110 Jahre "Rollwagen" 38 205

  • Herzlichen Glückwunsch zum 100. Geburtstag!

    Ich kann mich noch genau an den traurigen Augenblick erinnern, als sie das letzte mal mit eigener Kraft von der Drehscheibe ins Haus fuhr und sich hinter ihr der Vorhang senkte. (das Rolltor schloss) Das war von den Verantwortlichen damals sehr dramatisch inszeniert und kaum einer der Beteiligten der keine Träne im Auge hatte.

    Natürlich habe ich auch schöne Momente mit ihr in Erinnerung. Die vielen Sonderfahrten und Plandampfveranstaltungen. Ich muß auch mal wieder im SEM vorbeischauen und persönlich gratulieren.

  • Schon gelesen und für spitze befunden.. :thumbup:

    Eine kleine Anekdote zur letzten Fahrt nach Nossen.
    In Nossen waren an dem Tag auch zwei V100 im Bw an die ich mich noch recht gut erinnere. Eine fuhr gleich nach der Ankunft des Sonderzuges auf die Scheibe und bespante den Personenzug nach Riesa. Die andere war an der Drehscheibe abgestellt. Zwar kannte man ja die Baureihe zur genüge, aber wenn man schon mal das Vergnügen hat kann man ja auch mal auf die Lok schauen. Ich hab oben mit irgend jemanden gequatscht da kam ein Junge auf die Lok, lass ihn vielleicht 7 bis 9 Jahre gewesen sein. Der pflanzte sich auf den Lokführersitz und tat was Jungen in dem Alter halt so machen.. Lautstark Lokführer sein.. Ich hatte mit einem Auge noch die Druckluft im Blick und meinte er solle doch mal auf den Druckknopf unterm Seitenfenster drücken.. Er haute drauf und ja es war zwar gemein aber er war beim Klang vom Typhon so schnell wieder von der Lok verschwunden das ich schon etwas schmunzeln musste.. Ich hoffe das er heute Lokführer ist und ich ihm nicht die Freude an der Eisenbahn genommen habe.. :)

    Auch ich besuche hin und wieder den Rollwagen, vermeide aber meist das Heizhausfest dazu. Grund sind aber nicht die Familien und Kinder sondern die Zeitgenossen die einen anpöbeln wenn man ihrer Meinung nach zu lange sich Details einer Lok ansieht wenn sie ihr 2000 Foto der Loks schießen wollen.

    Und wenn ich gefragt werde, warum mir gerade die XII H2 so gefällt, muss ich sagen... Sie ist so herrlich unspektakulär.. Sie hat stehts ihre Arbeit gemacht, ohne die schönste stärkste, größte und was weiß ich Lok sein zu wollen oder zu müssen. Von daher ist der Spitzname "Rollwagen" wohl der treffendste Spitzname überhaupt für die Lok.

    gruß André

  • Hallo Andre, gut beschrieben. Sie war immer da, konnte "fast" alles ziehen, unverwüstlich und das war wohl auch der Erfolg des Rollwagens. Das in Brandenburg und Ketzien sogar noch zum Einsatzgebiet wurden ist schon beachtlich, denn im tiefsten Preußen wäre ja auch die P8 nutzbar gewesen.

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas

  • Hallo,

    hier noch ein paar Bilder aus dem Jahr 1996, wo im August eine Sonderfahrt von Chemnitz nach Annaberg-Buchholz unt. Bahnhof, gefahren wurde, wo eine Lokaustellung stattfand. Weiß noch jemand das genaue Datum und den Anlaß? Ab Wolkenstein spannte 86 1001 vor.

    Hier ein paar Bilder aus Annaberg-Buchholz-Süd.

    Beim Restaurieren...

    Im Hintergrund die Lokleitung. Später alles abgerissen.

    Ausfahrt in Richtung Sehma. Ohne die Schiebelok wäre es in Höhe der Einsatzstelle schon "aus" gewesen. Der ganze Zwickauer Traditionszug ist in der 1:40er Steigung einfach zu schwer. Ich erinnere mich noch, als Dampf-Plus hier vor einigen Jahren mit 11 (?) Wagen knapp den Brechpunkt erreichte, mit 52 8079 als Zuglok und 118 770 als Schiebelok. Aber der Pianowagen und der Barwagen müsste ja unbedingt mit ;o).

    Lg TRO

  • Hallo Tom,

    der Anlass für eine Sonderfahrt 1996 könnte das 130 jährige der Strecke Annaberg - Flöha (AF) gewesen sein. Aber das ist nur Spekulation. Mein letztes Sichtungsfoto mit der 38 205 stammt vom September 1994, als der Tag der Sachsen in Annaberg-Buchholz gefeiert wurde. Da gab es eine Fahrzeugschau auf dem Unteren Bahnhof.

    MfG

    Helmut

  • ... als der Tag der Sachsen in Annaberg-Buchholz gefeiert wurde. Da gab es eine Fahrzeugschau auf dem Unteren Bahnhof.

    Die Dampflokliebhaber werden mich steinigen. Aber das eigentlich interessante an diesem Foto ist das Nebeneinander von "WSSB-" und "EZMG"-Signalschirmen in einem Bahnhof. Und dann noch als Vorsignalwiederholder, nicht einmalig aber doch ziemlich selten. Danke für dieses Zeitdokument.

    Gruß von Niels

  • Das gab es im Karl Marx Städter Raum mehrfach. Spontan fällt mir da noch Wolkenstein, Thalheim und Dittersdorf ein die auch sowohl EZMG als auch WSSB Signale stehen hatten

  • Hallo Niels,

    ich habe mal geschaut was zur Signalproblematik 1989 noch zu finden ist.

