900-221 kehrt heim...
...oder wie bewege ich 4 Wagenkästen in 4 Stunden...
Einen Schönen Guten Abend, Freunde der schmalen Spur.
in den letzen Jahren hat sich einiges im Spreewald getan. Erst verließ der in Gotha gebaute 900-211 den Spreewald gen Thüringen und dann machte sich dieses Frühjahr auch 99-52-56 auf, seine Zwischenheimat zu verlassen, um in seinen Ursprungsheimat zurückzukehren.
Es war längst überfällig, die letzten, (noch) verfügbaren Wagenkästen zu
sichern. Es kam, daß als treibende Kraft der Spreewaldbahnfreund Dietmar Graap aus Burg zu uns fand,einige haben ihn ja in Lübbenau bei der Bergung von 99-52-56 kennengelernt.
In Ergebnis dessen kam es, daß wir einige Kräfte mobilisiert haben, um zwei Wagenkästen der Spreewaldbahn zu bergen.
Davon soll hier berichtet werden.
Als erstes ging es um den Wagenkasten des 900-221. Sein Standort war der Frauenberg in Lübben, wohin er gleich nach seiner Ausmusterung gelangte und als Garage (u.a. auch für einen Trabbi) diente. Gerade in den letzten Jahren litt der Wagenkasten sehr und es blutete einem das Herz zuzusehen, wie die Substanz den Bach herunterging.
Als der erste rekonstruierte Marktwagen und vom Baujahr her einer der ältesten Personenwagen der Spreewaldbahn stellt er ein wichtiges Zeugnis der Wagengeschichte der Spreewaldbahn dar. Der Wagenkasten ist komplett aus Holz, was eine Rekonstruktion durchaus erleichtern dürfte.
Einige kennen den Wagen ja an seinem Standort auf dem Frauenberg bei Lübben.
Die Schwierigkeit bestand nun darin, daß der Wagenkasten mit dem Untergestell im Prinzip vollständing und fast in ganzer Länge direkt auf einer Betonplatte stand. Das war Fluch und Segen zugleich!! Gut war, daß er nicht im Dreck stand und somit kaum Rostschäden zu verzeichnen sind. Schlecht daran war, daß man nicht so einfach den Wagenkasten anheben konnte.
Ach ja Appopos Verladen:
Unser Hauptdienstleister bei der Aktion war die Lübbenauer Firma Krantrans, die schon diverse Wagenbergungen für uns durchgeführt haben, eine gewisse Portion Abgebrühtheit mitbringen, ohne jedoch Sicherheit und Technik zu vernachlässigen!!
Dank an dieser Stelle dafür!
Die , die den Wagenkasten auf dem Frauenberg kannten, wissen, daß auf dem Frauenberg (Standort eines ehem. Frauenklosters, daher der Name) recht beengt zuging. Trotzdem reichte der Platz aus, daß der Tieflader drehen konnte...
und der Kran seinen Platz fand. Es war der selbe "Zwiebelzieher" wie in Lübbenau!!
Bereits ein zwei Tage zuvor wurden kleinere Aktivitäten durchgeführt: Schutt beräumt und den Wagenkasten für den Transport provisorischausgesteift.
Sonnabend 8.00 Uhr startete dann die Aktion: zuerst wurde die eine Seite der Endbühne freigeschippt und einige trockene Äste der nebenstehenden Bäume gekappt, damit genug Platz zum anheben war. Wir hatten eine Stunde Zeit dafür, das reichte und auch, den Dietmar und ich hatten zuvor ausreichend Vorarbeit geleistet.
Der Wagenkasten stand ja wie schon beschieben fast komplett auf einer Betonplatte, aber eben nur fast, denn im Bereich unter den Endbühnen war zum Glück kein Beton, so daß hier der Wagenkasten erst mal schräg angehoben werden konnte, um Unterlagshölzer beizulegen.
Jetzt hatten wir platz, den Wagenkasten richtg anzuheben und zu verladen.
