Gedanken zur Zukunft der Harzer Schmalspurbahnen

  • Tja im Güterverkehr ist die Bahn deutschlandweit schon ziemlich im Abseitz… Das ist auch ein Politikum einerseits und strukturelles Versagen auf der anderen Seite.

    Die HSB fährt nicht mal das Holz weg…

    Obwohl auch das anders geht, aber dazu bedarf es tatsächlich Investitionen und verlässliche Aufträge.

    Der Rollwagen hätte eine Chance, aber nur als Untergestell für Wechselbehälter.

  • Die Zukunftschance liegt allein in einem historischen oder ggf. "historisierenden" Verkehr, bei dem das Mitfahren um des Mitfahren willen im Vordergrund steht. Dann aber bitte nicht so einfallslos und halbherzig wie seit über 30 Jahren praktiziert, erst recht nicht zu Mondpreisen in unkomfortablen Triebwagen ohne Klo, nein, sondern richtig gut gemacht - ein Blick in die Lausitz oder nach Rügen könnte da gute Vorbilder auftun.

    Hallo Thomas,

    mithin gibt es in fast jedem Bundesland historischen oder historisierenden schmalspurigen Dampflokverkehr. Wie du richtig schreibst, ist das kein Alleinstellungsmerkmal der HSB. Unterschied zur Lausitz, Rügen etc.. ist schlichtweg die Netzgröße der HSB. Und der dampflokaffine Tourist muss sich entscheiden: Fahre ich zu einer Schmalspurbahn vor meiner Haustür, nach Rügen oder doch in den Harz? Und warum sollte er gerade mehrere Tage im Harz verbringen? Schmalspurige Dampflok bleibt Dampflok, bleibt Dampflok, egal wo. Egal ob im Selfkant, Brohltal, Ochsenhausen, Wernigerode, Radebeul, Oschatz, Putbus usw...

    Dein Hauptargument, wie du später schreibst, ist einfach eine leere Phrase: "Aber(!): es wurde leider immer nur lieblos-halbherzig, ohne wirkliche Vernetzung zum übrigen Tourismus und v. a. zu keiner Zeit auskömmlich finanziert umgesetzt." Die HSB bekommt jedes Jahr Millionen Euro von den Ländern Thüringen und Sachsen-Anhalt. Die beteiligen Gesellschafter (=anliegenden Kommunen) gleichen das übrige Defizit aus. Wie viel Geld sollen Länder und Kommunen für die freiwillige Aufgabe der Tourismusförderung noch in HSB stecken, bevor es angeblich "lieblos-halbherzig" und nicht "auskömmlich finanziert" umgesetzt wird?

    Deine Erwartungshaltung, dass die HSB von Gesellschaftern und beiden Bundesländern nur ausreichend finanziell unterstützt werden müsste, ist eine falsche Erwartungshaltung. Das hat seit über 30 Jahren nur einen begrenzten Erfolg gehabt und wird sich in den nächsten 30 Jahren auch nicht verbessern. Es wird mal Zeit, die Strategie zu wechseln und die Irreglauben zu beenden, ein so übergroßes Netz der HSB muss nur "Eine Art täglich betriebene historisch oder zumindest historisch anmutende Eisenbahn" sein und schon würde alles viel besser werden. Genau das wird seit Gründung der HSB praktiziert und gemacht! Deswegen gibt es doch auf dem gesamten Netz der HSB täglichen Dampflokverkehr, wo für teuer Geld enorm viel Luft durch die Gegend gefahren wird. Daran würden auch zusätzliche Geld von Ländern und Kommunen nichts ändern.

    Und hier kommen wir zurück zum Anfang: Der Markt an schmalspurigen Eisenbahn in Deutschland bietet einige Angebote in jedem Bundesland an. Die Nachfrage ist endlich. Egal, wie viel Geld in das Netz der HSB gesteckt werden würde, egal welche hypergenialen, andere touristischen Ansätze ausprobiert werden würden. Glaubt hier ernsthaft jemand, dass es je überfüllte Dampflokzüge von Hasselfelde nach Harzgerode oder von Benneckenstein nach Ilfeld geben wird? Das ist doch komplett absurd und aus einem realitätsfernen Paralleluniversum.

