Genickschußwagen auf der Strecke Malchin - Neukalen - Dargun im April 1990.

  • Vor etwa 15 Jahren hab ich Teile dieses Beitrages im Netz mal hochgeladen. Die Bilder sind lange verschwunden. Grund genug etwas erweitert den Scanner nochmal anzuwerfen :)

    Im April 1990 besuchte ich die Feldbahn Neukalen, wo leider Ruhetag für die Feldbahn war. Hinwärts fuhr ich mit dem Bus, zurück jedoch mit der Eisenbahn! Und die sollte es in sich haben.. Zuglok war die 110 001, die heute noch erhalten ist mit einem PmG und den damals schon sauseltenen dreiachsigen Bag - Genickschußwagen. Ich habe in diesen Wagen bereits als Kind die Mitfahrt genossen, leider wurden die letzten wenigen Exemplare im Laufe des Jahres 1990 ausgemustert und nur vereinzelte Wagen wurden der Nachwelt erhalten. Bei einem weiteren Besuch der Strecke 1991 fuhren dann Bghw-Wagen. Umso schmerzhafter ist es, wenn ich manche Bastelbuden so rumstehen sehe, die kein bisschen dieses Flairs mehr haben, daß sie einst ausmachte. Ein positives Beispiel ist der Veltener Traditionszug und ein paar verteilte Wagen mehr in der ehemaligen DDR.

    Doch jetzt viel Spaß mit den Bildern aus einer Zeit, da die Eisenbahn selbst ein Erlebnis war und man keine modisch etikettierten Erlebnisbahnen brauchte..

    Kiesbettung, wie es sich für eine mecklenburgische Nebenbahn gehört.

    Ein alter Güterwagen mit Holzaufbau wird angehängt. Wurde einer dieser schönen Wagen irgendwo erhalten?

    Die Reihenfolge der Bilder ist etwas durcheinander gekommen, aber das macht nichts glaub ich.. ;)

    Gorschendorf ist erreicht und einige Reisende steigen zu. Hier liegen heute keine Gleise mehr.

    Pisede (ausgesprochen möglichst mit einem langen -i- : )) ist erreicht.

    Der Gleisplan des Bahnhofes in Malchin hat sich bestimmt seit dem zweiten Weltkrieg nur unwesentlich verändert gehabt.

    Gemütlichkeit einer verschwundenen Zeit..

    Und zum Abschluß noch dieses schöne Gartenbild am Bahnhof Malchin...

    Steht er heute noch da?


    Ich hoffe der Beitrag hat Euch gefallen.

    G. Holst :)

  • Hallo G. Holst,

    das war eine echte Bimmelbahn, wie ich sie leider nur im Rahmen einer Sonderfahrt im September 1987 einmal erleben durfte. Aber gerade wegen dieser Rückständigkeit war sie den neuen Bedingungen nach 1990 nicht mehr gewachsen.

    Dass es eine Bimmelbahn war, ist hier wirklich wörtlich zu nehmen. Engagierte Eisenbahner hatten nämlich im Endbahnhof Dargun Läutewerke aufgestellt und entsprechend funktionsfähig gehalten. Ein dort früher tätiger Kollege berichtete, dass das Stationspersonal bis zuletzt damit die Ankunft der Züge einläutete. Hier war am 26. September im wahrsten Sinne des Wortes "Großer Bahnhof", weshalb es kaum möglich war, die Zuglok 74 1230 vernünftig zu fotografieren. Gerade der Bf. Dargun wurde von den Eisenbahnern liebevoll gepflegt. Von dieser Sonderfahrt habe ich leider nicht so viele ordentliche Fotos, weil meine Kamera ziemliche Mucken hatte.

    Das modernste war da noch die 110 001, die ja bekanntlich keineswegs die erste V 100 war, sondern aus der Serie in diese Nummer genommen wurde, nachdem die echte V 100 001 im Zuge der Brandkatastrophe des Raw Cottbus vernichtet worden war.

    Diese Bag und Baag-Wagen erinnern mich auch an früheste Kindheitstage, sie erinnern mich an Eisenbahnfahrten auf Usedom und an Fahrten zwischen Schlettau und Crottendorf hinter der 86 1501. Aber ich mochte sie nie. Sie waren unbequem wie nichts und die Bghw-Wagen stellten dann schon einen deutlichen Fortschritt dar. Diese Wagen hier waren ganz offensichtlich auch schon im Innenraum furchtbar heruntergekommen.

    Klar, heute wünsche ich mir einen solchen Zug betriebsfähig hinter einer unserer 86, aber nicht für den Plandienst, sondern eben für Sonderfahrten.

    Der Streckenzustand spricht Bände. Kiesbettung ist schön und gut, aber stellt höchste Anforderungen an die ständige Pflege und Entwässerung. Spätestens nach 1990, als die DR ihr Personal immer mehr wegrationalisierte, waren solche Strecken zum Tode verurteilt, oder mussten modernisiert werden.

    Wir können das gern vertiefen, aber müssen es nicht.

    Tolle Bilder, nostalgische Anblicke und schöne Erinnerungen, auch z.B. an die ebenso verkrautete Franzburger Südbahn. Die war auch schon zu DDR-Zeiten ein Paradies für Butterblumen.

    Ob solche Güterwagen in größerer Stückzahl überlebt haben, kann ich nicht beantworten. Aber einen derartigen (zumindest ganz ähnlichen sogar für Autotransport geeigneten) pflegt die IG 3Seenbahn in ihrem Museumsbahnhof Seebrugg.

    Da generell nicht so viele vierachsige G-Wagen im Einsatz waren, wird es auch wohl nicht so viele erhaltene Exemplare geben.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo Dirk,

    wenn ich mich recht erinnere hing das mit der Konstruktion die Sitze zusammen. Dies hatten keine Kopflehne. Über der Rückenlehne war eine Haltestange angebracht. Diese verlief in etwa in Genickhöhe. Bei Fahrten auf Weichen oder Schienenstößen landete halt mal das Genick an dieser Stange. Die Geräuschkulisse im Wagen war entsprechend. Um während der Fahrt darin zu schlafen war da kaum möglich bzw. nicht gerade erholsam. Sie wurden ja meist nur im Nahverkehr eingesetzt. Bei Wikipedia gibt es einen Innenraumfoto Wikipedia Ba Wagen


    MfG

    Helmut

  • Hallo Dampfachim!

    Danke für die Ergänzungen zur Strecke. Ich war dort mal um 2004 rum. Auch in der Ziegelei Neukalen. Damals hatte man dort noch sehr große Pläne...

    Die Strecke von Dargun aus war Draisinenbahn - ist das noch so?

    Bei den gedeckten Güterwagen irrst du dich etwas. Der museal erhaltene ist ein GGths Bromberg, erstes Baujahr 1941. Der im Ursprungsbeitrag aber ein Produkt der Lowa für die Deutsche Reichsbahn (gibt es auch schon ewig als Piko Modell). Ob es einen solchen noch erhalten gibt, hab ich auch keine Ahnung. Ich meine in Röbel oder Ganzlin war einer mal abgestellt?

    Ich schaue mal bei Gelegenheit nach meinen Fotos.

    Beste Grüße

    Kay

  • Bei diesen Wagen muss ich immer daran denken, das es für mich immer am interessantesten war, wenn bei Halten in Bahnhöfen am ersten Fenster bei den Schiebetüren selbige am Fenster vorbei sausten.. Damit war der Platz natürlich immer Pflicht und die Enttäuschung natürlich groß wenn dieser schon besetzt war..

    Die 110 001 ist dahin gehend für den Lokliebhaber interessant, weil sie eine ehemalige Werklok ist.

    Gebaut eigentlich als WL 1 für den VEB Kali- und Steinsalzwerk Saale, Bernburg steckt sie Fabriknummernmäßig zwischen der V100 103 und V100 104.

    Gleiches trifft auf die 110 002 zu. Die war die WL 2

    Gruß André

  • Hallo André,

    Bei diesen Wagen muss ich immer daran denken, das es für mich immer am interessantesten war, wenn bei Halten in Bahnhöfen am ersten Fenster bei den Schiebetüren selbige am Fenster vorbei sausten.. Damit war der Platz natürlich immer Pflicht und die Enttäuschung natürlich groß wenn dieser schon besetzt war..

    Genau dieser Platz war bei mir immer total unbeliebt! Aus einem wichtigen Grund: Dieser Platz, den du beschreibst hatte zwei Fensterscheiben, eine innere, dahinter kam der Platz für die Schiebetür und dann kam das eigentliche Wagenfenster. Nun war es sehr oft so, dass die Fenster bei den Wagen dreckig waren und wenn dann nun noch die Schiebetür geöffnet wurde und das Fenster in der Tür ja auch dreckig war, dann hast du von diesem Platz aus durch drei Fensterscheiben nach draußen geguckt, aber kaum noch was gesehen oder nur unscharf oder schemenhaft. Nee, niemals dieser Platz, das habe ich sehr schnell begriffen!

    Gruß Robert

  • Naja nach über 35 Jahren kann ich da nicht mehr sagen ob bei uns die Scheiben dreckig waren.. da sind halt Erinnerungen zu schwammig..

    Bei den Bghw hab ich hingegen den Vorraum gemocht, weil man da schön aus dem offenen Fenster gucken konnte ohne das sich jemand gestört fühlte..
    Und als Kind konnte man prima auf dem Klappsitz stehen.

    Gruß André

  • Naja nach über 35 Jahren kann ich da nicht mehr sagen ob bei uns die Scheiben dreckig waren.

    Es gab dreckige Scheiben und es gab richtig dreckige Scheiben! Bedingt durch die Klotzbremsen war immer und überall Bremsstaub auf dem Wagen, was in Verbindung mit Feuchtigkeit einen rostig-braunen festen Belag auf den Fensterscheiben hinterließ.

    Einigermaßen sauber waren die Scheiben nur, wenn die Wagen aus der Waschanlage kamen, was allerdings bei Nebenbahnen eher selten der Fall war. Nicht so dreckige Scheiben gab es hingegen beim Städteexpress.

    Was ich bei den 3achsigen Genickschusswagen als Kind immer sehr lustig fande, war die mittlere Achse, die sich oft noch weiterdrehte, auch wenn der Zug bereits zum Halten gekommen war....

    Ansonsten bleibt noch anzumerken, dass die Fahrt in einem Genickschusswagen auch sehr abenteuerlich war: Da es bei der DR keine automatische Türverriegelung gab, konnte es schonmal vorkommen, dass eine nicht richtig geschlossene Tür bei der Beschleunigung des Zuges oder beim Bremsen einfach aufging!