Standseilbahn Rabenau??

  • Guten Abend zusammen,

    im Zusammenhang mit meinem Fotothek-Projekt bin ich auf Bilder gestoßen, die mich etwas irritierten, aber vielleicht weiß ja jemand mehr dazu.....

    Auf den folgenden Bilder-links ist das große Möbel-Werk in Rabenau um 1900 zu erkennen. Eindeutig erkennbar ist eine Gleisanlage, die anscheinend steil den Berg hoch verläuft. Nun die Frage: Handelt es sich hierbei um eine Standseilbahn??

    Zudem habe ich mich gefragt, wieso es keinen direkten Gleisanschluss an die Weißeritztalbahn gab. War das Tal zu eng?

    Danke für Eure Hilfe!!!

    Holzverladeplatz

    andere Perspektive

    nochmals

    Viele Grüße,

    Lenni

  • Lenni 11. Januar 2021 um 20:34

    Hat den Titel des Themas von „Standseilbahn Rabenau“ zu „Standseilbahn Rabenau??“ geändert.
  • Hallo Lenni,

    das wird ein „Bremsberg“ (Link zu Wikipedia) sein, ein Schrägaufzug für Materialbahnen. Oben stand sicher eine Seilwinde, mit welcher die Loren in die Fabrik auf dem Berg gezogen wurden.

    Dem ersten Bild nach hatte der Holzladeplatz tatsächlich keinen Anschluss zur HK-Linie. Dieser wurde wahrscheinlich später noch errichtet, dass man diese Lücke von ca. 50m nicht überbrückt hat glaube ich irgendwie nicht...

    MfG Ronny

  • Ja das finde ich auch erstaunlich, aber ich konnte auf den Karten keinen Anschluss finden....

    Ich denke, dass man es doch eher als Standseilbahn bezeichnen würde, da ein Bremsberg eigentlich, wenn ich es richtig verstehe, nur für den talwärtigen Transport bestimmt ist.....hier müssen die Stämme aber erst nach oben ;)

  • Lieber Lenni,

    ich muss dich enttäuschen, das war keine Standseilbahn. In Unter-Rabenau fließt der (oder die) Oelsabach, welcher das Tal bildet, was auf deinen verlinkten Bildern zu sehen ist. Er mündet am Bahnhof in die Weißeritz. Oberhalb dieses Tals thront bis heute auf dem Gelände der früheren Burg Rabenau die Möbelfabrik. Diese befindet sich auf dem Felsvorsprung und litt schon immer unter ziemlich beengten Verhältnissen. Daher befanden sich auch weitere Betriebsteile in Rabenau, Oelsa, Karsdorf und Seifersdorf. Einer der Holzplätze, wo die Bretter etc. zum Trocknen gelagert wurden, befand sich unten am Oelsabach direkt unterhalb der Fabrik. Daher hatte man einen Aufzug gebaut, um die Bretter zur Fabrik hinauf zu bringen. Offenbar wurden die Hölzer auf feldbahnähnliche Loren geladen, die dann nach oben gezogen wurden. Nach Rückfrage bei meinem Vater war der Aufzug aber nach dem 2. Weltkrieg nicht mehr in Betrieb.

    Die Frage des Gleisanschlusses ist berechtigt. Beim Bau der Bahn von Hainsberg nach Dippoldiswalde wurden auch Varianten durch das Oelsabachtal nach Oelsa und weiter über Karsdorf nach Dipps geprüft, um die Holzindustrie anzuschließen. Man entschied sich aber, im Weißeritztal zu bleiben.

    Die Holzindustrie war der Grund, warum Rabenau relativ schnell nach Eröffnung der Bahn einen "Güterbahnhof" bekam. Dazu wurde der Oelsabach am Bahnhof an den Rand verlegt und eine viergleisige Ladestraße gebaut. Die Möbel wurden per Fuhrwerk oder LKW dahin gebracht und in die Bahn verladen. Dieser Güteranschluss wurde 1971 stillgelegt, die Gleise lagen aber bis in die 1980er Jahre. Dann wurde auf dem Gelände eine Traglufthalle gebaut, diese ist inzwischen wieder verschwunden und von allem blieb eine große freie Fläche.

    Der Holzplatz blieb bis in die 80er/90er Jahre, aber hatte nie einen Gleisanschluss, obwohl der Bahnhof nur ca. 800 m entfernt, der Platz im Tal vorhanden und der Anschluss auch geplant war. Ich hab das mal in eine Karte eingetragen:

    Karte: © OpenStreetMap-Mitwirkende

    Rabenau erstreckt sich über 100 Höhenmeter vom Bahnhof bis zum Wasserturm neben der Schule. Es war für Pferdefuhrwerke und LKWs immer eine Strapaze, um den Anstieg zu schaffen. Leider kann ich mich nicht mehr an einen Betrieb der Ladestraße erinnern.

    Viele Grüße,
    Eckhard

  • Moin Eckhard,

    danke für die Bestätigung. Ich würde das Phänomen, was Du beschreibst nach wie vor als Standseilbahn bezeichnen; man kann aber auch Aufzug sagen, das ist ziemlich einerlei. Jedenfalls toll, dass es das dort so gab.

    Rabenau war meine erste Idee, als ich an den Anlagenbau ging. Hätte ich das gewusst, wäre es vielleicht dabei geblieben :)

    Weißt Du denn, ob es jemals einen Lückenschluss gab?

    Viele Grüße,

    Lenni

  • Hallo Lenni,

    ich habe mal in einen "Führer durch Rabenau" aus dem Jahr 1901 geschaut, da ist zu lesen:

    Zitat

    Von der Fabrik führt eine kleine Drahtseilbahn hinunter ins Thal der Ölsa zum Holzplatze, wo immer reichliche Mengen starker Baumstämme insbesondere von Buchen, Eichen und deutschem und amerikanischem Nussbaum lagern und ihrer Verarbeitung droben harren.

    Unten am Berge erblicken wir weiter den städtischen Steinbruch. Hier wird ein allerdings nicht sonderlich wertvoller Gneis gebrochen, der als Mauerstein, namentlich aber als Schotter Verwendung findet.

    Viele Grüße,
    Eckhard