Betrieb der Harzer Schmalspurbahnen 2021

  • Hallo,

    Können die Vevey-Rollböcke tatsächlich Güterwagen der Gattung R transportieren?

    Matthias

    Guggsch mal:

    Abgesehen davon sehe ich noch ein anderes Problem:

    Die Geschwindigkeit: Wer mit 25 km/h von Gernode nach Alexisbad zockelt, muss sich nicht wundern, wenn niemand die Bahn benützt.

    In der Schweiz wurde immer, bei jeder sich bietenden Gelegenheit, die Bahn ausgebaut und schneller gemacht worden. Siehe meine Beiträge zur Waldenburgerbahn.

    In Oesterreich fuhr man lange noch mit 55km/h. Und die Betriebs Abwicklung mit Trapeztafeln und hereinpfeifen, war oder ist schlicht und einfach aus der Zeit gefallen.

    Die RhB hat seit Ende der 60er Jahre die Stellwerktechnik am Albula so aufgerüstet, dass sogar automatische Kreuzungen stattfinden, mit Vorrang von Schnellzügen!

    Kreuzungen haben so stattzufinden:

    ab 3:00
    Und ganz wichtig; Die Bahn ist mit dem Bus vertaktet.

    bestes Beispiel, extra nicht in der Schweiz, die Vintschgerbahn, wo man Bus und Bahn verknüpft hat, so dass die Reaktivierung ein Grosserfolg wurde!

    http://www.vinschger.com/vinschgerzug%2…0bis%202005.htm

    und nächstens wird sie elektrifiziert:
    http://www.vinschgerwind.it/windzeitung-po…tstrukturen-sta

    Ich denke, dass Winfried recht hat: Spätestens wenn die Zwischenstücke Illfeld - Drei Annen Hohne und die Selketalbahn gross erneuert werden müssen, also in ca 20 Jahren, wird man sich die Frage stellen, ob ein Radweg nicht günstiger komme.

    Denn stundenlang in Fischstäbchen ohne Klo unterwegs zu sein, wird keinen zusätzlichen Verkehr bringen!

    Und ob dannzumal die exorbitanten Preise auf den Brocken noch gezahlt werden, für Züge, denen man nicht mal den Kopf zum Fenster hinausstrecken kann, ist auch noch fraglich!

    Gruss Guru

  • Hallo Guru, das ist zwar traurig, aber leider nicht unrealitisch. Zumindest was den Abschnitt der Selketalbahn ab Stiege betrifft. Aber insgesamt fehlt es für eine Beschleunigung des Verkehrs auch an geeigneten Fahrzeugen. Die Dampfloks können eben nicht wirklich schneller, weil die typische deutsche Schmalspurhöchstgeschwindigkeit seit fast 150 Jahren nur unwesentlich gesteigert wurde. Die NWE Nr. 21 blieb leider ein Einzelstück, zusammen mit den Loks vom Molli sind das schon auf dem Papier die "Hasen".

    Vom kurzfristig möglichen Güterverkehr erwarte ich mir auch nicht so viel. Es braucht einfach eine hohe Anschubfinanzierung, zudem gibt es ja noch die Konkurrenz der Normalspurstrecken, die ja auch den Ostharz und den nordwestlichen Bereich teilweise mit erschließen. Hier wäre wohl mit deutlich weniger Mitteleinsatz die Schaffung von neuen (ehemals alten) Normalspurladegleisen möglich.

  • Aber insgesamt fehlt es für eine Beschleunigung des Verkehrs auch an geeigneten Fahrzeugen.

    Warum muss man denn immer alles beschleunigen wollen? Ist nicht vielleicht die Entschleunigung eher ein Markenzeichen vom Harz? Der Harz ist keine Wirtschaftsregion, wo Menschen und Güter schnell von A nach B müssen. Er ist eine Urlaubsregion, wo die Menschen sich erholen möchten, abspannen vom hektischen Arbeitsalltag. Dazu zählt auch Entschleunigung. Wer Beschleunigung in einem deutschen Mittelgebirge sucht kann auch mit dem ICE durch den Thüringer Wald pendeln.

    Die Geschwindigkeit: Wer mit 25 km/h von Gernode nach Alexisbad zockelt, muss sich nicht wundern, wenn niemand die Bahn benützt.

    Selbst wenn man mit 70 nach Alexisbad fährt - wer will dahin?

    Die Vergleiche mit der Schweiz hinken etwas - da gibt es einfach ein Verkehrsbedürfnis, da wohnen entweder viele Menschen oder es gibt viele Touristen. Beides ist im Selketal nicht gegeben. Es werden auch nicht von einer Kategorie mehr, nur weil man mit 70 durchs Selketal brettert.

    ab 3:00
    Und ganz wichtig; Die Bahn ist mit dem Bus vertaktet.

    Na das ist ja nun mal ein schlechtes Beispiel.... ein nahezu leer einfahrender Triebzug. Das bekommt die HSB mit ihren Leertriebwagen aber billiger hin.

    Und vergleiche mal den Ort in dem Video mit Alexisbad. Lt. Wikipedia hat Alexisbad 42 Einwohner.... wenn da so ein moderner Triebzug fahren würde, wäre Alexisbad ja mit dem Frühzug schon leergefegt.


    Bitte nicht falsch verstehen - ich habe absolut nichts gegen Modernisierungen. Aber bitteschön da, wo es Sinn macht. Aber bitte nicht überall, nur weil es gerade mal hipp ist. Beispielsweise hat mit die Zillertalbahn sehr gut gefallen - moderne gepflegte Fahrzeuge, teilweise 2-gleisig ausgebaut, pünktlich und gut genutzt. Aber da ist auch Potential vorhanden - dicht besiedeltes Tal, viele Einwohner, viele Touristen, eine verstopfte Straße - da ist die Bahn eine echte Alternative.... und wenn jetzt noch der Güterverkehr ans Laufen kommt - einfach top! Aber von den Rahmenbedingungen ist die Bahn mit keiner deutschen Schmalspurbahn vergleichbar.

  • Hallo Tilo,

    dazu paßt folgendes Erlebnis.

    Meine Frau und ich laufen durch Alexisbad. Genau am Bahnhof kommen uns 2 sehr junge Damen entgegen und fragen uns, wo denn hier das Zentrum ist.

    "Welches Zentrum wollten wir wissen.

    "Na dort wo die ganzen Geschäfte sind und man Einkaufen kann".......

    Alles klar ? ;(;(

    cu

    Hans-Jürgen

  • Hallo Hans-Jürgen,

    ganz genau.... das paßt zum Bild.

    Bekannte von mir im Urlaub in Quedlinburg.... sag ich, da müßt ihr mal mit der Dampfbahn fahren. Vor Ort erkundigen sie sich, wo man hinfahren und gemütlich Essen könnte. Sie haben den Tipp bekommen, nach Mägdesprung zu fahren.... vor Ort angekommen waren die Kutscherstube schon 2 Jahre Geschichte - und auch so sah und siehts dort traurig aus.

    Das erinnert irgendwie an die NDR-Serie "Da is' ja nix"

    Ich mag dennoch die Selketalbahn, gerade weil da nicht so viel ist. Aber man kann nicht erwarten, dass da mehr wird, nur weil die Bahn beschleunigt wird. Man wäre nur schneller durch das nix, aber mehr auch nicht.

    VG Tilo

  • Warum muss man denn immer alles beschleunigen wollen? Ist nicht vielleicht die Entschleunigung eher ein Markenzeichen vom Harz? Der Harz ist keine Wirtschaftsregion, wo Menschen und Güter schnell von A nach B müssen. Er ist eine Urlaubsregion, wo die Menschen sich erholen möchten, abspannen vom hektischen Arbeitsalltag. Dazu zählt auch Entschleunigung. Wer Beschleunigung in einem deutschen Mittelgebirge sucht kann auch mit dem ICE durch den Thüringer Wald pendeln.

    Selbst wenn man mit 70 nach Alexisbad fährt - wer will dahin?

