Abschlussbericht: H0-Bausatz des DDR-Kiosks Typ Olbernhau

  • Die Geschichte begann einige Jahre zuvor. CASALUX stellte damals gelaserte Häuser her. In unglaublichem Detailreichtum und außergewöhnlicher Qualität. Nur, hinter den Fenstern ihrer Fassaden war buchstäblich grosse Leere.

    Üblicherweise wird in Modellhäuser innen ein durchscheinendes Papier geklebt und so wenigstens beleuchtet ein schöner Effekt erzielt. Es gab damals einen Modellbauer - den Namen habe ich vergessen -, der baute Modelle, die in Nahaufnahme nicht vom Vorbild zu unterscheiden waren. Seine Häuser hatten klare Fensterscheiben und die „Gardinen“ waren etwas zurückgesetzt- es sah fantastisch aus.

    Aus CASALUX wurde LASERFIRSTCUT und Herr Gaspard war so freundlich, sich auf die Idee des Zeitungskiosk einzulassen. Eigentlich waren seine Zielgruppe die TT-Freunde, aber den hier gezeigten Kiosk in 1:120 umzusetzen, hielt ich mit dem Anspruch der Originalität nicht für möglich.

  • Zunächst begann ich zu recherieren und, da sich in der Nähe ein Original befand, konnte ich die Abmessungen dort übernehmen. Am Ende des kleinen Filmes ist das Original kurz zu sehen.

    Herr Gaspard, ein Profi in seinem Fach „briefte“ mich: im Modellbau geht es zunächst um die sogenannte „Anmutung“ des Objektes. Natürlich geht es um weitestgehende Originalität aber, bedingt durch einem anderen Blickwinkel, können Abmessungen auch angepasst werden. Ein zweiter Punkt war der Endpreis, der im damals sinnvollen Bereich um 16€ liegen sollte. So vorbereitet, begann ich munter drauflos zu konstruieren…

  • Gezeichnet wurde alles in Corel. Ein Programm, das ich gut bedienen konnte und das ich später bei anderen Arbeiten immer wieder gern nutzte. Für mich reichte immer eine ältere Version, die ich noch auf CD/DVD gekauft habe.

    Die Konstruktion brachte es mit sich, dass verschiedene Materialien und Materialstärken Verwendung fanden. Der Laser brennt natürlich bei dickerem Material mehr heraus. Die Schnittkante ist dabei nicht im rechten Winkel. Will man also Einzelteile, die mit einem „Klick“ zusammenpassen, muss man das händisch anpassen. Nur mal so auf 101% vergrößern, funktioniert nicht, da sich dabei auch alle Binnenlinien verändern.

    Herr Gaspard sitzt im Saarland, ich genau am anderen Ende von Deutschland. Blieb also nur der Postweg, um an „Probestücke“ zu kommen. Ich weiss nicht mehr, wie oft das hin und her ging, es war eine echte Geduldsprobe. Aber wie ich weiter oben gelesen habe, überzeugt die Passgenauigkeit ja auch 10 Jahre später noch. Damals stand das ja alles noch in den Kinderschuhen und die Modelle der Mitbewerber waren damals nicht immer so exakt gefertigt.

  • Die filigranen Fensterrahmen, die sich im Spritzguss nur schwer umsetzen lassen, waren der erste Teil der Herausforderung. Die Lackierung - ich verwende Tamiya Sprühfarben - sollte erfolgen, bevor der Kiosk verglast wird.

    Also plante ich die Einzelteile so, dass erst alles zusammengebaut werden kann, die Teile gut ineinanderschnappen und alles nur mit winzigen Sekundenklebertröpfchen fixiert werden muss. Dann kam der Lack und dann erst das Glas. Es ist auch möglich, die Teile in ihren mitgelieferten Sheets vorzulackieren. Dann braucht es nur noch wenig Nacharbeit am montierten Gestell.

    Die Tamiya Farben gibt es übrigens auch in „kaltem“ Goldfarbton. Damit ist ein Kiosk in „Eloxal“ auch kein Problem.


