Gedanken zur Zukunft der Harzer Schmalspurbahnen

  • Nachfrage schafft man durch ein Angebot. Das stimmt, aber dann sollte man auch mal überlegen, ob es irgendwo eine Nachfrageobergrenze gibt.

    Die Stadt Oberharz am Brocken hat keine 10.000 Einwohner. Der Großteil wohnt abseits der Strecken. In Königshütte, Elbingerode und anderen Stadtteilen hat man von einer schnellen Schmalspurbahn 0 Vorteile. Und das zu Kosten, für die man bestimmt auch Normalspurbahnen mit mehr Potenzial besser anbinden bzw reaktivieren könnte.

    Verweise auf andere erfolgreiche Schmalspurbahnen bringen da auch wenig, wenn bei denen die Bevölkerungsverteilung und die generellen Verkehrsströme viel besser zur Bahn passen.

    Harte Realitäten muss man auch mal anerkennen und sich nicht in Wunschvorstellungen "das wäre ideal" verlieren. Alleine mit dem Wort "Wiederaufbau nach Walkenried" werden deine Vorschläge zurecht dem Papierkorb zugeordnet.

  • Vielleicht sollte sich die Fraktion, welche das Träumen vom "modernen" schienengebundenen Nahverkehr im (sic!) Harz nicht lassen kann, sich daran erinnern, dass die Schmalspurbahnen abseits der Brockenbahn nur wegen des Güterverkehrs gebaut wurden, und das auch nur, nachdem erkannt wurde, dass regelspurige Strecken sich nicht rechnen würden. Ein paar Dörfer und Städtchen, mit Land- und v. a. Forstwirtschaft, wenig Gewerbe und kaum Industrie, dazu eine sehr dünne und verstreute Besiedlung, das hatte noch nie sonderliches Potenzial für Personenverkehr, und dementsprechend sparsam war das Angebot demnach auch immer gewesen. Mehr als drei, vier durchgehende Zugpaare z. B. auf der Harzquerbahn hat es zu keiner Zeit gegeben.

    Und so wirklich viel an diesen Strukturen hat sich bis heute nicht verändert. Das Bisschen, was die gezielte Ansiedlung von Industrie insbesondere seit 1990 an Potenzial zusätzlich geschaffen hat, hat der Verkehrsträger Straße für sich vereinnahmt, weil es einfach besser funktioniert und nur so konkurrenzfähig abgewickelt werden kann. Und den motorisierten Individualverkehr, sei es die ansässige Bevölkerung oder auch Touristen, wird man aus von mir o. a. Gründen auch nicht in nennenswertem Umfang für die Schiene erschließen können.

    Der Tourismus als Wirtschafts- und Nachfragefaktor erschließt den Harz überwiegend von den Rändern her, die Hotspots WR und QLB liegen am Harz und nicht mittendrin. Das ist ja genau der Grund, warum einzig die Brockenbahn derart stark frequentiert ist, sie verbindet einen Hotspot (eigentlich den Hotspot schlechthin) mit dem populärsten Ausflugsziel.

    Wollte man abseits davon touristisches Potential für die Schiene erschließen, muss man es erst schaffen, womit wir wieder beim "Fahren um des Fahrens willen" sind. Eine Art täglich betriebene historisch oder zumindest historisch anmutende Eisenbahn (ich sage bewusst nicht Museumsbahn), natürlich hauptsächlich mit Dampf und ggf. ergänzt durch Triebwagenverbindungen, letztere aber zu fairen Preisen und nicht zum "Dampftarif".

    In Grundzügen ist das ja genau das, was seit 1990 versucht wurde, und für so verkehrt halte ich das im Grunde auch gar nicht. Aber(!): es wurde leider immer nur lieblos-halbherzig, ohne wirkliche Vernetzung zum übrigen Tourismus und v. a. zu keiner Zeit auskömmlich finanziert umgesetzt. Da genau sehe ich aber die Ansatzpunkte, der schmalspurigen Schiene im Harz Potential zu verschaffen.


    Beste Grüße aus dem Bergischen Land

    Thomas

  • Hallo Dor Falk,

    Du schreibst von noch einem Kleinstaat der dann dazu käme,

    Einfach mal im Internet schauen unter Gesellschafter der HSB,

    dann würdest Du sehen das Braunlage schon dabei ist 🤷‍♂️

    Und woher bekommen die das Geld für Öffentlichen Nahverkehr? Glaubst Du den die zahlen da was aus eigener Tasche? Nicht Grundlos, schrieb ich Bundesland.


    DF

  • Tja im Güterverkehr ist die Bahn deutschlandweit schon ziemlich im Abseitz… Das ist auch ein Politikum einerseits und strukturelles Versagen auf der anderen Seite.

