Nun mache ich es doch und beginne einen eigenen Faden für Gedankenspiele um das Meterspurnetz im Harz.
Wie ich schon im Thema HSB..2020 anmerkte, Gedanken über die Zukunft sind nicht so einfach aus dem aktuellen Themenbereich wegzudenken.
Aber die HSB ist inzwischen eine große Baustelle und wer seit Jahren das regelmäßig beobachtet sieht es auch ganz klar.
Es fehlen Visionen, es fehlt Geld, es fehlte Personal, es fehlt an betriebsfähigen Fahrzeugen, es fehlt an der nötigen politischen Unterstützung.....
Die Liste lies sich fortsetzen.
Es soll aber auch kein Meckerthema werden, vielmehr muss doch den Verantwortlichen die Augen geöffnet werden, dass "Ein weiterso… " nicht mehr geht. Dabei sehe ich aber auch noch kein Schreckensszenario, denn noch läuft der betrieb und Fahrgäste gibt's auf einer Strecke immer noch genügend.
Aber wo läuft es denn nun schief?
Eigentlich war die Geschichte der HSB doch vielversprechend.
Für uns Eisenbahnfans wurde doch gesorgt, die Loks blieben im EDV Schema, die Beschriftung der Fahrzeuge - wie auch Lackierung blieb ebenso im gewohnten Bild. Viele Bahnhöfe und Anlagen wurden vorbildlich erneuert und seit den 90ern gab es einen Prozess der stetigen Weiterentwicklung.
Auch der Einsatz der besonders historischen Fahrzeuge im Selketal gehörte dazu. Leider muss man sagen, fahren heute "echte Eisenbahnfans" lieber mit dem Auto am Zug nebenher. Das nutzt der Selketalbahn wenig.
Auch die Besucherplattform in Wernigerode ist ein highlight, hier können Familien beobachten, sehen, staunen und riechen - wie Dampfbetrieb funktioniert. Die HSB machte vieles richtig. Es gab zahlreiche Sonderfahrten, Themenfahrten - auch hier gab es ausverkaufte Züge.
Dann kam noch die Umnagelung der Strecke Quedlinburg - Gernrode hinzu und jetzt warten wir auf die Gläserne Werkstatt.
Sicherlich ist nicht alles aufgezählt, aber es lief doch alles sehr gut. Zum 125. jährigen bestehen war ich begeistert, was man aufgefahren hat.
aber andererseits warb hier viel Volksfestcharakter und auf dem Festplatz war nur wenig Bezug zur bahn zu spüren. Ich denke nur daran, wie lieblos die Mallets 99 5901 und 02 vor ihren Schuppen standen... Da wäre auch mal die Chance gewesen die 03 wieder zu zeigen etc.
Dennoch war dieses Fest noch ein großer Erfolg. Wie ein Forianer schrieb, ging es seitdem stetig bergab. Ein Beispiel ist die seit Jahren diskutierte Anbindung von Braunlage - ich finde den Ort nicht sonderlich schön - aber ich wette, dass wäre ein großer Gewinn, denn Braunlage ist immer noch ein großer Name der Harzer Urlaubsorte.
Zugausfälle wegen Personalmangel werden nicht das Verständnis der Touristen generieren, die mit dem Zug fahren wollen und welche extra im Harz Urlaub machen. Eine Fahrt mit der HSB gehört zu 90% bei den Touris im Harz zum Programm und da wird Dampf gewünscht. Fällt die Kiste aus, ist der Ärger richtig groß - fährt der Brockenzug mit Diesel knurrt man - da hohe der Fahrpreis dann für Dieselbetrieb in der Kritik steht.
Eine Hotelbesitzerin meinte vor 20 Jahren mal - "...die Harzbahnen sind das Rückardt des Tourismus. Die Berge und Wälder sind zwar schön, aber die Harzbahnen verbinden alles so schön".
Da ist was dran und bei der Brockenstrecke ist es immer noch ein Selbstläufer.
Aber das Harznetz ist größer und da frage ich mich immer, was tun und machen die vielen Gemeinden und Kommunen für ihre Touris?
Einnahmen gibt's zur genüge durch Tourismus- oder Kurabgaben. Hier soll gezielt die Infrastruktur für den Urlauber entwickelt werden. Wenn ich mir aber so manche Wanderwege anschaue, erkenne ich das gar nicht mehr.
Warum übernehmen Gemeinden nicht Empfangsgebäude? Diese können als Touristinfo, Imbiss etc. Anlaufstelle sein und das Angebot im Harz vernetzen. In den Orten klappt man ja schon nachmittags die Bürgersteige hoch, Kirchen sind verschlossen - oft gibt's nichts weiter zu besichtigen. Warum sollte ich dann nach Beneckenstein, Stiege, Günthersberge, Hasselfelde, Elend, Silberhütte, Alexisbad….
