Dampf um Halberstadt, 1985 - 1988

  • Hallo Thomas,

    viele der Loks, die Du jetzt zeigst, kenne ich nur kalt. Du warst eben doch einige Jahre vor mir das erste Mal dort.

    Hätten wir mehr Zeit gehabt und wäre es nicht immer solch ein elend langer Weg bis ins Harzvorland gewesen, wir hätten bestimmt noch öfter dort vorbei geschaut.

    Wir haben damals auch einen deutlichen Unterschied im Pflegezustand zwischen dem Stamm-Bw Halberstadt und seiner Einsatzstelle Oschersleben bemerkt. Auch beschwerten sich die Kollegen aus Halberstadt, dass die Oscherslebener z.B. Lokschilder nicht achten würden und wohl dort sogar welche von der Lok weg verschwanden (wohl für DMark)

    Das wurde alles hinter vorgehaltener Hand berichtet und es würde wohl keiner offen sagen. Aber auch wenn man viele Fotodokumentationen der damaligen Zeit sieht, erkennt man in Halberstadt eine deutlich bessere Lokpflege. Über den technischen Zustand kann ich nichts sagen.

    Nun muss man fairerweise aber auch sagen, dass Halberstadt deutlich hochwertigere Züge mit den Loks gefahren hat, als Oschersleben zuletzt.

    Der bekannte und immer wieder fotografierte P 19408 und die Rückleistung P 19413 waren ja Kurswagen aus D 640 bzw. zum D 647, also von und in Richtung Berlin. Diese Leistungen mit den Loks zu fahren, war schon mehr, als mit Nahgüterzügen oder auch mit dem Gmp ins Grenzgebiet.

    Das Bw Halberstadt hat auf jeden Fall die Tradition der Dampflokomotiven bei der Deutschen Reichsbahn würdig beendet.

    Die zweite 22 im Bw Halberstadt war die 22 075. Ich weiß nicht, ob ich es mal erzählt hatte. Anfang Januar 1990 war ich nochmals im Bw. Zu nächtlicher Stunde beim Lokleiter und mit dessen Absolution, als inzwischen hauptamtlicher Eisenbahner auch frei im Bw-Gelände. Aber ich habe alle Fotoversuche dieser Nacht völlig versaut.

    Als Heizlok stand 50 3559 auf einem Schuppenstand ziemlich in der Mitte des Ringlokschuppens unter Dampf. An einem Giebel fanden wir hinter einem Maschendrahtzaun die gerade aus Meiningen zurückgekehrte und wieder betriebsfähige 50 3708 (eigentlich war es ja 50 3707). Wenn ich mich richtig erinnere stand am anderen Giebel im Schuppen die fest angeschlossene 22 075. Ob sie angeheizt war, kann ich nicht mehr sagen.

    Draußen dampfte noch 50 3606 mit einem langen auf dem Schornstein befestigten "Verlängerungsrohr" als Heizlok für Reisezugwagen.

    Abgestellt waren die Heizloks 50 3520 und 50 3700 im Zustand als zurückgebaute NHL, also ohne Speisepumpe und ohne Windleitbleche.

    Alle Halberstädter Heizloks heizten über den Regler. Dafür wurde ein Abzweig am Einströhmrohr (ich glaube rechter Zylinder) mit einem Heizhahn und wohl auch einem vorgeschalteten Absperrventil geschaffen. Damit die Zylinder nicht permanent Dampf bekamen, wurde in die Einströhmrohre je ein Absperrschieber eingebaut. In diesem Zustand konnten sie nach Absperren und Abbau der Heizleitung und Öffnen der Absperrschieber zwar selbst fahren, waren aber natürlich nicht für den Zugdienst zugelassen.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo Thomas,

    die Lok 22 064 gibt es sogar noch. Es ist wahrscheinlich bekannt, daß sie im BEM Nördlingen existiert und man seit Jahren damit beschäftigt ist sie zu komplettieren.

    Link

    Gruß Ronald

    Viele Grüße,

    Ronald!

  • Hallo Thomas und Achim!

    Danke für die Beitragsreihe, errinnert sie doch auch an eigene Ausflüge in der Endzeit des Dampfbetriebes dorthin.

    Unvergessen ist eine Mitfahrt im August 1988 auf 50 3559 von Oschersleben bis Langenweddingen. Eigentlich sollte sie bis Magdeburg führen, da wir aber in Langenweddingen auf Abruf geparkt wurden, hieß es absteigen und mit dem Fensterzug nach Magdeburg um noch abends nach Leipzig zurück zu kommen.

    @Achim: Das wackelige Stativchen, welches wir damals irgendwie alle hatten, war die "Ines". Irgendwie vertrug sie sich aber nicht immer mit dem massiven Klappverschluß der Exa 1c, der doch ganz gewaltige Erschütterungen erzeugte.

    Viele Grüße

    Thomas

  • [...]

    Diesmal war 50 3606 Lz unterwegs, als in Wegeleben der bekannte 19408 mit 503553 eintraf. übrigens kenne ich von Wegeleben nur den Bahnhof, der Ort liegt doch etwas weiter weg. Hier gab es noch eine alte preußische Bahnhofstoilette mit schwarz geteerten Seitenwänden und einer rinne und für das andere Geschäft gab es das Plumpsklo… und das 1987 :)

    [...]

    Hallo Thomas,

    an das Klo kann ich mich auch noch erinnern. Da bin ich aber sofort wieder raus und habe mir eine Stelle irgendwo im Freien gesucht. Das war jedoch nicht so einfach, weil die Freunde einen Schützenpanzer am nahen Bahnübergang parkten und ich mich zierte mit meiner Fototasche direkt dran vorbeizugehen.

    Und ansonsten fand ich das kurze Streckenstück zwischen Halberstadt und Wegeleben wegen der hohen Dampfzugdichte auch besonders interessant. Die schweren Güterzüge in Richtung Blankenburg passierten den Abschnitt nach Kopfmachen in Wegeleben zweimal. Die direkte Ausfahrt nach Blankenburg schien ein dortiges Verkehren solcher Züge nicht zuzulassen.

    [...]

    So sah Halberstadt mit seinen ursprünglichen Bahnhofsanlagen aus. [...]

    Der Typ rechts im Bild könnte ich sein. Wollte schon das letzte mal nachfragen als Du es zeigtest, ob Du es vergrößern könntest.

    Viele Grüße

    Volker

  • auch auf die Gefahr hin, jetzt zu sehr ins OT abzugleiten:

    Hallo Thomas,

    nein, es gleitet nicht ins OT, denn das, was du schilderst, hat zu Reiner's Bildmotiv geführt, die verfehlte Verkehrspolitik ist hier beängstigend anschaulich zu sehen.

    Früher hatte sogar die Halko (die Würstchenfabrik) ein Anschlussgleis.

    Noch ein Beispiel: Es ist doch unfassbar, daß die HSB die Kohle für WR über die Straße anliefern lassen muß. Ich habe die ČD-Wagen (E oder Eas) noch vor Augen. Warum geht das nicht mehr? So wie in Putbus bis Heute... Rhetorische Frage...

    Danke allen, die wunderschöne Bilder in diesen Thread beigesteuert haben, und ich denke, wir alle hoffen, daß die 50 3708 irgendwann mal wieder an's Dampfen kommt...

    Liebe Grüße, Peter

  • @Achim: Das wackelige Stativchen, welches wir damals irgendwie alle hatten, war die "Ines". Irgendwie vertrug sie sich aber nicht immer mit dem massiven Klappverschluß der Exa 1c, der doch ganz gewaltige Erschütterungen erzeugte.

    Hallo Thomas,

    stimmt, "Ines" hieß das Stativ. Das war damals weit verbreitet und passte prima in die Schlaufen des Deckels des Standard-Fotokoffers, den auch mindestens die Hälfte aller DDR-Fotofreunde mit sich rumschleppte. Mein Ines hat mir gute Dienste geleistet. Uwe hatte zunächst auch eines, hatte sich irgendwann mal ein größeres Alu-Stativ gekauft, für das ihm seine Mutter dann eine Art Umhängetasche geschneidert hatte. Dieses Stativ existiert nach Uwes Tod bis heute bei mir und ich werde es in Ehren halten. Du kanntest Uwe ja noch.

    Ingo versuchte sich in Halberstadt auch mit einem Ines, aber bei ihm funktionierten die kleinen Schnapper in den Teleskopfüßen nicht mehr und er zog in der Eile die Füße aus dem Stativ. Kannst Dir sicher vorstellen, wie sehr er fluchte.

    Mit meiner MTL 5B kam das Ines zurecht. Der Lamellen-Schlitzverschluss der Praktica produzierte eigentlich auch keine so starken Erschütterungen.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Ja , liebe Freunde - die Bahnstrecke Halle - Könnern - Aschersleben - Halberstadt - Ilsenburg passt hier sehr gut als Beispiel, wie sich in relativ kurzer Zeit ab 1990 die Infrastruktur verändert hat.

    Bis 1990 war es ja eine eingleisige Hauptbahn mit ordentlichen Zugbetrieb. Die Länge der Eil - und Personenzüge verdeutlicht es noch dazu. Im Einsatz waren in späten 80ern vor allem 119 und 132.

    Für den Bahnfans waren die Bahnhöfe natürlich bis Anfang der 90er noch herrlich morbide und im klassischen DR Style mit Formsignalen und was so dazu gehört.