    Und hier braucht es meiner Meinung nach einen Strategiewechsel: Moderne Traktion von Nordhausen und Wernigerode zum Brocken. Selketalbahn an einen Verein abgeben, diesen durch öffentliche Gelder unterstützen und am Wochenende ausschließlich Dampflokverkehr anbieten. So wie es jetzt läuft, wird das Steuergeld doch einfach nur in den Kessel geschmissen und verbrannt (überspitzt formuliert).


    Viele Grüße

    Matthias

  • Guten Abend ,

    Bundesland ? Das Geld für den Nahverkehr kommt vom Bund als Regionalisirungsmittel .Es wird den Bundesländern für ihren Nahverkehr zur Verfügung gestellt ?

    Gruß Carsten D

    Einmal editiert, zuletzt von 996001 (24. Juni 2024 um 21:29) aus folgendem Grund: Ver

  • Der Mann der Fragezeichen..

    Wie heißt das Regionilisirungsmittel.. ist das sowas wie Fit???

    Du nune erst wieder...

    Hauptsache mal wieder was sinnfreies geschrieben...

    (Kann dann gelöscht werden)

  • Hallo Matthias,


    Ich seh das etwas anders. Meine letzte Brockenfahrt ist erst paar Wochen her, auf der Bergfahrt hab ich mir den Spaß erlaubt, die Leute auf der Bühne mal zu fragen, warum sie mitfahren. Es war unter der Woche, keine Ferienzeit und schönes Wetter - der Zug war gefühlt zu 60% besetzt. Die eindeutige Meinung war, man fahren wegen den historischem Zug mit - dabei waren es aber offensichtlich keine Eisenbahnfans. Ich fragte, wie es wäre, wenn man zukünftig mit klimatisierten Triebwagen dort hoch fahren würde. Der eine zuckte mit der Schulter, der andere meinte - so schön wie die Alpen sei der Brocken nun ja nicht, ob der dann nochmal fahren würde, wisse er nicht. Ihm war schon bewußt, dass der hohe Preis jetzt wegen dem Dampfbetrieb sei, normalerweise würde er für eine Stunde Zugfahrt nicht so viel bezahlen wollen.



    Ich sehe es ähnlich, man zahlt im Urlaub das Erlebnis Dampfzugfahren, und nicht nur, weil man unbedingt auf den Berg will. So schön ist der nüchtern betrachtet nun auch wieder nicht.


    Im Harz gibts seit paar Jahren die längste Hängebrücke der Welt, zumindest in dieser Bauweise. Die wurde nicht gebaut, weil täglich tausende Menschen auf die andere Seite des Rappbodetals wollten. Auch hier gilt, die Brücke ist das Ziel.


    Ich habe nichts gegen einen modernen schienengebundenen Nahverkehr im Harz, aber für einige Relationen würde ich die Hoffnung nicht zu hoch ansetzen. Dafür ist der Harz einfach zu tot, und da meine ich nicht nur die Wälder. Unterkünfte, gastronomische Einrichtungen und sonstige Ziele nehmen entlang der Strecken eher ab, als dass es attraktiver wird.

    Auch dem Vorschlag, im Selketal nur am Wochenende zu fahren und unter der Woche nur mit Bus, kann ich nichts abgewinnen. Busse fahren unter der Woche auch so schon leer herum, mal vom Schülerverkehr abgesehen.

    Die Fahrgäste im Dampfzug im Selketal sind i.d.R. eher Urlauber, die ein paar Tage mehr im Harz verbringen, als nur Wochenendausflügler. Gerade da ists interessant, dass auch unter der Woche gefahren wird.



    Vg Tilo

  • Hallo Tilo,


    es ist natürlich schön, dass in deinem Zug so viele Fahrgäste waren. Subjektiv gesehen stagnieren die Fahrgäste bei der HSB. 1,2 Mio. im Jahr 2019 ist da schon der absolute Rekordhalter.

    Du schreibst doch selbst, dass der Harz (stellenweise) tot ist. Dazu kommt noch Parallelverkehr durch Busse. Wie soll da die HSB auf einen grünen Ast kommen? Wie viel Gelder sollen die Länder Thüringen und Sachsen-Anhalt in die Hand nehmen, nur im diese "tote" Region zu fördern?


    Noch eine Ergänzung zum Thema mehr Geld für die HSB:

    Im Beteiligungsbericht der Gesellschafter kann man gut nachlesen, woraus die HSB ihre Umsätze generiert. Lasst uns das mal für das Geschäftsjahr 2022 anschauen:

    - Umsatzerlöse aus Personenverkehr 11.955 TEUr

    - Nebengeschäfte 1.199 TEUR

    - Bestellerentgelte vom Land Sachsen-Anhalt 6.992 TEUR

    - Bestellerentgelte vom Land Thüringen 4.481 TEUR

    - Länderzuweisungen und Zuschüsse vom Bund 8.835 TEUR und

    - Erträge aus der Auflösung von Sonderposten 1.446 TEUR

    Man kann festhalten: die HSB enthält rund 18 Millionen Euro jährlich an Bestellerentgelte sowie Zuschüsse von Länder und Bund. Nur ein Bruchteil der Aufwendungen kann mit eigenen Umsätzen abgedeckt werden. Der Verlustausgleich durch die Gesellschafter ist marginal: rund 300 Tsd. Euro.

    Und da wird ernsthaft davon geschrieben, dass die HSB "nicht auskömmlich finanziert" wird. Wie viel mehr darf es denn noch sein? 20 Millionen Euro? 50 Millionen Euro? Wer bietet mehr?

    Viele Grüße

    Matthias

  • Hallo Matthias,

    ich staune über soviel Sachwissen! 20 Mio Euro sind also "auskömmlich finanziert" für so ein Unternehmen wie die HSB? Wieviel gehen davon bereits für Lohnkosten weg? Und wieviel kostet nochmal die Hauptuntersuchung einer einzigen Lok? Ach ja, und Streckenunterhaltung, Brennstoffe und die generellen laufenden Kosten für Instandhaltung und Betrieb von Loks und Wagen und Infrastruktur? Ich kann über solche Behauptungen nur noch den Kopf schütteln.

    Trotzdem allen einen schönen Sommertag aus Magdeburg

    Stefan

  • Hallo,

    Und objektiv?

    fuhr die HSB in den Jahren nach 2019 teilweise monatelang gar nicht, was die Fahrgastzahlen natürlich mega aussagekräftig macht. Selbst die SOEG hat 2023 die Zahlen des Jahres 2019 noch nicht wieder erreicht, die HSB liegt auch nur geringfügig unter den Zahlen vor dem Spitzenjahr 2019. Hier liegt insbesondere die Brockenstrecke unter den Erwartungen, was neben wetterbedingten Sperrungen (dazu zähle ich jetzt auch mal Waldbrände) hauptsächlich am hohen Fahrpreis in Kombination mit der wirtschaftlichen Situation seit 2022/2023 liegen dürfte.

    Zitat

    Leider musste der Zugverkehr zum Brocken witterungsbedingt an insgesamt 21 Tagen ganztägig eingestellt werden; an weiteren sechs Tagen wurde der Streckenabschnitt Schierke - Brocken nur teilweise befahren. Zeitlich fielen diese Ausfälle im Zugverkehr in die für den Umsatz wichtigen Weihnachts- und Winterferien.

    Auch die von Weiche genannten Zuschusszahlen sind insoweit irreführend als das hier Zuschüsse aus dem Corona-Rettungsschirm für den ÖPNV (die alle Verkehrsunternehmen bekommen konnten)und Kompensationszahlungen für das 9€-Ticket mit enthalten sind.

    Wenn man darüber hinaus die Bestellerentgelte mal ins Verhältnis zur Streckenlänge oder gefahrenen Kilometern setzt und mit anderen Strecken insbesondere in Sachsen vergleicht, wird man auch zu interessanten Feststellungen zum Thema "auskömmlich finanziert" kommen.

    Gruß Michael

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  • Nachtrag;

    Habe hier im Forum den Eindruck,

    die Kameraden die am weitesten weg wohnen und ein bis zweimal im Jahr den Harz besuchen, wissen am besten Bescheid.

    Weißt Du Bescheid über den Ukrainekrieg, über die Krise im Gazastreifen überhaupt zu irgendeinem Thema auf der Welt? Frag nur weil ich kaum glaube das Du da überall schon gewesen bist, aber doch trotzdem eine Meinung hat. Merkste selber, das man auch eine Meinung haben kann, haben darf und auch kundtun darf, ohne ständig vor Ort zu sein!


    DF

    Einmal editiert, zuletzt von Dor Falk (25. Juni 2024 um 13:01)