Die Gemeinden müssen ebenso ihre Hausaufgaben machen.
Die sind die Gemeinden an der Küste weiter. Dort gibt es interessante geführte Wanderungen, es gibt vor allem Abendangebote für die Urlauber, teilweise kostenlosen Busverkehr. Museen und Ausstellungen und vieles mehr - und alles finanziert von einer echt teuren Kurabgabe.
Hier hat der Harz Nachholbedarf, aber mächtig und dabei sehe ich so viel Potential.
Als wir Corona bedingt nicht nach Portugal wollten, haben wir abgewogen ob wir 2 Wochen in den Harz fahren... Wir hätten schon vieles machen können, aber letztlich alles mit Mehraufwand und wenig Angeboten. Also haben wir uns für einen zweiten Rügenaufenthalt entschieden, denn da kann ich mir aus einer Vielzahl an Terminen und Veranstaltungen was heraussuchen und der rasende Roland fährt zuverlässig seine Runden.
Das ist der Part der Gemeinden und Kommunen, diese müssen gemeinsam ein tragendes Konzept finden.
Nun zur HSB - ich habe im Titel extra nicht diese Gesellschaft erwähnt, vielleicht braucht es einen Neustart.
Hier braucht es auch neue Konzepte und Ideen und man muss ein Ohr finden, diese auch zu hören und Lust und Geld haben, diese umzusetzen.
Historischer Dampfbetrieb ist ein Highlight. Dieses Erbe muss gepflegt werden.
Vielleicht kommt man nicht umhin, irgendwann vollkommen neue Loks zu bauen, weil die alten durch sind.
Die Babelsberger Maschinen haben immer noch Bauteile, die diese Maschinen in der Nachkriegszeit im Mangel einfach erhalten mussten.
Manches könnte man jetzt vielleicht bahnfester bauen - ich bin da kein Fachmann, aber Blech- und Barrenrahmen sind für mich ein Beispiel.
Die Werkstattbesichtigungen in Westerntor sind immer gut ausgebucht. warum hat es die Geschäftsführung nicht fertiggebracht mehr solche Termine anzubieten? Hier könnte extra ein Führer für solche Zwecke extern angefragt werden, dass muss nicht vom eigenen Personal geführt werden.
Nach wie vor etwas komisch finde ich das seit ein paar Jahren geltende Fotografierverbot in der Werkstatt Westerntor. Das gehört eigentlich mit zu einer Führung, solange sich die Gäste in den normalen Pfaden bewegen.
Leider sind zahlreiche Fahrzeuge heute über Jahre nicht im Betrieb, hier könnten doch an besonderen Bahnhöfen wie Wernigerode, Nordhausen, Haselfelde, Gernrode kleine Freiluftmuseen entstehen, wo die Fahrzeuge zumindest von Mai bis Oktober besichtigt werden könnten. Vielleicht sogar thematisch sortiert. Was spricht dagegen - einmal im Jahr einen Eisenbahntag abzuhalten, wo mehr Züge verkehren oder Doppelbespannungen oder sonstiges, was sonst eher unüblich ist? In meinem Gedankenspiel sehe ich aber auch die Unterstützung durch die Vereine, vielleicht gibt es auch neue Fördervereine, welche sich einem Thema annehmen.
Der Planverkehr muss zuverlässig erfolgen. Vieles muss aber auf den Prüfstand - benötige ich frühe Abfahrten - oder ist eine Spätfahrt eher besser. Sind Zugläufe noch zeitgemäß, ich erinnere an meine Gedanken im 2020er Thema - Alexisbad ist heute kein Endpunkt, dann bis Harzgerode hochfahren. Auch Hand aufs Herz - lohnt ein täglicher Betrieb von Alexisbad bis Stiege oder ETM bis Hasselfelde? Vielleicht könnte man statt dieser Kilometer den Zugverkehr im unteren Selketal verdichten. Auf der Stammstrecke Nordhausen - Wernigerode, kann man das Angebot weiter ausbauen, hier gibt's Potential. Aussichtswagen für alle Planzüge und Triebwagenumläufe so einbauen, dass Urlauber gute Tagesausflüge planen können.
Es gäbe vieles aufzuschreiben, aber vielleicht habt ihr ja auch eigene Ideen und Gedanken Und vielleicht lohnt es sich, diese weiter zu transportieren.
Letztlich muss und kann es gelingen, das Harzer Meterspurnetz zum Erfolg zu bringen.
Hier gehören aber alle touristisch Beteiligten an einen Tisch, dank der Gesellschaftsform der HSB ist das sogar ganz praktisch.
Aber warum nicht auch den Betreiber der HSB ausschreiben?
Und es braucht für alles ausreichend Geld... da ist dann auch die Politik gefragt.