    Die HSB fährt nicht mal das Holz weg…

    Obwohl auch das anders geht, aber dazu bedarf es tatsächlich Investitionen und verlässliche Aufträge.

    Der Rollwagen hätte eine Chance, aber nur als Untergestell für Wechselbehälter.

  • Die Zukunftschance liegt allein in einem historischen oder ggf. "historisierenden" Verkehr, bei dem das Mitfahren um des Mitfahren willen im Vordergrund steht. Dann aber bitte nicht so einfallslos und halbherzig wie seit über 30 Jahren praktiziert, erst recht nicht zu Mondpreisen in unkomfortablen Triebwagen ohne Klo, nein, sondern richtig gut gemacht - ein Blick in die Lausitz oder nach Rügen könnte da gute Vorbilder auftun.

    Hallo Thomas,

    mithin gibt es in fast jedem Bundesland historischen oder historisierenden schmalspurigen Dampflokverkehr. Wie du richtig schreibst, ist das kein Alleinstellungsmerkmal der HSB. Unterschied zur Lausitz, Rügen etc.. ist schlichtweg die Netzgröße der HSB. Und der dampflokaffine Tourist muss sich entscheiden: Fahre ich zu einer Schmalspurbahn vor meiner Haustür, nach Rügen oder doch in den Harz? Und warum sollte er gerade mehrere Tage im Harz verbringen? Schmalspurige Dampflok bleibt Dampflok, bleibt Dampflok, egal wo. Egal ob im Selfkant, Brohltal, Ochsenhausen, Wernigerode, Radebeul, Oschatz, Putbus usw...

    Dein Hauptargument, wie du später schreibst, ist einfach eine leere Phrase: "Aber(!): es wurde leider immer nur lieblos-halbherzig, ohne wirkliche Vernetzung zum übrigen Tourismus und v. a. zu keiner Zeit auskömmlich finanziert umgesetzt." Die HSB bekommt jedes Jahr Millionen Euro von den Ländern Thüringen und Sachsen-Anhalt. Die beteiligen Gesellschafter (=anliegenden Kommunen) gleichen das übrige Defizit aus. Wie viel Geld sollen Länder und Kommunen für die freiwillige Aufgabe der Tourismusförderung noch in HSB stecken, bevor es angeblich "lieblos-halbherzig" und nicht "auskömmlich finanziert" umgesetzt wird?

    Deine Erwartungshaltung, dass die HSB von Gesellschaftern und beiden Bundesländern nur ausreichend finanziell unterstützt werden müsste, ist eine falsche Erwartungshaltung. Das hat seit über 30 Jahren nur einen begrenzten Erfolg gehabt und wird sich in den nächsten 30 Jahren auch nicht verbessern. Es wird mal Zeit, die Strategie zu wechseln und die Irreglauben zu beenden, ein so übergroßes Netz der HSB muss nur "Eine Art täglich betriebene historisch oder zumindest historisch anmutende Eisenbahn" sein und schon würde alles viel besser werden. Genau das wird seit Gründung der HSB praktiziert und gemacht! Deswegen gibt es doch auf dem gesamten Netz der HSB täglichen Dampflokverkehr, wo für teuer Geld enorm viel Luft durch die Gegend gefahren wird. Daran würden auch zusätzliche Geld von Ländern und Kommunen nichts ändern.

    Und hier kommen wir zurück zum Anfang: Der Markt an schmalspurigen Eisenbahn in Deutschland bietet einige Angebote in jedem Bundesland an. Die Nachfrage ist endlich. Egal, wie viel Geld in das Netz der HSB gesteckt werden würde, egal welche hypergenialen, andere touristischen Ansätze ausprobiert werden würden. Glaubt hier ernsthaft jemand, dass es je überfüllte Dampflokzüge von Hasselfelde nach Harzgerode oder von Benneckenstein nach Ilfeld geben wird? Das ist doch komplett absurd und aus einem realitätsfernen Paralleluniversum.

    Und hier braucht es meiner Meinung nach einen Strategiewechsel: Moderne Traktion von Nordhausen und Wernigerode zum Brocken. Selketalbahn an einen Verein abgeben, diesen durch öffentliche Gelder unterstützen und am Wochenende ausschließlich Dampflokverkehr anbieten. So wie es jetzt läuft, wird das Steuergeld doch einfach nur in den Kessel geschmissen und verbrannt (überspitzt formuliert).


    Viele Grüße

    Matthias

  • Guten Abend ,

    Bundesland ? Das Geld für den Nahverkehr kommt vom Bund als Regionalisirungsmittel .Es wird den Bundesländern für ihren Nahverkehr zur Verfügung gestellt ?

    Gruß Carsten D

    Einmal editiert, zuletzt von 996001 (24. Juni 2024 um 21:29) aus folgendem Grund: Ver

  • Der Mann der Fragezeichen..

