Liebe Freunde,
Ich möchte wieder eine Nebenbahn vorstellen. hat doch diese Bahnstrecke schon in ihrer Entstehung ein Auf- und Ab erlebt und das zog sich bis heute so durch. und dennoch hat es die Wipperliese geschafft und existiert auch heute noch.
Nach der Eröffnung der Bahnstrecke Berlin–Blankenheim durch die Preußische Staatsbahn im Jahr 1879 wünschte man sich auch im abgelegenen Wippertal eine Bahnverbindung. Doch fand dieses Ansinnen kein Interesse, da diese Region Strukturschwach war und es kaum nennenswerte Transportbedarfe gesehen wurden. Die Entwicklung ist mit der Bahnstrecke Berga Kelbra-Stolberg vergleichbar.
So kam es dann auch, als man eine Bahnstrecke Eisleben–Wippra–Stolberg plante, die Vorarbeiten liefen auch an und der Abschnitt Klostermansfeld – Wippra wurde auch realisiert. Der Anschluss bis Stolberg sollte in den Folgejahren entstehen, hier waren aber größere geographische Hindernisse zu überwinden. Der erste Weltkrieg ließ das Projekt aber zeitlich strecken und der Abschnitt nach Stolberg tauchte in den späteren Jahren gar nicht mehr auf.
Von Anfang an stand der touristische Nutzen im Vordergrund, aber auch die Anbindung an die Hütten und Schächte im Mansfelder Land prägten den Fahrplan, der 1920 eröffneten Strecke. Des Weiteren liegen die Orte an der Wipperliese meist fernab der Hauptstraßen, sodass im Tal der Wipper ein leistungsfähiger infrastruktureller Anschluss nur mit der Eisenbahn und zu keiner Zeit mit dem Autobus oder dem Individualverkehr möglich war. Neben diesen geographischen Gegebenheiten hat die Wipperliese, auch als Wippertalbahn bezeichnet, ihren bis heute andauernden Bestand unter anderem der Verkehrspolitik der DDR zu verdanken, in der öffentlicher Personenverkehr Vorrang vor Individualverkehr hatte. Lange Zeit fuhren die Züge überwiegend als Güterzüge mit Personenbeförderung; seit den 1960er Jahren wurde der Personenzug jedoch praktisch ausschließlich mit Triebwagen abgewickelt.
Auch die Wipperliese hatte ab 1990 mit dem Rückgang an Fahrgästen zu kämpfen. War doch die Region Hettstedt/Helbra eines der stärksten von Arbeitslosigkeit betroffenen Regionen Deutschlands. Gerade deshalb ließ man die Wipperliese – die manchmal nur 50 Fahrgäste am Tag transportierte, weiterhin in der Nahverkehrsplanung.
Letztlich suchte man nach neuen Konzepten für diese Nebenbahn und diese kam von der 1995 gegründeten Kreisbahn Mansfelder Land GmbH (KML). Diese Gesellschaft übernahm schon 1996 den Güterverkehr und am 28. September 1997 den Personenverkehr im Auftrag der Deutschen Bahn AG.
Die KML führte den Verkehr im Auftrag der DB Regio durch. Nur dadurch konnten die Kosten erheblich gesenkt werden. Modernisierte Esslinger Triebwagen wurden eingesetzt und waren selbst eine Attraktion. Moderne Sitzlandschaften, Musik bei der Fahrt im Wippertal und einen Bonbon (wie im Flugzeug) sorgten für ein neues Fahrgefühl.
Mit diesen Maßnahmen gelang es der KML bereits im ersten Geschäftsjahr, die Fahrgastzahlen auf das Achtfache zu steigern. Um den weiteren Erhalt der Verbindung zu sichern, wurde der Oberbau der Strecke im Zeitraum von 1998 bis 1999 vollständig saniert, damit konnte die Streckenhöchstgeschwindigkeit auch auf 60 km/h erhöht werden, die Fahrzeit auf der Gesamtstrecke sank von 46 Minuten auf 26 Minuten. Es folgte die Modernisierung aller Haltepunkte. Im Sommerhalbjahr wurden von 1999 bis 2012 sonntags einige Zugpaare bis Helbra an der Bahnstrecke Berlin–Blankenheim verlängert. Am 31. Dezember 2001 wurde der Güterverkehr auf der Strecke eingestellt, zuletzt waren es fast nur noch Holzfuhren.
Leider blieb die Nachfrage im Nahverkehr kein Dauererfolg. Die Fahrgastnachfrage hat sich halbiert, das entspricht einer durchschnittlichen Besetzung von 115 Fahrgästen pro Tag. So kam es im April 2015 zur Abbestellung, neben der sinkenden Nachfrage, waren auch abgängige Brückenbauwerke ein Grund.
Die Region begehrte auf, denn das einstige Vorzeigeprojekt sollte nicht so einfach aufgegeben werden. und gerade ab 2015 entdeckten auch Touristen diese Region wieder.
Es wurde ein Gelegenheitsverkehr an den Wochenenden und Feiertagen wieder aufgenommen.
Am 1. Juli 2016 übernahm der Verein Mansfelder Bergwerksbahn die Strecke von der DB Netz.
Inzwischen ist der betrieb bis 2022 gesichert, jedoch sorgte die Pandemie für den Einbruch der sich langsam erholenden Fahrgastzahlen.
Der Wipperliese ist zu wünschen, dass sie wieder angenommen wird und die Bevölkerung diese Bahnverbindung nutzt. Auch die Idee der Anbindung des Schmid Schachtes ist noch nicht vom Tisch und könnte die Attraktion für die Region mit Bahnen in 3 verschiedenen Spurweiten erhöhen.
Wunderschön sind die Bahnhöfe an der Strecke Blankenhain - Hettstedt - Sandersleben. Die EG strahlen mit dem gelben Klinker Freundlichkeit aus, desweiteren wurden Terracottazierelemente eingefügt. Hier gab man sich für Neubauten noch echt Mühe. Interessant ist auch der Wasserturm in Benndorf, wo sich der Bahnhof Klostermansfeld befindet.
Zugkreuzung in KloMa, wie wir den Bahnhof immer nannten.
Obwohl die Region wegen der Industriebetriebe richtig boomt, wirkt der Bahnhof dagegen klein und winzig mit seinen beiden Bahnsteigen.
Ab 1996 übernahm die KML auf der Wipperliese den Güterverkehr und ist damit eine weitere Firma aus dem Mansfeldkombinat, welche herausgelöst wurde.
Betreiberwechsel - die KML löste mit "alten" Esslinger Triebwagen die DB Regio ab. Doch damit kamen sehr komfortable vierachsige VT hier zum Einsatz und die KML ist ein unternehmen, wo die Fahrgäste spüren, dass man erwünscht ist. Thomas Wedel traf die beiden Fahrzeuge an.
Recht schnell bemerkte man, dass ein VT nicht ausreichte, zumal nun auch die Strecke Hettstedt - Gerbstadt bedient wurde und man auch eine Reserve benötigte.
Hier ist VT405 noch in der Originalfahrbgebung zu sehen. Später wurden die Türen modernisiert und sogar ein Hublift für Rollstühle eingebaut.
Hier jetzt mit neuen Türen, wartet VT 403 auf den Anschlusszug.
Alt ist relativ - die Vt bekamen die aus den By (lange Halberstädter) bekannten Sitzmöbel. Das ganze Interieur wirkte freundlich und war sauber.
Der Anschlusszug nach Sangerhausen läuft ein. Ungewöhnlich waren noch die niveaugleichen Bahnsteig Übergange, aber die gab es ja schon ewig. Heute kaum mehr vorstellbar.
Immer wieder ein Blickfang ist das Wippertalviadukt, dass mit seiner Gemischtbauweise sehr interessant ist und wo einst auch die Bergwerksbahn durchführte.
Schon im Jahr 2000 war der Güterverkehr beendet. Es lohnte sich nicht mehr für den zeitweiligen Holzeinschlag, weitere Güterkunden existierten leider nicht mehr.
Haltepunkt Vatterode - Hier geht es zur Parkeisenbahn, die zum Glück auch wieder entdeckt wurde und das Wippertal interessant machen.