Versuch einen kleinen Weyer Personenwagen mit FreeCAD zu modellieren

  • MatthiasL

    Was hast'n an Stunden und Kohle (shapeways) bisher investieren müssen?

    P. S.

    Vor'm Laptop hier sitzt noch einer, der Lackieren genauso schlimm wie Zahnarzt findet :friede:

    Beste Schmalspurgrüße

    merane

  • Hallo Christoph,

    gute Frage! Was ich insgesamt an Zeit investiert habe, kann ich beim besten Willen nicht mehr sagen. Angefangen hab ich irgendwann im Spätsommer, ich musste erst Mal FreeCAD erlernen und dann alle Maße bestimmen usw. Insgesamt war ich ein halbes Jahr beschäftigt - aber natürlich nicht durchgängig.

    Preislich lag der Wagen lag so etwa bei 60,-- Euro - also auch nicht ganz billig, wenn man überlegt, was da noch investiert werden muss, bis das wirklich ein Modell geworden ist.

    Der Preis gilt für das Material und die Qualität "Smooth Fine Detail Plastic", für die noch bessere Qualität "Smoothest Fine Detail Plastic" müsste man mindestens noch mal mit 50% Aufschlag rechnen.

    Man kommt eigentlich immer günstiger bei weg, wenn es das Modell schon irgendwo zu kaufen gibt, denke ich mal. Wirklich günstiger würde es nur, wenn man selber drucken kann. Aber dann muss man auch erst Mal viel Zeit und Geld investieren um solche Resultate zu erzielen. Unterm Strich ist das dann auch kaum günstiger - außer man macht gleich eine Massenproduktion.

    Viele Grüße, Matthias

  • Hallo Matthias,

    Ich lasse auch bei Shapeways drucken. Längere und freistehende filigrane Teile umhülle ich dabei mit einem Schutzrahmen. Abbrüche geschehen sicherlich beim Reinigen und Transport der Teile, weshalb diese nicht unbedingt beiliegen. Ein weiterer Vorteil solcher Rahmen: gerade bei kleineren Teilen kann man mehrere kombinieren. Ein wenig vergrößert der Rahmen zwar das Druckvolumen und die Kosten, aber das ist immer noch besser als 30% Ausschuß zu generieren.

    Viele Grüße

    Lorenz

  • Hallo Matthias,

    gern geschehen. :)

    Einen Tipp hätte ich noch. Man kann in dem Freiraum am Rahmen auch noch irgendwelche Kleinteile befestigen. In deinem Fall die Kupplungen oder gar Bänke. Der Vorteil beim "Fine Detail Plastic" ist ja, daß es keine Stützstrukturen gibt. Man sich also um Druckbarkeit keine Gedanken zu machen braucht. Der Preis hängt wohl hauptsächlich vom umbauten Volumen ab, weniger von dem was sich darin befindet. So läßt sich nebenbei noch etwas sparen. Nur darauf achten, daß die Stützstruktur massiv genug ist. Die Rahmen lasse ich ca. 2x2 mm drucken. "Noppen" oder Angüsse ca. 1 mm Durchmesser. Allerdings bewege ich mich im Maßstab 1:160 Nm.

    Grüße

    Lorenz

  • Hallo zusammen,

    nun ist wieder viel Zeit ins Land gegangen. Inzwischen ist einiges passiert: Der PC auf dem ich meine Konstruktion gemacht habe, stand mir nicht mehr zur Verfügung, die Kurzarbeit endete und ich hatte fast keine Zeit mehr, weil ich mich in neue Themen einarbeiten musste.

    Dann habe ich versucht mit einem >10 Jahre alten Aldi Notebook unter Ubuntu weiter zu arbeiten. Rein technisch ging das recht gut sogar, aber nur mit kleinen Teilen, bei den größeren Teilen ist dann die Rechenzeit so exorbitant gestiegen, dass es einfach nicht möglich war damit vernünftig weiter zu arbeiten.

