Sonderbespannungen auf der KPEV Nebenbahn Eilenburg - Pretzsch - Lu. Wittenberg in den 90ern

  • Liebe Freunde,

    meine Heimatstrecke hatte ich ja schon ausführlich vorgestellt und gerade diese Strecke war auch eines der ersten Opfer der Bahnregionalisierung. Sie führte ab Eilenburg ca. 20 km über sächsisches Gebiet, der Ast ab Bad Düben für ca. 40 km führte dann durch Sachsen Anhalt. Im Jahr 1995 wurden Millionen investiert und der gesamte Oberbau erneuert, moderne Bahnsteige erreichtet und die Fahrdienstleiter mit Bahnfunk ausgestattet.

    Im selbigen Jahr feierte die Bahnstrecke Eilenburg - Pretzsch ihren 100. Jubeltag und manch einer unkte, wie lange hier wohl noch gefahren wird. waren doch Loks der BR 202 mit einem Bom im Einsatz, obwohl bei guten Ausflugswetter dieser Einzelwaggon zu wenig war.

    Für Leipziger war es eines der Ausflugsgebiete - die Dübener Heide. Es ging zum Roten Haus, ein Haltepunkt mit Wandermöglichkeiten und bekannter Raststätte, man fuhr aber auch nach Moschwig oder Bad Schmiedeberg.

    Der Bahnhof Bad Düben lag leider sehr weit außerhalb des Ortes.

    Es gab sogar einen ab Leipzig durchgängigen Umlauf bis nach Pretzsch, der im Volksmund Heidelbeerzug genannt wurde und auch nur in den Sommermonaten verkehrte.

    Im Jahr 1997 ließ die sächsische Staatsregierung die Katze aus dem Sack, eine ganze Reihe "Grenzüberschreitende" Reiseverbindungen sollten gekappt werden bzw. kann gern das Nachbarbundesland diese Leistungen bezahlen. Von Wittenberg kommend, war damit der Reiseverkehr am Bhf. Bad Düben Schluss.

    Anschluss sollte der Bus bis Eilenburg herstellen, was aber nur leidlich gelang. Verrückt nur, dass dreimal täglich die nun verkehrenden 628 leer von Leipzig bis nach Bad Düben verkehrten und umgekehrt. Aber was nicht bestellt wird, wird nicht gefahren.

    Die Kappung des Anschlusses nach Süden sorgte dafür, dass diese Strecke weiter an Potential bzw. Fahrgästen verlor. Es gab verschiedenste Versuche, den Verkehr in Sachsen Anhalt zu retten, aber wenige Zugpaare und halbherzige Umsetzung brachte zum Schluss keinen Erfolg.

    Geblieben sind die Sonderzüge des Wittenberger Eisenbahnvereins an besonderen Tagen wie "Luthers Hochzeit", Weihnachtsmarkt usw.

    Zu einigen Dampfbespannungen und zum Abschied habe ich hier noch einige Aufnahmen.

    So kenne ich die "Heide" - wie wir sie genannt haben. Allerdings waren 4 bis 6 Wagenzüge vor 1990 normal.

    Im Hintergrund die Anschlussbahn zum einst größten Kiesproduzenten der DDR. Am Horizont sieht man die Erhebungen der "Hohburger Schweiz". Die luftige Höhe des Aufnahmestandorts, erhielt ich vom Aufstieg auf die Silos des Getreidelagers Eilenburg, unten sieht an Gleise der Anschlussbahn.

    In den 90ern wurden zu bestimmten Volksfesten die Planzüge mit Dampfloks bespannt. Dabei griff man auf Engelsdorfer Lokomotiven zurück, so kam hier 52 8186 zum Einsatz und später die Museumslok des EMBB, 52 8154. Da wurde die Fahrt schon zu einem Erlebnis. Hier verlässt 52 8154 den Bahnhof Bad Düben.

    Wenige Kilometer vor Wittenberg liegt der Ort Rackith. Hier gab es Anschlüsse zu einem Landhandel, einem Volkseigenen Gut und einem Montagebetrieb für Landmaschinen. Alles Geschichte und zurückgebaut.

    Der Zug rumpelt hier noch über die alte Elbbrücke nebst Blockstelle. Wenige Jahre darauf wurden Bahngleise und Straße umfangreich verlegt. Die Bundesstraße war ständig durch die Schrankenanlagen im Stau und die mögliche Umfahrung war oft vom Hochwasser unpassierbar.

    Das Bw Wittenberg gehörte zu den moderneren Bahnbetriebswerken der DR. Die baulichen Anlagen entstanden in den 30er Jahren und sollten ein Auftakt als Modelsystem darstellen, womit man ältere Anlagen ersetzen bzw. erweitern wollte. Heute steht diese Anlage unter Denkmalschutz.

    Noch gab es Kohlereste im Bahnsen des Bahnbetriebswerkes. Allein die pinke Jogginghose der Kranführerin zeigt, wir sind schon in den 90ern angekommen.

    Noch gab es in Wittenberg die kleinere Ausführung des Wiegebunkers für die Bekohlung. Leider wurden sämtliche Anlagen diesen Types nach und nach verschrottet. In Chemnitz ist - wie auch in Falkenberg die große Ausführung erhalten geblieben.

    Noch einmal ein Stelldichein mit den Nullserien 110er im Bw Wittenberg. Diese waren auch äußerlich durch die abgerundeten Vorbauten von der Serie zu unterscheiden. So fand man hier im Bestand: 110 003, 004, 005, 008 010 und 015. das war schon eine Besonderheit und die älteste blieb zum Glück erhalten.

    Haltepunkt Eutzsch, interessant ist die Tatsache, dass von Wittenberg bis Söllichau alle Bahnhofsgebäude aus gelben Klinker bestehen und ab Bad Düben aus rotem Klinker.

    Ausfahrt Trebitz, das Gebäude ist die kleinere Ausführung vom Bahnhof Rackith.

    Nur Einheimische kennen den Begriff "Anschluss Buche". Von Söllichau wurden Sperrfahrten hierher gesteuert, denn hinter dem Begriff "Buche" steckte eine großen Munitionsfabrik mitten in der Dübener Heide. Vor 1945 fuhren sogar extra Schichtzüge in des Sperrgebiet hinein, nach 1945 haben die Russen erst einmal alles klein gemacht und dann ein Munitionslager und Kaserne aufgebaut. So wurde der Anschluss noch bis Anfang der 90er bedient. Heute ist hier alles verschwunden.

    Ausfahrt Söllichau, hier lag wenige Kilometer im Wald eines der letzten deutschen Pechhütten und ein riesiger Bunker.


    52 8154 schnauft ihrem Ziel entgegen und verlässt bei Mörtitz den letzten Waldabschnitt der Dübener Heide.

    Beim zweiten Umlauf machte die 52 8154 sorgen und man nahm einfach die Angstlok mit. Hier bei der Einfahrt in den ehemaligen Bahnhof Mörtitz, der absolut in der Pampa lag. Lag es am Flugplatz hier in der Nähe, denn alle Ortschaften waren 3 bis 5 km abgelegen. Der Flugplatz wurde militärisch genutzt und im Bahnhofsgebäude hatte die Stasi einen Abhorchposten. Warum das Bahnhofsgebäude 1990 in Flammen aufging weiß keiner genau, aber es gibt zahlreiche Legenden...

    Hier sieht man noch Reste der Ladestraße nebst Ausweichgleis im Bf. Mörtitz

    Die Strecke Eilenburg - Pretzsch feierte im Mai 1995 ihren 100. Geburtstag. Es war auch eines der letzten Anlässe, dass dafür ein Dampfzug eingesetzt wurde. Noch gab es in der Führung der DB in Halle alte DR Beschäftigte mit Sinn zur Historie. Leider fuhr die 38 verkehrt herum, denn für uns Eisenbahnfotografen war die Fahrt nach Nord mit der Rauchkammer voraus, sehr ungünstig vom Licht. Hier abfahrbereit in Eilenburg.

    In Pretzsch wurde schon umgesetzt. Jetzt wäre die Tour vorwärts echt interessant gewesen.

    In Bad Schmiedeberg gab es dazu ein kleines Bahnhofsfest mit Ausstellungsfahrzeugen. Die DB zeigte vor allem, wie modern sie geworden ist. Wobei immer noch 202 mit Einzelwaggons verkehrten.

    Die Bahnsteige sind erst vor wenigen tagen fertiggestellt, die H Tafel liegt noch im Schotter, die Sanierung war im vollem gang und sollte doch drei Jahre später für die Katz gewesen sein.

    Einen ganzen Güterzug mit neuen und sauberen Güterwagen schickte man als Werbezug auf die Strecke, genutzt hat es nichts, nur ein Jahr später ließ Cargo den Kunden - Keramikwerke Bad Schmiedeberg - fallen.

    Der heimliche Star, die Wittenberger Museumslok.

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas

  • BRBler 15. Februar 2021 um 11:17

    Hat den Titel des Themas von „Sonderbespannungen auf der KPEV Nebenbahn Eilenburg - - Pretzsch - Lu. Wittenberg in den 90ern“ zu „Sonderbespannungen auf der KPEV Nebenbahn Eilenburg - Pretzsch - Lu. Wittenberg in den 90ern“ geändert.
  • Hallo Thomas,

    Danke für die Bilder.

    kleinere Ausführung des Wiegebunkers für die Bekohlung.

    Kannst du weitere Orte benennen in denen diese Ausführung stand? Fände ich als Modellbauprojekt ganz interessant, man muss ja sein BW nicht immer mit dem Großbunker von Auhagen überfrachten.

    Gruß Michael

    26305-signatur-def-jpg

  • .....also ich kenne den kleinen Bunker noch in Elsterwerda, Cottbus, Wustermark. Sicherlich gab es noch mehr bzw. existierten in den 80ern nicht mehr.

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas

  • ....vielleicht ist das eine Art Baukastensystem gewesen, die schaut schon der Wittenberger sehr ähnlich. Tief hänge ich da nicht in der Materie.

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas