Neuerscheinung: Aus der Geschichte des Bahnhofs Ellrich


  • Hallo Ihr Lieben,

    Ich kann nur schreiben, dass mein Vorgänger, ohne Grenzposten bis zum Vorsignal von Ellrich gegangen ist, da dieses sich weit auf Westgebiet befand.

    Dort hatten Ostgrenzer unter Bewaffnung nichts mehr zu suchen.

    Die Grenzer durften maximal bis an den Streckenkilometer 142,22 km.

    (Kleiner Überweg vor dem linksseitig liegenden Pontelteich)

    Dort war die Bm Nordhausen und auch gleichzeitig die DDR zu Ende.

    Alles andere ist Seemannsgarn.

    Der Kollege bekam 6 DM/Monat für das Beleuchten des Vorsignals auf ein Sonderkonto überwiesen.

    Am Ende des Jahres konnte er mit dem Geld (72 DM) im Intershop etwas Kaufen, was es so schlecht oder gar nicht gab.

    Er lief die Strecke von Ellrich nach Nordhausen bis 1989.

    Dann durfte er wegen hoher Blutzuckerwerte nicht mehr allein in das Gleis und ging in Frührente.

    Ich übernahm dann seinen Posten und beleuchtete dann noch einige Zeit das Vorsignal.

    (Bis dann das Lichtvorsignal vor dem Tunnel aus Richtung Walkenried kommend, aufgestellt wurde.)

    Aber ohne Begleitung und ohne DM.

    Den Job machte ich noch bis 1995.

    Dann wurde das Ablaufen der Gleise eingestellt, weil nach neuer Verordnung nur noch in gesperrten Gleisen sich aufgehalten werden durfte.

    Doch welcher FDL sperrt wegen dem Streckenläufer stundenlang ein Betriebsgleis?

    Ach so.

    Das Thema Reisepass zum kurzzeitigen Grenzübertritt zum Zwecke einer dienstlichen Handlung, halte ich ebenfalls für unwahr, kann aber nicht ausgeschlossen werden, da der Kollege uns auch nicht alles auf die Nase gebunden hat.

    Mit freundlichen Grüßen

    Der Ex Eisenbahner aus NDH

    Einmal editiert, zuletzt von Eckhard (10. Juni 2021 um 19:13) aus folgendem Grund: Ein Beitrag von RGL-NDH mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Danke für Deine Bestätigung RGL-NDH, hab ich ja immer gesagt. Leider gibt es immer Märchenerzähler die einen kennen der einen kannte der nichts wußte. :(:D:saint:

    Gruß von ganz oben, der Bergmensch. 🙋‍♂️

  • Moin,

    schön, dass jemand der selbst diese Tätigkeit dort verrichtet hat nun aus erster Hand es klarstellen konnte. Dann muss ich (mir) eingestehen, dass die Erinnerungen nach rund 30 Jahren also etwas verschwommen sind und die Grenzer tatsächlich nicht bis zum Signal gelaufen sind sondern nur bis zur vor dem Zaun liegenden "Staatsgrenze"

  • https://www.forum-ddr-grenze.de/t920f43-GueST-….html#msg799210

    Bericht eines Zöllners West.

    Da ich von 1974 bis 1990 in Walkenried meinen Dienst versah. Noch etwas zur Klärung. Bis zur Neuvermessung der Grenze 1975 durch eine gemeinsame Grenzkommission verlief der Grenzverlauf linksseitig vom Bahndamm bis unmittelbar vor dem Eisenbahntor. Wir Zöllner machten uns immer einen Spass daraus und liessen uns nachdem der Zug ein- oder ausgefahren war, quasi vor der Nase zuhauen. Die beiden Posten stiegen dazu von der Kontrollbrücke herunter und schlossen das Tor von dort über eine Seilzuganlage per Hand. Das schien wohl der Ostseite nicht immer so gefallen zu haben, jedenfalls verlief die Grenze dann nach der Neuvermessung wie auf dem Karten- material ersichtlich und wir hatten keinen Spass mehr. Die Streckenläufer wurden nach meiner Erinnerung nicht begleitet, auch nicht bis zur Grenzlinie. Das waren drei uns

    namentlich bekannte Reichsbahner, die zur Wartung des Signales bundesdeutsches Gebiet betreten durften. An einen Namen kann ich michnoch gut erinnern, den kann man hier auch glaube ich, ruhig nennen, da der gute Mann mittlerweile über hundert Jahre alt sein müsste und wahrscheinlich verstorben ist. Er hieß Erich Moskau, wenn es denn keine Tarnnamen waren, was ich mir aber eigentlich nicht vorstellen kann. Er kannte sich in meinem Geburtsort Wieda gut aus, noch aus der Zeit vor 1952. So waren ihm die Namen einiger Gewerbetreibenden bekannt und er erkundigte sich nach Ihnen. Er ging auf dem Gleiskörper und ich begleitete ihn auf dem abgebauten Gleis bis zum Signal. Er bat mich, während der Unterhaltung den Kopf nach unten gesenkt zu halten, da er sich nicht sicher war, ob wir beobachtet wurden und Unterhaltungen mit Grenzern untersagt waren. Ob der Name stimmt, kann ja vielleicht mein Vorgänger bestätigen. Also ganz klar, Soldaten der Grenztruppe waren da nicht dabei und hätten auch nicht gedurft.

    Gruß von ganz oben, der Bergmensch. 🙋‍♂️

  • Hallo Reiner,

    dann hat es sich nun doch gelohnt, dass Du das Ganze in das DDR Grenzforum verlinkt hast. Inzwischen gibt es so die Sicht von beiden Seiten!

    Viele Grüße

    Volker

  • Hallo Reiner, mir sind nur zwei Namen ehemaliger Streckenläufer der BM NDH bekannt, welche nach drüben laufen durften/mussten.

    Sie hießen Lorenz und Bucholz.

  • Guten Abend,

    zur Verdeutlichung hänge ich mal einen Ausschnitt aus dem Messtischblatt Nordhausen Nord an,Stand etwa 1939. Da sieht man Bahnanlagen und Grenzverlauf aus der zeit vor dem 2. WK.

    Einen schönen Abend allerseits Winfried

  • Aus gegebenem Anlass wegen persönlicher Anfeindungen als "Streithammel" sehe ich mich gezwungen auch hier noch einmal, trotz Beitrag #43, der offensichtlich ignoriert worden ist, klarzustellen, das meine Erinnerungen aus der Kindheit nach rund 30 Jahren etwas verwaschen waren. Dank einiger Gespräche in letzter Zeit wurde das aufgehellt.

    Manche Menschen lesen und verstehen aber auch nur das, was sie lesen/hören möchten...

  • Seit wenigen Tagen liegt das Buch, auf das Winfried hier eingangs so freundlicherweise hinwies, auf dem Tisch. Habe es aus gegebenem Anlasse schnell diesbezüglich quergelesen. Nix zu dieser Story drin. Insofern Danke an Feldbahn-Alex diesen spannenden Punkt angebracht zu haben!

    Dann versucht herauszufinden, wo genau das Vorsignal stand. Erste Vermutung am km 141,4. Im Buch nachgesehen, dort keine Angabe gefunden, das Internet durchforstet nix. Im Buch gibt es einen Gleisplan. Dort kann man als Position des Einfahrtsignal 142,213 vermuten. Bei Kuhlmann im Buch zu den Grenzbahnhöfen nachgesehen. Selbe Zeichnung, km 142,213 bestätigt. Weitere Angabe zu Ende DDR am km 142,025. Findet man auf Bildern und bei OpenRailwayMap auch so (142,0).

    Aber da gab es ja noch eigene Bilder aus dem Sommer 90 herab vom Tunnelportal:

    Bild 1: Hatte man doch glatt unerlaubterweise ein 132 auf diese Strecke geschickt!

    Kein Vorsignal erkennbar aber zweite Vorsignalbake im Bild -> 175 m Abstand. Der Vorschuss sieht dann so aus:

    Bild 2: Letzte Vorsignalbake und schwach noch erkennbar die Kilometertafel 141,5 auf selbiger Höhe. AHA! Das Ding stand bei km 141,5! Meine erste Annahme also falsch.

    Bild 3: Hier nochmal das bereits gezeigte Bild in Gegenrichtung aus dem Herbstanfang 1989 mit dem Schattenriss des Vorsignals.

    Während der Internetsuche gewundert, wo eigentlich das Einfahrtsignal geblieben ist, da es auf vielen Bildern nach der Wende nicht mehr da war. Bei den folgenden, eigenen Bildern vom Sommer 90 die Lösung gefunden:

    Bild 4: Im Hintergrund das aus vielen Grenzbildern bekannte Einfahrtsignal direkt am Tor

    Bild 5: Und hier der kommende Ersatz.

    Hat jemand einen genaueren Aufstellungsort des Vorsignals zu jener Zeit?