    Die Vergleiche mit der Schweiz hinken etwas - da gibt es einfach ein Verkehrsbedürfnis, da wohnen entweder viele Menschen oder es gibt viele Touristen. Beides ist im Selketal nicht gegeben. Es werden auch nicht von einer Kategorie mehr, nur weil man mit 70 durchs Selketal brettert.

    Na das ist ja nun mal ein schlechtes Beispiel.... ein nahezu leer einfahrender Triebzug. Das bekommt die HSB mit ihren Leertriebwagen aber billiger hin.

    Und vergleiche mal den Ort in dem Video mit Alexisbad. Lt. Wikipedia hat Alexisbad 42 Einwohner.... wenn da so ein moderner Triebzug fahren würde, wäre Alexisbad ja mit dem Frühzug schon leergefegt.

    Nun, Du vergisst, dass der Ausgangspunkt der Bahnen in der Schweiz und Deutschland etwa gleich war. Nur was man daraus gemacht hat, unterscheidet sich.

    Und deine Argumentation von "wer will denn so schnell fahren" zeigt doch genau, dass Du im Deutschen "Bahnlidenken" verstrickt bist!

    Für dich ist eine Schmalspurbahn offensichtlich eine Bahn, bei der man Blümchen pflücken kann, während der Fahrt. Während man in der Schweiz auf Meterspur bis zu 120km/h anstrebt:

    https://www.rbs.ch/sites/default/…rt%2520next.pdf

    Man kann natürlich sagen, dass man "entschleunigen" will. Dann muss man sich aber nicht wundern, wenn die Fahrgäste wegbleiben.

    Die Waldenburgerbahn hat nur überlebt und wird mit einem Aufwand von 300 Millionen Franken neu gebaut, weil sie besser als die Strasse ist und der Bus nicht mit den Fahrzeiten hinkommt!

    Nur als "entschleunigtes" Bimmelbähnchen" hätte sie keine Chance gehabt!

    Bei der Waldenburgerbahn konnte man, immer wieder miterleben, dass die mit der Strasse mithalten konnte: Oft sah man zwischen Liestal Altmarkt, bis Hölstein immer wieder das gleiche Fahrzeug neben der Bahn.

    Auch das Bipperlisi, oben im Video, hat immer wieder die HG angehoben und fährt heute mit 80km/h.

    Zum Vergleich: Harzgerode (das liegt hinter Alexisbad!) hat etwa ähnlich viele Einwohner, wie das ganze, durch die Bahn erschlossene Waldenburger Tal in der Schweiz, dessen Bahn gerade Bahn umgebaut wird. Siehe meine Berichte über die! Und wenn du das ganze Selketal anschaust, dann ist die Bevölkerungsstruktur in Etwa mit dem Waldenburgertal vergleichbar!

    Ich hatte einmal Ferien machen wollen im Harz. Hatte daran gedacht, etwa in Elend, im der Mitte der HSB unterzukommen und dann mit der HSB, die Einzelnen Orte abzufahren: Fazit: Nicht möglich mit diesem Fahrplan. Ich hätte das Auto nehmen müssen, und das scheisst mich an in der Ferien!

    Guggsch mal den Fahrplan an zwischen Eisfelder Talmühle und 3 Annen Hohne:

    http://www.selketalbahn.de/fahrplan_19s_325.htm

    Und vergleiche das mal mit dem Jura, einer extrem dünn besiedelten Region der Schweiz:

    https://www.fahrplanfelder.ch/fileadmin/fap_…tt/2021/GCJ.pdf

    Während in der Schweiz, im Jura, als ganz dünn besiedeltes Beispiel, bei einer Hotelübernachtung ein Jura Pass dabei ist, bringt man es nicht mal fertig im Harz ein OeV Tikett für alles anzubieten!

    https://www.j3l.ch/de/Z10855/jura-pass

    übrigens ist das in der Schweiz Standard:

    https://www.interlaken.ch/info-service/gaestekarten

    Wie gesagt, ich werde in 30 Jahren vermutlich mit dem Elektrorad das HSB Netz abfahren müssen!

