Auf kleiner Spur: Hornhausen zur Reichsbahnzeit, Teil 1 und Teil 2

  • Ich wünsche allen einen schönen zweiten Weihnachtsfeiertag und wer die Zeit zwischen Frühstück und Gänsebraten oder darüber hinaus mit einem kleinen Modellbahnfilm verbringen möchte, dem darf ich diesen hier empfehlen.

    Viele kennen mich nur im Zusammenhang mit meiner Gartenbahn und den Gartenbahnfilmen bzw. Filmen über die große Eisenbahn auf meinem youtube-Kanal Hornhausen. Meine Begeisterung für die Modellbahn hat aber eine lange Vorgeschichte.

    Als kleiner Junge im Alter von fünf Jahren bekam ich zu Weihnachten 1962 eine PIKO-Startpackung in H0 geschenkt und damit begann meine Leidenschaft für die kleine Bahn, die auch 58 Jahre später unvermittelt anhält. Aufgrund beengter Platzverhältnisse durfte ich als Kind die H0-Modellbahn nur zur Weihnachtszeit und in den Winterferien im elterlichen Wohnzimmer auf dem Teppich aufbauen. Diese beiden Termine wurden als Kind immer sehr herbeigesehnt. Später dann selbst Familienvater fuhr die H0-Modellbahn „Immer an der Wand entlang“ im Kinderzimmer. Im Zusammenhang mit dem geplanten Hausbau Anfang der 90-er Jahre stand im Pflichtenheft, es muß ein eigenes Modellbahnzimmer geben und so geschah es dann auch.

    In ca. 10-jähriger Bauzeit zwischen 1997 und 2007 entstand die heutige Anlage, die die Deutsche Reichsbahn in der Epoche 3 und 4 zwischen 1970 und 1990 zum Thema hat. Das ist auch die Zeit, wo ich als Kind und Jugendlicher die intensivsten Erfahrungen mit der großen Eisenbahn gemacht habe. Planmäßige Dampfzüge gehörten bis 1988 zum Alltag.

    Die Modellbahn steht im Haus von Horn, also nannte ich meinen Modellbahnhof Hornhausen und diesen Namen nutzte ich später auch gleich für meinen youtube-Kanal, an dem aber in den 1990-er Jahren nicht im Geringsten zu denken war.

    Sehr beliebt in der DDR und für die damalige Zeit auch äußerst innovativ war das Pilz-Selbstbaugleis gewesen, mit welchem diese Anlage erbaut worden ist. Das Pilz-Standardgleis ist übrigens der Vorgänger vom heutigen Tillig-Elitegleissystem. Meine H0-Modellbahn soll einen kleinen Eindruck vom Leben in der DDR wiedergeben. Die Erinnerungen liegen ja mittlerweile auch schon 30 Jahre zurück. Viele heutigen Modellbahner waren da noch gar nicht geboren und haben das Flair der Deutschen Reichsbahn somit nie kennenlernen können. Auf sozialistische Parolen an den Gebäuden der Modellbahn habe ich bewußt verzichtet, das gefiel mir damals schon nicht. Aber ansonsten habe ich versucht, das damalige Flair wiederzugeben.

    Der Eisenbahn in der DDR oblag bis zur Wiedervereinigung eine herausragende Rolle. Transporte über 50km mußten mit der Bahn durchgeführt werden, heute unvorstellbar. Ich kenne die Autobahn A4 sehr gut, da gibt es oftmals mehr Stau als man fahren kann, Lastkraftwagen an Lastkraftwagen blockieren die Fahrbahn und auf der parallelen Bahnstrecke Görlitz – Dresden gibt es nur Personenverkehr. Dabei reden doch alle Parteien ständig vom Umweltschutz? Das verstehe wer will.

    Jetzt jedenfalls wünsche ich einen schönen 2. Weihnachtsfeiertag und viel Freude mit Teil 1 von „Hornhausen zur Reichsbahnzeit“.

    Viele Grüße, Hornhausen

  • Eine ganz schicke Modellbahn-Anlage. Und ein unheimlich liebevoll gedrehtes und zusammengestelltes Video:):thumbup:

    Bei Deinem überragenden Fuhrpark gefällt mir als seltenes Motiv insbesondere die Dampfspeicherlok.

    Aber beim Faller-Empfangsgebäude Baden-Baden muss ich ein bissel schimpfen

    :motz:

    Beste Schachtelbahnergrüsse (nur ein Diorama liegt seit 20 Jahren eingepackt im Keller)

    Christoph

    Beste Schmalspurgrüße

    merane

  • Hallo Christoph,

    zu Zeiten der Länderbahnen wie auch der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft sind viele prunkvolle Bahnbauten entstanden. Daß Deutschland später geteilt worden ist bedeutet ja nicht, daß im Osten Deutschlands keine solcher Bahntempel standen.

    Das Empfangsgebäude Baden-Baden habe ich nach 1990 im gebrauchten Zustand geschenkt bekommen und da es mir schon immer sehr gefiel habe ich es einfach zu Hornhausen gemacht. So betrachtet war das Aufbauhilfe Ost...:)

    Ich wünsche allen einen guten Rutsch in das Jahr 2021 und bitte schön gesund bleiben oder gesund werden.

    Viele Grüße, Hornhausen

  • Hallo Hornhausen,

    so muss es sein: Modellbahnerei mit Freude und alles nicht so eng sehen.

    Von solchen freien Enthusiasten bräuchte unsere Szene mehr.

    Dann nur mit Euch schaffen wir es, den Nachwuchs zu begeistern!

    Mit besten Schachtelbahnergrüssen

    Christoph

    Beste Schmalspurgrüße

    merane

  • Hornhausen 21. Januar 2021 um 14:40

    Hat den Titel des Themas von „Auf kleiner Spur: Hornhausen zur Reichsbahnzeit, Teil 1 von 2“ zu „Auf kleiner Spur: Hornhausen zur Reichsbahnzeit, Teil 1 und Teil 2“ geändert.
  • Auf kleiner Spur: Hornhausen zur Reichsbahnzeit, Teil 2 von 2

    Einen Eindruck vom umfangreichen Verkehr bei der Deutschen Reichsbahn gab es im Teil 1 schon zu bestaunen. Die Mittelgebirgslandschaft durchzieht eine 2-gleisige Hauptbahn mit abzweigender Nebenbahn. Der Bahnhof Hornhausen mit dem Durchgangsverkehr sowie seinen Abstellanlagen und Bahnbetriebswerk sorgen für ein großes Zugaufkommen.

    Die sowjetische „Taigatrommel“ BR120 mit ihrem Rübenzug passiert gerade die Einfahrtsweichen, als der Lokführer die Löscharbeiten der brennenden Sparkasse von seinem Führerstand aus beobachten kann. Die Bahnstrecke mußte glücklicherweise nicht gesperrt werden. Das hätte auch volkswirtschaftlich große Auswirkungen gehabt, sind doch die Bahnstrecken zu DDR-Zeiten bis an das Limit ausgelastet.

    Das Ministerium für Verkehrswesen der DDR hatte 1985 beschlossen, die erste in Deutschland hergestellte Lokomotive „Saxonia“ von Konstrukteur Johann Andreas Schubert für das 150. Jubiläum der ersten deutschen Fernbahn Leipzig – Dresden am 08. April 1989 nachbauen zu lassen. Heute leider nicht mehr betriebsfähig steht sie als Leihgabe vom DB Museum Nürnberg im Verkehrsmuseum Dresden. Auf der Modellbahn jedoch können wir uns an diesem wunderschönen Zug aus der Anfangszeit der Eisenbahn erfreuen.

    Viele Dampfloks bei der Deutschen Reichsbahn hatten fest zugewiesene Lokpersonale gehabt, die sich persönlich um die Pflege der jeweiligen Loks kümmerten. Man kann dies an dem roten Dreieck am Führerstand und dem Schriftzug „Lok in persönlicher Pflege“ erkennen.

    Schnelltriebwagen spielten bei den Deutschen Eisenbahnen schon immer eine große Rolle. Es sei hier an den legendären „Fliegenden Hamburger“ erinnert, den wir auch gerade bei einer Sonderfahrt beobachten können. Der Wendeherbst 1989 machte es möglich, daß die beiden formschönen Schnelltriebwagen der Deutschen Reichsbahn und Deutschen Bundesbahn (VT18.16 und VT11.5) 1990 zusammen auf dem Netz der Deutschen Reichsbahn unterwegs waren. 1990 wurde eine zehnteilige Einheit des VT11.5 von Italien nach Deutschland ausgeliehen und fortan verkehrte dieser Zug als VT11.5 DR „Max Liebermann“ und war von Juli bis September 1990 zwischen Berlin und Hamburg im Einsatz. Diese beiden deutschen Paradepferde können wir hier auf der Modellbahn bei einer wunderschönen Parallelfahrt erleben. Leider existieren heute keine betriebsfähigen Originale dieser einstigen Starzüge mehr. Die geplante und auch begonnene Aufarbeitung eines VT11.5 wurde aus Kostengründen von der DB abgebrochen. Unter dem Projekt „Ein Zug für Mitteldeutschland“ haben sich engagierte Eisenbahnfreunde zusammengefunden, um einen Schnelltriebwagen VT18.16 der DR wieder betriebsfähig aufzuarbeiten. Näheres dazu unter http://www.svt-goerlitz.de/

    Die BHG (Bäuerliche Handelsgenossenschaft) erhält ihre lang erwartete Kohlelieferung selbstverständlich auch per Schiene. Der Nahgüterzug ist bereits unterwegs und muß sich mit den Rangierarbeiten beeilen, da noch mehrere Kunden auf ihre Lieferungen per Schiene warten.

    Auch des Nachts stehen die Räder nicht still. Vornehmlich Güterzüge sorgen für ein reges Verkehrsaufkommen.

    Viel Spaß beim Anschauen wünscht Hornhausen

  • Hallo,

    eine wirklicher sehr schöne Anlage, ohne den Drang nach Perfektionismus. Und ohne das an jeder Ecke ein Auto blinkt und LED-Beleuchtung flackert und flimmert. Es strahlt so ein Ruhe aus, man kann dem hektischen Alltag entfliehen.

    Auch die Filmaufnahmen toll, gibt Anregung für die eigene Anlagengestaltung. :thumbup: