Lokfriedhof - "Altes Lager" bei Jüterbog

  • Im Jahr 1988 endete der planmäßige Dampflokeinsatz bei der Deutschen Reichsbahn, es verblieben nur noch Heizeinsätze, für Dienstreserven wurden zwar noch Loks kurze Zeit vorgehalten, aber das war ab 1989 nicht mehr notwendig. Ab 1988 begann die DR auch damit, kaum noch Loks noch voll aufzuarbeiten. Es wurden Dampfspender und zum Teil Nichtbetriebsfähige Heizlokomotiven umgebaut. Letztere konnten in den Betriebswerken wieder fahrfähig aufgearbeitet werden, waren jedoch für den Streckendienst nicht mehr zugelassen.

    Ab 1990 kam nun noch ein weiterer Fakt hinzu, binnen kurzer zeit wurden Dienststellen aufgelassen und es galt das Bundesemmissionsgesetz, wonach reine steinkohelgefeuerte Dampfspender nicht mehr bzw. befristet zugelassen wurden.

    Die Zeit der Dampfrösser war nun endgültig vorbei.

    Diese neue Entwicklung war der Zeitpunkt, als sich neue Vereine bildeten, etablierte Vereine sich nach interessanten Fahrzeugen umschauten, aber auch private Sammler waren dabei. Ein Sammler war Herr falz, der recht schnell sich in den östlichen Betriebswerken umschaute. Schon in den 80ern kaufte er kräftig ein und dadurch wurde so manche Lok vor dem Schneidbrenner gerettet und diese Fahrzeuge findet man heute in Hermeskeil.

    Für die Neuerwerbungen aus klassischen Dampfloks, Altbau E Loks, älteren Dieselloks und Kleinlokomotiven wurde zuerst das Bw Basdorf ausgewählt.

    Hier standen die Fahrzeuge für einige Jahre, bis das Gelände geräumt werden musste.

    Einen neuen Standort fand man auf dem riesigen Militärgelände in Altes Lager b. Jüterbog. Hier war Platz und das Gelände einigermaßen geschützt, so das man auch Vandalismus etwas vorbeugen konnte.

    Als wir uns aufmachten, diese Anlage zu besichtigen, wussten wir nicht, wie wir dort hineinkommen sollten.

    Leider gab es keinen Wachschutz am Tor, so dass wir uns überlegten, diese kilometerlange Mauer entlang zu gehen.

    Und es gab wirklich am Ende der mauer ein offenes Tor.

    Nun musste man sehr weit zurücklaufen. Auch das ungute Gefühl, hier durch einen militärisch genutzten Wald zu laufen, war nicht angenehm.

    Allein der Gedanke, hier könnten Munitionsreste herumliegen oder gar Minen, war nicht angenehm. da half es kaum, mit Zehenspitzen durch den Wald zu tippeln.

    Bald waren wir aber an den Objekten der Begierde.

    Interessant war auch die Beobachtung, dass einheimische mit kleinen Wägelchen unterwegs waren, welche aus den Gebäude Dinge abbauten, die die Menschen im Haus, Hof oder Garten gut verwenden konnten. dadurch erfuhren wir auch, dass es einen legalen offenen Zugang zum Ort hin gab.

    Heute haben die meisten Fahrzeuge ein Zuhause in Falkenberg/ Elster im oberen Bw gefunden.

    Aber das wird demnächst ein eigenes Thema....


    Auf mehreren langen Gleissträngen waren gut 60 Fahrzeuge abgestellt. Der Allgemeinzustand war sehr unterschiedlich, von Betriebslok über Heizlok, Dampfspender bis zu Resten einer Dampflok. Manche Nummer weckte Erinnerungen, als man diese noch aktiv im Einsatz erlebte, insgesamt aber war es eine Friedhofsruhe und es hatte alles etwas schaurigschönes....

    Diese 44 war schon sehr lange Dampfspender, sie gehörte zu den 44er, welche ende der 60er Jahre schon als Kohlelok ausgemustert und zum Dampfspender umfunktioniert wurde. Interessant auch die beschriftete Rauchkammertür.

    Welche 50 war das einst? Zuhause zuvor in Güstrow, dann noch in Salzwedel, dass beide Beheimatungen sich erhalten haben ist ungewöhnlich.

    Mitten im Wald lag das Kasernengelände und hier umrahmten die Bäume die alten Saurier.

    Auch die "moderne" Traktion gehörte zur Sammlung. Neben E94 und E44, gab es V180, V200 und sogar V300 in der Sammlung. manche Lok bekam sogar ein zweites Leben geschenkt.

    So sieht eine 22 nach der "Behandlung" aus. Es handelt sich nur noch um ein Kessel auf Rädern. Allein die fest eingebauten Lampen schaffen auf den ersten Blick die idendifizierung. Scheinbar war das gute Stück nach ihrem letzten RAW Aufenthalt kaum noch als Hzl genutzt wurden.

    52 8170 war eine der wenigen gut erhaltenen Loks und beinahe Komplett.

    Wenn auch äußerlich nicht mehr besonders gepflegt, so ist 50 3642 weitgehend komplett und davon gibt es hier nicht viele in diesem Zustand.

    Hinter Stacheldraht versteckt sich eine Nummernlose E44 auf dem Gelände., In Falkenberg habe ich diese leider nicht wieder gesehen.

    Auf manchem Tender hat sich ein kleines Biotop gebildet, Der zerfallene Steinkohle ist ein guter Nährboden für Pionierpflanzen.

    Die Sammlung wurde vor allem aus Loks der Betriebswerke Wustermark, Berlin Schöneweide, Cottbus, Eberswalde, Frankfurt, Altenburg, falkenberg, Hoyerswerda etc. gebildet. das manche einst gut gepflegte Lok mit dabei war sehen wir hier bei 52 8089 des Bw wustermark.

    Noch recht rüstig wirkt diese C'C 118er

    Wie ein "Märchenland" für Erwachsene, mitten im Wald tauchen Dampflokomotiven auf.

    Auch die alte Babelsberger Version der V60 gehört zur Sammlung, die DB AG hat ja letztlich keiner der LKM V60 offiziell in den Museumsbestand übernommen, wenn man mal von der V60 1001 des VMD absieht.

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas

  • Hallo BRBler,

    gehört nicht die V 60 1100 des Bw Arnstadt/hist. zum Bestand des DB-Musuems in Nürnberg?

    Danke für die interessanten Bilder.

    Gruss

    Martin

  • Das kann ich nicht beantworten, das hängt von der Trägerschaft ab.

    Die DB hat zum Glück verschiedene Interessen unterstützt, so das einige Museums BW's heute mit einer entsprechenden Sammlung existieren.

    Das Engagement kam aber immer regional von den Mitstreitern.

    Während noch vor der Gründung der DB AG, verschiedene Baureihen der modernen Traktion der DB als Museumslokomotiven ausgewählt wurden, zum teil sogar Unterbauarten, unterblieb das auf dem Gebiet der DR.

    Weder eine 180 C'C, noch V100, V200, V75, Kö I bzw. II; BR 102.1 uw. wurden als Museumsloks ausgewählt.

    Hier ist die Stelle, denen vor Ort zu danken, dass heute auch von der DR ein Querschnitt der Fahrzeuge existiert.

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas

  • Hallo Thomas!

    Die in Löbau bei den OSEF hinterstellte 118 683 gehört zum Bestand des DB Museum. Auch die Arnstädter 120 274 ist eine Museumslok der DB und sogar wieder betriebsbereit.

    Gruß

  • Ich denke ja auch, dass die Dienststellen in Chemnitz, Staßfurt, Nossen, Dresden, Berlin, Halle und sonstwo unterstützt haben.

    Das kam allerdings nicht aus der Spitze der Verwaltung, wird es im alten DB Gebiet aber auch nicht gegeben haben.

    V100 003 kann ich hier als Vertreter der Ost V100 auch nennen.

    Ich denke mal, das Gelände wird günstig in der Anmietung gewesen sein und bekomme mal soviel Gleise, dass alles Fahrzeuge unterkommen. Der Standort Falkenberg freut mich natürlich, leider sind es dort nur wenig Aktive, ich hoffe die halten durch oder bekommen noch mehr Unterstützer.

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas

  • Hallo Thomas,

    vielen Dank fürs Zeigen Deiner Bilder.

    Du schreibst:

    "Im Jahr 1988 endete der planmäßige Dampflokeinsatz bei der Deutschen Reichsbahn, ..."

    Diese Phrase findet man häufig, gemeint ist jedoch:

    "Im Jahr 1988 endete auf der Regelspur der planmäßige Dampflokeinsatz bei der Deutschen Reichsbahn, ..."

    Denn auf schmalspurigen Strecken setzte die DR bis zu ihrem Ende am 31. Dezember 1993 noch Dampfloks ein ...

    Erinnert mit vielen Grüßen und 5 Euro ins Phrasenschwein zahlend

    André

  • Welche 50 war das einst? Zuhause zuvor in Güstrow, dann noch in Salzwedel, dass beide Beheimatungen sich erhalten haben ist ungewöhnlich.

    Hallo Thomas,

    diese Anschrift passt nur zur 50 3652, die zunächst bis 1986 in Güstrow, dann in Salzwedel und dann noch im Bw Halberstadt (nur Heizlok Oschersleben) beheimatet war.

    Ich hab die Sammlung im Oktober 1994 in Basdorf kurz besichtigt, aber nicht in aller Gründlichkeit, weil ich von der "nebenan" fahrenden 74 1230 "weggelockt" wurde.


    Meine wenigen Fotos möchte ich hier schnell anhängen. Diese Loknummer ist leicht lesbar. Sie gehört wohl heute nach Hermeskeil, steht zumindest dort im Bestand. Gehörte der interessante Wagen auch zur Sammlung Falz, oder zu welcher Sammlung zählt er?

    Zu dem Dampfspender im Hintergrund kann ich nichts sagen. Könnte eine der beiden 41er-Dampfspender in der Sammlung sein, also 41 1125 oder 41 1289.

    Der Zustand der Loks war schon in Basdorf nicht berauschend, war die Mehrzahl von ihnen doch schon Jahre abgestellt. Hier blicken wir auf 52 8102, die bis 1987 beim Bw Angermünde beheimatet war, dann noch in Neubrandenburg für Heizzwecke, bald aber nur noch abgestellt war.

    Um welche 52.80 es sich daneben handelte, weiß ich nicht.

    Welche Loks ich hier erwischt habe, kann ich nicht genau sagen. Zweifellos im Vordergrund eine teilweise gerupfte 44 und dahinter zwei 52.80 und im Hintergrund eine 220. Anhand der Kreideanschriften an der Rauchkammertür der 44, verglichen mit dem Bestand in Falkenberg könnte es sich um 44 2105 handeln. Die Bestandslisten von Hermeskeil und Falkenberg weisen heute übrigens keine 220 aus.

    Die V 60 lässt sich leicht als 346 660 identifizieren. Daneben 50 3693, die sich zuletzt als Dampfspender in Angermünde verdingt hatte. Die NHL der BR 50.35 daneben, lässt sich nicht identifizieren und der Dampfspender BR 44 daneben bleibt auch anonym. Es kommen jeweils mehrere in Betracht.

    Dann war es um meine Erkundungen geschehen, denn Dampf schlägt kaltes Eisen. Die 74 war damals mit dem Veltener Traditionszug für die Berliner Eisenbahnfreunde zwischen Basdorf und Liebenwalde unterwegs. Ich war nicht ganz unvorbereitet und nicht völlig überrascht, denn der EK hatte in einer kurzen Notiz auf diese Fahrten hingewiesen, aber keiner wusste es genau. Internet gab es noch nicht. Ich bin dann ihr hinterher gefahren. (Alle Aufnahmen unbearbeitet, daher schief und fusselig) :klatsch:

    In Jüterbog und Falkenberg war ich bisher nie.

    Viele Grüße

    Dampfachim

  • Guten Abend.

    Hinter Stacheldraht versteckt sich eine Nummernlose E44 auf dem Gelände., In Falkenberg habe ich diese leider nicht wieder gesehen.

    Das ist 244 049-3. Die steht in Falkenberg im oberen Bw im Rundschuppen oder im dahinterstehenden Rechteckschuppen.