Ende der 80er - Besuch in Helbra und Klostermansfeld bei der Bergwerksbahn

  • Liebe Freunde,

    nachdem sich der Regelspurdampf bei der DR verabschiedete, suchte ich nach neuen interessanten Wirkungskreisen.

    Die Schmalspurbahnen waren schon von Interesse, aber galten ja als gesichert, daher gab es erst einmal andere Prioritäten.

    Und so rückte bei mir die geheimnisvolle Mansfelder Bergwerksbahn in den Vordergrund.

    Mehrere Ausflüge führten mich nach Klostermansfeld, Helbra und Hettstedt.

    Immer auch mit dem unguten Gefühl und dem Wissen, dass hier das Fotografieren gar nicht gern gesehen war.

    Auch hatten die Orte und die Landschaft einen recht morbiden Charme.

    Da ich auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen war, konnte ich leider eher nur die Betriebsbahnhöfe bzw.

    Werkstatt besuchen. Dennoch lernte ich einiges vom Betriebsablauf kennen und war begeistert von einer der letzten

    mit Dampf betriebenen Werksbahn.

    Nur an die Klänge des Typhon der Dampflokomotiven wollte ich mich nicht so gewöhnen.

    Aber wenn man die Vierkuppler dann erst einmal gesehen hat, war die Welt wieder in Ordnung.

    Der Werksbetrieb war hart und es gab wenig Zeit und Anlass, die Loks und Anlagen auf Hochglanz zu polieren. Am Betriebsbahnhof Ernstschacht konnte man für einen t

    Tagesausflug, den Betrieb bestens und relativ sicher beobachten. Für mich war auch das rollende Material sehr spannend.

    Was mich schon damals sehr bewegte, nach solch einem tag in Helbra, hatte man das Gefühl - die Luft schmecke nach Asche.

    Lok 7 rangiert auf dem Bahnhof Ernstschacht und lies sich nicht aus der ruhe bringen.

    Fast schon etwas wie bei einer MBB Sonderfahrt - hatte man doch 3 verschiedene Wagengattungen als Zug zusammengestellt.

    Jetzt ging es hoch zur Hütte.....

    An die einstige Bedeutung der Anlagen erinnern gleich zwei große Stellwerke im Bf. Ernstschacht. Hier im Forum wurden auch Bilder gezeigt,

    als die Anlagen noch im Vollbetrieb waren. Zum Schluss reichten ein D Kuppler aus und V10C ergänzten den Betrieb vor Ort.

    Die Kohle für die Werkdampfer war leider nicht sonderlich gut, eher Krümelzeug. Lok 7 räucherte gleich mal alles zu, als man wieder loslegen wollte.

    Bei einem späteren Ausflug, war ich zuerst in Klostermansfeld. Lok 11 wartete scheinbar auf Ausbesserung, interessant auch der S4000,

    der zu jener Zeit zwar schon alt war, aber noch kein Einzelstück.

    Blick auf die bekannte Lokwerkstatt, der begriff "Feldschmiede" wurde vor Ort gern genutzt und man nahm sich selbst gern auf die schippe.

    Den Menschen vor Ort war bewusst, dass sie mit alten Werkzeugen und Anlagen arbeiteten und dennoch war man stolz, was man erreichte.

    Und man musste sich nicht verstecken. Hinten steht schon der niegelnagelneue - silberfarbene Kessel für Lok 10, deren Rahmen recht steht.

    Links sehen wir Lok 7, fast vollkommen auseinandergenommen. Nur noch Lok 9 war jetzt im Einsatz.

    Wie alt mag wohl dieses Wägelchen sein....?

    Blick in das Werkstattgelände, rechts stehen einige Schmalspurwaggons. U.a. ein sächs. reisezugwagen und ein sächs. Packwagen der Einheitsbauart. Auch die Güterwaggons sind interessant, wobei der mit dem Spitzdach besonders ins Auge fällt.


    Im Sommer beanspruchte die Vegetation das Bahngelände für sich und in dieser grauen Welt sorgten blühende Kräuter, Goldrute für Kontraste.

    Warum die Rauchkammertür derart demoliert aussah, keine Ahnung.

    Auch ungewöhnlich die Anschriften, wer wohl Mutter oder Vater sein sollte.... ein Spaß von Einheimischen, den wohl nur Insider verstehen :)

    So, Lok 9 braucht etwas zu futtern. Vom ´Gleis in Richtung Hütte, zweigte ein Gleis zum Entladebunker ab.

    Für eine Kleinbahn war ein Hochbunker schon hoch moderne Technologie.

    Hier am Hochbunker wurde die Kohle geladen und de Ladevorgang verlief recht flott. Oben befanden sich weitere Gleise, wo die Kohle entladen werden konnte und per Förderband wurden die beiden Behälter gefüllt.

    Nach der Kohle gab noch Wasser und die Maschine musste abgeschmiert werden. warum man gleich 3 Leute benötigte, bleibt wohl das Geheimnis des

    Mansfeldkombinates. Ein Gelenkwasserkran auf einer Schmalspurbahn hat mich schon fasziniert. Schade das dieser nicht wieder an der heutigen Museumsbahn aufgebaut wurde. Vorhanden soll er aber noch sein.

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas

  • Hallo Thomas,

    danke für Deine Bilder. Die Aufgabe des dritten Mannes hast du doch sogar im Bild festgehalten. Er wird Rangierer, Zugführer gewesen sein. Und ich denke die Funktion des Wiegemeisters wird er auch übernommen haben. Und wo sollte er hin, wenn die Lok restauriert wurde. Und je eher sie fertig waren, um so eher war Pause.

    Gruß Uwe

  • Hallo Uwe, der Rangierer war auch noch da, das war Nr. 4. Ein guter Freund von mir. Aber den könnte ich mal fragen, wer da alles so zu tun hatte 😊

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas

  • Warum die Rauchkammertür derart demoliert aussah, keine Ahnung.

    Hallo Thomas,

    die ist zu heiß geworden.

    Mutmaßlich hat der Heizer die Rauchkammerspritze (um die angesammelte Lösche abzukühlen) zu wenig betätigt, oder sie hat nicht funktioniert.

    Liebe Grüße,

    Peter

  • Hallo Ralf,

    nö, ich kann nicht sagen, dass so ein Schild nervt, denn es hat wohl ein Grund gegeben,

    warum Petra - geboren 1976, die Mutter Uschi hatte und es den Vater Papi gibt.

    Das war eher Zeitgeist und die fuhr ja über Wochen so herum.

    Kann eine Werklok so authentischer sein...?

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von BRBler (19. Mai 2021 um 09:34)

  • Hallo Thomas,

    lieben Dank für die Bilder vom Werkbahndampf im Mansfelder Land! Irgendwie haben die Bilder von dort für mich immer etwas mystisches.

    By the way: Gibt es eigentlich Literatur über den Bahnverkehr im Mansfeld-Kombinat respektive über die Bergwerksbahn? Auf die schnelle konnt ich nicht wirklich etwas finden.

    Viele Grüße

    Tobias

  • Hallo Tobias, so richtige Literatur gibt es bislang nicht. Eher ein paar Sonderheften. Alles diskutierte im letzten Jahr zum Jubiläum, dass da etwas in der Pipeline ist, aber das Jubiläum fiel aus und nun ist alles gespannt, ob man etwas nachholen kann und dann vielleicht auch ein Büchlein erscheinen wird.

    In einer der zahlreichen Themenstränge ging es auch um die zahlreichen Strecken und Bahnhofspläne. Hier findet man schon eine menge Informationen zu dieser bahn.

    Und Du hast recht, die bahn hatte etwas mystisches.

    war doch das fotografieren dieser Hütten nicht gestattet und es gab einen strengen Werkschutz.

    Ich habe aber erleben müssen, dass sich ganz hinten, am Ernstschacht keiner mehr für mich interessierte :)

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas

  • Schon zu DDR Zeiten war abzusehen, dass die Kupferförderung zu Ende gehen wird und auch die Hütten arbeiteten am ende ihrer Bestandszeit. Ein großes Heer an Instandhaltungsleuten reparierte die Anlagen im Dauerstress.

    Als ich 1990 wieder in Klostermansfeld ankam, da herrschte Ruhe und Lok 9 stand auf dem Rand.

    Nun war sie arbeitslos, wie bald viele Menschen im Mansfelder Land. Der Bergbau, welcher über Jahrhunderte die Wirtschaft der Region prägte, war nun Geschichte.

    Neben Lok 9 liegen die Teile von Lok 7, welche sich wie Lok 10 noch in der HU befindet. Es war für mich faszinierend, dass diese kleine Werkstatt nach wie vor komplette Hauptuntersuchungen an den Fahrzeugen anstellte.

    Von Lok 10 gab es auch nur ein Puzzel an Einzelteilen, Praktisch, dass am Führerhaus die Nummer befestigt wurde.

    Vor der Werkstatt steht auch noch EL 9 - 005, eine ehemalige 1000mm V10C auf Akkubetrieb und Regelspur umgebaut. Man sieht - moderne Antriebsarten gab es schon vor Jahrzehnten. Die Drehgestelle vor der ex V10C wurden zum Transport großer Fahrzeugteile genutzt.

    Interessant auch die Sammlung dieser alten zweiachsigen Werkswaggons.

    Die Lore vom Bf. Ernst Schacht ist inzwischen in der Werkstatt angekommen. Auch der Kessel auf dem Rollwagen ist nicht minder Interessant und könnte auf der modellbahn als Vorbild dienen.

    Liebe Grüße von der Havel, Thomas