Oschatz - Mügeln, Ende der 80er.

  • Spricht man von sächsischen Schmalspurbahnen fallen einen fast immer zuerst Strecken ein, die durchs Gebirge führen, an Wasserläufen entlang, in Touristischen Regionen zuhause sind. Irgendetwas verbindendes haben die meisten Bahnstrecken immer.

    Die Strecke Oschatz - Mügeln fällt hier vollkommen aus den Rahmen.

    Sie führt durchs fast flache Oschatzer Umland, hatte viele Jahre keinen Reiseverkehr, ganz zu schweigen - das sich hier Touristen in den 80er/90er hergefunden hätten. Aber auch der durchgehende betrieb mit IV K ist kaum zu toppen, wenn man das Preßnitztal mal ausnimmt, welches aber auch eine Pause erlebt hatte.

    Oschatz-Mügeln überlebte wegen des weißen Goldes, dem Kaolin.

    In der DDR wurden viele Überlegungen angestellt, wie man auch weiterhin den Transport von Kaolin auf der Schiene sicherstellen kann, aber man war sich bewusst - die IV KL sind irgendwann mal am Ende. Umspurung war mal ein Thema, aber wäre innerhalb Oschatz so schwierig geworden und auch die Investmittel wären nicht gering gewesen. Moderne Loks wären eine Option, aber soweit kam es nicht mehr.

    Mit der Gründung der Döllnitzbahn war das Thema Kaolin bzw. Güterverkehr noch längst nicht abgeschlossen. Es wurde in Oschatz eine neue Verladeanlage hergestellt und im Mansfeldischen Selbstentladewagen beschafft. Doch das Ganze lief nicht lange.

    Der Güterverkehr verlagerte sich auf die Straße und da Mügeln als Ort besonders durch die Durchfahrten der LKW leiden musste, gab es einen Stange Geld für eine Umfangreiche Umgehungsstraße.

    Lange kämpfte die Döllnitzbahn um den Personenverkehr. Es fing neben Ausflugsfahrten mit dem Schülerverkehr an, was regional auch große Unterstützung fand. Doch die Aufnahme in die regulären Verbünde um Nahverkehrsmittel zu erhalten, war ein schwieriger Akt.

    Auch das hat die Döllnitzbahn geschafft,.

    Heute gibt es sogar Gründe für den regionalen Tourismus, hier einmal vorbeizuschauen.

    In Oschatz Süd befindet sich das ehm. LAGA Gelände mit Streichelzoo und interessanten anlagen, es gibt das Geoportal in Mügeln, es gibt die Feldbahnschauanlage am Steinbruch Glossen und man hofft ja, irgendwann wird das größte Jagdschloss Europas - Schluss Hubertusburg in Wermsdorf - zu einem Besuchermagnet.

    1988 war das noch ganz normal, mehrmals täglich schlängelte sich ein Schmalspurgüterzug mitten durch die Stadt Oschatz mit Pfeifen und Bimmeln und zu bestimmten Zeiten sogar in Doppeltraktion. Dazu noch die zwar rekonstruierten, aber dennoch alten IV K. der Kleine Junge nahm scheinbar vom Fotograf mehr Notiz als von den alltäglichen Loks. Hier sieht man das verbeulte Schild der 99 1542 sehr deutlich.

    An einem Sommertag klapperte sich die 99 1574 durch das Tal der Döllnitz es gab zwar guten Busverkehr nach Mügeln, aber wir wanderten lieber die strecke entlang, dass funktionierte sehr gut - Straßen und Wege waren bestens ausgebaut. Wie man sieht - dem Heizer geht es gut :)

    Solch eine Szene hätte auch 1978 oder 1968 hier entdeckt werden können, in Mügeln blieb die zeit stehen. Alles lief, die Personale liebten ihre Bahn und es gab wenig Veränderungen. Allein das entspannende Säuseln und zischen der IV K sorgte für Tiefenentspannung....

    99 1585 hat es fast geschafft, nur noch wenige Minuten und Mügeln wurde erreicht. Die kleine Steigung vor dem Bahnhof forderte die Maschine besonders, nur selten härt man die Triebwerke wirklich stampfen...

    Halt auf freier Strecke, irgendetwas wird gekramt. Auf der Straße ging es noch ruhig zu, eine Schwalbe und ein runder Trabbi knattern vorbei

    Zentram der Bahnstrecke ist und war Mügeln. Hier wurden die Lokomotiven auch versorgt. Der Lokbestand variierte immer mal, aber es gab auch Stammloks. Vor allem Ende der 80er waren jedoch oft Ersatzloks aus anderen Netzen hier im Einsatz, da die Störanfälligkeit zugenommen hat. Hier verstärkte z.B. 99 1561 das Team. 99 1585, 99 1582 und 99 1542 waren hier im BW, zwei weitere auf der Strecke.

    Ortsdurchfahrt Oschatz, 99 1574 klappert am Industriegebiet entlang, einst wichtige Kunden der Schmalspurbahn. Wie man sieht, war eine IV K nicht unbedingt für groß gewachsene Personale gedacht. Oft verdienten sich Studenten als Heizer ein gewisses Entgelt, dass kenne ich auch aus Engelsdorf.

    Im Hintergrund grüßen die Türme der Ägidienkirche.

    Die Bahn fuhr immer . Täglich - dampfte es zwischen Oschatz und Kemmlitz. Auch bei jedem Wetter wurde gefahren, auch wenn nicht immer das Kaolin in den Wintermonaten abgebaut werden konnte, aber es gab ein Reservelager hierfür.

    An der "Flocke" warten 99 1584 und 99 1582 auf die Einfahrt in den Bahnhof Mügeln. Es ist der Nachmittagszug, wo als Vorspann die Oschatzer Rangierlok mitgenommen wurde. Der Zug selber ist aber auch nicht Ohne.

    Einfahrt Oschatz Bahnhof, da gab es ab Einfahrsignal eine wirklich unscheinbare aber doch spürbare Steigung. Hierfür wurde bei längeren Zügen dann die Bahnhofslok geordert, die den Zug mit in den Bahnhof schleppte.

    Man hätte hier den ganzen Tag verbringen können, es wurde rangiert und gehobelt - langweilig war es nie. Einzig die Russen waren einem nicht geheuer, wenn diese vierachsige Eas mit Kohle für die Kasernen, mit der Hand entladen haben.

    Sonderzüge verkehrten auch schon vor der Zeit der Döllnitzbahn. Verschiedene DMV Vereine sorgten an besonderen Terminen für derartige Einsätze, hier in Nebitzschen. Die kleine Dieselameise finde ich interessant, die ist still und leise aus dem Alltag verschwunden

    Bei Kemmlitz erwischte ich diesen Zug zuvor

    99 1566 hatte es an meinem Geburtstag 24. Januar erwischt, sie rummste mit einem Ikarus zusammen und kippte dabei zur Seite. Man sieht deutliche Spuren dieses Unfalls, irgendwo habe ich auch Bilder von der Bergung der Lok.

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas

  • Hallo RBBler,

    du siehst das etwas falsch mit der Handentladung der Kohlen durch die Russen. Nein - sie zählten sie dabei einfach auch nach. ;-))

    Habe hier als Kind oft genug am Bahndamm gesessen und mir das Treiben am Bahnhof angeschaut.

    MfG Opizug

  • Hier noch ein Bild von der verunfallten 99 566. leider waren die Staatsorgane gleich zur Stelle, die einen wegkomplimentierten.....

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas