Hallo Freunde der schmalen Spur,
ja, eigentlich hätte ich Euch jetzt gern eine opulente Bilderflut von 01.5, 86 und 99 kredenzt...
Statt dessen gibt es 99, 145 und 772, aber soooo schlecht war das auch nicht.
Wie wir alle wissen, die Rügenschen Kleinbahnen werden bald 125 Jahre alt. Der erste Zug zwischen Putbus und Binz verkehrte am 21. Juli 1895 und die RüBB wollte gern daran erinnern. Das alljährlich am Wochenende nach Pfingsten ausgerichtete Bahnhofsfest in Putbus sollte ganz im Zeichen des Jubiläums stehen. Na ja, es sollte nicht sein. Aber ganz leer gingen wir Eisenbahnfreunde trotzdem nicht aus. Wenn es auch kein großes Bahnhofsfest wurde, so richtete die PRESS statt der zweier Sonderfahrten von Chemnitz bzw. Leipzig einen Sonderzug “Dampf schnuppern an der Ostsee” nach Binz mit der Ellok 145 023-6 in passender Aufmachung “125 Jahre Rasender Roland” aus. Erfreulich viele Gäste ließen sich den Trip an die Ostsee nicht entgehen, so dass die RüBB kurzfristig die 99 4652 anheizte, um den Gästen zwischen Binz und Putbus noch ein besonderes “Rolanderlebnis” zu ermöglichen.
Zunächst wurde der aus verschiedenen Wagen des Bestandes zusammengestellte Zug in der Nähe des Torfhaus erwartet. Der Zweiachserzug hätte vor allem in der Gegenrichtung dem Andrang nicht standgehalten. Viele Gäste des Sonderzuges waren mittags mit ihm gen Binz gefahren. Für die Rückfahrt, teilweise im besten Licht, hatten sich nicht so viele eingefunden.
Auf Rügens Straßen herrscht Urlauberverkehr, so dass die zügige Verfolgung eines 30 km/h-Zuges ein fast aussichtsloses Unterfangen war. Ich hatte fast nicht damit gerechnet, traf den Sonderzug auf dem Weg zur Regelspurstrecke aber gerade noch am "Pastitzer Überweg". Was herauskam, war mehr ein Notschuss. Vielleicht hatte der dort schon wartende User mehr Glück und zeigt uns das?
Zwischen Bergen auf Rügen und Lauterbach Mole war “historischer Nahverkehr” lt. Verkehrsvertrag. Erstmals ergab sich die Möglichkeit die beiden PRESS-LVT 772 140 (gerade erst übernommen) und 772 141 gemeinsam auf Rügen zu erleben, unterstützt vom EBS-LVT 772 345, sicher auch ein interessantes Gespann und viele angereiste Eisenbahnfreunde sahen dies genauso und fuhren mit, oder fotografierten.
Am Stadtrand von Bergen knattert der führende 772 345 die einzig relevante Steigung der Strecke Bergen auf Rügen - Lauterbach Mole hinauf. Wenig später ist der Anstieg an der alten Nerzfarm bewältigt.
Neklade ist bei den Eisenbahnfotografen schon lange kein Geheimtipp mehr. Ich weiß nicht, wie oft ich hier schon in einer der Leitspuren auf dem Feld gestanden habe. Aber ich habe hier noch nie ein Gespann aus 3 LVT fotografiert. Es ist schon zu sehen. Eine Wolke schiebt sich gerade vor die Sonne, also schnell noch ein Foto, bevor die Einheit ohne jeglichen Sonnenglanz nach Bergen entschwindet. Hier führt der 772 141.
Später machte sich 772 141 mit Anhang in Putbus auf in Richtung Bergen.
Nicht weit entfernt konnte die Einheit nochmals abgelichtet werden. Gleich wird die Ortslage Pastitz erreicht. Auch wenn er nicht schön ist. Der Mast im Hintergrund hat eine gewisse Historie. Hier befand sich zu DDR-Zeiten der "Sender Putbus". Von hier strahlte das Rundfunkprogamm der bekannten DDR-Radiosender und vor allem der "Ferienwelle" ins Land. Nach 1990 nutzte der NDR die Anlage noch einige Zeit, bis ein größerer Sendemast für Fernsehen und Hörfunk bei Garz entstand. In Putbus verwaisten die Anlagen der Sendestation. Heute trägt der Mast nur noch Antennen für Mobilfunk. Aber er dient - weit sichtbar - noch immer als Orientierungspunkt.
Natürlich waren unsere Planzüge in gewohnter Weise unterwegs. Und weil 99 783 im Bogen bei Nistelitz einen “Wolkenschaden” erlitten hatte, bin ich zwei Stunden später für 99 4802 nochmal hin.
Beim Warten auf die Ellok verlässt die LVT-Einheit um 17:40 Uhr den Bahnhof Bergen auf Rügen. Das seit der Umstellung auf ESTW verwaiste Stellwerk muss man leider vom Zug verdecken lassen. Zu beschmiert kommt es daher.
Zweimal PRESS in Bergen - Lok und Lokschuppen gehören der PRESS. Der jahrelang in den Dornröschenschlaf verfallene Schuppen wurde bereits teilweise saniert, hat ein neues Dach und neue Tore bekommen. Wer ganz genau hinschaut, das Dach zieren zwei (noch abgedeckte) Öffnungen für Rauchabzüge. Ja, hier sollen auch Dampfloks stehen können.
Des Lokführers Gruß aus der 145 soll uns ein gelungener Abschied sein.
Alle Fotos (6.6.2020): Achim Rickelt
Viele Grüße
Euer Dampfachim