    Das ist zwar Schade, aber offensichtlich nicht zu ändern!

    Gruss Guru

    Einmal editiert, zuletzt von guru61 (27. April 2021 um 07:27)

  • Hallo,

    ist mal wieder interessant zu sehen was hier an Ideen zusammengetragen wird. Manches vermutlich leider von Personen die wenig Zeit im Harz verbracht haben. Auch hinkt der Vergleich gerade mit der rhätischen Bahn aufgrund anderer geografischer Verhältnisse und geringerer Streckenlänge bzw. deutlich geringerer räumlicher Ausdehnung bei der HSB doch sehr.

    Ich sehe die Perspektive weiterhin in erster Linie im touristischen Ausflugsverkehr, allerdings ist hier sicherlich auch noch Verbesserungspotential vorhanden. Der letztjährige Sommerfahrplan hatte im Selketal schon deutliche Verbesserungen gegenüber den Vorjahren was tatsächliche Reiseverbindungen angeht, leider konnte aufgrund der Coronapandemie hier kein aussagekräftiger Vergleich mit den Vorjahren erzielt werden. Auch auf der Harzquerbahn ist hier möglicherweise eine weitere Verbesserung notwendig, diese muss allerdings finanziert werden, da hier entgegen dem Selketal ohne Fahrzeugmehrbedarf nichts zu optimieren ist, und muss sich am Ende des Jahres dann auch in einer wesentlichen Fahrgaststeigerung niederschlagen. Sollte dereinst vielleicht doch der Anschluss nach Braunlage noch kommen (was ich persönlich nicht glaube) würde das vermutlich die Verkehrssituation auf der Harzquerbahn deutlich verbessern.

    Auch im Güterverkehr gibt es zum Zillertal und zur RhB eine wesentliche Abweichung, hier sind große Güterverkehrskunden vorhanden die ab einer bestimmten Ladestelle ein gewisses Frachtvolumen sicher auf die Schiene bringen (Binderholz, Valser, Zement Untervaz etc.). Im Harz hat man nur die HSW Unterberg und unterliegt zudem dem Problem das Gleisschottertransporte auch bei der großen Bahn zunehmend über die Straße abgewickelt werden, der reine Bahntransport somit ohnehin Probleme mit der wirtschaftlichen Konkurrenzfähigkeit hat, mit der Schmalpur als Vorlauf dann erst Recht. Auch im Holztransport muss man das große Ganze betrachten. Eine Verladung auf die Schmalspurbahn macht nur Sinn, wenn so wenig wie möglich zusätzliche Umladevorgänge anfallen. Zur Zeit wird das Holz nach meinem Verständnis mit Forstfahrzeugen aus dem Wald gebracht und an entsprechenden Stellen gesammelt und vor dort mit LKW abgefahren. Hier müsste also eine Bahnverladung nicht allzu entfernt von diesen Sammelstellen möglich sein, um die Verladung auf die Bahn direkt vom Wald aus durchführen zu können. Dazu dürften selbst bei der HSB noch vorhandene Ladegleise möglicherweise zu weit entfernt sein, ehemals vorhandene Holzverladestellen (Allerbach, Kälberbruch, Birkenmoor) existieren nicht mehr, sodass in diesem Waldgebiet (wo ich letztes Jahr im Bereich Netzkater selber Einschlag beobachtet habe) die nächsten HSB-Ladegleise in Stiege, Ilfeld, Hasselfelde und Benneckenstein zu finden sind, was für viele Waldbereiche zu weit weg sein dürfte. Dann ist halt die Frage wohin das Holz geht und ob dort ein gleisgebundener Transport sinnvoll ist (vorhandener Gleisanschluss?). Das mir bekannte Sägewerk in Rottleberode verfügt zwar über Gleisanschluss, aber hier dürfte der Bahntransport "am Harzrand entlang" langwieriger und möglicherweise auch weniger umweltfreundlich sein als der Direkttransport mit LKW dorthin. Vielfach sieht man aber mittlerweile auch die Direktverladung in Überseecontainer (Verschiffung nach China o.ä.?), hier böte sich zwar ggf. eine Bahnverladung und Transport im Containerzug zum Hafen an, allerdings hat die HSB hierfür keine Transporttechnologie. Normalspurcontainertragwagen auf Rollbock dürfte möglicherweise nicht zulässig sein oder aber im Falle der aktuell üblichen Gelenktragwagen oder 80ft-Tragwagen auch nicht möglich. Es bedürfte hier also unabhängig vom politischen Willen und vom Willen der HSB auch einer entsprechenden bahnaffinen Transportverbindung.

    War es nicht so, dass der Schottertransport damals erst ab einer Menge von circa 100 Tsd. Tonnen pro Jahr kostenneutral gewesen wäre?

    Die Zahl habe ich auch in Erinnerung. Wenn man sich das mal verdeutlicht, dann bedeutet dass mindestens 1-2 Betriebstage die Woche mit je 3 Zugpaaren um auf die entsprechende Tonnage zu kommen. Das wurde, wenn überhaupt jemals, dann schon sehr lange nicht mehr erreicht. Die einzigen öffentlichen Zahlen dazu aus den Geschäftsberichten der HSB zeigen dass der Umsatz bereits seit 2006 kontinuierlich zurückging und seit 2011 zumindest nicht mehr separat genannt wird (ggf. aber in geringem Umfang in "Umsatz aus Nebengeschäften" enthalten ist). Man sollte sich hier verdeutlichen dass wir selbst in 2006 über weniger als 2% des Gesamtumsatzes reden. Wie viel Tonnage da jetzt jeweils dahinter steht und wie hoch die Kosten für die Vorhaltung des Güterverkehrs sind ist mir nicht bekannt.

    Jahr200620072008200920102011
    Umsatz T€189158127605-

    Zusammenfassend kann mal daher sagen dass der Güterverkehr für die HSB, so wünschenswert er wäre, aus meiner Sicht einfach kein lohnendes Geschäft ist. Entweder bedarf es hier weiterer Kunden (für die eine Verladung über Nordhausen Sinn macht) um eine entsprechende Auslastung von Personal und Material sicherzustellen (zum Vergleich, der Güterzug im Brohltal verkehr 3x pro Woche meines Wissens) oder entsprechender staatlicher Subventionen weil man die LKW von den Straßen des Urlaubsgebietes herunter haben möchte. Beides ist für mich aktuell nicht erkennbar.

    Gruß Michael

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  • Hallo guru61,

    ich empfehle Dir einfach mal im Selketal Urlaub zu machen und dir die Situation vor Ort anzuschauen. Da ist nichts, aber auch gar nichts was vergleichbar wäre mit der Situation bei der Waldenburger Bahn! (Außer vielleicht die Spurweite der Schmalspurbahn)

    Spätestens mit dem Zusammenbruch der Wirtschaft und des Massentourismus in den 90er Jahren ist dort nix mehr außer schöne Landschaft und verfallende Industrieruinen. Der Harz ist schön, keine Frage - ihn aber mit der Schweiz zu vergleichen, da würde man der Schweiz unrecht zufügen. Das ist wie, als würdest Du den Scharmützelsee mit der Ostsee vergleichen - beides mag ich, beides ist aber grundverschieden.

    Und dass ich nur dem deutschen Bahnlidenken verstrickt bin, stimmt nicht. Ich habe beispielsweise die Zillertalbahn (wenn auch in Österreich) lobend hervorhoben. Die Bahn ist modern aufgestellt, fährt zügig und oft und ist gut besucht. Ganz nebenbei fährt auch noch ein Dampfzug.

    Aber wie gesagt, das ist im Selketal nicht gegeben. Die Leute fahren in Dampfzug mit, weil sie Dampfzug fahren wollen, nicht weil sie irgendwo hinwollen. Wäre dem so, würden sie ja am Ende aussteigen und mit einem anderen Zug zurückfahren. Ist aber nicht so. Ich behaupte mal, das mehr 90% der Fahrgäste im gleichen Zug hin- und wieder zurückfahren. Und die anderen Züge im Selketal mit modernen spurtstarken Neubautriebwagen fahren nur leer herum, weil sie kein Verkehrsbedürfnis erfüllen und viel zu teuer sind. Wer wirklich von A nach B will und kein Auto hat, der nimmt den Bus, der übrigens meiner Sichtung nach auch leer herumfährt (mal von Schülern abgesehen).

    Also bitte mal vor Ort schauen und mir erklären, wo da ein vergleichbares Verkehrsbedürfnis herkommen soll.

    Danke!

    Gruß Tilo

  • Hallo,

    Thilo hat recht.

    Die Bahnen lassen sich nicht vergleichen. Und auch wenn die Geschwindigkeit gesteigert wird. Bis die Bahn überhaupt in die Berge eintaucht und vom Ortsrand um Gernrode herum gefahren ist, ist der Bus aus der Ortsmitte schon lange in Sternhaus Haferfeld, falls dort wohnende Leute aussteigen wollen. Vom Bahnhof müssen sie erst ein ganzes Stück laufen.

    Sollte der (nicht mehr existierende) Wirt vom Sternhaus in Sternhaus Rammberg aussteigen und zu seinem Wohnhaus laufen wollen braucht er auch ein Stück. Der Bus hält vor dem Haus. Für Touristen ist die Bahn gut, aber wer will zum Sternhaus, wo es nichts mehr gibt?

    Im Gegensatz zu den Schweizerbahnen kann man nicht während der Bahnfahrt auf der Strecke laufend die Straße beobachten, ist nämlich ein ganz anderer Streckenverlauf.

    Und: Thilo hat es beschrieben.

    Schaut mal auf eine Karte.

    Vom Eingang des Selketales bis nach Alexisbad gibt es mittlerweile nur EINE Gaststätte.

    Wie überhaupt die Einkehrstätten im Harz so nach und nach und nach verschwunden sind und da ist es egal ob das Elende, Sorge, Benneckenstein, Trautenstein ist. In den letzten 3 Jahren haben wir jedes Jahr feststellen müssen, dass deren Zahl wieder kleiner geworden ist. Uns stört deshalb Corona nicht, wir müssen sowieso immer ne Bemme mitnehmen, weil es nichts mehr großartig gibt oder aber man erst dann öffnet, wenn die Bürgersteige hochgeklappt werden (Hotels).

    In der Schweiz übernehmen diese Bahnen einen Hauptbahncharakter.

    Aber eines könnte man von der Schweiz lernen. Kundendienst.

    Während es z.B. in den 90iger Jahren es absolut nicht möglich war bei der HSB mal einen Wagen für eine Reisegruppe von Sorge nach Benneckenstein zu reservieren, oder man bei der HSB von offizieller Seite so gut wie keine Auskünfte bekommt hat man mich bei der RhB sofort in die Bauabteilung weitergeleitet und ohne Probleme die Maße der 2 Viadukte im Stulser Tobel durchgesagt. Über heutige Freundlichkeit schreibe ich mal nichts.

    Wer sich sehr gut um die Selketalbahn kümmert ist der Freundeskreis. Da bemüht man sich um eine Vermarktung und macht das auch sehr gut. Sogar ehemalige Kolleginnen, die garantiert keine Eisenbahnfan*Innen :P;(;( waren begeistert und wollten 2020 dies Angebot nochmals nutzen.

    cu

    Hans-Jürgen

    Aber vielleicht haben die mittlerweile verstummten Bahnholzabtransportexperten Lösungen. 8)8)

  • Hallo Hans-Jürgen,

    Vom Eingang des Selketales bis nach Alexisbad gibt es mittlerweile nur EINE Gaststätte.

    zählst du das Scheunencafe als Gaststätte oder übersehe ich gerade was? Morada in Alexisbad öffnet doch nicht mehr für Externe nach meinem letzten Stand? Mägdesprung ist nichts mehr und im bahnfernen Teil des Selketals Richtung Meisdorf findet sich doch auch keine Gastronomie mehr?

    Gruß Michael

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