Mit der Bahn ans Elbeufer - die Kleinbahn Annaburg-Prettin

  • Die normalspurige Kleinbahn Annaburg-Prettin zweigte von der einstigen Hauptstrecke Roßlau-Wittenberg - Falkenberg ab. Am 15. Juni 1902 wurde die Strecke der Prettin-Annaburger-Kleinbahn AG gegründet. Mit ca. 12 km war es nur eine recht kurze stichstrecke, ähnlich Neuburxdorf-Mühlberg.

    Etwas abgelegen vom Bahnhof Annaburg, lag der bescheidene Kleinbahnhof. Die strecke führte ausschließlich durch flaches Land und hatte topographisch keine Höhepunkte. Im Bahnhof Prettin existierte ein Bahnhofsgebäude, an dem gleich ein Lokschuppen angebaut war. Von Prettin ging ein knapp 2 km langes Anschlussgleis zum Hafen und zu den Kieswerken.

    1920 entstand im Bahnhof Hohndorf ein Getreidespeicher mit Anschlussgleis (Fa. W. Otte), mehr Höhepunkte gab es auch nicht.

    Im Mai 1961 wurde der Reiseverkehr eingestellt. Der Güterverkehr lief noch bis 1993 durch die Kiesgewinnung recht umfangreich und schleppte sich bis 1995 eher bescheiden noch hin. 1996 erfolgte die Stilllegung und wie im osten üblich eine recht schnelle Entwidmung mit anschließenden Gleisrückbau.

    Die Bahnstrecke blieb immer bescheiden in ihren Leistungen, es reichte eine Dampflok und ein Triebwagen für den Gesamtverkehr aus und dennoch sorgte doch auch solch eine Kleinbahn für den Anschluss der Region an die "Große weite Welt"

    Auf dem Gelände des ehm. Kleinbahnhofes der Porzellanstadt Annaburg steht hier unsere Übergabe.

    Die Kö schnurrt mit ihren Fc durch Felder und Wiesen und verlässt gerade den ehm. Bf. Hohndorf.

    Kleinbahnstimmung pur, interessant auch die Mülltonne mit Rädern :)

    Unser Zug hat Prettin erreicht, Ladegut ist Kohle für den Bahnhof Prettin, dass haus ist 1993 noch in einem guten Zustand und hat sogar scheinbar neue Dachziegel erhalten.

    Die Kohlen wurden noch per Hand in den Keller gekarrt kann Kleinbahnatmosphäre schöner sein...?

    Natürlich ist es real betrachtet auch einer der Gründe, warum diese strecke keinen Bestand haben konnte.

    Bereisungsfahrt der IBSE auf dieser strecke, in den 90ern hat die IBSE sehr viele Strecken nochmals abgefahren, bevor die Stilllegung bzw. der Abbauzug kam.

    Eine der letzten Aktionen war Mitte der 90er eine kleine Ausstellung im Bf. Prettin. Die Kö und die 201 008 boten Lokmitfahrten auf der Anschlussbahn an.

    Im Jahr 2013 sah Prettin nicht mehr so gepflegt aus

    Das Gebäude war verlassen und verfiel zunehmend, heute ist glaub ich, eine Firma im Bahnhof eingezogen.

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas

  • Boah ist das herrlich.. :) :)

    So wie Eisenbahn sein muß! So und nicht anders.. Die Mülltoonne auf den Kinderwagenrädern ist einfach nur völlig DDRmäßig genial!

    Hier mal ein Bild aus meinem Jahresfahrplan 1957/58.

    Ja die Ibse, leider damals komplett an mir vorübergegangen. Hatte in den 90ern auch wenig Geld (wie bestimmt viele zu dieser Zeit). Und seit den letzten Jahren hab ich nichts mehr bei denen gesehen, was mich reizen würde. Schade..

    Liebe Grüße und Dankeschön ;)

  • Hallo Thomas,

    ist das herrlich. Eine solche Bahn hätte ich auch gern in der Nähe gehabt. Eine Köf mit einem Wagen, immer wieder schön.

    Ziemlich zeitgleich (Januar 1992) habe ich einen ganz ähnlichen Zug hunderte Kilometer entfernt fotografiert.

    Die Bezeichnung der Lok verrät es. Wir befinden uns in Bruchhausen-Vilsen. Wie sich zumindest der Zug ähnelt...

    Aber ich hab mich mehr auf die Lok konzentriert.

    Diese Bahn existiert aber noch immer und wird sogar im Museumsbetrieb betrieben.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Wie schon beim Bw Aue laut nachgedacht, wer wird sich von unseren nachwachsenden Generationen denn an solche Kleinbahnen erinnern?

    Man kann sicher nicht jede Strecke erhalten, aber ich befürchte, dass vor allem im Osten sich die Vereinsszene etwas lichten wird und das ist schon sehr bedauerlich.

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas

  • Das ist wohl wahr..

    Leider gibt es auch kaum eine Bahn, die authentische historische Betriebsabläufe darstellt. In GB z.B. ist das ganz anders. So lange hier in Deutschland der Fokus auf historisierende Spaßbahnen gelegt wird, bleibt die Eisenbahn auch nichts als kurzweiliger Zeitvertreib. Wie wenig Menschen legen denn auch wert auf originale Zuggarnituren, authentische Strecken etc.. Mir egal, ich bin hier in Deutschland größtenteils mit dem ganzen Zeug durch. Eine der wenigen guten Ausnahmen in der ehemaligen DDR ist zB die Buckower Kleinbahn.

    Gruß, G. Holst.

  • Ich gebe dir da 100% recht. Es gibt sehr gute Ansätze, aber letztlich hält man den Anspruch nicht durch oder nur hochbezahlt für Fotoenthusiasten.

    Aber ein schweres vermintes Gebiet...

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas

  • Hallo zusammen,

    danke, Thomas, für diesen wie immer tollen Bilderbogen von Dir, und danke auch dafür, dass Du uns solche Strecken damit in Erinnerung rufst. Und dann auch noch rechtzeitig zur Mittagspause, sehr umsichtig von Dir. ;) Herrlich, das Entladen des Selbstentladewagens mit der Schubkarre, und überhaupt die Kleinbahnatmosphäre.

    Danke auch an Achim für die stimmungsvollen Pendant-Bilder aus Bruchhausen-Vilsen. :thumbup:

    Viele Grüße aus Berlin

    Stefan

    Früher war alles damals ... ;)

  • BRBler

    Hallo Thomas,

    auch von mir ein herzliches Dankeschön für deinen Beitrag über eine Strecke, die ich selbst nier erlebt habe.

    Es war aber auch schwierig Anfang der 90er Jahre. Man wußte nicht, wo man zuerst hinfahren sollte, zerteilen konnte man sich auch nicht. So habe ich mich auf die kleinen Strecken im Erzgebirge (meiner Heimat), den Kleinbahnen um Halle (Wohnort meines Bruders) und den Nebenbahnen in Meck-Pomm (da wohnte mein Onkel) gestürzt, ohne zu wissen, was davon überlebt und was nicht. Die Nebenbahnen im Norden hatte ich ja schon mal in einer mehrteiligen Reihe vorgestellt. Im Hallenser Raum konnte ich die Kleinbahnen nach Bennstedt, Schochwitz, Löbejün, Alsleben und Rothenburg erleben. Letzter existiert sogar heute noch, wär hätte das damals gedacht.

    G.Holst

    Danke für deinen wahren Worte im Beitrag 6. Auch ich bin bei uns schon seit vielen Jahren durch. Ich kann dieser Möchtegern-Hochglanz-Nostalgie auch nicht abgewinnen. Aber auch im Ausland wird es dank EU-Fördergeldern langsam eng, siehe Rewal. Noch gibt es aber herrliche Kleinbahnromantik in unseren Nachbar- und Nachbarsnachbar-Ländern.

    Viele Grüße

    Toralf

  • ...genau so habe ich es auch gemacht, erst die Heimat abgegrast und dann überall, wo Verwandtschaft wohnte und die ist zum Glück Groß :)

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas