Betrieb der Harzer Schmalspurbahnen 2021

  • Hallo Thomas,

    Stillegungsgespenst

    das Problem der Stillegung sehe ich weniger, denn hier hat man im Rahmen der neu geschlossenen Verkehrsverträge und der Erhöhung der Zuschüsse durch die Gesellschafter einmal mehr bekräftigt dass man den Betrieb auf dem Gesamtnetz und durchgängig (d.h. ohne weitere größere zeitliche Einschränkungen) aufrecht erhalten möchte. Nichts desto trotz ist man es denke ich allen Beteiligten schuldig aus dem Vorhandenen und Möglichen das Beste heraus zu holen.

    Der aktuelle Fahrplan (der ja wie erwähnt einfach durch Streichung der nicht gefahrenen Umläufe zustande kommt) erfüllt diese Maxime in jedem Fall nicht. Nun unterstelle ich schon mal wohlwollend dass man vielleicht auch mit Blick auf die im Harzkreis zumindest in den letzten Tagen deutlich höheren Infektionszahlen nicht direkt in die Vollen gehen wollte, ist aus meiner Sicht auch betrieblich vielleicht besser. Nun munkelt man dass das was wir da sehen nur einen (zeitlich sehr begrenzten) Zwischenzustand abbildet und man eigentlich recht zügig zum Normalbetrieb übergehen möchte (bei welchen notwendigen Voraussetzungen auch immer). Wenn es so ist, dann ist es aus meiner Sicht ja ok, wenn nicht hätte man sich sicherlich die Zeit nehmen können einen sinnvollen Fahrplan zu entwickeln.

    Was man der HSB aber wieder einmal vorwerfen kann ist das total Kommunikationsdesaster was hier an den Tag gelegt wird. Zuerst einmal lässt man sich das Heft des Handels aus der Hand nehmen indem von politischer Seite noch vor entsprechenden Veröffentlichungen der HSB kund getan wird wann es wieder losgeht. Weiterhin lässt man den potentiellen Fahrgast völlig im Unklaren was im weiteren Verlauf zu erwarten ist. Wenn ich jetzt einen Urlaub für Juli/August plane (wo dann auch tatsächlich eine ganze Reihe Mitbürger schon voll geimpft sein werden), dann interessiert mich schon in welchem Umfang dann Betrieb bei der HSB zu erwarten ist und ob wieder einmal z.B. der 2. Dampfumlauf im Selketal den es mal gab wegen Fahrzeug-/Personal-/Wasauch immermangel (passendes bitte einsetzen) nicht gefahren werden kann oder z.B. der Nordhäuser Dampfzug nicht oder nur mit Dieselersatz verkehrt. Zumindest in den Grundzügen dürfte das bereits zum jetzigen Zeitpunkt bekannt sein, für kurzfristige Ausfälle kann natürlich niemand etwas. Hierüber verliert man aktuell aber kein Wort.

    Was mich an der Stelle weiterhin wundert ist dass dieser Zustand weder von den örtlichen politischen Mandatsträgern der "betroffenen" Kommunen, noch von den ortsansässigen Vereinen negativ kommentiert wird. Wenn ich mal unterstelle dass bis zum Beginn der Sommerferien ein wesentlicher Teil der Bundesbürger nicht voll geimpft sein wird und es sicherlich auch eine Reihe von Menschen gibt die zur Zeit aus nachvollziehbaren Gründen nicht in ein Flugzeug steigen wollen, dann gibt es sicherlich auch in diesem Jahr noch mal einen starken Inlandstourismus. Aus meiner Sicht eine einmalige Chance nachhaltig Kunden zu gewinnen. Dafür bedarf es aber eines vernünftigen, verlässlichen und attraktiven Angebots. Zeit zur Vorbereitung war jetzt 7 Monate lang in ausreichender Menge vorhanden. Wenn man aufgrund politischer Vorgaben nicht so darf wie man könnte, dann kann man das aus meiner Sicht auch klar so sagen ohne dabei gleichzeitig mit dem bösen Finger Richtung Politik zu zeigen, einfach nur um seine potentiellen Kunden auch vernünftig zu informieren.


    Gruß Michael

    26305-signatur-def-jpg

  • Hallo Thomas,

    mich wundert es auch sehr, dass der Betrieb über Monate fast auf Null heruntergefahren wurde.

    Ich bin seit Monaten in Brandenburg im immer noch existierenden Krisenstab eingesetzt um Anfragen zur Eindämmungsverordnung zu klären bzw. die EindVO zu übersetzen wie auch das Bundesinfektionsschutzgesetz.

    Vielleicht hat ja Sachsen-Anhalt was in seinen Verordnungen, was ich nicht kenne.

    Aber juristisch gesehen, hätte die HSB ohne weiteres den Verkehr aufrecht erhalten können. Sie wird ja nicht nach ausgefallenen BO betrieben und ist auch kein Schaustellergewerbe.

    Die hier aufgeführten Argumente, die Züge könnten überfüllt sein, sind auch nur bedingt tragfähig, denn im klassischen ÖPNV bzw. im ÖPNV der Ballungsräume (S-bahn, U-Bahn...) kräht kein Hahn, ob Du 1-2m Abstand halten sollst. Das finde ich schon schwierig.

    Die HSB ist zwar nicht klassischer ÖPNV, aber auf dem Papier wird so so behandelt.

    daher wunderte es mich schon sehr, dass der gesamte Verkehre bis auf die Stichfahrten heruntergefahren wurde.

    Es könnte ja auch sein, dass es hier und da sogar ein ÖPNV Verkehrsbedürfnis gibt oder man hat das seitens der HSB schon aufgegeben.

    Wie einer der Vorredner schrieb, es sollte bald gefahren werden, sonst bekommt man das Gefühl, es geht auch ohne HSB und Dampf. Das die existieren wird ja schnell vergessen und wenn man sich nicht einmal für die eigene Bevölkerung vor Ort interessiert, dann ist da wirklich einiges im argen.

    Von Freunden aus der HSB Region wurde auch kritisiert, dass so manche bauliche Maßnahme einfach nicht angefasst wurde, obwohl nun genug Zeit und Möglichkeiten angefasst wurden. Auch scheint man ja wenig auf ein Start Szenario vorbereitet zu sein.

    Ich frage mich nur, wieso haben die anderen Schmalspurbahnen es besser geschafft, über die Zeit zu kommen?

    Ein halbes Jahr in der Deckung zu verschwinden ist ganz schlecht, die Frage ist auch - wieviel Personal ist in dieser zeit bei der HSB geblieben bzw. hat lieber Kurzarbeitergeld genommen, statt volles Gehalt.

    das könnte natürlich ein weiteres - nicht neues Problem sein.

    Ich wünsche uns nur, dass die HSB endlich loslegt, auch mit neuen Ideen und klar Kante bekennt, wie man endlich aus dem Loch herauswill, wofür auch Corona keine Schuld trifft.

    Grüße aus Potsdam...

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von BRBler (1. Juni 2021 um 14:03)

  • @ Michael

    Ich kann dir nur zustimmen, was das Kommunikationsdesaster angeht. Auch ist der Fahrplan wirklich arg dünn und ich frage mich ernsthaft ob und wann es wieder einen gleichwertigen Vor-Corona-Fahrplan geben wird.

    Allerdings gebe ich dir zu bedenken, dass die fehlenden (negativen) Äußerungen der örtlichen Amts- und Mandatsträger durchaus begründet sein kann. Laut meinem Wissen, müssen die beteiligen Gesellschafter sich zu 10% an der Förderung durch die Länder beteiligen. Dies machen die Gesellschafter durch die Nachschusspflicht in Höhe von bis zu 100% ihrer Gesellschafter Anteile. Insbesondere von dem wirtschaftlichen Hintergrund, wegbrechenden Steuereinnahmen, mit der Corona-Krise verbundene Kosten für die Gemeindekassen, kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Gesellschafter da äußerst scharf nachrechnen, wann die HSB den Betrieb wiederaufnimmt und in welchem Umfang dies geschehen soll.

    Oder für dich etwas wirtschaftlicher ausgedruckt: die Shareholder haben finanzpolitische Interessen, die vor einer Wiederaufnahme des Verkehrs geprüft werden und die wahrscheinlich schwerer wiegen, als die Interessen der Stakeholder.

    Im übrigen kann die HSB mit ihrer Gesellschafterstruktur, bestehend aus neun Gesellschaften aus drei Bundesländern und der Förderung durch die Länder Sachsen-Anhalt und Thüringen nicht mit anderen Betreibern verglichen werden.

  • Denn das Stillegungsgespenst lässt sein weißes Gewand bereits durch den Harz flattern.

    Sehr poetisch....erinnert an ein bekanntes Gedicht aus dem Deutschunterricht. Kurz danach kommt dann meist "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland"........ =O

  • Moin,

    alles gut und schön soweit, aber kann ich als Tagestourist von Berlin da überhaupt hin? Hab mir 'nen Wolf gegoogelt und nichts Konkretes gefunden...

    Gruß

    Carsten

    Na zumindest steht auch nicht, dass du da nicht hin darfst... und als Tagestourist ist es doch kein Problem! Die Frage beginnt doch mit einer Übernachtung...?

    Übrigens gibt's eine App "Darf ich das?" Die hilft bei den Durcheinander hier sehr gut


    Gruß André