Gedanken zur Zukunft der Harzer Schmalspurbahnen

  • Hallo,

    man wird sich sicherlich was überlegen müssen. Ich denke dass die nächste Triebwagengeneration keinen (ausschließlichen) Dieselantrieb mehr haben wird ist relativ klar. Von Wasserstoffgeschichten usw. halte ich aufgrund der Umwandlungsverluste persönlich nichts. Von daher wird es auf eine andere Lösung hinaus laufen.

    Nach dem was in Nordhausen aktuell so gesprochen wird steht ja eine Elektrifizierung zumindest bis Ilfeld Neanderklinik ernsthaft im Raum. Dies wäre für die HSB natürlich eine gute Möglichkeit das als "Ladeinsel" für batterieelektrische Triebwagen mit zu nutzen. Da wir hier über Fahrleitung mit Gleichstrom relativ geringer Spannung reden, sind die Installationskosten gegenüber einer normalen Bahnfahrleitung 15kV 16,7Hz auch deutlich geringer, zumindest solange wir uns in Bereichen bewegen die durch das örtliche Stromnetz versorgt sind. Ich würde daher eher davon ausgehen dass man HSB-seitig vielleicht weitere Ladeinseln (Wernigerode Hbf-Wernigerode Hasserode, Quedlinburg-Gernrode) schafft und damit mit relativ wenig Investiton in der Lage ist den Verkehr mit batterieelektrischen Triebwagen auf dem gesamten Netz darzustellen. Außerdem werden so größtenteils Bereiche berührt die für Fotosonderfahrten mit historischem Anspruch eher uninteressant ist. man darf natürlich nicht verschweigen dass sich über die Variante "Ladeinsel" kein Ersatz der Diesellokomotiven darstellen lässt, zumindest ist hier aktuell nichts mit nennenswerter Leistung marktverfügbar. Das bedeutet, dass das die Variante Güterverkehr langfristig ausschließt und auch die Beförderung von ganzen Zügen mit (ggf. bioölbefeuerten) Dampflokomotiven erfolgen muss oder die Züge durch Triebwagen in Mehrfahrtraktion ersetzt werden müssen. Ich denke darüber hinaus bietet die HSB nichts was nicht mit der aktuell am Markt vorhandenen Technik nicht lösbar wäre.

    Ich sehe für die Brockenstrecke aber absehbar in der Hauptlast weiterhin den Dampfbetrieb für gesetzt, weil das auch der Fahrgastnachfrage entspricht. Maximal ergänzt durch Triebwagenleistungen in Schwachlastzeiten (siehe aktuell 8901/8902 im kommenden Sommerfahrplan und ggf. der letzte Zug des Tages zum und vom Brocken).

    Gruß Michael

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  • Eins ist mal Fakt, die HSB erwirtschaftet einen deutlich höheren Anteil ihrer Kosten mit Fahrgeldeinnahmen wie der übliche SPNV. Vor dem DE-Ticket lag der Kostendeckungsgrad der HSB (vor allem dank Brockentarif) bei etwa 60 %, der normale SPNV erreichte dagegen selten mehr als 20 - 40 % Kostendeckung. Mit dem DE-Ticket dürfte sich der Kostendeckungsgrad im ÖPNV allgemein spürbar verringert haben, bei der HSB (dank Brockentarif) aber nicht so sehr wie im normalen ÖPNV, wo mittlerweile geschätzt 80 % aller Fahrten mit einem DE-Ticket abgewickelt werden. Aber dafür gibts ja ~3 Mrd € Ausgleichszahlungen von Bund und Ländern. Jedenfalls, die HSB dürfte unter den öffentlichen SPNV-Bahnen bundesweit jetzt erst recht einen einzigartig hohen Grad der Kostendeckung erreichen!

    Was den Fahrzeugpark angeht, ich sehe bei der dauerhaft abstürzenden Wirtschaft in Deutschland derzeit keinen politschen Willen, die Bahn allgemein zukünftig großzügiger zu unterstützen. Eher das Gegenteil wird der Fall sein! Man wird zukünftig überall kleinere Brötchen backen müssen. Auch bei der HSB wird man sich von solchen Tagträumen wie einer SPNV-Linie Wernigerode - Braunlage und einem neuen Fuhrpark abseits der Dampfloks verabschieden müssen. Man sollte sich daher darauf konzentrieren, dass man das, was man an VTs da hat, am Laufen zu halten, entsprechend zu pflegen und bei Bedarf zu modernisieren.