    Hier das Ausfahrsignal vom Bahnsteig 1; bis zum Umbau gab es an diesem Gleis kein Afsig Richtung Abg.-Buhholz Süd.

    Hier die Bahnsteige 2 und 3.

    Der im Ausgangsbild zu sehende Vorsignalwiederholer wurde auch erst mit dem Umbau aufgestellt. Das Formsignal auf dem Güterzuggleis war früher hoch genug um von Weitem erkannt zu werden.

    Na denn "Ausfahrt frei"

    Helmut

  • Auch für mich ist die 38 205 eine meiner absoluten Lieblingsloks, für mich die richtige Epoche, und so will ich hier auch drei Bilder von ihr anlässlich ihres 110. Geburtstages einstellen. Folgende drei Aufnahmen sind vom August 1993, entstanden alle auf der LH zwischen Reichenbach ob Bf und Netzschkau, aber das sieht man ja sowieso, denke ich:


    38%20205%20Reichenbach%20Aug.%201993-3%20Ausschnitt.jpg

    In Reichenbach ob Bf war da im August 1993 ein Bahnhofsfest, den Anlass weiß ich gerade nicht mehr aus dem Kopf. 38 205 fuhr einige Pendel-Sonderzüge auf der LH. Ich dächte, diese Züge wären an jenem Tage bis Herlasgrün und dann wieder zurück gegangen, aber auch das weiß ich nicht mehr wirklich genau aus dem Stegreif. Jedenfalls lichtete ich die XII H2 im Dunst dieses brüllend heißen Sommertages auf der Göltzschtalbrücke mit der Exa Ib und auf Farbnegativfilm ab. Das hier sind bloß schnelle Home-Scans von den damaligen 9x13-Abzügen, wie sie damals üblich waren.


    38%20205%20Reichenbach%20Aug.%201993-2.jpg

    Eine weitere Runde in Richtung Herlasgrün unternahm 38 205 später am Tage, dieses Mal Tender voran in Streckenrichtung Hof fahrend. Hier die bekannte Steinbogenbrücke in Obermylau. Steht die eigentlich noch oder war die im Zuge der Elektrifizierung der LH gefallen? Ich weiß das gar nicht, war ewig nicht mehr dort an der Stelle.


    38%20205%20Reichenbach%20Aug.%201993-1.jpg

    Und dann kam der Zug zurück, dieses Mal natürlich Kessel voran, ebenfalls an der Brücke in Obermylau aufgenommen, dieses Mal aber auf der Brücke bzw. dem Weg über die Brücke stehend.


    Die drei Aufnahmen dieses Beitrags konnten übrigens von mir nur deshalb in dieser Form entstehen, da ich tags zuvor mit dem Zug aus dem pubertätsbedingt verhassten Urlaub mit meiner Mutter und deren Mann geflohen war. Auf der Nordseeinsel Föhr regnete... nein Sorry, man muss es so formulieren: Es schiffte damals eine Woche wie aus Gießkannen. Es war so richtiges Depressionswetter "dort oben": Kein Baden möglich, Regen, Regen, Regen, im Hintergrund das Wattenmeer, im Vordergrund der Boden, auf dem Du standest, den Übergang von Land zu Meer konnte man nicht genau erkennen aus gewisser Entfernung, weil alles grau in grau im Regen und im "Siff" des schlechten Wetters überging - deshalb 1 Woche eingesperrt in ein norddeutsches Landhaus als damals Sechzehnjähriger (!) mit Mutti und ihrem Gatten - absolut nix los, Internet und Smartphones gabs da noch nicht - es war die Hölle (sozusagen eine Frühform von Corona-Quarantäne).

    Da half nur der Urlaubsabbruch mit anschließender Fähr- und Zugfahrt von Wyk auf Föhr über Dagebüll, Niebüll, Bremen, Hannover, Leipzig und Gera zurück nach Greiz. Ab zirka Magdeburg ging das Regenwetter in absolut wolkenfreies Hochtemperatur-Hochsommerwetter über. Die Zugfahrt dauerte fast einen ganzen Tag, 14 Stunden, und ich weiß noch als wäre es heute, wie abends zwischen 20 und 21 Uhr die saftigen Wiesen des heimatlichen Tals der Weißen Elster in den lauen Sommerabend hinein dufteten, was ich damals vom noch stinknormalen, planmäßigen V 100-bespannten und Bghw-"bewagten" Personenzug aus genießen konnte - endlich befreit von der Regensoße des Nordseeinsel-Gefängnisses.

    Am nächsten Tag fuhr dann die 38 205 auf der LH und es entstanden die drei Bilder dieses Beitrages. Krass, wie sich die Zeiten ändern. Jetzt ist 1993 längst schon "damals", schon wieder über ein Vierteljahrhundert, 27 Jahre her. Damals empfand man es als die Neuzeit, denn die DDR war seit drei Jahren damals Geschichte. '93 hätte glaube noch keiner gedacht, dass der Sächsische Rollwagen fünf Jahre später aushauchen würde. Bei der letzten Fahrt im März '98 war ich auch dabei, aber die Bilder davon sind Dias und die kann ich nicht selber scannen, das lasse ich irgendwann mal machen. Ich finde es unendlich traurig, dass diese wunderschöne Lok seit nunmehr reichlich 22 nicht mehr fahren kann.

    VG

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