    Wie heißt das Regionilisirungsmittel.. ist das sowas wie Fit???

    Du nune erst wieder...

    Hauptsache mal wieder was sinnfreies geschrieben...

    (Kann dann gelöscht werden)

  • Hallo Matthias,


    Ich seh das etwas anders. Meine letzte Brockenfahrt ist erst paar Wochen her, auf der Bergfahrt hab ich mir den Spaß erlaubt, die Leute auf der Bühne mal zu fragen, warum sie mitfahren. Es war unter der Woche, keine Ferienzeit und schönes Wetter - der Zug war gefühlt zu 60% besetzt. Die eindeutige Meinung war, man fahren wegen den historischem Zug mit - dabei waren es aber offensichtlich keine Eisenbahnfans. Ich fragte, wie es wäre, wenn man zukünftig mit klimatisierten Triebwagen dort hoch fahren würde. Der eine zuckte mit der Schulter, der andere meinte - so schön wie die Alpen sei der Brocken nun ja nicht, ob der dann nochmal fahren würde, wisse er nicht. Ihm war schon bewußt, dass der hohe Preis jetzt wegen dem Dampfbetrieb sei, normalerweise würde er für eine Stunde Zugfahrt nicht so viel bezahlen wollen.



    Ich sehe es ähnlich, man zahlt im Urlaub das Erlebnis Dampfzugfahren, und nicht nur, weil man unbedingt auf den Berg will. So schön ist der nüchtern betrachtet nun auch wieder nicht.


    Im Harz gibts seit paar Jahren die längste Hängebrücke der Welt, zumindest in dieser Bauweise. Die wurde nicht gebaut, weil täglich tausende Menschen auf die andere Seite des Rappbodetals wollten. Auch hier gilt, die Brücke ist das Ziel.


    Ich habe nichts gegen einen modernen schienengebundenen Nahverkehr im Harz, aber für einige Relationen würde ich die Hoffnung nicht zu hoch ansetzen. Dafür ist der Harz einfach zu tot, und da meine ich nicht nur die Wälder. Unterkünfte, gastronomische Einrichtungen und sonstige Ziele nehmen entlang der Strecken eher ab, als dass es attraktiver wird.

    Auch dem Vorschlag, im Selketal nur am Wochenende zu fahren und unter der Woche nur mit Bus, kann ich nichts abgewinnen. Busse fahren unter der Woche auch so schon leer herum, mal vom Schülerverkehr abgesehen.

    Die Fahrgäste im Dampfzug im Selketal sind i.d.R. eher Urlauber, die ein paar Tage mehr im Harz verbringen, als nur Wochenendausflügler. Gerade da ists interessant, dass auch unter der Woche gefahren wird.



    Vg Tilo

  • Hallo Tilo,


    es ist natürlich schön, dass in deinem Zug so viele Fahrgäste waren. Subjektiv gesehen stagnieren die Fahrgäste bei der HSB. 1,2 Mio. im Jahr 2019 ist da schon der absolute Rekordhalter.

    Du schreibst doch selbst, dass der Harz (stellenweise) tot ist. Dazu kommt noch Parallelverkehr durch Busse. Wie soll da die HSB auf einen grünen Ast kommen? Wie viel Gelder sollen die Länder Thüringen und Sachsen-Anhalt in die Hand nehmen, nur im diese "tote" Region zu fördern?


    Noch eine Ergänzung zum Thema mehr Geld für die HSB:

    Im Beteiligungsbericht der Gesellschafter kann man gut nachlesen, woraus die HSB ihre Umsätze generiert. Lasst uns das mal für das Geschäftsjahr 2022 anschauen:

    - Umsatzerlöse aus Personenverkehr 11.955 TEUr

    - Nebengeschäfte 1.199 TEUR

    - Bestellerentgelte vom Land Sachsen-Anhalt 6.992 TEUR

    - Bestellerentgelte vom Land Thüringen 4.481 TEUR

    - Länderzuweisungen und Zuschüsse vom Bund 8.835 TEUR und

    - Erträge aus der Auflösung von Sonderposten 1.446 TEUR

    Man kann festhalten: die HSB enthält rund 18 Millionen Euro jährlich an Bestellerentgelte sowie Zuschüsse von Länder und Bund. Nur ein Bruchteil der Aufwendungen kann mit eigenen Umsätzen abgedeckt werden. Der Verlustausgleich durch die Gesellschafter ist marginal: rund 300 Tsd. Euro.

    Und da wird ernsthaft davon geschrieben, dass die HSB "nicht auskömmlich finanziert" wird. Wie viel mehr darf es denn noch sein? 20 Millionen Euro? 50 Millionen Euro? Wer bietet mehr?

    Viele Grüße

    Matthias