Hallo Zusammen,
inspiriert aus einem anderen Thread möchte ich euch auf eine kleine Tour mit der Dampfkleinbahn von Wächtersbach nach Bad Orb mitnehmen. Spontan bin ich Sonntags bei gutem Wetter mit der RB51 von Offenbach nach Wächtersbach gefahren (Ich vermisse die täglichen Fahrten mit der 114 und den Dostos ) um einerseits natürlich mit der Dampfkleinbahn zu fahren, aber auch um von Bad Orb aus das Haselbachtal zu erkunden, das vom Bahnhof aus sehr gut erreichbar ist.
Starten wir in Wächtersbach. Die Dampfkleinbahn verkehrt auf der ehemaligen Regelspurtrasse der Bad Orber Kleinbahn AG, die später in den Gelnhäuser Kreisbahnen aufging. Zur Staatsbahn gehörte die Strecke, meines Wissens nach, nie.
Nach der Einstellung des Verkehrs 1995 ruhte der Betrieb für einige Jahre bis die Strecke um 2000 herum auf 600 mm für den Touristikverkehr umgespurt wurde. Die Spuren und regelspurigen Relikte sind dabei allgegenwärtig. Bei der Umspurung wurde lediglich eine Schiene näher an die andere 'genagelt' und nicht benötigte Gleisstücke, die aber auch nicht im Weg waren, einfach liegen gelassen.
Prominent die RB51 an ihrem Startpunkt in Wächtersbach, rechts im Bild der Bahnsteig und Wartebereich der Dampfkleinbahn auf 600mm. Im Zweiten Bild ohne Zug.
Der Bahnsteig liegt am einem Ausziehgleis. Die Umfahrungsmöglichkeit liegt einige Meter weiter Richtung Bad Orb. Nach der Ankunft des Zuges wird er zunächst wieder zurückgedrückt und die Lokomotive setzt um. Anschließend wird der Zug wieder an den Bahnsteig gedrückt und wartet auf die Abfahrt nach Bad Orb.
Die "Emma" ist eine seltene Feldbahnlok der Lokomotivfabrik Hohenzollern (Nr. 4382, Bj. 1923), von der meines Wissens nach noch zwei jeweils modifizierte Exemplare existieren. Unter Anderem dieser Umbau wird in der Fehldbahnerszene als großer Frevel betrachtet, was auch ein Grund für die fort eher mäßige Reputation der Dampfkleinbahn ist. Im Ursprungszustand besaß sie keinen Schlepptender. Dieser kam erst nach 2000 hinter die Lok. Auf der knapp 7km langen Strecke wurden die Betriebsvorräte wohl etwas knapp.
Mit Vorliebe positioniere ich mich auf der Plattform des letzten Wagens um Landschaft und Infrastruktur in Ruhe studieren zu können. So auch an diesem Sonntag.
Einen knappen Kilometer folgt die Trasse der Kinzigtalbahn und schwenkt dann nach Südosten und quert auf einem Hochdamm einen Flutgraben und die Kinzig. Anschließend geht es durch eine tunnelartige Unterführung unter der A66 hindurch. In den Anfangsjahren der Museumsbahn fuhr die Bahn bis lediglich kurz vor die zweite Brücke. Dort befand sich ein Stumpfgleis, wo an den Fahrtagen eine Diesellok zum Umsetzen stationiert war, bis die Strecke später durchgehend bis Wächtersbach befahrbar war.
In stetiger, aber moderater Steigung geht es das idyllische Autal hinauf. Dabei weist die Strecke nur wenige regelspurtypische weite Bögen auf. Weitere Kunstbauten waren im weiteren Streckenverlauf nicht mehr notwendig. Die kleine Hohenzollern Lok hat aber mit ihren ca. 50 Ps und den 4 Wagen ganz ordentlich zu tun.
Zum Zustand des Oberbaus kann sich jeder eigene Gedanken machen. Die Bahn erreicht nun bereits die Ausläufer des Kurortes Bad Orb. Es werden mehrere kleine Straßen und Feldwege gequert.
In Bad Orb am Hp Aumühle ist der einzige Unterwegshalt des Zuges.
Wenig später erreicht der Zug seinen Zielbahnhof im Herzen von Bad Orb. Dort befindet sich neben den umfangreichen Gleisanlagen ein schmucker Lokschuppen, der von der Dampfkleinbahn auch als Werkstatt und trockene Unterstellmöglichkeit der Fahrzeuge genutzt wird. Neben der Hohenzollern verfügt die Bahn über zwei Ns2f aus bewährter LKM Produktion.
Man mag einerseits natürlich den Umbau einer seltenen Lok bedauern, aber für mich persönlich ist auch der Umbau ästhetisch gelungen.
Damit möchte ich meinen kleinen Reisebericht schließen. Für mich war's ein schöner Tag, der mit einem guten Essen im empfehlenswerten Restaurant im repräsentativen Bahnhofsgebäude von Bad Orb gekrönt wurde. Bad Orb selbst ist auch sehenswert, vor allem der Kurpark mit dem Gradierwerk. Aber eben auch ein Ausflug ins Haselbachtal kann ich empfehlen. Dort hinein fuhr auch die Kleinbahn bis (vermutlich) Ende des ersten Weltkrieges. Dort endete sie am Fuß einer Standseilbahn zur Wegscheide hinauf, wo sich ein Truppenübungsplatz befand. Zu Militärzeiten gab es dort auch ein ausgeprägtes Feldbahnnetz. Seit 1920 ist dort ein Schullandheim für Schüler aus Frankfurt.
Grüße,
Rafael