Mit der Dampfkleinbahn nach Bad Orb April 2019

  • Hallo Zusammen,

    inspiriert aus einem anderen Thread möchte ich euch auf eine kleine Tour mit der Dampfkleinbahn von Wächtersbach nach Bad Orb mitnehmen. Spontan bin ich Sonntags bei gutem Wetter mit der RB51 von Offenbach nach Wächtersbach gefahren (Ich vermisse die täglichen Fahrten mit der 114 und den Dostos ?( ) um einerseits natürlich mit der Dampfkleinbahn zu fahren, aber auch um von Bad Orb aus das Haselbachtal zu erkunden, das vom Bahnhof aus sehr gut erreichbar ist.


    Starten wir in Wächtersbach. Die Dampfkleinbahn verkehrt auf der ehemaligen Regelspurtrasse der Bad Orber Kleinbahn AG, die später in den Gelnhäuser Kreisbahnen aufging. Zur Staatsbahn gehörte die Strecke, meines Wissens nach, nie.

    Nach der Einstellung des Verkehrs 1995 ruhte der Betrieb für einige Jahre bis die Strecke um 2000 herum auf 600 mm für den Touristikverkehr umgespurt wurde. Die Spuren und regelspurigen Relikte sind dabei allgegenwärtig. Bei der Umspurung wurde lediglich eine Schiene näher an die andere 'genagelt' und nicht benötigte Gleisstücke, die aber auch nicht im Weg waren, einfach liegen gelassen.

    Prominent die RB51 an ihrem Startpunkt in Wächtersbach, rechts im Bild der Bahnsteig und Wartebereich der Dampfkleinbahn auf 600mm. Im Zweiten Bild ohne Zug.


    Der Bahnsteig liegt am einem Ausziehgleis. Die Umfahrungsmöglichkeit liegt einige Meter weiter Richtung Bad Orb. Nach der Ankunft des Zuges wird er zunächst wieder zurückgedrückt und die Lokomotive setzt um. Anschließend wird der Zug wieder an den Bahnsteig gedrückt und wartet auf die Abfahrt nach Bad Orb.


    Die "Emma" ist eine seltene Feldbahnlok der Lokomotivfabrik Hohenzollern (Nr. 4382, Bj. 1923), von der meines Wissens nach noch zwei jeweils modifizierte Exemplare existieren. Unter Anderem dieser Umbau wird in der Fehldbahnerszene als großer Frevel betrachtet, was auch ein Grund für die fort eher mäßige Reputation der Dampfkleinbahn ist. Im Ursprungszustand besaß sie keinen Schlepptender. Dieser kam erst nach 2000 hinter die Lok. Auf der knapp 7km langen Strecke wurden die Betriebsvorräte wohl etwas knapp.


    Mit Vorliebe positioniere ich mich auf der Plattform des letzten Wagens um Landschaft und Infrastruktur in Ruhe studieren zu können. So auch an diesem Sonntag.

    Einen knappen Kilometer folgt die Trasse der Kinzigtalbahn und schwenkt dann nach Südosten und quert auf einem Hochdamm einen Flutgraben und die Kinzig. Anschließend geht es durch eine tunnelartige Unterführung unter der A66 hindurch. In den Anfangsjahren der Museumsbahn fuhr die Bahn bis lediglich kurz vor die zweite Brücke. Dort befand sich ein Stumpfgleis, wo an den Fahrtagen eine Diesellok zum Umsetzen stationiert war, bis die Strecke später durchgehend bis Wächtersbach befahrbar war.


    In stetiger, aber moderater Steigung geht es das idyllische Autal hinauf. Dabei weist die Strecke nur wenige regelspurtypische weite Bögen auf. Weitere Kunstbauten waren im weiteren Streckenverlauf nicht mehr notwendig. Die kleine Hohenzollern Lok hat aber mit ihren ca. 50 Ps und den 4 Wagen ganz ordentlich zu tun.


    Zum Zustand des Oberbaus kann sich jeder eigene Gedanken machen. Die Bahn erreicht nun bereits die Ausläufer des Kurortes Bad Orb. Es werden mehrere kleine Straßen und Feldwege gequert.


    In Bad Orb am Hp Aumühle ist der einzige Unterwegshalt des Zuges.


    Wenig später erreicht der Zug seinen Zielbahnhof im Herzen von Bad Orb. Dort befindet sich neben den umfangreichen Gleisanlagen ein schmucker Lokschuppen, der von der Dampfkleinbahn auch als Werkstatt und trockene Unterstellmöglichkeit der Fahrzeuge genutzt wird. Neben der Hohenzollern verfügt die Bahn über zwei Ns2f aus bewährter LKM Produktion.


    Man mag einerseits natürlich den Umbau einer seltenen Lok bedauern, aber für mich persönlich ist auch der Umbau ästhetisch gelungen.


    Damit möchte ich meinen kleinen Reisebericht schließen. Für mich war's ein schöner Tag, der mit einem guten Essen im empfehlenswerten Restaurant im repräsentativen Bahnhofsgebäude von Bad Orb gekrönt wurde. Bad Orb selbst ist auch sehenswert, vor allem der Kurpark mit dem Gradierwerk. Aber eben auch ein Ausflug ins Haselbachtal kann ich empfehlen. Dort hinein fuhr auch die Kleinbahn bis (vermutlich) Ende des ersten Weltkrieges. Dort endete sie am Fuß einer Standseilbahn zur Wegscheide hinauf, wo sich ein Truppenübungsplatz befand. Zu Militärzeiten gab es dort auch ein ausgeprägtes Feldbahnnetz. Seit 1920 ist dort ein Schullandheim für Schüler aus Frankfurt.


    Grüße,
    Rafael

  • Lieber Nuke, vielen Dank für das prompte Zeigen der Bilder.

    Oh ja, das S49 Profil passt gar nicht zur Spurweite. Der Rest ist aber wirklich schön.

    Viele Grüße,
    Eckhard

  • Lieber Eckhard,

    gern! Hatte gar nicht auf dem Schirm die Bilder mal zu veröffentlichen, zumal das wirklich nur eine spontane kleine Sonntagstour war und ich die Fotos mehr so aus Routine und Vollständigkeit halber gemacht habe. Aber so hatten sie doch noch einen Nutzen :)

    Irgendwann ist sicher auch dieser Betrieb mal historisch. Alle Jahre wieder (böse Zungen meinen immer kurz vor den Wahlen..) gibt es öffentliche Debatten über eine regelspurige Reaktivierung. Aber auch aus den von mir bereits ausgeführten Gründen sollte sich jeder beeilen, der mit der Dampfkleinbahn fahren möchte, Phantasiezug hin oder her.

    Gruß,
    Rafael

  • Danke Rafael,

    das war doch ein schöner Einblick und ich muss sagen, dass ich das landschaftlich unterschätzt hatte. Das ist ja wirklich sehr ansprechend. Da muss man ja doch wirklich hoffen, dass sich ein Käufer findet, der da vielleicht noch mal mehr draus macht. Jedenfalls wäre es total schade, wenn das Projekt einfach so einginge.

    Danke für den spontanen Beitrag,

    Lenni

  • Hallo Rafael,

    vielen Dank, dass Du uns mitgenommen hast.

    Diese kleine Bahn war unlängst auch mal Thema im EK.

    Der Umbau der kleinen Dampflok ist ästhetisch tatsächlich gelungen und ich halte das für gar nicht weiter schlimm. Es gab immer mal solche Umbauten. Auf Regelspur kennen wir die Loks der Oderbruchbahn ja gut, von denen die 89 6009 überlebt hat. Weiter westlich ist auch die Lok "Speyerbach" ein nachträglicher Umbau.

    Für uns Kleinbahnfreunde fällt mir da sofort die 99 3001 der 600 mm-Strecke Jarmen - Schmarsow ein.

    Umgekehrt ging das auch. Aus Halbtenderloks der Kriegsbauart KDL 11 wurden in Österreich die Tenderloks 699.101 - 699.104 und auch die DKBM-Lok "Francesca S." (ex Bielefeld) hatte ursprünglich einen Schlepptender.

    Also, es ist alles gar nicht so verkehrt...

    Dass diese kleine Strecke durch Umnageln einer Regelspurstrecke entstanden ist, hat ihre Entstehung natürlich erst ermöglicht. Dass die Regelspurschwellen weiterverwendet wurden, stellt für mich keinen Makel dar, jedoch machen die liegen gebliebenen Gleisreste, Herzstücke, Radlenker aus der Regelspurzeit einen unordentlichen Eindruck. Da wünschte ich mir, dass sie vom heutigen Betreiber nach und nach entfernt werden würden.

    Die Schwellen halten aber nicht mehr lange. Da wird ein Austausch, zumindest teilweise, wohl bald unumgänglich.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Hallo Raphael,

    betrieben wurde die Orber Kleinbahn von den Gelnhäuser Kreiskleinbahnen und einen originalen Zug siehst du in dem Video, das Eckhard zum Andenken an Wolfgang Löckel gepostet hat ab Minute 49:40.

    Die Pfeife der Lok erinnert den Kenner sofort an die EA02 der Parkeisenbahn Dresden.

    Gruß Ronald

    Viele Grüße,

    Ronald!

  • Hallo Rafael,

    am Aufenauer Berg - heute eine Unterführung der Bundesstraße, früher BU, gab es früher eine idyllische mitten im Wald gelegene Haltestelle mit einem sehenswerten hölzernen Empfangsgebäude bzw. Unterstand. Dort befand sich auch einige Jahre die schon genannte vorübergehende Endstation bevor der Abschnitt bis Wächtersbach wieder aufgebaut war. Aber auch damals schon existierte das Gebäude nicht mehr, es war lediglich ein Bahnsteig vorhanden (der auch heute dort eigentlich noch vorhanden sein müsste).

    Ein Tal weiter westlich verkehrte ja tatsächlich eine Schmalspurbahn, die aus einer 900 mm Industriebahn entstanden ist - die Spessartbahn - von der ich hier ja schon berichtet hatte.

    Interessant auch: hast Du noch Überreste (Trassen) der Feldbahn und des Aufzuges zum Lager Wegscheide gefunden? (Im Landschulheim Wegscheide waren Generationen von Schülern aus den Schulen unseres Ortes).

    Viele Grüße, Matthias

  • Hier mal ein Bild aus anderen Zeiten.

    Als es noch die echte Bad Orber Kleinbahn gab und die noch keine Tuffbahn war, konnte ich einen Besuch dort nicht lassen. Das war im August 1989, als ich als zwangsläufiger "Neuwessi" (lange Geschichte..) mit meinem ersten Tramper Monats Ticket (das hier natürlich keine Gültigkeit hatte) vier Wochen quer durch Westdeutschland gereist bin um eben das andere Deutschland kennenzulernen. Während kurze Zeit später sich DDR-Bürger auf in die Welt machten und bundesdeutsche Großstädte erkundeten, zog es mich lieber an Orte wie die Hersfelder Kleinbahn, Kulmbach - Thurnau, an so viele stillegungsgefährdete Strecken mit Schienenbussen oder Akkutriebwagen im Ruhrgebiet, schöne Strecken wie Eifelbahn oder auch solche mit wirklicher Patina, wie Völklingen - Überherrn und vielen anderen.

    Schön, daß das Gespann erhalten ist.

    Seitdem war ich nicht mehr vor Ort.

    Liebe Grüße, G. Holst :)


  • Hallo,

    vielen Dank fürs Zeigen! Das Gespann befindet sich im DME in Darmstadt (für die, die es nicht wussten). Eine der Dieselloks (ich glaub, das waren mal 3) befindet sich als Denkmal am ehemaligen BÜ in Birstein, am Ortseingang.

    Wächtersbach war ja mal Ausgangspunkt zweier normalspuriger Privatbahnen der Gelnhäuser Kreisbahnen - auf beiden Seiten der Hauptstrecke.

    Zumindest zwei Plattformwagen der Gelnhäuser Kreisbahnen waren bis in die Jetztzeit erhalten und befanden sich bis vor einiger Zeit im BW Hanau. Es gab dort auch mal Bestrebungen (lange her) eine T3 aufzuarbeiten, was einen typischen Zug der Gelnhäuser Kreisbahnen ergeben hätte.

    Inzwischen hat sich in Hanau der Schwerpunkt wohl komplett auf Hauptbahn verlagert und ich glaube die Sammlung wurde dem entsprechend "bereinigt".

    Viele Grüße, Matthias

    PS:

    Das Umsetzen der Lok auf der Brücke am Aufenauer Berg - leider mein einziges Bild (sorry!) und es ist nur ein Scan von einem realtiv schlechten Papierfoto.

    Ca. 2004 - die Lok hatte noch keinen Schlepptender damals.

    Im Stumpfgleis stand immer eine Diesellok (LKM), die zum Umsetzen benötigt wurde. Hier hat sie schon den Zug vorgezogen und die Dampflok setzt sich gleich wieder ans Zugende für die Rückfahrt.

    Einmal editiert, zuletzt von MatthiasL (26. Januar 2021 um 08:58)