Warum beschaffte die DR keine Schmalspurloks im Ausland?

  • Hallo,

    oben genannte Frage, beschäftigt mich schon länger. Der einzige Versuch, den die

    Deutsche Reichsbahn unternahm, die Schmalspurbahnen zu verdieseln waren ja die

    zwei Versuchslokomotiven der Reihe V36.48 1960, die ja 1963 schon wieder ausgemustert

    worden sind. https://de.m.wikipedia.org/wiki/DR-Baureihe_V_36.48

    Daten: 41t, V-Max 30 km/h, 360 PS,

    Wenn man das ernsthaft wollte, warum kaufte man nichts im sozialistischen Ausland,

    wie man es bei der Regelspur hundertfach erfolgreich praktizierte mit der V200 und V300?

    Gelohnt hätte es sich bestimmt, da 1965 noch 298km 1000mm- Strecken und 753 (!) Km

    750mm- Schmalspurstrecken von der DR betrieben wurden.

    Ich habe mal geschaut was so im Angebot gewesen wäre:

    UdSSR: Typ TU 2: gebaut ab 1955, 32t, V-Max 50 km/h, 285 PS https://de.m.wikipedia.org/wiki/SŽD-Baureihe_ТУ2

    Typ TU4: gebaut ab 1961, 17t, V-Max 50 km/h, 250 PS https://de.m.wikipedia.org/wiki/SŽD-Baureihe_ТУ4

    CSSR: Typ U47: gebaut ab 1954, 32t, V-Max 40 bzw. 50 km/h, 350 PS https://de.m.wikipedia.org/wiki/ČSD-Baureihe_T_47.0

    Rumänien: L45H: gebaut ab 1967, 32t, 40 km/h, 450PS https://de.m.wikipedia.org/wiki/FAUR_L45H

    Die anderen Bahnverwaltungen haben ja ihren Betrieb auch erfolgreich dadurch

    rationalisieren können. Aber die DR baute in den 50er und 60er Jahren lieber noch Dampfloks

    neu, offiziell und inoffiziell. Oben besagte Typen hätten von den Daten her schon gut gepasst

    finde ich.

    Eure Meinung dazu:/?

    Mfg TRO.

  • Es wird wie immer am Geld gemangelt haben. Dazu sind die Leistungsdaten der meisten von dir angegebenen Loks für die sächsischen Gebirgsstrecken zu schwach gewesen. Die L45H wird von der Reichsbahn wegen fehlender Streckeneinsicht verschmäht worden sein. Man hatte ja mit der V75 schon negative Erfahrungen gemacht und die Loks abgestoßen.

    Weiterer Punkt ist die fehlende Zugheizung, die aufwendig im Wagenpark umgerüstet hätte werden müssen, mal von den Ofengeheizten Wagen abgesehen. Aber das hätte ja keinen ökonomischen Vorteil gebracht. Und Heizungsanlage nach Art einer Webasto waren zu diesem Zeitpunkt auch Mangelware. Einzig die Henschelloks für Bulgarien oder deren rumänische Nachfolger wären eine reale Alternative gewesen. Aber da sind wir wieder beim Thema Geld.

  • Eine IV K hatte eine Achslast von ~ 7 t, da sind eure Beispiele mit 8 t (bis hin zu über 12 t!) teilweise schon zu schwer.

    Die frühen Serien wurden in den 1950er Jahren gebaut. Als die DR wohl Mitte der 1960er einen Bedarf hatte, galten die Schmalspurbahnen bis auf wenige Ausnahmen als rückständiges Verkehrshindernis bzw. Stilllegungswürdig. Die Kandidaten mit ausreichend Verkehr hatten ja schon starke Loks zur Verfügung (Einheits- und Neubauloks), die recht neu waren.

    Es ging ja sogar soweit, das man diverse Altfahrzeuge einer Generalreparatur bzw. Rekonstruktion unterzogen hat, was je deafcto oft einem unwirtschaftlicher Neubau gleichkam. Das hat man sicher nicht freiwillig gemacht, nach oben durfte einfach nicht durchdringen, das man für Strecken die eh bald stillgelegt werden nochmal neue Fahrzeuge beschaffte ...

    ... die Mittel langten noch nicht einmal für wesentlich dringender benötigte Normalspurlokomotiven bzw. die Netzerhaltung/-verbesserung. Wo sollten da Mittel für Schmalspurstrecken herkommen ... und genauso kam es auch, die meisten Strecken wurden bis Mitte der 1970er auf Verschleiß gefahren. Erst dann begann langsam ein Umdenken. Die Faur hätte man nach den negativen Erfahrungen mit der 119 übrigens ziemlich sicher NICHT importiert.

  • Es wird wie immer am Geld gemangelt haben. Dazu sind die Leistungsdaten der meisten von dir angegebenen Loks für die sächsischen Gebirgsstrecken zu schwach gewesen. Die L45H wird von der Reichsbahn wegen fehlender Streckeneinsicht verschmäht worden sein. Man hatte ja mit der V75 schon negative Erfahrungen gemacht und die Loks abgestoßen.Weiterer Punkt ist die fehlende Zugheizung, die aufwendig im Wagenpark umgerüstet hätte werden müssen, mal von den Ofengeheizten Wagen abgesehen. Aber das hätte ja keinen ökonomischen Vorteil gebracht. Und Heizungsanlage nach Art einer Webasto waren zu diesem Zeitpunkt auch Mangelware. Einzig die Henschelloks für Bulgarien oder deren rumänische Nachfolger wären eine reale Alternative gewesen. Aber da sind wir wieder beim Thema Geld.

    Ein Heizkessel einer V160 West wog etwa 900 kg, eine V100 West hatte einen Wasservorrat von 3000 Litern. Das hab ich auf die schnelle gefunden. Nehmen wir an die Heizanlage einer Schmalspurlok wiegt etwa 450 kg und der Wasservorrat beträgt nur 1500 Liter. Da kommen auf die Achslast nochmal 500 kg bei einer vierachsigen Lok drauf ... klingt nicht viel, kann aber entscheidend sein.

  • Hallo,

    Sei doch froh!!

    Sonst hätten niemals so viele IVK und VIIK überlebt, sowie 99 713 und 715 schon garnicht! Genau wie andere Loks aus der Prignitz und Rügen!!

  • Hallo,

    Heberlein: Nein, an der Streckensicht wird es sicherlich nicht gelegen haben. Die V75/ BR107 lief ja fast bis Ende der 80er Jahre ohne Probleme.

    Fehlende Heizung sehe ich nicht als Problem, "Ofenklassen" gibt es heute noch im Einsatz auf Rügen. Dieselheizungen Bauart "Sirokko" hätten es später dann wohl auch getan.

    Die nutzt man auch heute noch in Mügeln und Zittau, nur mit neueren Bauarten.

    @Toralf: die BDZ Class 76 ist für sächsische Verhältnisse vollkommen überdimensioniert (1100PS!) und wäre mit 14 Tonnen Achslast auch heute noch zu schwer. Und zu spät gebaut.

    Erzgebirgsnebenbahner: ich denke das man mit der TU4 alles in der Leistungsklasse 250 PS ersetzen könnte. IVk, 99.46 usw. und sie wäre ab 1961 zu haben gewesen. Da hätte man sich die ganze Aktion mit der Großteileerneuerung sparen können, an der IVk als Beispiel.

    Das mit dem Gewicht des VAPOR-HEATING Heizkessels der DB ist nicht vergleichbar. Der wäre so und so zu groß und zu leistungsfähig gewesen.

    Geld dürfte nicht das Problem gewesen sein, bei der Regelspur hat es zumindest für 1100x V60D, ca. 700x V100 und ca. 1100 x V200/ V300 gereicht in ca. 20 Jahren.

    Es wäre interessant zu wissen, was die gekostet hätten und ob sie lieferbar gewesen wären.

    VIk Heizer: wieviel Strecken hätten wirtschaftlich gerettet werden können, mit zeitgemäßem Rollmaterial, wenn man gewollt hätte? Auch nur im reinen Güterverkehr vielleicht?

    Siehe Mügeln....

    Mfg TRO

  • Hallo

    Nach dem 8 Parteitag 1971 ,spielte im Staatsplan der DDR die Schmalspurbahnen keine Rolle mehr.Man wollte so schnell wie möglich,den Kraftverkehr einbeziehen,es fehlte aber an den Mitteln.Wie die Infrastruktur und Kraftfahrzeuge,deshalb konnten einige Schmalspurstrecken überleben.Aber nicht meine Hausstrecke Grünstädtel-Oberrittersgrün,letzter Betriebstag war der 25.9.1971,diese Strecke war einer der ersten die man stillgelegt hatte nach den Parteitag.

    Gruß Dietmar

  • Nein, an der Streckensicht wird es sicherlich nicht gelegen haben. Die V75/ BR107 lief ja fast bis Ende der 80er Jahre ohne Probleme.

    Woher beziehst Du diese Info? Eigene Erfahrung (im wahrsten Sinne des Wortes)? Oder nur Hörensagen?

    Und waren diese Einsätze vorrangig auf Nebenbahnen mit zahllosen technisch nicht gesicherten Bahnübergängen? Vergleichbar zu den Schmalspurbahnen. Oder vielleicht doch eher im Rangier- und Arbeitszugdienst auf Hauptbahnen mit vorrangig technisch gesicherten BÜ? Das könnte einen großen Unterschied ausmachen.

    Ich vermute mal, dass im Haupteinsatzgebiet Leipzig Hbf schon recht früh mit Rangierfunk gearbeitet wurde und so die schlechte Sicht relativ gut kompensiert werden konnte. Aber das ist nur (m)eine Vermutung, vielleicht ließt ja hier Jemand mit der den Hector noch selbst gefahren hat.

    Gruß von Niels

  • Hallo TRO,

    meinst Du ernsthaft, daß man mit einer TU4 die Streckendampfloks realistisch hätte ersetzen können? 250 PS Zughakenleistung der IV K sind nicht vergleichbar mit einer gleichen Motorleistung einer Diesellok. Bei einer Diesellok geht von der Motorleistung immer noch der Anteil für die Hilfsbetriebe und der Verlust bei der Leistungsübertragung ab. Dadurch ist eine TU4 nicht mal für eine IV K ein ernstzunehmender Ersatz, für die größeren Loks mal ganz zu schweigen (für die eben auch eine L45H kein gleichwertiger Ersatz sein kann - eine L45H wäre jedoch für die IV K eine passende Alternative gewesen, aber schon ohne Zugheizung mit 8t Achslast).

    Realistisch ersatzfähig für die Dampftraktion (auf den verbliebenen Strecken) wäre neben dem sehr wohl stark zu berücksichtigenden Heizungsthema erst Dieselloks mit ca. 450 bis 900 PS und Heizmöglichkeit der Reisezugparks sowie einer geringen Radsatzlast von unter 10t gewesen. Ich sehe nichts, was in der Zeit solcher Fragestellungen real verfügbar gewesen wäre - außer eben der Henschel-Diesellok aus dem VALUTA-Ausland.

    Gruuß

    217 055

    2 Mal editiert, zuletzt von 217 055 (8. Juni 2020 um 19:58)