Hallo an alle Bimmelbahner,
Die GMWE - für alle, denen es nicht gleich einfällt - die Gera-Meuselwitz-Wuitzer Eisenbahn ist gemeint! Früher sahen manche auch darin das Kürzel für "Geht mit wenig Eile", aber das ist lange her. Am 3. Mai 1969 machte ein Unwetter der Bahn den Garaus, ein bescheidener Güterverkehr wurde noch bis zum Jahresende des gleichen Jahres durchgeführt. Wer sich genauer informieren möchte, dem sei die "Bibel" zur Bahnstrecke aus dem VGB Verlagsgruppe Bahn "Die Schmalspurbahn Gera-Pforten - Wuitz-Mumsdorf" von Dietmar Franz und Rainer Heinrich (erschienen 2018) empfohlen. Tja, wie kommt man als Lindenauer Feldbahner eigentlich zur GMWE? Kurz gesagt, über die H0m Modellbahnerei und das ist auch schon lange her. Ich habe die GMWE leider nie zu Betriebszeiten erlebt, obwohl es die naheliegenste 1000mm Schmalspurbahn zu meinem Wohnort Leipzig war. In den Siebzigern begann ich, meine ersten H0m-Modelle zunächst nach Harz-Vorbildern zu bauen, aber es dauerte nicht lange, um auf das Thema der GMWE zu kommen. Also sattelte ich die gute Zweitakt-MZ und ritt gen Süden Richtung Meuselwitz - Gera, um zu schauen, was man von der Bahn noch finden könnte. Und das war, 13 Jahre nach Betriebseinstellung, noch erstaunlich viel. Eine ganze Reihe von Wagenkästen hatte ein vorübergehend glückliches Ende als Gartenlauben rund um Meuselwitz gefunden, es gab noch mehrere Empfangsgebäude, ein monumentales Quarzwerk und der Streckenverlauf war noch weitestgehend nachvollziehbar. Damit war die GMWE mein persönliches Thema geworden und ich baute nicht nur Modelle (mit denen ich auch an Modellbahnwettbewerben teilnahm), sondern recherchierte auf eigene Faust zur Geschichte der Bahn. Auch wenn ich in den Neunzigern letztlich auf die Feldbahnerei in "echt" und in IIe umschwenkte, die Geraer Bahn lag und liegt mir weiterhin am Herzen. Ja, dann hörte man davon, dass sich rührige Eisenbahnfreunde in einer IG Wagen zusammen gefunden hatten und auf den Spuren von abgestellten Wagenkästen waren und diese nach Möglichkeit bergen wollten. Ab den 2000'er Jahren machte sich bekanntlicherweise das Internet auf seinen Siegeszug und nun hatte man auch die Möglichkeit, darüber solche Aktivitäten zu verfolgen. Und so stieß ich irgendwann auf die IG Hirzbergbahn, deren Schmalspurabteilung sich die Rettung und Restaurierung von Fahrzeugen ehemals thüring'scher Schmalspurstrecken auf die Fahne geschrieben hatte. Und da gehörte ja die GMWE dazu - toll! Im Mai 2018 besuchte ich die Jungs das erste Mal in ihrer Werkstatt in Georgenthal und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Da standen perfekt aufgearbeitete Wagen meiner Lieblingsstrecke, andere waren in Arbeit und auch Wagenkästen, die ich noch als Gartenlaube kannte, sind bereits als sogenannte Arbeitsreserve eingelagert. Diesen Herbst ergab sich nun die Möglichkeit eines zweiten Besuchs und ich dachte mir, nimmst mal deine "alten" H0m-Modelle mit. Und damit möchte ich nun endlich ein paar Bildchen hier einstellen:
Da möchte ich zunächst 2 Güterwagen hier zeigen, einmal den Gw 10t 99-61-15 und den Ow 10t 99-62-68.
Das ist schon ein kribbeliges Gefühl, wenn Du so einem Original mit allen Anschriften gegenüberstehst, daß es seit über 50 Jahren nicht mehr geben sollte. Gegenwärtig haben die Hirzbergbahner einen Personenwagen und einen Packwagen in der engeren Aufarbeitung.
Hier der 901-252, der als Gartenlaube in Kriebitzsch die Jahrzehnte überdauert hat. Es handelt sich um einen Originalwagen von 1901, der damals als GMWE-Nr. 6 in Dienst gestellt wurde.
Und das ist der ehemalige Gepäck- und Postwagen ex. GMWE Nr. 9, ebenfalls von 1901, der zuletzt unter der DR-Nummer 99-61-51 eingesetzt wurde. Der Wagenkasten wurde erst im Herbst 2018 in einer Obstplantage in Gera-Thieschitz geborgen und nach Georgenthal überstellt. Nun war es Zeit, meine H0m-Modelle auszupacken!
Die guten Stücke sind vor reichlich 30 Jahren entstanden, damals weitestgehend auf der Grundlage von TT-Fahrwerken und H0-Wagenkästen. Dabei wurde versucht, die Originalmaße soweit es ging, einzuhalten. Der Schienenbus ist ein Kleinserienmodell von Gerhard Iwanczyk und jüngeren Datums, aber passt nun einmal zum Thema. Und dann bot sich doch folgendes Motiv an:
Wer hätte das je gedacht, dass ich meine Modelle irgendwann den Originalen gegenüberstellen könnte? Es mussten eben einige Jahrzehnte ins Land gehen, aber - und damit möchte ich auf meine Überschrift zurück kommen - die GMWE ist nicht tot! Dank dem Enthusiasmus engagierter Eisenbahnfreunde sind manchmal kleine Wunder möglich!
Danke an dieser Stelle nochmal an die Hirzbergbahner und an alle von Euch, die bis hier herunter mitgelesen haben.
Beste Grüße vom Lindenauer (und GMWE-Liebhaber)
Micha