Wann hat man es endlich geschafft, dass auf Sachsens 750mm-Schmalspurbahnen nichts mehr dampft? In Zeitungen, der Eisenbahnfachpresse, Fernsehen, Radio und im Internet liest, sieht und hört man es ja nun bald jeden Tag:
---1.) Freital – Kipsdorf: Außer ewigem Hin- und Hergerangel wer nach dem fatalen Hochwasser was aufbauen und bezahlen muss (oder auch nicht) passiert außer einem kläglichen Restbetrieb an Sonderfahrtagen nichts mehr.
---2.) Radebeul – Radeburg: Weitere Ausdünnung des Fahrplanes und Streichung von Zügen. Zudem wird mehr oder weniger laut über eine (schleichende) Stilllegung des Streckenabschnittes von Moritzburg bis Radeburg spekuliert.
---3.) Zittau – Oybin bzw. Johnsdorf: Auch hier steht Fahrplanausdünnung wegen mangelnder Nachfrage zur Diskussion. Man spekuliert über Fahrbetrieb nur noch an ausgesuchten Wochenenden und Feiertagen.
---4.) Cranzahl – Oberwiesental: Es dampft und dieselt reduziert vor sich hin – aber längst nicht optimal. Welche „Dampffreunde“ kommen schon um Dieselloks zu sehen?
---5.) Oschatz – Mügeln (- Kemlitz): Der Restsonderfahrbetrieb an wenigen Tagen im Jahr ist praktisch uninteressant, weil für den einzelnen Besucher zu aufwändig, geworden.
Das alles geht einher mit verrottenden Bahnanlagen, Lokomotiv- und Wagenmaterial. Außerdem bald jede Woche Spekulationen welcher „Investor“ („Investor“ sollte in Sachsen das Unwort des Jahres 2003 werden!) welche Bahn kauft oder auch nicht. Es wird alles durch absolute Inkompetenz und (Fahr-)Planlosigkeit zerstört. Muss das so sein???
Wir finden: NEIN! Der Dampfbetrieb bringt natürlich auch hohe Kosten mit sich – das ist schon klar! Aber es geht auch anders: Z. B. die HSB im Harz und die Rügenschen Kleinbahnen haben ein ordentliches Marketingkonzept und wissen, wie man Touristen und Eisenbahninteressierten das Thema „dampfbetriebene Schmalspureisenbahn“ verkauft. Das alles sogar kostendeckend bzw. mit Gewinn. Von Stilllegung keine Rede, auf Rügen hat man das Streckennetz sogar erweitert! Aber dazu braucht es eben Fahrgäste und somit Umsatz verbunden mit Gewinn.
Warum kann nicht auch in Sachsen endlich einmal ein Marketingkonzept entwickelt werden, welches das Thema „dampfbetriebene Schmalspurbahnen“ erfolgreich für die heimische Region anbietet und verkauft? Es fehlt an einem gemeinsamen Marketingkonzept an dem sich alle verbliebenen sächsischen Schmalspurbahnen beteiligen. Z. B. im Internet mehrsprachig: deutsch – englisch – französisch – italienisch – spanisch (es verstehen nämlich genau so wenige Besucher aus dem Ausland deutsch, wie hier Sachsen englisch, französisch, italienisch und spanisch sprechen und verstehen), verknüpft bzw. verlinkt mit allen möglichen Eisenbahnseiten im www. Einfache Faltblätter mit Informationen und Fahrplänen ausgelegt in Hotels, Gaststätten, Fremdenverkehrsvereinen, Museen, Eisenbahn-/Strassenbahnvereinen, Tankstellen und bei Reise- und Busunternehmen werden die Zahl der Interessenten bzw. Fahrgäste noch steigern. Auch Unternehmen in der hiesigen Region würden sicher mitwirken. Fotokopien reichen schon!
Den Kopf in den Sand stecken hingegen hilft überhaupt nicht. Auch helfen keine Sonderfahrtage auf 6km Reststrecke oder mit Dieselloks. Wir können es sowieso nicht verstehen, dass z. B. das sächsische Hotel- und Gaststättengewerbe zu diesen ganzen Stilllegungsplänen schweigt – oder hat man genügend Gäste und macht einen Riesenumsatz??? Alleine wir haben 8 Freunde/Bekannte aus England, Irland und Österreich, die mitunter schon seit vielen Jahren nach Sachsen kommen – immer für 1-2 Wochen. Das sind geradezu Dampflokfans! Nun: In 2004 kommen sie nicht mehr, weil für die Freunde von Dampflokomotiven nichts mehr bzw. immer weniger angeboten wird. (Andere Interessenten aus dem Ausland kommen eh nicht, weil man dort gar nicht weiss das es in Sachsen überhaupt dampfbetriebene Schmalspureisenbahnen gibt.) Das bedeutet für verschiedene Gewerbezweige Verluste: Immer weniger Hotelzimmer werden gebucht, weniger Speisen und Getränke usw. verkauft – aber auch andere Gewerbezweige müssen dadurch halt auf Umsatz mangels Kunden verzichten.
Wir als einheimische Eisenbahnfans wünschen uns, dass diese kleinkarierte Eigenbrötelei endlich ein Ende hat, man Druck auf die DB, die hiesigen Ämter und entscheidenden Stellen macht und endlich einmal ein „salonfähiges“ Marketingkonzept, welches möglichst viele Interessenten anspricht, entwickelt. Man muss doch wenigstens versuchen, Interessenten bzw. Eisenbahnfans den Besuch in Sachsen schmackhaft zu machen. Selbstbeweihräucherung bringt nichts, genau so wenig als wenn jeder nur für sich alleine im stillen Kämmerlein vor sich hin macht.
So, wie es hier jedoch seit Jahren und heute läuft, wird es nichts. Die zur Zeit kreisenden Gedanken bezüglich des Überlebens der sächsischen Schmalspurbahnen wirken gelesen wie vom „Erfinder der Knackwurst in Tuben“ erfunden. Mitdenken und -handeln ist angesagt: Von nichts kommt nichts!
Her mit einem Marketingkonzept!
Wenn das so weiter geht, ist hier in 2-5 Jahren alles tot, stillgelegt und in 10 Jahren alles abgebaut. Wäre doch schade – oder?