900-221 bewegt sich und verläßt seinen Platz, den er seit 1967 inne hatte!!!
Da die eine Längsseite ohnehin recht Marrode war, brauchte beim Gehänge wenig Rücksicht zu nehmen. 900-221 schwebt über dem Tieflader!
Die ganze Länge der Tiefladers wurde ausgenutzt...
..einige Blechteile gesichert und Wagenkasten verzurrt...
...um dann den Weg in Richtung Heimat...
...anzutreten!
Eine Engstelle war nochmal die Straße, denn der LKW mußte einen weiten Bogen über den Gehweg machen, schließlich stand der Wagenkasten nach hinten etwa anderthalb Meter über (!!)
Nach etlichen Umdrehungen von Dreien, der vier vorhandenen Dachlüfter, kam 900-221 in Straupitz an. Da ja nun mal auch gleich der Kran da war und vier tatkräftige Enthusiasten dazu... wurden auch gleich die beiden Gw's 99-52-12 und 99-52-14 umgesetzt und hintereinander gesetzt.
..dann fuhr 900-221 auf Hilfsachsen ein...
...um diese zu verlassen...
...am Abort vorbei geschwenkt zu werden...
...und seinen vorläufigen Platz vor den beiden GW's zu finden.
Bis 10.45 Uhr waren Teile 1 und 2 dieser Aktion beendet und es hatte bis hier alles absolut reibungslos funktioniert!!
Nun war Teil 3 an der Reihe (!!): 901-213, der Wagenkasten von einer der breitesten jemals auf Schmalspurbahnen gelaufenen Wagen. In der Woche zuvor war "Aktivist" Dietmar auch her bereits aktiv und hatte ihn mit einem Nachbarn und auf hölzernen Rundrollen bis vor ans Tor gezogen. (übrigens wurde der Wagenkasten auch auf Rundrollen vom Bahnhofsgelände in Straupitz zum Standort in der Kastanienallee gezogen, er erfuhr also nach 40 Jahren nocheinmal das Gefühl der Rundrollen!!
Leider gibt es davon keine Bilder. Seine lage jedoch beeidruckte uns am Samstag Mittag. Gerade mal zwei Zentimeter war platz geblieben zwischen Wagenkasten und dem gerade mal ein Jahr altem schmiedeeisernen Tor.
...doch das Störte weder uns, noch der ehemaligen Eigentümerin, noch Krantrans. Mit Gefühl, Ruhe und Vorsicht wurde der Wagenkasten angehoben und ohne Schaden am Zaun, dem Hausdach oder der Sat- Schüssel anzurichten wurde nun auch 901-213 verladen...
und zum Bahnhof Straupitz verbracht. Dort wurde er dann wieder dann auch am Abort vorbei geschwenkt,
um seinen Platz in der Reihe seiner Kollegen in seiner Heimat zu finden.
Innen ist noch etwas von den Polstersitzen zu sehen, die er im Zuge der Reko erhalten hat. Weitere Sitzbänke dieses Wagens sind auch noch vorhanden. Die Trennwände bekam der Wagenkasten erst bei seiner Nutzung als Gartenlaube und sollen wieder rückgebaut werden.
Bis 13.00 Uhr war die Bergung zweier Wagenkästen und die Umsetzung von zwei weiteren erledigt... ohre Probleme oder Schwierigkeiten.
Der Anfang ist also gemacht und es gibt nun kein Zurück mehr! Warum auch... !! Die Arbeit kommt ja nun erst noch, und auch das schaffen wir!!
Mittlerweile hat es sich in Straupitz herumgesprochen, daß sich am Bahnhof was regt und es wurde (dem Hörensagen nach) durchaus positiv aufgenommen...
Nach und nach haben wir an den Wagenkästen etwas getan. So erhielt der 901-213 an zwei der drei Seiten eine angemessene Farbgebung.
Es bleibt viel zu tun!
Viele Grüße aus dem Spreewald...
Sven