zugleitbetrieb oder normaler Ril 408-Betrieb? Wo sitzt der Zugleiter oder Fdl und welche Firma stellt den? Wie erfolgt die Abstimmung zwischen DBAG, die für die Strecke Bergen-Putbus verantwortlich ist (richtig?), und der PRESS für die Strecke nach Lauterbach und die RüBB? Ich nehme an, dass die Strecke der PRESS am Bahnübergang in Putbus beginnt, oder?

    Wenn ich das auf Videos und Fotos richtig gesehen habe, unterhält die PRESS in Bergen einen eigenen Lokschuppen, oder?

    Beim Foto des Schmalspurtransportwagens an der Betriebsmittelüberladerampe hätte ich gern gewusst, ob ich das richtig deute: Sind die orangenen Teile zwischen Wagen und Rampe die Gleisverbindungsstücke? Es sieht auf dem Fotos aus, als wären sie aus Holz, aber das täuscht sicher.

    @Achim, natürlich komme ich gern mal wieder nach Putbus. Wir haben gerade dieser Tage in unserer Familie gesagt, wenn der ganze Sch... vorbei ist, dann müssen wir dringend an die Ostsee fahren.

    So, genug neue Fragen, sorry.

    Viele Grüße,
    Eckhard

  • Stimmt ... wo Du es jetzt sagst: Die beiden Wagen sind tatsächlich verschieden. Auf dem Bild sind die Unterschiede zu erahnen (ein besseres habe ich leider nicht), am auffälligsten sind die Lüftungsschlitze, die beiden Fenster und die Außenbeleuchtung. Der vordere hintere! Wagen ist der von dir genannte, der hintere vordere! Wagen könnte also (mit den Schlitzen für Zu-/Abluft?) tatsächlich ein Stromversorgungswagen samt Notstromaggregat sein.

    36952182gm.jpg


    Die Geschichte aus Oberwiesenthal ist natürlich klasse und war sicherlich ein in Erinnerung bleibendes Erlebnis. Sowas erlebt man ja - zum Glück - eher selten.

    VG
    Julius

    Einmal editiert, zuletzt von 99 741 (27. April 2020 um 12:36) aus folgendem Grund: vorn und hinten getauscht...