    Zwischendurch ein Dankeschön an alle freundlichen Mitleser und an eure „Daumen hoch“!

    Einmal editiert, zuletzt von O.G. (13. Februar 2022 um 19:35) aus folgendem Grund: Ein Beitrag von O.G. mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Ich fand, wenn man schon einen Bausatz kauft, der eine Innenaustattung hat, könnte man auch eine Figur dazuliefern. In den Anfängen der Modellbahnzeit waren die Figuren tatsächlich auch Flachfiguren, die man bemalen konnte. Da man ohnehin nur vor vorn in den Kiosk schaut, war das Ergebnis überzeugend.


    Ob das mit der mitgelieferten Figur schon eine Innovation war? Keine Ahnung, es spart dem Modellbauer Geld, extra Figuren dafür kaufen zu müssen.

    Im originalen Kiosk waren manchmal Leinen angebracht, an denen die Zeitungen mir Wäscheklammern festgemacht wurden. Es gab auch Gestelle aus Metallstäben, an denen die Zeitungen hingen. Um das optisch umzusetzen, habe ich eine innere Verglasung eingebaut. Die Zeitungen und Zeitschriften kleben also nicht an der Scheibe, es sieht so aus, als wären sie im Raum festgemacht. Das war zumindest bei den vorherigen Kioskmodellen nicht ohne weiteres möglich.

  • Das PZV Schild über dem Verkaufsfenster sollte direkt am Glas befestigt sein. Aussen? Dann würde es vielleicht irgendwann abfallen und einen hässlichen Fleck hinterlassen. Innen? Dann wär der Klebstoff auf dem Druck und sähe auf längere Sicht auch nicht gut aus.

    Hmmm…

    Die Lösung waren zwei Scheiben direkt hintereinander und das Schild dazwischen auf der inneren Scheibe nur gegen verrutschen fixiert. Eigentlich keine grosse Sache. Aber die Kleinigkeiten sind dann vielleicht doch das gewisse Extra! Ausreichend Zeitungen lagen dann auch dabei, wobei ich nicht gedacht hätte, das jemand so genau hinsieht, dass er die Hefte genau erkennt.

    Das war eigentlich schon alles, was ich dem Kiosk mit auf den Weg gegeben habe. Mit einer geschickt eingebauten LED ist der Zeitungskiosk sicher gut in Szene zu setzen. Und der eine oder andere erinnert sich beim Betrachten an seine Lieblingszeitungen und wie oft man danach vergeblich fragen musste oder welche Freude aufkam, wenn die FF, der Modelleisenbahner, die NBI, die Wochenpost, das Mosaik oder die Frösi über den Ladentisch gingen.

  • Zum Abschluss möchte ich mich bei MERANE für seinen Baubericht bedanken. Mit seinen Verfeinerungen ist aus dem Bausatz ein kleines Schmuckstück geworden. Chapeau!

    Auch, das er nach den durchlebten Schwierigkeiten tapfer durchgehalten hat und alles zum guten Ende gebracht hat, finde ich bemerkenswert! Natürlich gefällt es mir auch, das er alles sehr fair beschrieben hat! Danke dafür!

    Würde ich heute etwas am Bausatz anders machen? Nein, einzig der mitgelieferte Schriftzug gefällt mir nicht mehr, das würde ich nun wohl anders umsetzen.

    Ich danke nochmals alles Lesern und allen, die Ihre Daumen hoch getreckt haben, Euch allen noch eine schöne Zeit mit einem wirklich faszinierenden Hobby. Ich sehe euch gern weiter zu!

    Gruss

    O.G.

  • Vielen Dank für Deine Schilderungen und Deine tolle Basisarbeit, so dass dieser Bausatz des Kiosks überhaupt entstanden ist. :thumbup:

    Es ehrt und freut mich sehr, dass Dir mein fertiger "Gelber" gefällt.

    Und bedanke mich herzlich für die Komplimente - sie sind nicht das Benzin des eigenen Bastelns, aber schon ein wenig wie Öl :S

    Beste Schmalspurgrüße

    merane