In die Uckermark ans Ende der Welt..

  • Einsteigen bitte..

    Gerade meinen neuen Scanner ausprobiert und ein paar Bilder gescannt vom Februar 1990. Der Film war sehr dunkel, die Bildqualität ist nicht optimal. Ich hoffe die Bilder gefallen trotzdem, gern demnächst mehr von der Tour.

    Wo wares je gemütlicher, gerade zur kalten Jahreszeit als in einem LVT der Baureihe 171 oder 172. Der LVT wartet noch auf Anschlussreisende in Löcknitz und wird sich dann anderthalb Stunden auf ausgefahrenen Gleisen in Kiesbettung nach Prenzlau quälen. Trotz einiger Oberbaumaßnahmen im selben Jahr, fuhr 1991 bereits der letzte Triebwagen. Die Gleise liegen heute noch größtenteils und wurden vor einigen Jahren "freigelegt", d.h. sie liegen jetzt ohne Bettung einfach auf dem Kies drauf, während die Gräben seitlich durch die Oberbaustoffe verschüttet wurden. Ob da jemals wieder was fährt, soll sich jeder selbst überlegen..

    Der Personenzug ist auf dem Weg nach Pasewalk.

    Auf der Hinfahrt nach Löcknitz stiegen verhältnismäßig viele Leute im kleinen Uckermarkstädtchen Brüssow aus. Der Bahnhof ist heute übrigens liebevoll restauriert und hat hundertmal mehr originale Kleinbahnatmosphäre als das aufgemotzte Gramzow.

    Auf der Rückfahrt war dann weniger los. Hier gab es 1990 noch einen Konsum im EG und einen besetzten ... !!! Fahrkartenschalter. Die nette Dame ließ es sich nicht nehmen bei einer kurzen Wartezeit mir noch ein paar uralte Unterlagen und Fahrpläne aus den 60ern vom Dachboden mitzugeben. Wie gesagt, die Bilder selbst sind suboptimal aufgenommen bei schlechtem, trüben Wetter.

    Gramzow war damals einer der verträumtesten ehemaligen Kleinbahnhöfe Bahnhöfe der Reichsbahn. Ein bisschen Wagenladungsverkehr noch, mehr nicht. Immerhin war auch Gramzow noch besetzt für zwei Triebwagen täglich, die nach kurzem Aufenthalt zurück nach Prenzlau fuhren. Fünf Jahre sollte der Verkehr sich hier noch halten. Zu DDR-Zeiten war es nur noch ein reines Politikum, daß man den kurzen Ast noch offenhielt, nachdem 1979 die Verlängerung nach Schönermark bereits stillgelegt wurde.



    Der 171 059 fuhr die Abschiedsfahrt 1995 zwischen Velgast und Tribsees und wurde zwei Jahre später zerlegt.

    Das es heute den letzten unverbastelten Reichsbahn-171er in Gramzow gibt ist gut, bei dem Gedanken an den aktuellen Zustand nach 25 Jahren im Freien ballen sich echt die Hände in der Tasche. 30 Jahre sind die Aufnahmen jetzt alt und die Erinnerung an diese Zeit ist einfach wundervoll. Schade das es keine einzige Museumsbahn in Deutschland gibt, wo man historisch korrekten Kleinbahnbetrieb der Reichsbahn erleben kann.

    Liebe und etwas sentimentale Grüße aus einer Zeit, da man richtige, romantische Eisenbahn noch nicht für ein Vermögen in Südamerika oder Afrika suchen musste, sondern sie hier vor der Haustür fand..

    G. Holst.

  • Einfach nur geil!

    Vielen lieben Dank für deinen Beitrag. Die Strecke nach Gramzow konnte ich zum Glück noch selbst erleben, für die Strecke über Brüssow nach Löcknitz kam ich leider zu spät.

    Was hast du dir für einen Scanner zugelegt? Ich bin fest davon überzeugt, daß man aus den Scans noch mehr rausholen kann. Ein Meister der Bildbearbeitung bin ich aber auch nicht. :sorry:

    Viele Grüße

    Toralf

  • Weiter gehts:

    Diesmal die Haltepunkte:

    Bergholz ist der letzte HP vor Löcknitz. Auch hier wird die Bahn noch gebraucht.

    Kurzer Aufenthalt

    Der HP Grimme hatte auch ein Kreisbahn-EG.

    Butterholz wurde erst nach dem Krieg eingerichtet. Ein Stationsschild un eine Bahnsteigkannte waren die einzigen Baulichkeiten.

    Nach Brüssow kam Frauenhagen, auch da gab es nur (noch) einen kurzen Bahnsteig mit Schild.

    Grünberg hatte eine Standart-Wartebude erhalten.

    Klausthal befand sich mitten im Nichts an einer damals noch unbefestigten Straße. Dennoch gab es auch hier ein Kreisbahn-EG.

    In Wallmow war auf dem Hinweg nach Löcknitz eine Raucherpause angesagt.

    Schwaneberg wird durchfahren.

    In Schmölln ein kurzes Partisanenfoto. Auch hier gab es Fahrgäste. Unglaublich heute, ohne befestigte Wege, ohne Licht..

    Eickstädt wurde fast im Schritttempo erreicht. Dieser Streckenabschnitt wurde 1990 noch komplett erneuert. Die Straßenkreuzung im Hintergrund ist heute der Endpunkt der SKL-Strecke.

    Dann kam schon Damme, wo in den Triebwagen nach Gramzow umgestiegen werden konnte. Das EG (der traurige Rest des einstigen Empfangsgebäudes) ist noch im Umbauzustand der 80er Jahre und wird noch verputzt bis 1991. Fertig umgebaut wird es allerdings nie..


    Das war es mit Teil 2. Sorry für die bescheidene Bildqualität. Aber ich denke die Seltenheit der Bilder ist es wert.

    Gruß, G. Holst.

  • Teil3:

    1991 wurde in Damme in den SEV umgestiegen. Damals totlangweilig, ein "Rosenköpfchen", ein ex BVB-Ikarus 260. vorher hatte dafür noch ein Robur der Gleisbaurotte gedient.

    Viel los in Damme...

    Kurzer Halt in Grünberg.

    1992 war ich auch mal in der Gegend:

    Hier nochmal der Bahnsteig von Butterholz! Das Gleis war mit Schadwagen vollgestellt. Der Ort hätte auch so 50 Jahre früher abgelichtet werden können. Das alte Ortsschild hatte man zum Teil überpinselt. Das Dorf gehörte jetzt nicht mehr zum Bezirk Neubrandenburg, sondern zum Land Brandenburg.

    Grimme will ich nicht vorenthalten. Die Schadwagen und das EG ist doch noch schön anzusehen. Immerhin gab es hier eine Straßenleuchte.

    Zum Schluß noch drei Bilder von 1995. Der ehemalige HP Krügershof, ebenfalls erst um 1962 eingerichtet, vorher nur Ladestelle, ist bereits 1979 aufgelassen worden. Der Bahnsteig aus Altschwellen war aber 1995 noch vorhanden. Den "Ort" Krügershof habe ich auch besucht, es war nur dieser Stall übrig! Wahrscheinlich wohnte dann zu DDR-Zeiten dort keiner mehr und das Viehzeug fuhr eben selten LVT.


    Ich hoffe der Beitrag hat Euch gefallen.

    Liebe Grüße, G. Holst.

  • Guten Morgen,

    Danke für die Fotos welche wirklich vom Ende der Welt stammen. Der LVT war hier leider das Ende der Fahnenstange, obwohl tatsächlich noch „Beförderungsfälle“ transportiert wurden. Das Wetter passt perfekt zur Einöde der Haltepunkte im Nirgendwo. Ich habe in den Neunzigern mal Urlaub in Feldberg in gemacht. Da fuhren immerhin noch Loks der Br. 110 mit 2 Halberstädtern, wie auf Deinem zweiten Bild. Ist aber auch schon lange Geschichte.

    Gruß Ronald

    Viele Grüße,

    Ronald!

  • Erst mal genug aus dem Kreisbahnalbum, hier ein bisschen was von 1985 und 86.

    1985, mit 15 Jahren machte ich meine erste Fahrt hierher. Warum ich den LVT nicht aufnahm, glaube da waren zuviele Menschen im Bild.. Heute könnt ich mich dafür.. naja ich war fast noch ein Kind.

    Das EG steht kurz vor dem Umbau. Im Buch "Kleinbahnen in der Uckermark" steht was von Abriss und Neubau, natürlich ist das Quatsch (wie so einiges was dort gedruckt ist..) Auch die Wartehallen, die angeblich aus den 50er Jahren stanmmen, sind aus Kreisbahnzeiten. Man beachte die Architektur der Ziegelseitenwände und ein Bild in besagtem Buch von Kutzerow aus dem Jahre 1930 !! Leider wurde das auch in der "Lose Blatt Sammlung, Nebenbahnen in Deutschland" über die Bahnen dort übernommen. Trotzdem kann man das Kleinbahnbuch (unbedingt allerdings nur zusammen) mit der Losen Blatt Sammlung über die Prenzlauer Kreisbahn und der Kleinbahn Schönermark - Damme empfehlen, da dort die Fehler und Lücken des Buches einigermaßen richtigstellt werden.

    1986, an einem bitterkalten Februartag war ich mit meinem immer noch besten Freund stillgelegt.de in Gramzow und wir sind bis zum HP Lützlow gelaufen. Da war ich nun schon fast 16.


    Lützlow wird vom zweiten und letzten Triebwagen an diesem Tage Richtung Gramzow durchfahren. Leere Triebwagen waren zu DDR-Zeiten auf diesem Streckenrest normal, ansonsten aber äußerst selten! Die alte Wartehalle wartet nur noch auf ihren Einsturz.

    In Brüssow bekam ich nach der Wende wie schon erwähnt einiges alte Material, so u.a. zwei Blöcke mit alten Freifahrtscheinen. Was es damit auf sich hatte, weiß ich nicht. Dieser hier ist jedenfalls vom 6.11.1958, als eine Paul B. die Hin- und Rückfahrt von Brüssow nach Pasewalk über Löcknitz machte.

    Alles nur noch Erinnerung..

    Ich werd jetzt mal Frühstücken und meine Geschäftspost machen, liebe Grüße in die Welt :)

  • Danke für den Bilderbogen, Wehmut und Freude über diese Bilder stehen bei mir im Wechsel. Ich war erst nach der Stilllegung vor Ort, aber viele Nebenbahnen haben nach 1990 dieses Schicksal geteilt. So ist eine ganz eigene Epoche entstanden, die Zeit zwischen 1990 und 1995 war von extremen Wandel geprägt.

    Ich bin Neugierig auf weitere Schätze.

    Übrigens bekommt man mit ein wenig Übung mit jeder Bild Bearbeitung noch mehr aus den Fotos heraus - zur Not das alte Picasa von Google nehmen.

    Mein Problem, mir fehlt absolut die Zeit die Bilder perfekt zu machen und das wird vielen so gehen. Aber ich bin gern per PN behilflich.

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von BRBler (9. Dezember 2020 um 10:58) aus folgendem Grund: kl. Ergänzung