Zu Besuch bei der JHMD in Südböhmen

  • Moin,

    meinerseits noch der Hinweis, dass mit Wirkung vom 15. August d.J. seitens der Infrastrukturgesellschaft Správa Železnic, die auch für den Betrieb auf den Schmalspurbahnen um Neuhaus verantwortlich zeichnet, ein neues Betriebsregime auf Strecken mit vereinfachtem Nebenbahnbetrieb (tsch. D3) eingeführt wurde, demzufolge sich die Zugführer an jeder nur denkbaren Kreuzungsmöglichkeit* beim Zugleiter an- und abzumelden haben, was in Křeč, Černovice, Chválkov, Kamenice n/L, Nová Včelnice, Lovětín, Horní Skrýchov, Blažejov, Střížovice, Kunžak-Lomy und Hůrky** der Fall ist. Überdies sind Fahrten vor Plan strikte untersagt, was bedeutet, dass der Güterzug nun in den veröffentlichten Zeiten verkehren muss (oder max. 30 Minuten später). Ich weiß mir sogar jemanden, den das freut...

    Betrifft übrigens auch die Hotzenplotzerin, wo hinkünftig in Bohušov, Slezské Rudoltice und Lipt(a/á)ň gemeldet werden muss, auch wenn nur ein Zug unterwegs ist.

    * Hinweis: Ja, Senotín und Včelnička fehlen, sind aber keine Kreuzungsstellen, sondern lediglich Haltestellen mit Ladegeleis

    ** Hinweis: In Hůrky ist das Kreuzungsgeleis gesperrt.

    Viele Grüße

    Martin

    Čekáme na zmrtvýchvstání!

    Jindřichohradecké místní dráhy 1897 - 2022

  • Und so wie gerade beschrieben sehen dann die Ergebnisse aus, wenn im Sinne der "totalen" Sicherheit gewissermaßen in Aktionismus Regeln geschaffen werden, die bei genauer Betrachtung wenig bis keinen Sinn haben, zumindest keinen Sicherheitsgewinn. Gefährlich sind diejenigen, die bei solchen "einfachen" Verfahren wie D3 ihre besondere Verantwortung für die Sicherheit nicht im Bewußtsein haben und nachlässig handeln. Jene sind herauszufiltern und aus solchen Systemen fernzuhalten. Wäre das eine größere Gruppe, würde es viel öfter "Ereignisse" gegeben haben. Jetzt wird das Ergebnis werden, daß viele Verkehre in Frage gestellt werden, ob nun wegen fehlender Flexibilität im Bedarfsgüterverkehr oder wegen Fahrzeitverlängerungen im Reiseverkehr.

    Keine Abweichungen vom Regelfahrplan oder Fahranfrage an jedem Bahnhof wäre meiner Meinung nach vielleicht noch zielführend, die Kombination ist total destruktiv. Und auf Strecken oder an Tagen mit Einzugbetrieb die Beteiligten mit "sinnlosen" Meldepflichten zu belästigen, erzeugt das Gegenteil von erhöhter Aufmerksamkeit. Da regiert in kürzester Zeit eine Routine mit Tendenz zur Erleichterung (z. B. durch mangelndes Zuhören oder verkürzte Formeln).

    Gruuß

    217 055

    3 Mal editiert, zuletzt von 217 055 (18. August 2020 um 22:53)

  • .... Jetzt wird das Ergebnis werden, daß viele Verkehre in Frage gestellt werden, ob nun wegen fehlender Flexibilität im Bedarfsgüterverkehr oder wegen Fahrzeitverlängerungen im Reiseverkehr.

    ... Und auf Strecken oder an Tagen mit Einzugbetrieb die Beteiligten mit "sinnlosen" Meldepflichten zu belästigen, erzeugt das Gegenteil von erhöhter Aufmerksamkeit.

    Hallo 217 055!

    Ich bedanke mich für Deine Einschätzung zu diesen Themen, die ich voll und ganz teile.