    Könnern als Abzweigbahnhof war da noch etwas bescheiden, auch Sandersleben als großer Abzweigbahnhof war interessant, gab es doch zwei schöne Empfangsgebäude und einen Wasserturm. Von hier ging es Richtung Güsten und Sangerhausen und man konnte noch bis 1984 41er begegnen. Aschersleben mit seinen großen überdachten Bahnsteigen machte schon Eindruck und es gab zwei Bereiche der Lokeinsatzstellen, eine gleich am Hbf und eine im Güterbahnhof. Hier war wirklich was los und Dampfbesuch konnte aus Güsten erwartet werden bzw. gab es noch Durchläufe aus Halberstadt.

    Der kleine Bahnhof Frose ist so ein typischer Preuße in Ziegeloptik.

    Hier ging es in Richtung Gernrode - Quedlinburg. Leider war das Einfädeln dieser Nebenbahn in Richtung Westen für die Strecke Quedlinburg - Frose auch immer das Problem, was zum Umsteigezwang bzw. Umsetzen sorgte.

    Eine Verbindungskurve Richtung Aschersleben hätte vielleicht der Strecke noch Chancen gebracht.

    Toll fand ich auch den Bahnhof Hedersleben-Wedderstedt. Eigentlich kleine Dörfer, aber einen tollen gepflegten Bahnhof in Teil Fachwerkoptik, mit samt dem passenden Stellwerk und einem überdachten Bahnsteig.

    Dann kommt schon Wegeleben, dem Abzweigbahnhof nach Thale, hier war echt was los, auch wenn es nur ein Dorfbahnhof war. Aber wenn Halberstadt Güterbahnhof mal wieder zu war, dann blieben hier die Gz auf dem Rand.

    Halberstadt selbst war dann Dreh - und Angelpunkt und von dort verteilte sich der Verkehr nochmals ordentlich.

    Eigentlich ist eine Streckensanierung zu begrüßen und auch der Einsatz der Neigezüge hatte ja so seinen Charme. Doch vor allem die Neigezüge (612) sorgten dafür, dass Gleisbilder, Bögen und weitere Gleis Details umfangreich verändert werden mussten. Kritiker warnten schon damals, dass der besondere Aufwand für die Neigetechnik nicht unbedingt im Nutzen zu sehen ist. Letztlich waren diese Triebwagen auch nicht sonderlich komfortabel, zu hoch, zu klein und zum Schluss auch zu anfällig. Die Sanierung dieser Bahnstrecke hat aber volle Tatsachen geschaffen und die 612 sind schon längst hier wieder Geschichte.

    Dennoch bleibt in der Region etwas erhalten. In Aschersleben hat sich ein rühriger Verein vor allem den Güter- und Triebwagen verschreiben, Staßfurt ist um die Ecke und die Halberstädter 50 3708 träumt in Blankenburg vor sich hin. Auch in Wernigerode und Gernrode dürfen wir von alten Zeiten träumen.

    Das war z.B. Könnern. Stellwerke, Formsignale und ein Bahnhof voller Gleise und Anschlussbahnen. 03 1010 fuhr mehrere male im Jahr Theaterzüge von Halle nach Thale ins Bergtheater. Diese form Kultur mit Technikgeschichte zu verbinden war doch eine tolle Idee und die Züge sehr gut besetzt, wie man an der Länge der Bghw Leine sieht.

    Den Wasserturm gibt es noch, die Bahnhofsbrücke in Halberstadt wurde dagegen erneuert und auch die hier zu einer Ausstellung weilende 44 1569 gibt es nicht mehr. Dinge vergehen....

    Hier ein Wechsel der Seite, leider hatte ich dem Waggon nicht groß beachtet und ich weiß heute nicht einmal, warum ich hier noch 41 1231 und 65 1049 abgelichtet habe. Zum Schluss musste ich noch mit Freunden Tram fahren, weil die nicht so Bahnaffin waren.

    Das war dann schon in den 90ern, hier fuhr noch einmal ein Sonderzug mit 50 3695 und 50 3708von Halberstadt über Quedlinburg - Gernrode- frose nach Halberstadt. Hier im malerischen Frose.

    Selber Sonderzug, der aus Bmh und Güterwagen bestand. Man hätte wohl eher die Reisezugwagen hinten anhängen sollen, dann hätte es wohl besser gepasst. Aber das war eben die Abschiedszeit und man versuchte schnell nochmals alles zu bieten, was möglich war. Hier halt in Quedlinburg.

    Hier nochmal ein Sprung in der Zeit zurück, mit meiner Exa - die ich nicht mochte habe ich dieses Foto aufnehmen können, zum Schluss kostete mir die Aufnahme 10 Mark, weil ich mich dort aufgehalten habe, wo man nicht hingehört und das - obwohl mich zwei Halberstädter Lokführer begleitet haben. Interessant sind die beiden gedeckten Waggons, welche später durch die Gbs abgelöst wurden, welche oft an Personenzüge nach Aschersleben beigegeben wurden.

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas