Liebe Freunde,
ich setze heute meine Reise durch Dampf Betriebswerke fort. Diesmal ist es ein Lieblingsort von mir, wo ich heute noch gern bin und das Bw besuche, aber auch das Kloster Altzella, direkt neben der Bahnstrecke und das Nossener Schloss.
Als ich in den 80ern so langsam mit dem Hobby in Fahrt kam, da gab es ja noch einiges an Dampf auf dem Gebiet der DR zu erleben. Aber es gab so einiges zu beachten. Ich war Schüler, also durften die Touren nicht zu weit sein, denn alles kostet Geld. Die ziele sollten so sein, dass man entweder im Bahnhof gute Fotos machen konnte oder für einen Tagesausflug so viel Bewegung in den Umläufen war, dass man eine gute Fotoausbeute hatte. Irgendwas war ja immer und wenn zum Schluss das Geld wegen Filme und Entwicklung knapp war.
Nachdem ich nun Engelsdorf und Falkenberg abgeklappert hatte, war ich 1984 erstmals nach Nossen gefahren. Nach Saalfeld galt nun Nossen als das große Mekka der Dampflokfans.
Nossen lag an der Bahnstrecke Meißen – Döbeln – Borsdorf – Leipzig.
Hier stimmte alles. Man konnte in Ruhe vom Bahnsteig aus das Betriebsgeschehen im BW beobachten, die Strecken um Nossen waren landschaftlich absolut reizvoll, die Personale pflegten ihre Loks besonders gut und es gab vor 1985 noch Exoten wie 50 1002 und 35 1113 im Plandienst.
Das Nossen auch am Netz der früheren sächsischen Schmalspurbahnen hing, habe ich erst später mitbekommen.
Gefahren wurden in den 80ern Reisezüge bis Döbeln/ Großbothen, Riesa/ Elsterwerda, Meißen Triebischthal. Ebenfalls wurden auf den genannten Strecken überwiegend Güterzüge befördert.
Der Bahnhof Roßwein hatte eine fotogene Signalbrücke aufzuweisen, die Strecke nach Großbothen führte immer links und rechts an der Mulde entlang und oft wurde die Mulde überquert.
Nicht ganz so spannend war die Bahnstrecke nach Riesa, sie führte durch das landwirtschaftlich geprägte Land der Lommatscher Pflege.
Interessant an der Bahnstrecke Leipzig – Meißen, die Bahnhöfe wurden zu jener Zeit sehr individuell ausgeführt. Im Gegensatz zu den spartanischen Preußen, wurde bei der Gestaltung der EG richtig Aufwand betrieben. Sogar italienische Architekten waren hier am Werk, was man heute noch in Leisnig erkennen kann. Bis 1868 war diese Strecke fertiggestellt und ab 1874 schließlich verstaatlicht. Man konnte zwar nie die Bedeutung der LDE Linie erreichen, aber die LDC Linie war eine wichtige Lebensader an der Freiberger Mulde geworden.
Von Borsdorf bis Großbothen und von Döbeln bis Meißen gab es später sogar ein zweites Gleis, auch Großbothen-Döbeln war schon im Bau, nur der zweite Weltkrieg verhinderte den Abschluss der Maßnahme. Zum Schluss musste das zweite Gleis als Reparation abgebaut werden.
Die Strecke wurde zu DDR Zeiten nahe an der Leistungsgrenze betrieben.
Ab 1990 wurde alles anders. Die bislang stark am bedarf orientierten Reisezüge auf der Strecke mit zahlreichen Verstärkerzügen wurden durch Taktfahrpläne ersetzt. Es gab nun wieder durchgehende Eilzüge (RE) von Leipzig nach Dresden, welche durch die überall haltenden Regionalbahnen ergänzt wurden – was der Strecke einen Stundentakt einbrachte. Dank des dann neu eingeführten Wochenendtickets waren dann die Züge nach Dresden proppenvoll, das lag auch daran, dass auf der LDE Linie keine durchgehenden Züge angeboten wurden.
Doch irgendwann fand sich ein kluger Mensch beim neugegründeten VVO, welcher entschied, dass die Züge künftig in Meißen enden sollen. Probleme beim S-Bahn Anschluss Richtung Dresden, zahlreiche Sperrungen durch Hochwasser und Bauarbeiten ließen die Fahrgastzahlen in den Keller rutschen.
Letztlich entschied der VVO den Abschnitt Meißen-Nossen nicht mehr im Reiseverkehr zu bedienen, dank Salamitaktik sanken auf dem Restabschnitt nun auch die Fahrgastzahlen, so dass 2015 auch zw. Döbeln und Nossen der Reiseverkehr eingestellt wurde.
Seitdem gibt es immer wieder politische Bestrebungen, den Reiseverkehr wiederaufzunehmen. Leider mit Brechung in Döbeln, da der Leipziger Ast schon durch die MRB betrieben wird und der Nossener Ast neu ausgeschrieben werden muss.
Zwischenzeitlich gab das Land Sachsen schon Geld an den VVO zur Wiederaufnahmen, davon wurde jedoch ein PlusBus Konzept finanziert, lt. VVO hätte es ohnehin nicht für den Reiseverkehr auf der Schiene gereicht. Warten wir ab, was da alles noch kommen mag. Nur es ist schade, dass eine derart landschaftlich schöne strecke – ähnlich wie die Muldetalbahn von der Politik kaputt gemacht wurde.
Zurück zum Eisenbahnknoten Nossen. Nossen war ein Reko 50er BW, dennoch war in den 80ern noch die Kultlok 50 1002 und 50 1298 als Altbauloks hier im Einsatz. Gerade die großohrige 50 1002 hatte es vielen Eisenbahnfreunden angetan und es ist schade, dass dieses Nossener Original nicht in der Heimat bleiben konnte.
Im Jahr 1985 war hier noch einmal High Life, denn Nossen war das Zentrum – zum 150. Jubiläum der Deutschen Eisenbahnen auf DR Gebiet. Mehrere Sonderzüge trafen sich in Nossen, Pendelfahrten von Nossen nach Großvoigtsberg (Strecke nach Freiberg) mit Dampf wurden angeboten und es gab eine große Ausstellung auf dem Bahnhof. Ganz nebenbei waren immer noch 3 Planloks im Einsatz, welche das Ganze Fest noch ergänzten.
Bis 1987 standen hier Dampfloks im Einsatz. Langsam aber nach Plan wurde der Einsatz der Loks reduziert. Loks der Baureihe 112 übernahmen hier die Leistungen von den 50ern.
Im Jahr 1988 gab es in Nossen ein weiteres großes Bahnhofsfest mit vielen Aktivitäten.
Auch heute ist Nossen für uns interessant, denn das BW wird von der IG Bw Nossen erhalten und auch die WFL mit ihren Aktivitäten hält hier die Eisenbahngeschichte wach.
Leider war bei meinem letzten Besuch der Zustand des Bahnhofsgebäudes nicht sehr gut, es bleibt die Hoffnung, dass hier wieder Reisezüge verkehren und die Bahnhofsanlagen für Nostalgiger, wie auch Bahnreisende attraktiv werden.
50 1002 war Nossen und Nossen war 50 1002 - ein Foto von der Großohrigen darf nicht fehlen. Eigentlich sind es ja 01er bleche, aber das fällt kaum einem auf und es steht der Maschine prima. Foto: R. Labowski
Der Bahnhof Nossen im Jahr 1985. 50 1002 und 50 3536 stehen auf dem Rand, das Nebengleis war das Bahnsteiggleis für die Züge in Richtung Freiberg.
Da plant man eine Tour und dann stören dicke fette Schneeflocken (die gab es damals noch) den Fotoerfolg.
Ich hatte meine Reise im Winter 1984 abgebrochen und hier noch die Ausfahrt der 50 3539 aus Döbeln abgelichtet, danach war ich ausgekühlt und nass und wollte nur noch heim.
Ein typisches Nossener Bild, was man vom Bahnsteig aus beobachten konnte. 50 3539 und 50 3636 sind fertig restauriert und warten auf die nächsten Einsätze. Weiß jemand, warum man der 3539 so einen Stöpsel auf dem Mischvorwärmer gesetzt hatte? Im Hintergrund die Nossener Heizlok, in diesem Fall 50 3536.
Schmuddelliges kaltes Schneewetter ist nun gar nicht mein Fall. Dennoch habe ich mich immer wieder aufgerafft und bin raus an die Schienen. So traf ich diesmal die 50 3551 mit einen Nahgüter nach Döbeln in Nossen an.
50 3636 hatte auch einen interessanten Umlauf. Von Nossen bis Döbeln gab es 1986 den N60125 zu befördern und dann ging es mit einem Personenzug von Döbeln nach Nossen weiter. Der Verstärkerzug ist hier am späten Nachmittag in Großbothen angekommen und es wird jetzt umgesetzt.
In den Morgenstunden gab es eine Planleistung mit Reisezug von Nossen nach Meißen Triebischthal. leider fuhr die Fuhre Rückwärts. Zurück kam die Lok dann mit einem Nahgüterzug und war Mittag wieder in Nossen.
Auf der Fahrt nach Nossen befand sich 1985 dieser Sonderzug, der mit den 38ern - 38 205 und 38 1182 bespannt war. Der Zug bestand aus einem Vorkriegspackwagen und Lowa E5 Waggons.
Bestens gepflegt zeigt sich im Winter 1987 die 50 3603, die zu den letzten Nossener Planloks zählte.
50 3657 war leider recht Frühzeitig wegen Rahmenschäden aus dem Plandienst ausgeschieden. Sie wurde jedoch noch länger als Heizlok genutzt.
Der Trabi des FdL parkt direkt vor seinem Arbeitsplatz, 50 3536 ist seiner Fuhre nach Meißen jetzt fertig und kann gleich losdampfen
50 3636 fällt durch ihren Neubautender auf, in Nossen wurden diese Tender nicht gern verwendet, da es zahlreiche Leistungen gab, wo rückwärts gefahren wurde und der Tender wenig Schutz bot.
Hier steht 50 3539 mit dem Personenzug nach Meißen zur Abfahrt bereit. Interessant die riesigen Schilder mit Bahnhofsnamen, dass konnte man auch ohne Brille lesen. Beachtenswert auch im Hintergrund der Steinkohlevorrat im Bw.