Es gab in den 80ern Dampfbetriebswerke, die waren Kult und man zog in scharen hin. Aber es gab auch die leisen und kleinen Dienststellen, deren Strecken eher langweilig und landschaftlich öde galten. Haldensleben lag irgendwo in der unteren Mitte. Es gab nur Reko 52 und 50% fuhr man rückwärts, da war man lieber im Erzgebirge, Muldetal oder um Halberstadt unterwegs.
Mich interessierte Haldensleben, da ich per Tagesausflug nach dem Fahrplandaten gute Ausbeute haben werde.
Vorstellungen hatte ich keine, als ich mich auf dem Weg machte.
In Haldensleben angekommen, hielt ich Ausschau, wo denn nun der Rundschuppen steht. Aber im Bahnhof sah ich nichts. Also raus, über den großen
Bahnübergang, hier entdeckte ich noch einen Bahnsteig, der gehörte zu einer der vielen Kleinbahnen, welche früher um Haldenleben existierten und dieser wurde immer noch genutzt. Leider hatte ich von dort nie ein Bild mit Ferkeltaxe gemacht.
Aber ich war auf dem richtigen Weg, denn es roch nach Dampf. Etwa 500 Meter weiter war ein weiterer Bahnübergang und hier gab es einen zweiständigen Lokschuppen. Davor stand 528150 als Heizlok.
Hinter dem Bahnübergang befand sich ein weiterer zweiständiger Lokschuppen, der etwas höher war und mit einem Kran ausgestattet wurde.diesem folgte noch ein dritter Lokschuppen, ebenfalls nur zweigleisig. Alles war eher etwas niedlich und klein und die Lokbehandlungsanlagen befanden sich eher in einem kleinem Waldstück und waren recht idyllisch. Der kleine Wasserkran zeigte, wie auch die übrigen Bw Anlagen, dass hier alles eher für kleine Tenderloks gebaut wurde und nicht für große Schlepptendermaschinen.
Haldenslebener Loks fuhren nach Mgb-Rothensee, Richtung Oebisfelde, vor allem aber auf der Strecke Haldensleben - Weferlingen zu den Steinbrüchen und der Zuckerfabrik. Übergaben gab es aber auch in den Hafen und nach Eilsleben bzw. Haldensleben Alt.
Da wie gesagt, alles Privatbahnstrecken bis 1945 waren, gab es wenig Wendemöglichkeiten für die 52.8 und so musste man mit Rückwärtstouren leben.
dafür war aber auf dem kleinen Bahnhof alles sehr gut einsehbar und man konnte ein paar gute Fotos schießen. Der "Hausdrachen" an Pförtnerin ließ einem aber nicht gewähren bzw. zur Lokleitung durch.
Das war aber auch nicht unbedingt notwendig, denn am Wasserkranbereich kam man sehr gut heran und von einem Jägerzaun konnte man gut die Szenerie beobachten.
Bis 1987 gab es einen 3 Tageplan, der dann in einen Lokumlauf noch umgestaltet wurde bevor ganz Schluss war.
Stammloks waren u.a. 528147, 528150 und 528173. Zuletzt half die Brandeburger 528184 aus und ich war enttäuscht, da ich 528025 schon aus Falkenberg kannte und die war nun hier gelandet.
Etwas abgelegen vom Hauptbahnhof, war das Weferlinger Bahnsteiggleis am ehem. Kleinbahnhof. Von hier aus verkehrte die einzige Reisezugleistung mit Dampf und das auch noch mit einem reinen Bag Zug. Warum der Pwg in die Zugmitte eingestellt wurde, habe ich nicht herausbekommen, es wurde immer erzählt, weil der Zug in Grenznähe unterwegs war. Zumindest war der 6 Wagenzug damit nicht durchgängig begehbar.
Die Fußgängerbrücke war ein idealer Fotopunkt.
Hier ist 528173 im Bw Haldensleben. Das Waldstück hieß bei den einheimischen "Lunapark" und es lag echt toll. Auch der Kohlebansen mit seiner aus Schwellen gebauten Abgrenzung schmeichelte noch Dampfzeitatmosphäre.
Die Besonderheit hier, 528173 war falsch herum - sie schaut mit der Rauchkammer in Richtung Osten, obwohl sonst alle Maschinen immer in Richtung Westen vorwärts fuhren.
528147 fuhr richtig herum nach Weferlingen-Zuckerfabrik. Sie gehörte schon nicht mehr zu den bestens gepflegten Fahrzeugen im Bw Had. Interessant war, dass Sie noch genietete 50er Windleitbleche besaß, bei 52.8 nicht unbedingt häufig der Fall.
Im Hintergrund sieht man noch die Schiene nach Oebisfelde.
Das winzige Ding versorgte die großen Maschinen mit Wasser, nur im Bahnhof gab es noch große Einheitswasserkräne, sogar in der Gelenkausführung.
Dank Loch im Zaun konnte man sich hier gut umschauen und das trotz Grenznaher Raum.
Hier ein Blick auf die Bw Anlagen. Es war zwar kein Groß Bw, aber alles da, was man brauchte. Hier steht 528173 auch richtig herum.
Ansonsten gab es noch V60, V100 und jede Menge Ferkeltaxen im Bestand.
Wegen Lokmangel, lieh das Bw Brandenburg - sicher ungern - seine Paradelok nach Haldensleben aus. 528184 quittierte den Dienst dann auch bald mit einem Stehbolzenschaden. Hier kommt der Nahgüterzug aus Weferlingen.
Da freut man sich auf Haldensleben, endlich mal neue Maschinen und dann trifft man hier halb Falkenberg an, so 1987 - wo ich die ex Falkenberger auch noch den ganzen Tag im Einsatz erlebte. heute bin ich froh, dass ich dennoch Lust auf dampf hatte.
528025 ist eine Trofimow Maschine.
528173 kommt mit einen einzelnen gedeckten Güterwagen aus Alt Haldensleben. Dieser Bahnhof liegt an der Bahnstrecke nach Eilsleben und war auch direkt am Haldenslebener Hafen gelegen, wo Fischmehl verladen wurde. Der bestialische Gestank ist bei mir mit Haldensleben eng verbunden.
Diese Brücke existiert nicht mehr. Mit dem Ausbau des Mittellandkanals wurden auch alle Brückenbauwerke erneuert. da um Haldensleben fast alle Bahnstrecken abbestellt wurden, hat man gleich die Brücken eingespart.
528184, hier beim Kohlenehmen im Lunapark