    Die Halberstädter VTs sind ja an sich sehr schön und fahren sehr gut. Sie passen optisch mit ihrem Retrodesign auch bestens in den Harz. Aber der Sitzkomfort ist doch stark verbesserungswürdig, da kaum Beinauflage und die steile Rückenlehne noch dazu. Da könnte man mal ein Redesign durchführen und dabei normale (Überland-)Bussitze einbauen, wie beim Prototypen aus Wittenberge, auch wenns dadurch etwas weniger Sitze werden. Ansonsten wird man dauerhaft auch um eine technische Modernisierung dieser VTs nicht umhin kommen. Das sollte aber auch kein Problem sein. Die Fahrzeuge sind nicht übermäßig mit Elektronik vollgestopft. Wenn man will, findet man da auch abseits der Motoren sinnvolle Ersatzlösungen. Zumal die Halberstädter mechanisch auch weit robuster und massiver gebaut sind wie die 70 Jahre alten Fischstäbchen. Von daher, die kann man noch gut und gerne viele weitere Jahrzehnte einsetzen.

    Bei den 199.8 fängt man ja derzeit zum Glück an, mit der ersten grundlegenen Modernisierung im AW Stendal. Damit man die 199.8 fit für die nächsten Jahrzehnte Einsatz in den Harzbergen macht.

    Bei den Dampfern führt längerfristig dagegen kein Weg an der Ölfeuerung vorbei. Allein schon, damit die Dampfer zukünftig als Ursache für Waldbrände ein für allemal ausgeschlossen werden können, aber auch, um die langfristig immer schwieriger werdende Versorgung mit geeigneter Kohle zu umgehen.

    Was den Kraftstoff angeht, da könnte man bei der HSB zukünftig sämtliche Fahrzeuge im Planbetrieb, also Dieselloks, VTs und ölgefeuerte Dampfloks gleichermaßen, mit HVO100 anstelle von Diesel bzw. Heizöl antreiben und somit eine weitgehende CO2-Neutralität herstellen. Damit wäre einem sehr hohen Umweltschutzstandard ebenfalls Genüge getan.

    Für die Oldidampfer im Sonderzugdienst bietet sich schließlich der Einsatz von (Bio-)Pyrolyse-Kohle als Brennstoff an. Der eignet sich aber nur für gelegentliche Einsätze, allein schon weil der Arbeitsaufwand deutlich höher ist wie selbst mit der Steinkohle, und weil dabei natürlich der Funkenflug erhalten bleibt.

  • Naja, was ist wirtschaftlich bei einer Bahn, die jährlich Millionen an Zuschüssen benötigt? Ich nehme an, dass der Druck zur CO2-Einsparung in den kommenden Jahren sehr ansteigen wird, so dass man sich genau überlegen wird, wo man noch mit Kohle fährt. Und auch auch die wird immer teurer werden.

    Bis 2022 in der Schweiz über 550 Franken pro Tonne.

    Kleine Kohlen-Kunde – DVZO

    Und das wird steigen!
    denn die Engländer liefern nicht mehr:

    Verwerfungen und Lieferengpässe auf dem Kohlenmarkt in Europa – DVZO

    Gruss Guru

  • Tach auch

    Es erhebt sich bei den angeführten links die Frage: Wie aktuell sind diese. Zwar wurde die Stilllegung von General Blumenthal ( + ca 1992 ) erwähnt aber auch die Probleme der Kohlenversorgung in Polen wegen... Könnte somit heute auch schon wieder überholt sein. = Alles rundherum eine sehr schlechte Ausgangslage. Also fahrt noch mit den Kohlebrennern so lange "die Kohlen noch reichen". Gruss vom Dagvuchel

  • Guten Abend

    Mal eine Frage zu Sommerfahrplan für die Selketalbahn dort steht das die Dampflok 2 mal in Stiege durch die Wendeschleife fährt.

    Zuerst kommt der Zug aus Quedlinburg fährt in Stiege durch die Wendeschleife 13.29 bis 13.34 Uhr, dann nach Eisfelder Talmühle. Wird dort umgehängt fährt ab Eisfelder Talmühle nach Stiege wieder durch die Wendeschleife 14.34 danach MUSS die LOK noch einmal umgehängt werden bis 14.46 um nach Hasselfelde zufahren ? Dann wird dort umgehängt und es geht nach kurzem Stop in Stiege 15.22 bis 15.23 Richtung Quedlinburg zurück Richtig oder falsch ?

    Uhrzeiten aus dem Sommerfahrplan 2025 der HSB übernommen .

    Gruß Carsten D

  • Danke Michael

    Nur noch eins...

    Muss in Stiege zwischen 14.34 und 14.46 die Lok zusätzlich umrangiert werden zuzüglich zur durchfahren der Wendeschleife ?

    Gruß Carsten D

  • Hallo,

    geht ja nicht anders, wenn du von Talmühle kommst und durch die Schleife fährst steht die Lok ja wieder Richtung Gernrode/Talmühle und du möchtest ja nach Hasselfelde, also kann die Lok in der Zeit nur zusätzlich noch umlaufen.

    Gruß Michael

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  • Hallo in die Runde,

    da die HSB und deren Zukunft ein eigener Thread sind, antworte ich gern hier mal auf die MDR-Umschau und den ersten Teil zur HSB von gestern.

    Für meine Begriffe wurde dort erstmals in der größeren Öffentlichkeit das von S-A und TH beauftragte Gutachten zur Zukunft der HSB erwähnt. Somit kann ich mich jetzt hier auch erstmals dazu äussern, bin kein Erstveröffentlicher mehr.

    Zur Kompetenz und zur Notwendigkeit eines Pressesprechers bei einem Bahnunternehmen möchte ich mich hier nicht äußern. Wenn man aber immer und immer wieder auf die Gründe der im vergangenen Jahr aufgetretenden Defizit-Millionen eingeht, ohne diese auch mal ernsthaft in ihrer Gänze zu nennen, wenn man immer wieder berichtet, dass man mehr Geld benötigt, dann muss man sich am Ende fragen, was man mit solchen Aussagen am Ende bezweckt!

    Es gibt doch viel, viel mehr Gründe für das Millionendefizit als die im MDR vom Pressesprecher genannten! Diese Umstände kennen und wissen mittlerweile nicht nur die Insider der Bahn! Also, was nützen dann solche Aktionen wie gestern tatsächlich? Ist es nicht manchmal besser, sich zurück zu halten, sich ggfs sinnvoll und inhaltlich kompetent an der Chance, die so ein Gutachten bietet, ernsthaft einzubringen?

    Und, wenn man sich Gedanken um die Zukunft einer Touristenbahn, so versteht man sich derzeit, macht, dann bitte aber mehr als nur um Kopien wie den Umbau einer Lok auf Leichtöl wie in Zittau. Jedes Unternehmen, egal ob eine Eisenbahn, braucht seine EIGENEN Lösungen, die es von anderen auch unterscheidet, denn JEDES Unternehmen hat seine EIGENEN Besonderheiten! Dazu braucht man aber gute Ideen und Ansätze.

    Es tut mir leid, aber die gestrige Umschau kann ich für den HSB-Teil in vielen Teilen nur scharf kritisieren!

    Beste Grüße aus dem Südharz, Volker

  • Und, wenn man sich Gedanken um die Zukunft einer Touristenbahn, so versteht man sich derzeit, macht, dann bitte aber mehr als nur um Kopien wie den Umbau einer Lok auf Leichtöl wie in Zittau. Jedes Unternehmen, egal ob eine Eisenbahn, braucht seine EIGENEN Lösungen, die es von anderen auch unterscheidet, denn JEDES Unternehmen hat seine EIGENEN Besonderheiten! Dazu braucht man aber gute Ideen und Ansätze.

    Hier möchte ich in Teilen widersprechen, auch wenn im Grundsatz Einigkeit besteht:

    Es ist nicht sinnvoll, dass in jeder Region "das Rad neu erfunden wird", weil es regionale Besonderheiten gibt. An anderer Stelle erfolgreich erprobte Ansätze zu übertragen, kann durchaus sinnvoll sein. Entscheidend ist, dass diese Ansätze mit dem Wissen um die regionalen Gegebenheiten übertragen werden. Es ist ähnlich wie mit externen Gutachten. Diese sind wichtig als kritischer unvoreingenommener Blick von außen. Auch deren Ergebnisse haben aber keinen Nutzen, wenn die Verantwortlichen im Unternehmen diese nicht mit ihrem Wissen an den realen Gegebenheiten justieren.