Teil 1:
Nur wenige Kilometer vor den Toren Berlins begannen einst die Strecken zweier Kleinbahen. Zum einen der lange stillgelegten Oderbruchbahn, deren Reststrecke innerhalb der Sadt Fürstenwalde bis heute im Güterverkehr bedient wird und die Kleinbahn nach Beeskow. Auf der Webseite hier findet Ihr interessante Informationen zur wechselvollen Geschichte dieser Strecke. Auch heute noch wird bis Bad Saarow gefahren, nun mit Regioschachteln. Mit der Kleinbahn, bzw. der Reichsbahnstrecke der DDR hat das aber rein gar nichts mehr gemein.
Geschichtlicher Hintergrund: http://eisenbahnfreunde.transnet-ffo.de/Fuerstenwalde_Beeskow/Index.html
1990 war die Welt noch in Ordnung. Ich bereiste standesgemäß auf dem letzten Platz des LVT die Bahnstrecke und hatte so die Möglichkeit die Haltepunkte und Bahnhöfe dort abzulichten. Ein paar Impressionen dieser Tour möchte ich Euch hier vorstellen.
In Fürstenwalde fährt der LVT aus- bzw. nach Beeskow in den Kleinbahnhof ein. Selbst hier erkennt man heute nichts mehr wieder. Und das obwohl die Stadt Fürstenwalde sehr in der alten DDR-Tradition lebt! Während die Innenstadt im Krieg stark zerstört wurde, setzte die vermehrte Errichtung von Plattenbauten die Zerstörung der Innenstadt zu DDR-Zeiten fort. Daran hat sich auch seit der Wende nichts geändert. Die Innenstadt sieht mittlerweile aus wie ein Konglomerat Marzahn/Hellersdorfer Abscheulichkeiten zwischen den Billigmärkten, die das Zentrum beleben. So hat man vor ein paar Jshren einen riesigen "Seniorenklotz" neben den historischen Dom gesetzt, der die Sichtachse jetzt dominiert. Also macht möglichst einen großen Bogen um die Stadt drum herum. Denn von den wenigen Ausnahmen im Innenstatbereich wo noch Altbebauung vorherrscht, hat Brandenburg woanders wesentlich schönere Kleinstädte zu bieten.
Der Kleinbahnhof ist heute verweist und kaum mehr erkennbar. Das EG wurde bereits 1945 völlig zerstört und der Bahnhof 1999 zum Staatsbahnhof verlegt.
Das Berliner Wurstblatt dominierte leider damals viuelerorts die Fotomotive. Dennoch vermag der Blick auf den alten preußischen Wagenkasten und 171 030 der Szenerie etwas Gutes abzugewinnen.
Achtung Nerdwissen (falls Euch zu den Feiertagen die Gesprächsthemen ausgehen:)) Die eckigen Mülltonnen auf Rädern waren eine DDR-Entwicklung und willkommener Ersatz für die kleineren Ringtonnen im städtischen Bereich und wurden ab 1982 im VEB Lufttechnik Treptow entwickelt. Im Westen gab es Mülltonnen auf Rädern bereits seit den 70ern.
Hier seht Ihr deutlich den Streifen zwischen der alten Pflasterung. Auch auf den anderen Bildern ist der teilweise deutlich erkennbar. Dort befand sich einst das Gleis, von dem die Züge der Oderbruchbahn abgefahren sind.
Auch hier herrscht Gemütlichkeit in gediegenen Farben vor. Diese Fahrzeuge waren in Aufbau, Geschwindigkeit und Design wundervolle Beispiele einer designtechnisch und stilprägend herausragenden Entschleunigung die es nicht mehr gibt. Es ist schon sehr traurig, daß man heute nirgens derzeit mit einem vernünftigen LVT irgendwo fahren kann. Der Chemnitzer 772 111 wird geschont und ist m.W. nach auch nicht betriebsfähihg. Ebenso der 772 003. Der Gramzower.. reden wir nicht drüber. Alternativ kann man auf die neumodischen DB-Eiterbeulen zurückgreifen, die historisierend rot angespritzt wurden allerorten. Ich weigere mich trotzdem mit diesem neumodischen Zeug zu fahren, was den Leuten als DDR-Reichsbahn angeboten wird und als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für das RAW Halle in den 90ern begann. Wenigstens ist ein Steuerwagen in Chemnitz original und zugelassen soviel ich weiß. Wenn alles gut geht versuche ich nächstes Jahr mit dem mal mitzufahren.
Die Staatsbahn wird überquert. Rechts davon befindet sich heute eine Umgehungsstraße.
Die große Spreebrücke
Fürstenwalde Süd ist erreicht. Der HP ist beim Neubau der Strecke in den 90ern verlegt worden um ein paar Meter. Weder das klassische Techowsche EG steht heute noch, noch das 1981 errichtete EG der Reichsbahn.
Der nicht im Kursbuch aufgeführte Werkshaltepunkt Gisag.
Petersdorf, der einstige Abzweigbahnhof zur 1945 abgebauten Strecke nach Silberberg. Heute ist der Halt aufgelassen und wird urchfahren. Das EG wird privat genutzt.
Das imposante Gebäudeensemble in Bad Saarow-Pieskow steht unter Denkmalschutz und wird auch heute noch angefahren. Ein Restaurant im früheren "Bahnhofshotel" ist übrigens sehr zu empfehlen!
Bad Saarow-Pieskow Süd. Bis hierher wird die Strecke in Kürze wieder verlaufen. Die Bauarbeiten dafür haben begonnen. Das alte Techowsche EG und der Reklowagen ist in Privatbesitz und wird auch die Reaktivierung der Strecke überleben.
Bereits 1959 wurde die Strecke übrigens wegen Gleisbaumängeln eingestellt, und wohl auf Drängen der sowjetischen Streitkräfte wieder ertüchtigt. Bis hierher ist ein Betrieb auch heute sehr sinnvoll, darüber hinaus wohl kaum! 2006 wurde die Strecke endgültig abgerissen, nachdem man dort bereits mehrere Jahre gebaut hatte. Ein Radweg ist vernünftiger Weise geplant. Ich spekuliere mal was wäre, hätte damals die DRE den Zuschlag erhalten, sie wollte unbedingt die Scharmützelseebahn und regte sich hinterher mal wieder über den negativenAusgang des Vergabeverfahrens auf. Sie sprach damals von Rosinenpickerei. Hätte die DRE die Strecke damals bekommen, na wie würde heute der Verkehr Richtung Saarow aussehen? .. Nun gut.. Genug der Polemik, man möge es mir verzeihen.
Für heutige Verhältnisse hat man die Stecke nach besten Maßgaben ertüchtigt und professionell erneuert.
Glücklicherweise..
Eine wohl ungezeichnete V10b der sowjetischen Streitkräfte wartet am Anschluß der 1934 gebauten ehemaligen MUNA Wilmersdorf auf Güterumschlag.
1936 ist der HP Wilmersdorf eingerichtet worden...
..der 1988 dann verlegt und neu gebaut wurde.
Teil 2 folgt in Kürze..