    Nun hatte ich die Gelegenheit von meinem Arbeitgeber ein Gebraucht-Notebook für 85 € zu erwerben. Damit machte es schon wieder mehr Spaß, i7 Prozessor mit 2,77 MHz und 16GB Ram. Die Rechenzeit war damit wieder ganz OK - aber leider hat das Teil die falsche Grafikkarte. Man kann zwar arbeiten aber - außer Screenshots - keine vernünftigen Bilder machen.

    (FreeCAD mag anscheinend am liebsten nur Nvidia Karten: Uralte Karte von vor 10 Jahren und neuere von vor 2 Jahren gehen ohne Probleme)

    Mit der allerneuesten FreeCAD Softwareversion (0.19), die zwar noch nicht offiziell erschienen ist, die man sich aber zum Testen runter laden kann ging das dann. Es gibt allerdings da auch irgendwelche seltsamen Bugs. Ein kleines Teil ließ sich aus unerfindlichen Gründen nicht laden - und da musste man erst Mal rausfinden welches, denn die Kiste hing sich einfach auf. Wenn man an der Konstruktion ein bestimmtes Detail geändert hat, ließ sich das Projekt wieder laden - aber der Grund war nicht nachvollziehbar.

    Nach dem viel Zeit mit allen möglichen Problemen und Diskussione im FreeCAD Forum drauf ging, kam ich dann --- eeendlich ! --- auch mal wieder zum konstruieren.

    Das eigentliche Ziel war ja nun das Fahrgestell mit den Bühnen zu überarbeiten, in eine besser druckbare Form zu bringen.

    Dabei habe ich aber noch so einiges überarbeitet, auch die Farbgebung - obwohl die ja eigentlich völlig Druck-Irr-Elefant ist. Aber macht halt mehr her, wenn es schöner aussieht.

    Und so sieht das gute Stück jetzt aus:

    Und hier noch perspektivisch:

    ... was ich konstruktiv geändert habe und wie ich das nun neu drucken lassen will kommt dann im nächsten Beitrag.


    Viele Grüße, Matthias

  • Und nun die Details zur Konstruktion:

    Wagenkasten und Inneneinrichtung bleiben wie gehabt, aber das Untergestell wurde zerlegt und überarbeitet:

    Die Bühnen und die Bremsbacken sind nicht mehr mit dem Rahmen verbunden.

    Ähnlich wie von Lorenz vorgeschlagen wurde sollen diese Teile in einem Rahmen gedruckt werden, der dann unter oder über dem Fahrgestell liegen wird. Die Geländer werden dann auch liegend gedruckt. Dieser stabile Rahmen mit den Kleinteilen wird dann auch die Trittbretter und die Radaufhängung schützen. Ein Trittbrett war ja auch abgebrochen, deshalb wurden diese Teile auch noch etwas verstärkt.

    Hier mal die Befestigungs-Idee mit den Bühnen:

    Die letzte Bohle des Bühnenbelages wurde halbiert als Träger für das Geländer. Kleine rechteckig Löcher in der Bohle dienen als Aufnahme für entsprechend Zapfen am Bühnenteil:

    Dann kann man entweder die gedruckte Bühne verwenden oder mal ein Ätzteil oder Feingussteil oder was auch immer für die Bühne bauen, wenn einem die Plastikbühne nicht fein genug oder zu zerbrechlich ist.

    An der Pufferbohle sind kleine Bohrungen angedeutet, wo beim Original die Stangen der Bühne eingesetzt sind, eventuell könnte man diese aufbohren und ein Geländer aus feinem Bronzedraht konstruieren. Die Bremse wurde aus pragmatischen Gründe hier auch geteilt und zweiteilig ausgeführt, der obere Teil der Kurbel ist Teil der Bühne.

    Die Bremsbacken sind auf einem Träger angebracht, den man unter den Wagenboden kleben kann, wenn man den Wagen in H0e bauen möchte. Wenn man ganz vorbildgetreu in H0n3 bauen will, kann man diesen Träger zersägen und die Backen in etwas größerem Abstand ankleben.

    Jetzt muss das ganze noch als Baugruppe für den Druck zusammengestellt werden mit dem erwähnten Hilfsrahmen.

    In den Rahmen kommen dann auch noch gleich ein oder zwei Sätze Puffer und eine "Leerbohle" mit den Zapfen dran, wenn man die Endbühnen anders herstellen möchte. Diese benötigt man ja, um die Lücke über der Pufferbohle zu schließen.

    Mal sehen, ob das alles so klappt ...


    Viele Grüße, Matthias

    Einmal editiert, zuletzt von MatthiasL (20. März 2021 um 13:52)

  • Hallo Matthias!

    Zu erst verbeuge ich mich vor dir für deine hier erbrachte Leistung! Ein super Baubericht und ein geniales Ergebnis! Dafür, dass es dein erster Versuch ist: Hut ab!

    Ich weiss, was das an Zeit und Nerven kosten kann. Gerade diese endlos schiefen Zahlen, die sich keine Sau merken kann, immer wieder neu raussuchen...

    Jetzt habe ich diesen doch umfangreichen Bericht am Stück durchgelesen und fand es spannend, wie sich das Projekt entwickelt hat. Super, dass einige mit Tips und Hinweisen helfen konnten. Echt klasse.

    Wenn es mittlerweile nicht zu spät ist, vielleicht noch einer von mir: Gib doch mal bitte in Goggle ein „freecad skalieren tutorial“.

    Liebe Grüsse

    Jens

  • Matthias,

    das sieht einfach nur klasse aus!!! Wahnsinn, was Du für ein Durchhaltevermögen hast!!!! Respekt, wirklich!

    Also wenn Du durch bist, würde ich wirklich gerne mir ebenfalls einen drucken.

    Viele Grüße,

    Lenni

  • Vielen vielen Dank für Euer Lob!!!

    Wenn ich den Blog nicht angefangen hätte, hätte ich das bestimmt nicht durchgehalten. Zum Einen wegen des Feedbacks und zum anderen auch damit man sich selber bisschen Druck macht und auch dran bleibt. Das ist sicher ähnlich, wie das hier schon mal jemand geschrieben hat, wenn man ankündigt ein Buch zu schreiben. Die Ankündigung macht einem dann selber den nötigen Druck die Sache durchzuziehen.

    Hallo Jens,

    ja das hätte ich vielleicht mal früher lesen sollen! Ich habe ja den Wagen erst mal 1:1 rekonstruiert um überhaupt ein Gefühl zu kriegen und weil man sich 1:1 auch besser vorstellen kann, wenn man keine Zeichnung des Originals und keine Maße mehr hat.

    Und dann ging das mit dem Umrechnen los, der Taschenrechner war mein treuer Begleiter. Anfangs habe ich noch endlose Excel Listen mit den wichtigsten Maßen mitgeschleppt. Aber irgendwann lässt man das - wenn die Hauptmaße festgelegt sind und man auch immer wieder bei der 1:1 Zeichnung spicken kann. Auch wenn man dann 101 Mal denselben Wert in 1:87 ausrechnet.

    Hi Lenni

    das Drucken ist echt noch das geringste Problem - wenn man mal den Bogen raus hätte und nicht schon beim Verpacken und Versand Teile abbrechen, so wie beim 1. Versuch beim Fahrgestell.

    Mir graust es noch vor dem späteren Feintuning, abschleifen, zusammenbauen und lackieren! Aber Du bist ja jemand, der da echt hart im Nehmen ist, Klappdeckelwagen und Viere Ka - da hätte ich abgeschnallt!

    By the way: seit 30 Jahren (!) liegt ein Bemo VI K Bausatz bei mir in der Schublade: Das Fahrgestell mit der damals noch selbst zu nietenden Steuerung ist fertig geworden. Aber nach ein paar Proberunden war ich vom Fahrverhalten dermaßen enttäuscht, dass ich das Teil weggepackt habe.

    Wie gesagt: Drucken no Prob - wenn Du Dir Deinen "Bausatz" dann selbst zusammenbaust :zwink:


    Viele Grüße, Matthias