Gedanken zur Zukunft der Harzer Schmalspurbahnen

  • Ein paar Zahlenspiele:

    Die HSB schreibt dort, sie brauche in den nächsten 20 Jahren 800 Millionen Euro zusätzlich. Bei 270 Mitarbeitern bedeutet das für jeden knapp 3 Mio. resp. 148.000 Jahr für Jahr, wobei das natürlich nicht nur deren Gehalt subventioniert, sondern auch Verbrauchsmaterial und Invetitionen. Oder aber auf die jährlich 3,7 Mio Übernachtungen im Landkreis Harz gesehen müsste jede Übernachtung mit knapp 11 Euro zu dem Zuschuss beitragen. Pro Beförderungsfall liegt der Zuschuss bei etwa 36 Euro, bundesweit bspw. bei Opernkarten im Schnitt bei 70 Euro.

    Einmal editiert, zuletzt von Tssd 47 (27. September 2025 um 16:05) aus folgendem Grund: Typos beseitigt

  • Hallo,

    am Samstag stand in der "Magdeburger Volksstimme" ein ausführlicher Artikel über den Bericht des Landrates und Aufsichtsratschefs Thomas Balcerowski zur Zukunft der HSB.

    Folgende Punkte wurden dabei erwähnt:

    • bis 2036 Investitionen von 340 Mio €
    • Untersuchung der Sinnhaftigkeit, das 140 Km Netz ganz oder teilweise zu elektrifizieren durch TU Berlin ist beauftragt
    • laut Expertengutachten sollen Zahl eingesetzter Dampfloks auf 6 Stück reduziert und alternative Antriebsformen gesucht werden
    • damit wären täglich 4 Dampfzugfahrten zum Brocken realisierbar (4 Loks im Einsatz; 1 Lok Reserve, 1 Lok in Hauptuntersuchung)
    • mit Öko-Diesel betriebene Triebwagen oder elektrische Traktion ist denkbar
    • HSB sollen mit Schweizer Betreibern elektrischer Bahnen kooperieren
    • Ziel ist es, die HSB für die nächsten 50 Jahre fit zu machen
    • bis 2030 Investition 164 Mio €, davon 63 Mio € für Brockenstrecke
    • Unterstützung durch Fördermittel vom Land wird in Aussicht gestellt
    • finanzielles Gesamtvolumen für Betriebsführung und Investitionen wird bis 2045 mit 800 Mio € beziffert
    • Expertengutachten empfiehlt Stilllegung der Selketalbahn - Aufsichtsrat entscheidet dagegen für Festhalten am Gesamtnetz
    • Ticketpreise müssen angehoben werden - Details sind noch nicht bekannt

    Beste Grüße aus Magdeburg

    Stefan

  • Hallo in die Runde,

    es ist schon erstaunlich, was jetzt durch die gleichen Damen und Herren so alles gesagt, geplant und geschrieben wird, die jahrelang von dem damals schon beginnenden Dilemma nichts wissen wollten, ganz im Gegenteil! Kann man zu solchen Menschen denn noch jemals Vertrauen haben? Sie alle tragen eine Mitschuld an der jetzigen Situation. Das ich nicht der Einzigste mit dieser Meinung bin, das durfte ich gestern vor Ort im HSB-Zug mehrfach erfahren.

    Was nützt es, wenn es wieder ein neues beauftragtes Gutachen gibt oder gäbe? Wann endlich hört in Deutschland diese Gutachtermentalität wieder auf? Es muss doch wieder möglich sein, dass die Fachleute und Experten entscheiden! Damit lassen sich Geld und viele, viele Fehler einsparen!

    Beste Grüße, Volker

    • laut Expertengutachten sollen Zahl eingesetzter Dampfloks auf 6 Stück reduziert und alternative Antriebsformen gesucht werden
    • damit wären täglich 4 Dampfzugfahrten zum Brocken realisierbar (4 Loks im Einsatz; 1 Lok Reserve, 1 Lok in Hauptuntersuchung)

    Hallo miteinander,

    diese beiden Punkte erschrecken mich jetzt doch einigermaßen!

    War nicht vom selben Landrat und Aufsichtsratsvorsitzenden kürzlich noch zu hören, der Dampfbetrieb sei das Zugpferd der Harzer Schmalspurbahnen und die Attraktion schlechthin? Und jetzt soll der Bestand auf fünf betriebsfähige Lok (plus eine in HU) reduziert werden? Das wäre gegenüber der Betriebsplanung von noch vor 10 - 15 Jahren, also der letzten halbwegs "guten" Zeit, eine Reduzierung um die Hälfte!

    Dies würde - wie schon im Zitat dargestellt - im Umkehrschluss zwangsläufig die Abkehr von jeglichem Dampfbetrieb abseits der Brockenstrecke bedeuten, selbst der Nordhäuser Dampfzug lässt sich damit nicht mehr realistisch aufrechterhalten.

    Damit ist mindestens die Selketalbahn ohne Zukunftsperspektive, denn ein wie auch immer gearteter touristischer reiner Triebwagenverkehr lässt sich dort nicht etablieren, dafür ist die Zielgruppe viel zu klein. Und von wirklichem Nahverkehr als Grundversorgung braucht man erst gar nicht träumen.

    Und noch ein erschreckender Schluss lässt sich aus dem zweiten zitierten Punkt ziehen: rechnerisch eine Dampflok in HU bedeutet bei den derzeit geltenden Untersuchungsfristen nicht einmal eine abgeschlossene HU pro Jahr. Die Planungen und Kalkulationen für die neue Werkstatt gingen aber von zwei abgeschlossenen HU im Jahr aus, damit sich das Ganze amortisiert. Damit hat Herr Balcerowski- natürlich ohne es zu sagen - die neue Werkstatt endgültig ad absurdum geführt, sie ist nach dieser Aussage endgültig als Fehlinvestition hingestellt.

    Die Politik hat den Abgesang auf die HSB in ihrer Gesamtheit eingeläutet, was Pessimisten hier schon länger prophezeien, wird kommen: außer Wernigerode - Brocken und einer Überlandstraßenbahn Nordhausen - Ilfeld wird nichts mehr übrig bleiben.

    Ein Trauerspiel ist das.

    Kann man zu solchen Menschen denn noch jemals Vertrauen haben? Sie alle tragen eine Mitschuld an der jetzigen Situation.

    Nein, das kann man nicht! Es ist abscheulich, wie dieses 138 Jahre alte kulturelle Erbe jetzt, 35 Jahre nach dem Ende der DDR, abgewickelt werden soll. Die dafür Verantwortlichen sollten sich ob dieser Ideenlosigkeit was schämen. Schämen vor der Öffentlichkeit, vor allem aber auch schämen vor der Belegschaft, die entgegen allen widrigen Umständen bis heute ihr Unternehmen gerettet hat und nun vor dem berühmten "Tritt in den Arsch" steht.

    Abscheulich ist das!


    Beste Grüße aus dem Bergischen Land

    Thomas

  • Wozu habe ich in den neunziger Jahren bündelweise Unterschriften für den Erhalt der Harzquerbahn gesammelt? Jetzt soll alles dem goldenen Kalb der Wirtschaftkeit geopfert werden...

    Viele Grüße Christian

  • Hallo Christian,

    Wozu habe ich in den neunziger Jahren bündelweise Unterschriften für den Erhalt der Harzquerbahn gesammelt? Jetzt soll alles dem goldenen Kalb der Wirtschaftkeit geopfert werden...

    das Geld muss halt irgendwo her kommen und auch bei der öffentlichen Hand ist nicht unendlich Geld zu holen.

    Nichts desto trotz kommt man mit dem was da auf dem Tisch liegt vom Regen in die Traufe.

    Gruß Michael

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