    Möge meine Befürchtung nicht zutreffend sein daß dieser blinde Aktionismus der Todesstoß für die eine oder andere "Bimmelbahn" Tschechiens wird. Vielleicht nicht unbedingt die JHMD, die ja derzeit nur unter "Zwangsverwaltung" in betrieblicher Hinsicht steht aber vielleicht viele andere kleine Zubringerstrecken mit mehr als Stichstreckencharakter. Hoffen wir das Beste für baldige dem Sicherheitsgewinn zuträglichere Lösungen.

    Gruß von Niels

    der neulich dem JHMD-Güterzug nur hinterher geschaut hat weil er gar nicht daran dachte daß dieser eventuell verkehrt. Dampf war "wichtiger". :rolleyes:

  • Hallo Niels,

    leider befürchte ich, daß Deine geäußerte Befürchtung schon sehr bald sehr greifbar wird.

    Mündliche Aussagen "gut unterrichteter Kreise" sprechen von einer sehr zeitnahen vollständigen Abschaffung des Verfahrens D3, also des Zugleitbetriebes. Da kaum auf Befehl an vielen Stellen plötzlich funktionsfähige und kostenneutrale Stellwerke wie Pilze aus herbstlichen Boden sprießen werden, kann eine (außer finanziell und personell) kurzfristige Lösung eigentlich nur über eine Rückkehr vieler "Rotkäppchen" auf den entsprechenden Strecken erfolgen. Also genau das, aus dessen Nichtbedarf das Überleben vieler Strecken durch geringe Betriebskosten bis heute resultiert.

    Sollte das so kommen, ist allein die gedankliche Vorbereitung schon erheblich mehr als der erste Nagel im Sarg so mancher Lokalbahn.


    Viele Grüße

    217 055

    Gruuß

    217 055

  • Hallo zusammen,

    auch wenn unser Ausflug zur JHMD nun schon gut eine Woche her ist, will ich Martins Bildbeitrag noch durch ein paar Aufnahmen ergänzen.

    Die ersten beiden Bilder belegen, dass die Schmalspurbahn weiterhin großen Anklang findet und gerade in der Ferienzeit stark genutzt wird.

    In Blažejov wollen nicht nur viele Wanderer mitfahren, auch 7 Fahrräder und ein Fahrradanhänger müssen verladen werden.

    Bei der anschließenden Kreuzung in Střížovice werden auch dort wieder zahlreiche Fahrräder aus- und eingeladen.

    Das der Dampfzug in Kunžak-Lomy stark umlagert ist, versteht sich da schon fast von selbst.

    Abschließend noch ein Blick ins JHMD-Depot in Jindrichuv-Hradec.

    Neben T47 015, die wenig später ja wieder in den Streckendienst zu sehen sein wird, konnte auch U37.002 ausgemacht werden, die ja derzeit eine Revision erhält.

    Mit freundlichen Grüßen 


    Hartmut

  • Ahoj,

    da braucht es keine gut unterrichteten Quellen mehr - das hat die Správa železnic gestern bekanntgegeben. D3 bleibt nur auf ganz wenigen Strecken erhalten und selbst auf denen soll mittelfristig überlegt werden, wie das Betriebsverfahren sicherer gemacht werden kann (Signale, nur ein Zug auf der Strecke, Nachrüstungen) - im Falle der Hotzenplotzerin kann man sich gut denken, was das bedeutet, wenn da mal jemand mit dem spitzen Bleistift rechnet. Ein Betriebsverfahren nach "nur ein Zug auf Strecke" würde jedenfalls dem Nostalgiezugverkehr wie bis anhin den Garaus machen.

    Zur JHMD ist nichts bekannt, als wenig belegt würde ich die Strecke nicht unbedingt bezeichnen, vor allem der Nordast mit vielen möglichen alternierenden Kreuzungen wäre jedenfalls Kandidat für eine technische Nachrüstung. Ansonsten werden einige Strecken wieder in das Verfahren D1 überführt, einige D3 Strecken werden technisch nachgerüstet und der kleine Rest bleibt wie beschrieben.

    https://www.spravazeleznic.cz/-/koncept-spra…rizenim-provozu

    Viele Grüße

    Martin

    Čekáme na zmrtvýchvstání!

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