Bislang habe ich ja eher weniger bekannte Nebenbahnen vorgestellte. Die Muldetalbahn kennt doch bestimmt jeder?! Hier schnauften noch bis 1987 die bekannten Sandzüge aus Sermuth nach Glauchau und es gab einige wenige Reisezüge mit Dampf. In Glauchau dampfte es damit sogar länger als in Nossen.
Wenn es nach mir ginge, wäre die Muldetalbahn von Großbothen nach Glauchau die unangefochtene Nummer 1. Landschaftlich absolut reizvoll und abwechslungsreich. Die Sehenswürdigkeiten ziehen sich an der Bahnlinie wie an einer Perlenkette entlang. Es gibt ja quasi kaum ein Ort an dieser Strecke, welcher nicht ein Schloss, Burg oder andere historische Bauwerke vorweisen kann. Hier liegt auch das sächsische Amerika und dann kommt noch die interessante Entwicklung der Baugeschichte der Muldetalbahn noch hinzu.
Wer heute einmal die Bahnhöfe – oder was davon noch übrig ist betrachtet, wird bemerken, dass hier sehr umfangreiche ausgedehnte Anlagen geschaffen wurden. Große Empfangsgebäude auf Knotenbahnhöfen, kleinere Anlagen im ländlichen Raum, Verladeanlagen für Kies und Steinbrüche, zahlreiche Bahnwärterhäuser, dass war die Muldetalbahn.
Als die Muldetalbahn errichtet wurde, gab es schon zahlreiche Bahnlinien in Sachsen, aber die private Erbauergesellschaft steckte sich hohe Ziele und bewegte ein Projekt von Glauchau nach Wurzen, was vor allem topographisch eine Herausforderung darstellte.
Letztlich konnte später die Königlich Sächs. Staatseisenbahn der angeschlagenen Gesellschaft recht günstig die Bahnlinie abkaufen. Das war dann auch die Zeit, als auf den Bahnhof Wurzen Nord verzichtet werden konnte.
Leider sorgte die Sprengung der Rabensteinbrücke zum Ende des II. Weltkrieges zur Teilung des Netzes und trotz Versuchs, diese Lücke wieder zu schließen, blieb nach 1945 der Abschnitt Grimma unt. Bf. – Großbothen ohne Verkehr.
Bis Ende der 60er wurde der Nordabschnitt noch im Reiseverkehr bedient, dann war auch hier Schluss und es verblieb der Güterverkehr nach Golzern bis in die 90er.
Die Muldetalbahn war dagegen vor 1990 unangefochten notwendig, umfangreicher Güterverkehr und auch gute Auslastung im Reiseverkehr. Von Leipzig durchgebundene Reisezüge bis nach Rochlitz sorgten auch für lebhaften Ausflugsverkehr. Erst die DB sorgte in Großbothen für Umsteigezwang.
Ende der 90er wurde noch in Großbothen das Überschneidungsbauwerk mit der Strecke Leipzig – Döbeln aufwändig neu gebaut, doch das half alles nichts.
Als erstes wurde der Abschnitt Rochlitz – Colditz gesperrt, da in Rochlitz eine DKW abgängig war. Obwohl schon eine neue DKW angeliefert wurde, hat man hier nicht mehr investiert.
Rochlitz, der kleine eisenbahnknoten starb sozusagen auf Raten.
Die Verbindungen nach Waldenburg, Großbothen fielen als erstes weg. Über Narsdorf war Rochlitz noch mit Chemnitz verbunden und es gab noch Züge über Penig nach Glauchau. Aber auch die Streckenteile von Penig in Richtung Narsdorf, die Chemnitztalbahn ab Wechselburg sind Geschichte.
Einst sollte die Muldetalbahn eine ÖPNV Vorzeigestrecke in Sachsen werden, hier waren die ersten 628 des Landes im Einsatz. Zum Schluss schmuggelten sich immer mehr „Solo“ Ferkeltaxen in den Fahrplan. Und wer weiß, wie angenehm das fahren mit einem 771/772 auf windungsreicher Strecke mit nicht so gutem Oberbau ist, kann sich ausmalen, dass hier die Fahrgastzahlen zurückgingen.
Letztlich kam das Hochwasser 2002 wie gerufen, mit heute noch nicht endgültiger Klärung wurde die Strecke wegen Hochwasserschäden abbestellt. Vieles war reparierbar, wirkliche große Schäden sind mir nicht bekannt.
Jetzt begann ein Ringen um eine Wiederinbetriebnahme. Leider zeichnete sich ab, dass der Landkreis null Interesse an einen weiterbetrieb hatte, die Entscheidungsträger in den Kommunen hatten ebenso wenig Engagement an den Tag gelegt und wurden vom Landkreis mit der Mogelpackung „BusBahn“ ruhiggestellt.
Man beklebe einen Bus mit stilisierten Triebwagenansichten und schon ist die politische Welt in Ordnung, dass ganze wurde damals noch mit einer Menge Geld gewürzt.
Und schon wollte keiner mehr einen Zug.
Die DER pachtete die Strecke und es gab vor Ort verschiedene Konferenzen um ein Nutzungskonzept für die Bahnlinie zu finden. So manche Bürgermeister waren zwar wieder interessiert, aber ein richtiges bemühen war nicht erkennbar.
Zwischenzeitlich etablierte sich ein verein des VSE, welcher zw. Wechselburg und Rochlitz erfolgreich Schienentrabitouren durchführte. Diese waren mehr als Nachgefragt, so dass man nie die Nachfrage vollends erfüllen konnte.
Letztlich wurde die Strecke an ein Berliner Unternehmen verkauft, wo nicht ganz klar ist, was deren ziel und Zweck der inzwischen denkmalgeschützten muldetalbahn sein soll.
Der Wunsch der Anlieger Gemeinden und des Landkreises, hier einen Radweg zu erreichten, ist zwar nicht so einfach mehr zu verwirklichen. Aber Denkmalstatus lässt sich heute einfach einrichten und wieder absprechen.
Inzwischen gibt es neuerliche Gerüchte, dass ein Rückbau stattfinden sollte, welcher im Juni 2020 erst einmal unterbunden werden konnte.
Die Frage bleibt, wie geht es mit der Muldetalbahn weiter?
Recht positiv klingen aktuelle Pläne, die Region Rochlitz-Colditz über Großbothen nach Leipzig einzubinden. Das macht mehr Sinn, als den Verbinder nach Narsdorf zu reaktivieren.
Ich könnte hier echt vieles schreiben, denn an dieser Strecke hängt mein Herz und ich war aktiv in der Bürgerinitiative beteiligt. Ich versuchte es dennoch kurz zu fassen, vielleicht gibt's ja noch zu speziellen Fragen ein Komplex.
Hoffen wir auf ein gutes Ende
Wenn es ein Standardmotiv für das Muldetal gäbe, die Göhrener Brücke wäre es wohl. Hier kreuzte die Muldetalbahn die Bahnlinien Leipzig - Chemnitz.
Da wir zu jener Zeit noch unmotorisiert waren, war das ein bescheidener Fußmarsch von Wechselburg zum Viadukt. Aber es lohnte sich dort immer. leider habe ich nie ein Foto von V100, V180 oder 628 an dieser Stelle gemacht, obwohl sich das immer wieder angeboten hat. Hier trafen wir 50 3654 im Jahr 1986 an
In Rochlitz ging es recht geruhsam zu, 2 Kieszugpaare inkl. Leerzüge, 3 Nahgüterzugpaare und 1 Reisezugpaar nach Chemnitz standen 1985 noch unter Dampf. Rochlitz setzte eine Lok ein und das Bw Glauchau fuhr ebenfalls einen Umlauf. Für das warme Dusch- und Waschwasser sorgte in Rochlitz eine Heizlok.
Interessanterweise kenne ich in den 80ern ausschließlich 86er in solchen Heizdiensten.
Hier wartet 50 3658 auf ihren neuen Einsatz und ausnahmsweise war 86 1501 hier im Hrl Einsatz, sonst war 86 1333 hier daheim.
Die Kieszüge aus sechsachsigen Flachwagen waren Kult auf dieser strecke und der Muldekies heiß begehrt. Die viele Jahre - Rochlitzer Stammlok - 50 3673 rollt hier in den Bahnhof Rochlitz ein. Das besondere dieser Muldebrücke, unterhalb des Geländers verlief noch ein Fußweg. der muffig saure Geruch der von Abwässern geplagten Mulde liegt mir noch heute in der Nase
gegen gemalte schilder habe ich nichts, dass war zu meiner Zeit - Mitte der 80er Normal.
Aber wenn die Ziffern mit wenig Sorgfalt aufgebracht wurden, mochte ich die Maschinen nicht. 50 3551 war so eine, die von weiten wie 5035514 beschildert war. Keine Lücke oder ähnliches. Dann kommt noch hinzu, dass 50 3551 nur ein Trittblech vor der Rauchkammer hatte, ihr fehlten die üblichen kleinen Tritte.
Sie war wie 50 3673, die Landplage im Muldetal und fuhr lange Zeit als Stammlok für Glauchau
Dampf und alte 2/3 achs. Rekowagen, ich liebte diese Kombination. Aber im Muldetal verkehrten nur wenige Reisezüge mit Dampf Mitte der 80er. Es gab am Nachmittag eine Leistung P6970 von Glauchau nach Penig, da lies man den Reisezug stehen und zurück fuhr die Maschine dann einen Nahgüterzug. Die 50 3523 erwischte ich bei Thierbach im Jahr 1987. Da ich an diesem tag sehr spät erst heimgefahren war, bin ich im Personenzug von Leipzig nach Eilenburg eingeschlafen. Mit fast Schockwirkung dann in Torgau aufgewacht und dann zu Mitternacht dort ausgestiegen. Ich werde diese kühle und stink langweilige Nacht nie vergessen, aber es hat sich gelohnt, gute Bilder waren im Kasten.
Nicht minder typisch ist dieses Motiv vom Rochlitzer Schloss mit seinen Jupen. Dafür musste man gut 15 Minuten vom Bahnhof in die Stadt heruntereilen und sich auf der alten Hängebrücke postieren.
Das Ganze funktionierte auch vom Schloss, schnurstracks durchs Museum in einen der Türme und dann warteten wir auf 50 3666, wunschgemäß qualmte diese dann auch nicht
Auch im Sommer war die Warmwasserversorgung wichtig, daher räucherte 86 1333 das ganze Jahr vor sich hin. 50 3616 versteckte sich etwas
Ich kenne alle Jahreszeiten im Muldetal, manchmal dachte ich aber, es liegt in England. Die Regentage, an denen ich unten war, prägten meine Ausflüge. Natürlich sind die Klamotten bei einem ganzen Tag Fotopirsch durch und ich gebe zu, ich wollte nie so einen Regenumhang, dementsprechend pudelnass wurde ich.
An solch einem feuchtwarmen Tag erwartete ich 50 3576 (mit kurzer Schürze) an der Göhrener Brücke. Beim hinabklettern vom Fotofelsen legte ich mich noch in den Dreck, also Vorzeigbar war ich dann nicht mehr, roter Porphyr bleibt rot, auch wenn es trocknet. :-/
Vom Bahnhof Rochlitz ging es in einem Einschnitt durch das Stadtgebiet zur Schlossbrücke,. Was hätte ich da gegeben, wohnen zu dürfen....
Hier erwischte ich 50 3673 mit einem Kieszug, der ausnahmsweise aus Fc Wagen bestand.
Gleich wird die 50 eine Brücke unterqueren auf der eine Straßenkreuzung angelegt war.